Über den novum Verlag und über DKZ-Verlage allgemein konnte ich hier ja schon einige haarsträubende Dinge lesen. Leider wie häufig in solchen Fällen, nur von wenigen Leuten, die auch tatsächlich Erfahrungen damit gesammelt haben. Wie häufig in Foren, wird schließlich alles in einen großen Topf geworfen und dann kräftig umgerührt. Ich bin bekennender Hobbyautor und schreibe mit Begeisterung auf einer Alditastatur. Es gehört zu den faszinierenden Dingen unserer Zeit, dass jedes Sonderangebot bei Aldi mindestens 500 neue Autoren hervorbringt. Wow, was für eine Zeit, in der dieses möglich ist. Und was für ein tolles Land, in dem sich so viele Menschen mit dem Schreiben und auch dem Lesen beschäftigen. Ich fände es fantastisch, wenn es überall auf der Welt möglich wäre. Natürlich ist dies einigen Menschen, die den ganzen lieben Tag vor ihrem Mac sitzen und sich schon allein über ihr Schreibwerkzeug als schreibende Elite definieren, ein Dorn im Auge. Mit Hohn und Spott werden Leseproben aus dem weltweiten Internet hervorgeholt, um die oft mühsam geschriebenen Texte lächerlich zu machen. Manch junger Schreiber, der für fair gehandelten Kaffee, sorry, fair gehandelte Worte eintritt, fordert gar die Medien zur Zensur auf, damit des einfachen Volkes Worte nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Die Forderung nach Zensur ist wohl Ausdruck der ungestümen Jugend dieses Schreibers. Zensur? Man sollte glauben, dass ein Sturm der Entrüstung durch die Autorengemeinde tobt, wenn diese Worte hier mit Überzeugung geschrieben werden. Aber nein, gemäß „Biedermann und die Brandstifter“, ist wohl jeder Autor hier beruhigt, wenn nur die Häuser der anderen angezündet werden. Kaum gibt es in einem Land die Freiheit zu schreiben und zu veröffentlichen, werden immer wieder Gründe produziert, sie einzuschränken. Eine Zensur anderer Autoren ist wohl das allerletzte, was ein Autor fordern sollte.
Dies lag mir auf dem Herzen. Der Grund, warum ich hier diesen Beitrag schreibe, ist jedoch ein anderer. Ich möchte, die doch oft einseitige Betrachtungsweise, um eine Facette erweitern. Zu sehr verstummt scheint mir die Gemeinde der DKZ-Autoren, angesichts der oft unsachlichen Kritik an ihnen und die scheinbar auch durch Verlage gesteuerte Abschiebung in die Unredlichkeit. Wie in jedem Wirtschaftzweig, so gibt es auch hier Pfründe zu sichern und die vorgegebene Moral entpuppt sich nicht selten als Verteidigung einer wirtschaftlichen Herrschaftsstellung. Daher schildere ich einmal kurz die Gründe, warum ich einen DKZ-Verlag und insbesondere den novum Verlag gewählt habe.
Wie bereits erwähnt bin ich Hobbyautor. Hobby heißt in diesem Fall, dass ich tagsüber einer doch sehr harten Arbeit außerhalb des Schreibens nachgehe und nach einem Zehn-Dreizehn-Stundentag und anschießender Familienzeit, ein wenig schreibe. Meist sind dies kleine sozialkritische Geschichten, die entweder in der Schublade verschwinden oder in einem der zahlreichen Foren diskutiert werden. Der Zufall wollte es, dass ich im letzten Winter dem Wahn verfiel, ein Buch zu schreiben. Ausgerechnet ein Kinder- und Jugendbuch. Ein schwieriges Unterfangen, da ich mit diesem Metier noch keine Erfahrungen hatte. Da mein Zeitfenster für dieses Vorhaben sehr gering war, (Im Winter reduziert sich meine Arbeitszeit auf 9-10 Stunden) schrieb ich abends, mit Wärmekissen auf den Schultern, das die Schmerzen der Verspannungen lindern sollten, bis tief in die Nacht. Am Wochenende nahm ich mir dann gelegentlich Familienauszeit und schrieb und schrieb. Und tatsächlich war das Manuskript, mit 240 Seiten, nach 6 Wochen fertig.
