Deon Meyer: Fever

  • Deon Meyer: Fever
    Verlag: Rütten & Loening 2017. 702 Seiten
    ISBN-10: 3352009023
    ISBN-13: 978-3352009020. 19,99€
    Originaltitel: Fever
    Übersetzerin: Stefanie Schäfer


    Verlagstext
    „Ich will vom Fieber erzählen, von unserer Stadt Amanzi – und von dem Mord an meinem Vater Willem.“
    Nicolaas Storm fährt mit seinem Vater Willem durch ein vollkommen verändertes Südafrika. Nach einem Fieber, das weltweit fünfundneunzig Prozent der Menschen getötet hat, versuchen die beiden, einen sicheren Platz zum Leben zu finden. Das Land ist in einem Zustand der Gesetzlosigkeit. Gangs ziehen schwerbewaffnet umher, wilde Tiere bedrohen die Menschen. Schließlich aber finden Vater und Sohn einen Platz für eine Siedlung. Andere Menschen stoßen zu ihnen – Abenteurer, elternlose Kinder, ehemalige Soldaten. Sie alle müssen die Gesetze des Überlebens neu lernen. Nico wird zum Schützen ausgebildet. Er verliebt sich in Sofia, die wildeste Frau, die jemals ihre kleine Stadt betreten hat, und er beginnt wieder an eine Zukunft zu glauben. Bis die Katastrophe passiert – und sein Vater ermordet wird.


    Der Autor
    Deon Meyer, Jahrgang 1958, ist Südafrikas bester und erfolgreichster Thrillerautor. 1994 veröffentlichte er seinen ersten Roman. Er lebt in Stellenbosch, in der Nähe von Kapstadt. Seine Romane erscheinen in mehr als fünfundzwanzig Ländern. Als Aufbau Taschenbuch liegen von ihm die Thriller „Tod vor Morgengrauen“, „Der traurige Polizist“, „Das Herz des Jägers“, „Der Atem des Jägers“, „Weißer Schatten“, „Dreizehn Stunden“, „Rote Spur“, „Sieben Tage“, „Cobra“, sowie der Story-Band „Schwarz. Weiß. Tot“ vor. Mehr Informationen zum Autor unter www.deonmeyer.com.


    Inhalt
    In aller Kürze: Warum sollten Sie diesen Roman lesen?
    Weil er eine beängstigend nahe Zukunft äußerst realistisch schildert, zwei facettenreich entwickelte jugendliche Hauptfiguren hat und unterhaltsam eine Reihe ethischer Zielkonflikte aufeinanderprallen lässt.


    Nicolaas Storm erzählt im Rückblick vom Ende der Zivilisation, von der neuen Zeitrechnung, die seine Generation einführte und von den entscheidenden Jahren zwischen seinem 13. Und 18. Lebensjahr. Zwei Virenstämme von Mensch und Fledermaus hatten sich vereinigt und zu einer verheerenden Seuche geführt, die nur wenige Menschen überlebten und die die uns vertraute Zivilisation zusammenbrechen ließ. Im dünn besiedelten Südafrika sind das u. a. elternlose Kinder, die als einzige ihrer Familie überlebt haben. In diesem postapokalyptischen Szenario ist Nico Storm mit seinem Vater Willem unterwegs. Die beiden verfügen über einige nützliche Gegenstände, doch wie in jedem dystopischen Szenario zeichnet sich ab, dass Vater und Sohn ohne Trinkwasser, Elektrizität und die Kooperation mit anderen Menschen nicht lange überleben werden. Irgendwann sind die Lebensmittelvorräte in den Vorratskellern und Supermärkten verbraucht und die Überlebenden müssen Lebensmittel anbauen und gegen menschliche und tierische Nahrungskonkurrenten verteidigen.


    Nico erzählt aus der Position eines fast 50-jährigen seine Erlebnisse in der Epoche „nach dem Fieber“ und fügt stellvertretend für das Schicksal abwesender Personen Interviewschnipsel ein, die Weggenossen für ein Geschichtsprojekt in Diktiergeräte gesprochen haben. Hätte das Fieber nicht 95% der Weltbevölkerung ausgelöscht, hätte Nico sich in der Pubertät aus der engen Beziehung zu seinem Vater lösen können und von anderen Autoritäten lernen. Doch als Willem Storm beschließt, eine völlig neue Lebensweise zu begründen, zwingt diese Entscheidung Nico zunächst in die Rolle des Sohns vom Anführer. Bereits als die ersten Mitglieder des Projekts Amanzi eintreffen, stehen sich drei äußerst unterschiedliche Männer gegenüber, die erbittert um den Führungsanspruch kämpfen werden. Im Moment, als Bischof und Pfarrer aus dem Bus steigen ist klar, dass die neue Lebensweise durch die alten Machtstrukturen eines rassistischen Staates bedroht wird. Während an ihrem geschickt gewählten Standort die Gemeinschaft ständig wächst, müssen elternlose Kinder betreut, Kranke behandelt und müssen Nahrungsmittel angebaut werden. Als Amanzi von einer marodierenden Bande überfallen und ausgeraubt wird, steht fest, dass die Gemeinschaft sich bewaffnen und verteidigen muss. Das Auftreten der jungen Sofia Bergman führt zwei jugendliche Hauptfiguren zusammen, um deren Überleben fortan gebangt werden muss. Sofia, eine erfolgreiche Querfeldeinläuferin und Armbrustschützin, wurde auf der Farm der Familie zu allen Arbeiten herangezogen wie ihre Brüder auch. Sie entlarvt durch ihr Auftreten den Denkfehler der Amanzi-Führung; denn sie hat nicht die Absicht, brav zu schweigen und sich fortan mit Haushalt und Gartenbau zu beschäftigen. Domingo, der für die Verteidigung der Gemeinschaft nach außen zuständig ist, lässt Sofia und Nico im Geländelauf gegeneinander antreten. Gewinnt Sofia, wird sie in Amanzis Armee aufgenommen, gewinnt Nico, wird er befördert.


