Hallo Babyjane,
puuh, da hast Du Dich ja wirklich ausführlich mit 'Sturmherz' auseinander gesetzt. Ich will man versuchen, meine Antwort möglichst knapp zu halten (auch wenn ich nicht glaube, daß das was wird).
Ich halte mich zunächst mal an die positiven Dinge.
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Original von Babyjane
Die Idee der Geschichte ist ebenfalls ziemlich gut und es kommt auch durchaus Spannung auf. Ich war teilweise sogar richtig gefesselt, weil ich unbedingt wissen wollte, was da denn nun Auslöser war, was passiert ist und vor allem wie es weiter geht.
> Offensichtlich hast Du Dir keine nennenswerten Verletzungen zugezogen, weil Du zwischendrin vor Langeweile vom Stuhl gekippt wärst, das ist doch schonmal was.
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Original von Babyjane
und wurde durch den angenehmen Erzählstil der Autorin äußerst positiv überrascht.
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Die Charaktere sind klar gezeichnet und handeln auf ihre Eigenschaften bezogen nachvollziehbar.
> Stilistisch konnte ich ebenfalls Deine Gnade finden und meine Charaktere funktionieren bzw. transportieren die Handlung. Das stimmt mich als Autor schonmal recht zufrieden.
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Original von Babyjane
Ich habe sehr kritisch gelesen und im gesamten Buch nur einen verzeihlichen Rechtschreibfehler gefunden.
> Insofern konnte ich doch auf jeden Fall Deine Sorgen bzgl. 'Gab es ein Lektorat?' etc. beseitigen. Ganz ehrlich, ich bin überrascht, daß Du nur einen Rechtschreibfehler gefunden hast, ich hatte echt angenommen, daß sich da noch 2-3 mehr drin verstecken. Man wird ja dummerweise gegen Ende immer so 'betriebsblind'. Wäre übrigens nett, wenn Du mich via PN mal wissen lassen würdest, wo der Fehlerteufel steckt. Danke!
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Original von Babyjane
Der Stammbaum vorne im Buch wirkte zunächst aufgrund der wenigen Figuren überflüssig, als es jedoch immer mysteriöser wurde, habe ich ihn sehr gerne zu Hilfe genommen und fand ihn sehr hilfreich.
Hihi, das ging vielen Leuten, die mir geschrieben haben so. Am Anfang denken die immer. Och, zehn Leute, die Hälfte tot, was kann da so kompliziert sein und dann sind doch alle froh, daß sie nochmal nachschlagen können.
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Original von Babyjane
Die Erzählart und die Zeitsprünge in jedem Kapitel empfand ich als sehr gut gelöst und sie steigerten die Spannung und wirkten passend zusammen gesetzt.
Das war übrigens wirklich Knochenarbeit. Zwei Zeitebenen in einander verweben, so daß sie irgendwie noch zueinander passen und Sinn ergeben.
Schön, daß es offensichtlich gelungen ist.
So, nun zu Deinen Kritikpunkten.
Verzeih, aber auf die Äußerlichkeiten wie Druckbild, Kursivschrift, Klappentext etc. werde ich nicht eingehen. Zum Einen sehe ich es eher als 'Nebensächlichkeit', zum anderen liegen diese Dinge außerhalb meines Einflußradius als Autor.
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Original von Babyjane
Was nicht Ok war, waren die vielen Stellen, an denen statt einem Komma ein Punkt stand.
Verbuche ich unter 'dichterische Freiheit'.
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Original von Babyjane
Subjektives...
5. Die Kinder Joy und Samson führten für mich als Erwachsene sehr angenehme und sinnvolle Gespräche, allerdings nicht in einer kindgerechten Sprache. Das führte, dazu dass es mir enorm schwer fiel vor meinem inneren Auge tatsächlich Kinder zu sehen und keine erwachsenen. Die Sprache der beiden wirkte zu gereift und zu nachdenklich für Kinder in diesem Alter.
Diesen Punkt von Dir kann ich nachvollziehen, aber es ist etwas, das ich ganz bewußt so gestaltet habe. Mir ist schon klar, daß Joy & Samson durchaus wie Kinder handeln, ihre Sprache aber sicherlich in der Entwicklung zu weit für ihre Altersklasse ist.
Es ging mir halt weniger darum, 'echte' Kinder zu schaffen, als eine Atmosphäre. Ich sehe 'Sturmherz' als Belletristik und da mag ich persönlich es auch, wenn ich beim Lesen durchaus merke, daß ich Literatur vor mir habe. Heutzutage muß immer alles möglichst realitätsnah sein und quasi den Leuten 'aufs Maul geschaut'. In Krimis & Thrillern finde ich das auch begrüßenswert, aber woanders merke ich schon ganz gerne, daß ich mich in einer künstlichen, dafür aber irgendwie magischen Welt bewege.
Zum Beispiel finde ich Arundhati Roy 'Der Gott der kleinen Dinge' phantastisch. Die Sprache ist sicherlich alles andere als 'normal', eher sehr blumig (fast schwülstig), aber ich fand es genial. Man wird da reingezogen in eine Welt, die man fast auf der Zunge schmecken kann. Genial.