Was macht man nun mit einem solchen Manuskript? Ja, ja, ich habe viel darüber gelesen und auch kurz darüber nachgedacht. Wie ich zum Beispiel hier sehen konnte, haben manche 21 Jahre gebraucht, um ihr Buch zu veröffentlichen. Sorry, als ich im letzten Winter das Buch schrieb, war ich 48 Jahre alt. Wenn ich dann lese, dass ich mich jahrelang bei Verlagen anbiedern soll, um vielleicht mit 70 mein Buch veröffentlichen zu können, dann kann ich das wirklich nicht ernst nehmen. Zudem fehlt mir dafür tatsächlich auch die Zeit, auch wenn es sich nur um wenige Jahre handelt. Wenn ich dann lese, dass manche diesen Weg beschritten haben und sich nun „richtiger“ Autor nennen, weil 500 Exemplare von ihrem Buch gedruckt wurden, dann ist dies mit Sicherheit nicht mein Weg, selbst wenn er als der einzig wahre Weg angepriesen wird.
Dass jeder Autor sein Werk auch veröffentlichen will, versteht sich wohl von selbst. Bei DKZ-Autoren heißt dies jedoch Eitelkeit. Wie heißt es eigentlich bei anderen Autoren? Ich nenne es Erfüllung eines Traumes. Die Frage, die sich dann stellt, ist natürlich, was will ich mit einer Veröffentlichung erreichen? Will ich Starautor werden und einen Bestseller nach dem anderen verkaufen? Nein, dies kam für mich nicht in Frage. Ich liebe meine Alditastatur und die gehobenen Kreise der Autoren sind mir, nach allem, was ich so lesen konnte, doch sehr suspekt und zu sehr in elitärem Denken verhaftet. Ich will einfach nur veröffentlichen und Spaß haben. Die Veröffentlichung gibt mir zudem die Möglichkeit zu entdecken, ob mein Buch auch anderen Menschen außerhalb des Freundes- und Bekanntenkreises, gefällt.
Welche Möglichkeiten habe ich in diesem Fall? Normale Verlage kommen also nicht in Frage, da sie selbst ein System geschaffen haben, in dem sich Autoren erst über Jahre anbiedern müssen. Ich schrieb also drei DKZ-Verlage und auf ein Wunder hoffend, auch einige Kinderbuchverlage an, legte mein Manuskript für einen Monat beiseite und ließ es Mütter und Kinder lesen. Nach diesem Monat nahm ich die Anregungen meiner Testleser auf und überarbeitete das Manuskript noch einmal einen Monat lang. Inzwischen lagen schon die Angebote der DKZ-Verlage vor. Einer dieser Verlage schickte mir doch sogar gleich einen Autorenvertrag.
Um auch dieses aus der Luft gegriffene, aber immer wieder zu lesende Vorurteil über die naiven DKZ-Autoren aufzugreifen, muss ich einräumen, dass ich seit 25 Jahren selbstständiger Unternehmer bin. Ich fühle mich sehr wohl in der Lage, Verträge zu lesen. Natürlich arbeiten DKZ-Verlage mit Wünschen und Träumen von Menschen. Dies unterscheidet sie jedoch nicht von anderen Wirtschaftzweigen. Hiermit arbeitet die gesamte Wirtschaft. Käme jemand auf die Idee, eine Automobilmarke als unsolide zu erklären, weil sie in der Werbung lediglich Emotionen anspricht. Das naive Mütterchen, das auf solche Dinge hereinfällt, gibt es mit Sicherheit auch. Hier sollte man jedoch nicht von Einzelfällen auf die Allgemeinheit der Autoren schließen. Ausdrücklich erwähnen möchte ich natürlich, dass es, wie in eigentlich jeder Branche, auch schwarze Schafe gibt. Diesen sollte das Handwerk gelegt werden, da es sich nach meiner Meinung um Betrug handelt, wenn der gute Glauben von Menschen ausgenutzt wird, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Aber hierfür sollten auch die normalen rechtstaatlichen Mittel herangezogen werden. Der Autor, der bei diesem Thema Zensur fordert, möge doch bitte zunächst einmal ein Geschichtsbuch in die Hand nehmen, bevor solche Dinge fordert.