    In dystopischen Szenarien ist häufig abzusehen, dass die Figuren sich weder fortpflanzen, noch sehr lange überleben werden, weil sie dazu sesshaft werden und eine Gemeinschaft bilden müssten. Deon Meyer führt in „Fever“ seine Leser in eine postapokalyptische Szenerie, in der die Menschen offensichtlich die ersten Jahre "nach dem Fieber" überstanden haben. Ihre Gemeinschaft folgt auf die uns bekannte Facebook-Gesellschaft und muss sich kritisch damit auseinandersetzen, wie sie zukünftig leben will. Entstanden ist ein großartiger, genauestens recherchierter Roman aus der Perspektive zweier jugendlicher Hauptfiguren. In einem realistischen Szenario müssen Menschen u. a. gegen wilde und verwilderte Tiere ihre Lebensgrundlagen verteidigen – und sich eine neue gesellschaftliche Ordnung erarbeiten. Neben organisatorischen Fragen, wie man z. B. in einer sehr kleinen Gemeinschaft Fachwissen beschafft und weitergibt und dem Fiebern, ob Sofia und Nico wohl ein Paar werden, wirft Deon Meyer eine Reihe von philosophischen und ethischen Fragen auf, die uns bereits heute auf den Nägeln brennen.


    Fazit
    Dass seine jugendlichen Figuren meine Idole sein würden und ich Meyers Detailfreude loben würde, war ja klar. Wie eine Gesellschaft Männer, Frauen und diverse Kulturen an ihrer Werteentwicklung beteiligen kann, wird mich nach der Lektüre noch eine Weile beschäftigen. - Ganz klar ein Roman, den ich mit auf eine einsame Insel nehmen würde.


    10 von 10 Punkten

  • Oh, ich hatte jetzt eigentlich auch mit einem Krimi gerechnet, aber da ich Dystopien und sowas ja auch sehr gerne mag, werde ich das auf jeden Fall mal probieren, ich mag den Stil von Deon Meyer einfach. Das Buch wandert gleich mal auf die Wunschliste. :-]

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Danke für die schöne Buchvorstellung. Ich mag die Bücher des Autors und Dystopien habe ich mir auch noch nicht übergelesen. Dann wird dieses Buch zusammen mit dem "Wie Wölfe im Winter", auf das du mich auch neugierig gemacht hast, auf meine Wunschliste wandern.:wave

  • Gerade habe ich nach dem Lesen der letzten Seite den Deckel von "Fever" zugeklappt.


    Buchdoktors Rezi kann ich nur :write


    Deon Meyer erzählt die Geschichte um einen Vater und seinen Sohn nach einer Pandemie realitätsnah, facettenreich und mitreißend. Die Ereignisse werden zwar aus Sicht des erwachsenen Sohnes, der zum Zeitpunkt des Geschehens Teenager war, erzählt, bereichert wird diese Perspektive aber durch Berichte, Interviews und Stimmen anderer Zeitzeugen. Die Hauptcharaktere überzeugen mit Ecken und Kanten, Stärken und Schwächen. Der Autor berührt in seinem Szenario aktuelle Themen genauso wie grundlegende Fragen des menschlichen Zusammenlebens. "Fever" ist ein Plädoyer für eine demokratische und offene Gesellschaft, und ein Loblied darauf, was Menschen in konstruktivem Zusammenwirken zu leisten im Stande sind.


    Die Sprache von Deon Meyer ist eher schlicht und einfach gehalten. Insofern ist "Fever" sicher kein literarisches Meisterwerk, aber zweifellos ein Roman, der gute Unterhaltung mit Anspruch bietet.


    10 von 10 Punkten

  • So im Nachhinein habe ich ja doch eine kleine Kritik:


    So gesehen wären es eigentlich 9,75 Punkte :grin