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Original von Babyjane
6. Bibelzitate... auf jeder 2. oder 3. Seite wird entweder die Bibel oder Sturmhöhe zitiert. Nun ich bin nicht gläubig, dadurch störten mich die Bibelzitate sowieso, noch massiver, weil die Geschichte auch mit weniger Anspielungen und Belehrungen unter Zuhilfenahme der Bibel funktioniert hätte.
Also ich habe jetzt mal kurz geguckt, wieviel Fußnoten es gibt, nämlich ca. 50 auf 260 Seiten. Davon sind einige Übersetzungen aus dem Lateinischen, andere irgend etwas Erklärendes, so daß ich jetzt mal grob schätze, daß ca. die Hälfte bis 2/3 Zitate aus 'Sturmhöhe' oder der Bibel sind.
Ich kann allerdings durchaus verstehen, daß Dich als nicht gläubigen Menschen, das etwas abschreckt. Auch wenn es nach dem Buch vielleicht nicht den Anschein hat: Ich bin selber absolut überzeugter Atheist.
Aber ich wollte halt eine Welt schaffen, die mit religiösen Zwängen & Lügen -irgendwie fernab jeder Ratio- arbeitet. Ich denke, es wird teilweise ja auch schon deutlich, wie verlogen bzw. fassadenhaft die Moralvorstellung einiger Protas so ist.
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Original von Babyjane
Weiterhin stellten diese Zitate Sturmhöhe und die Bibel irgendwie auf eine Stufe, was zwar für die Protagonisten durchaus stimmen mag, für den Leser aber schwer nachzuvollziehen ist.
Mmmh, aber geht es nicht darum, die Charaktere zu transportieren?
Joy stellt die beiden Bücher mental nun mal auf eine Ebene. Darüber können wir als 'Leser' urteilen, aber für sie ist das die Handlungsweise, die ja u.a. auch einer der Gründe ist, weshalb sie später aus diesem mentalen Konstrukt, das sie sich geschaffen hat, nicht mehr so recht heraus findet.
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Original von Babyjane
Die Geschichte ist unheimlich dicht, wie Tintenteufel schon schrieb, dennoch hätte sie auf einigen Seiten mehr Raum gebraucht. Damit meine ich nicht, die Hinarbeit auf die Lüftung des Geheimnisses, die war ausreichend formuliert. Eher die Gefühle der einzelnen kamen mir zu kurz.
Okay, den Punkt kann ich verstehen und auch so stehen lassen. An einigen Ecken hätte ich sicherlich noch tiefer gehen können bzw. auch die Gefühle durch Handlungen klarer darstellen. Mein Problem war, daß ich eine sehr genau, fast abgezählte Anzahl von Übergängen zwischen den Zeitebenen hatte. Durch zusätzliche Szenen wäre ich da in die Bredouille geraten.
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Original von Babyjane
10. Wiederholungen...
Das Buch ist mit seinen knapp 250 Seiten sehr kurz. Dennoch hielt es die Autorin für nötig gewisse Dinge immer wieder zu wiederholen und mehrfach zu erklären.
Hier muß ich zu meiner Verteidigung mal sagen, daß es in der Urversion von 'Sturmherz' keinerlei Wiederholungen dieser Art gab und auch WESENTLICH weniger Hinweise auf den Grund, warum Henry Linton starb bzw. wie alles zusammenhängt / wer Heathcliff ist.
Ich habe dann aber in Zusammenarbeit mit meiner Lektorin & so ca. 20 Testlesern festgestellt, daß diese ein paar 'Gedankenstützen' brauchen.
Da Du sehr viel liest, liest Du wahrscheinlich wesentlich aufmerksamer als der 'durchschnittliche' Lesertypus. Ich kann Dich voll verstehen, mich nervt es auch, wenn ich den Eindruck habe, ich vertue meine Zeit mit längst bekannten Informationen.
Leider sind sie didaktisch manchmal unumgänglich und von 20 Testlesern gab es nur 2, die bereits früh die Zusammenhänge geahnt haben (was ihr Lesevergnügen aber wohl nicht entscheidend gemindert hat).
Bei 4 Leuten mußte ich sogar mit der 'Brechstange' ran bzw. das Ende noch mal richtig plakativ machen, weil sie sonst verwirrt gewesen wären.
Glaub mir, man hast nicht immer leicht als Autor...
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Original von Babyjane
12. Sprachwechsel....
Durch das gesamte Buch hinweg zieht sich der Name Sturmhöhe. Warum wird in den letzten paar Kapiteln plötzlich das Buch nur noch Wuthering Heights genannt? (Klar bedeutet das gleiche, hat mich aber irritiert.)
Klarer Fehler, der im Lektorat hätte auffallen müssen. Keine Diskussion.
Fazit
Angebot eines Kurzfazits: Geschmäcker sind verschieden.
Insofern nehme ich Dir auch keinen Punkt Deiner Kritik irgendwie übel, da sie sachlich war und darauf kommt es immer an.
Da ich 'handwerklich' (Charaktere, Logik, Sprache) ja wohl Gnade in Deinen Augen gefunden habe, denke ich, konnte ich zumindest Deine ursprünglichen Bedenken (hier macht jemand Werbung für sein kaum über BoD Qualität hinausgehendes Werk) zerstreuen, oder?
Herzlichst
BronteSister
PS: Mein zweites Werk hat übrigens nichts mit Emily Bronte oder der Bibel zu tun, keine Angst.