Zwei der Angebote, die ich erhielt, waren wohl aus diesem Bereich. Das Angebot des novum Verlages hatte dagegen ein konkretes Leistungsverzeichnis und eine konkrete Kostenstruktur. Die anderen Angebote waren auf Aufpreispolitik ausgelegt und boten horrende Autorenhonorare. Wenn ich mir den Buchpreis betrachte, danach diese gigantischen Honorare, die Buchhandelsspanne und die Herstellungskosten des Werkes davon abziehe, bleibt nichts mehr übrig, wofür es sich für einen solchen Verlag lohnen könnte, überhaupt noch ein Buch zu verkaufen. Dann schaute ich mir die Verlagsseiten im Internet an. Während bei den anderen beiden Verlagen das ganze Portal auf Autorensuche ausgerichtet war, stand bei novum immer noch der Verkauf von Büchern im Vordergrund. Zwar werden auch hier neue Autoren offensiv beworben, dies scheint mir aber für einen DKZ-Verlag normal zu sein. Ich setzte mich also mit dem novum Verlag in Verbindung, klärte noch einige Fragen, die ich auch schriftlich festgehalten haben wollte und ließ mir einen Autorenvertrag schicken. Der Autorenvertrag entsprach genau dem, was ich telefonisch besprochen hatte. Keine Hintertüren, keine schwammigen Formulierungen. Dann dachte ich noch einige Tage darüber nach, ob mir das Buch so viel wert war, um das Geld dafür überhaupt auszugeben. Bod oder Selbstverlag kamen für mich aus Zeitgründen nicht in Frage. Ich überlegte, wie viel Geld andere Leute für ihre Hobbies ausgeben und beschloss dann, dass mir die Veröffentlichung meines Buches das Geld wert war, da es mein einziges Hobby (außer Sylt) ist. Noch bevor die ersten erwarteten Absagen von den Kinderbuchverlagen eintrafen, hatte ich Anfang April den Autorenvertrag unterschrieben.
Der novum Verlag nahm die vertraglich festgelegte Arbeit auf und tatsächlich erschien mein Buch, wie vereinbart, ungefähr zehn Monate nachdem ich das erste Wort dafür geschrieben hatte. Selbstverständlich klappte nicht alles so, wie ich es mir vorgestellt und gewünscht hatte, aber als Unternehmer weiß ich, dass bei der Arbeit Fehler passieren. Ich fühle mich allerdings sehr wohl in der Lage, solche Dinge mit dem Verlag direkt zu lösen. Für mich ist es eine Unsitte geworden, jeden kleinen menschlichen Fehler im Internet breit zu treten. Hätte ich allerdings das Gefühl gehabt, dass das System bewusst, vorsätzlich auf diesen Fehlern beruht, würde ich es in Foren ansprechen, um andere davor zu warnen. Es waren aber rein menschliche Fehler und der Verlag hat sich bemüht, diese entsprechend zu kompensieren. Durch meine Leserunde sind mir noch weitere Dinge bewusst geworden, aber auch diese Punkte werde ich mit dem Verlag wohl hoffentlich allein klären können. Zudem bin ich davon überzeugt, dass auch in anderen Verlagen einige Dinge schief laufen. Letztendlich hat der novum Verlag alle vereinbarten Bedingungen eingehalten und er steht mir auch nach der Veröffentlichung noch als Gesprächspartner zur Verfügung und nimmt Anregungen auf.
Sicher, dieser Weg kann kein Weg sein, das Verlagsprinzip umzukehren. Der hier oft zitierte Satz, dass das Geld zum Autor fließen soll und nicht umgekehrt, ist grundsätzlich richtig. Jedoch haben die Verlage verpasst, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Das Schreiben von Büchern ist heute kein Privileg einer kleinen Elite mehr, sondern eine Angelegenheit breiter Bevölkerungsschichten geworden. Und das ist gut so! Auch müssen sich die Verlage, zum Teil mit Praktikanten im Eingangslektorat, vorwerfen lassen, durch ihr Verharren in längst überholten und angestaubten Standesdünkeln, erst betrügerischen Machenschaften die Türen geöffnet zu haben. Wäre es nicht ihre Aufgabe gewesen, neue Möglichkeiten in ihrem angestammten Metier zu schaffen? Stattdessen handeln sie mit Fair-Verlag wie veraltete Unternehmerverbände, die versuchen, ihre Pfründe zu schützen. Neue Wege dieser Verlage sind gefragt, um der neuen literarischen Welt eine Plattform zu bieten und das Feld nicht denen zu überlassen, die die Wünsche und Träume der Menschen für ihre Zwecke ausnutzen. Die Uhr der Freiheit des Schreibens und der Freiheit der Veröffentlichung lässt sich zum Glück nicht mehr zurückdrehen. Also warum nicht offensiv und produktiv damit umgehen.
Ich schreibe gerade am zweiten Buch. Da ich nach wie vor keine Zeit für die antiquierten Abläufe in normalen Verlagen habe und mich nicht jahrelang anbiedern möchte und kann, werde ich den gleichen Weg wieder beschreiten, wenn sich keine andere Möglichkeit ergibt. Ob ich mich dann nach Meinung einiger selbsternannter Literaten überhaupt Autor nennen kann, ist mir eigentlich völlig wurscht. Ich habe viel Freude an meinem Hobby. Allein die Leserunde im buechertreff hat mir über Wochen so viel Spaß bereitet, dass sich das Geld schon deshalb gelohnt hat. Ich konnte mit „fremden“ Menschen über mein Buch reden und diskutieren und ich habe so viel Zuspruch erfahren, wie ich es wohl nie erlebt hätte, wenn mein Manuskript in einer Schublade verstaubt wäre oder ich das Buch erst mit siebzig Jahren in der Hand gehalten hätte. Ich kann hier nichts bereuen, geschweige denn ein Büßerhütchen tragen, nur um einige verstaubte Edelfedern auf ihrem Thrönchen zu belassen. Den „guten“ Autoren nimmt meine Veröffentlichung nichts. Nur der Möchtegernklasse kann dies ein Dorn im Auge sein. Ob ich den novum Verlag erneut nehme, weiß ich noch nicht. Dies hängt sicherlich auch vom Preis ab. Aber es spricht nichts dagegen und ich weiß, was ich für mein Geld erhalte. Dies ist ein großer Vorteil.
Für andere Hobbyautoren noch einmal zum Schluss. DKZ-Verlage sind einfacher und schwieriger zu gleich. Leichter deshalb, weil man sich die ganzen Prozeduren und Frustrationen erspart, die das normale Verlagswesen sich als Statussymbol zur Zulassung auserkoren hat. Schwieriger aus dem Grunde, weil viele Vorurteile bestehen und das Buch nicht so bekannt wird, wie es sich viele Hobbyautoren erträumen. Die Frustration wird bei falschen Träumen häufig nur verschoben. Sie findet also nicht vor der Veröffentlichung statt, wie bei herkömmlichen Verlagen, sondern nach der Veröffentlichung. Die Entscheidung für einen DKZ-Verlag sollte stets eine bewusste Entscheidung sein, für das was man erwartet und erhalten möchte. Zur Erfüllung von Bestsellerträumen sind sie meines Erachtens weniger bis gar nicht geeignet. Sie sind jedoch ein Weg, sich den Traum von einem eigenen veröffentlichten Buch zu erfüllen. Allerdings ist Vorsicht geboten, denn nicht jeder DKZ-Verlag ist auch solide.
David Falkmann mit Tim Brolli - Das verstummte Dorf