Richard Dübell - Der Jahrhunderttraum

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Die Menschheit erobert den Himmel
    Deutschland 1891: Die Geschwister Otto, Amalie und Levin von Briest sehen der Wende zum neuen Jahrhundert entgegen und all ihren Verheißungen. Erste Flugzeuge und Zeppeline begeistern die Massen, und Levin von Briest findet darin seine große Bestimmung. Otto hadert mit seiner adeligen Herkunft, er möchte Detektiv werden. Amalie von Briest ist dagegen noch auf der Suche nach ihrem Schicksal – sie träumt von der großen Liebe und merkt nicht, dass sie sie vielleicht schon längst gefunden hat …


    Autor (Quelle: amazon)
    Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen bei Landshut. Als Autor von historischen Romanen stürmt er seit Jahren die Bestsellerlisten und legt nach Der Jahrhundertsturm mit Der Jahrhunderttraum ein weiteres großes Epos zur deutschen Geschichte vor.
    duebell.de


    Allgemeines
    Fortsetzung zu „Der Jahrhundertsturm“
    Erscheinungstermin: 13.Januar im Ullstein Verlag als broschiertes TB mit 736 Seiten
    Gliederung: Landkarte Berlins und Umgebung – Hauptteil in fünf Büchern mit jeweils nummerierten Kapiteln – Epilog – Nachwort – Danksagung – Quellen
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsorte und -zeit: Berlin, Schweiz, Frankfurt – 1891 bis 1909


    Zum Inhalt
    Der Roman knüpft lose an die Handlung des Vorgängerromans „Der Jahrhundertsturm“ an. Standen dort gesellschaftliche, politische und technische Entwicklungen der Bismarckzeit im Vordergrund, so spielt sich das Schicksal der Enkelgeneration der Protagonisten des ersten Bandes vor dem Hintergrund der Wende vom 19. zum 20.Jahrhundert ab. Otto von Briest, der älteste Enkel von Paul Baermann und Louise von Briest, absolviert auf Wunsch seines Vaters Moritz ein Ingenieurstudium, von dem er jedoch nicht übermäßig gefesselt ist. Viel lieber würde er mit dem Detektiv Edgar Trönicke, einem Freund der Familie, der die Eisenbahnkatastrophe untersucht, die Ottos Großeltern das Leben kostete, zusammenarbeiten. Sein jüngerer Bruder Levin ist von den Gleitflugversuchen Otto Lilienthals gefesselt und hat keinen größeren Wunsch als „den Himmel zu erobern“. Er arbeitet für diverse Pioniere der Luftfahrt, vor allem im Bereich der Luftschifffahrt, auch wenn sein eigenes Interesse hauptsächlich der Entwicklung von Motorflugzeugen gilt. Amalie, das Nesthäkchen der Familie, lässt sich nicht von ihrer Mutter Antonie, einer engagierten Frauenrechtlerin, die sich besonders für die Frauen der Arbeiterklasse einsetzt, für deren Ziele begeistern. Auch ein „klassischer“ Lebensweg als Ehefrau und Mutter reizt sie nicht. Sie wählt einen ganz eigenen, unkonventionellen Lebensweg, der sie schließlich auch in ferne Länder führt.
    Die Brüder Briest geraten durch ihr Interesse an der Entwicklung von Luftschiffen ins Visier eines gefährlichen und fanatischen Mannes, der für die Zukunft Deutschlands besondere Pläne hat…


    Beurteilung
    Der Folgeband zu „Der Jahrhundertsturm“ ist diesem nur lose verbunden, man kann ihn einzeln lesen, dennoch empfiehlt sich aufgrund des übergeordneten thematischen Zusammenhangs die Lektüre beider Romane. Auch die Handlung von „Der Jahrhunderttraum“ spielt sich vor dem gut recherchierten Hintergrund seiner Zeit, in diesem Fall der Jahre um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20.Jahrhundert, ab. Der Leser wird Zeuge gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen; der positiven Entwicklung der Lage der Frauen, die zunehmend mehr Freiheiten genießen und Anfang des 20.Jahrhunderts zum Studium an Universitäten zugelassen werden, steht auf der negativen Seite das Aufkommen eines massiven Antisemitismus gegenüber, der wenige Jahrzehnte später ein katastrophales Ausmaß annehmen wird.
    Die zentrale Thematik ist jedoch auch in diesem Roman eine technische: Ging es im ersten Band um die Einführung und Verbreitung der Eisenbahn und der dadurch bedingten Veränderungen im täglichen Leben, so geht es hier um die Frühzeit der Fliegerei. Persönlichkeiten, die im Bereich der Aeronautik Rang und Namen haben, werden dem Leser vorgestellt: Otto Lilienthal, Friedrich Wölfert, Graf Ferdinand von Zeppelin, Alberto Santos-Dumont, die Gebrüder Wright und (indirekt) Louis Blériot. Auch die nicht wenigen tragischen Unglücksfälle hat der Autor gründlich recherchiert und faktengetreu dargestellt.
    Die fiktiven Figuren sind gut in den realen historischen Kontext eingebettet und in der Darstellung ihrer Charaktere gründlich ausgearbeitet. So wirkt der weitaus größte Teil des Romans authentisch und glaubwürdig, lediglich zum sehr spannenden Ende hin trägt der Autor etwas zu dick auf.
    Das ausführliche Nachwort gibt viele Zusatzinfomationen zu diversen im Buch angesprochenen Themen und auch die Quellenangabe im Anhang könnte für interessierte Leser lohnende Sekundärliteratur erschließen.


    Fazit
    Ein sehr lesenswerter, gut recherchierter Roman um die Frühzeit der Fliegerei, den man unabhängig vom Vorgängerband lesen kann, aber nicht sollte!
    9 Punkte

  • Die Jahrhunderttrilogie von Richard Dübell stellt in diesem Buch die nächste Generation der Hauptakteure aus Der Jahrhundertsturm vor. Es schließt 50 Jahre nach den Ereignissen an. Leider bekommen Paul Baermann und seine Frau Louise hier lediglich am Anfang eine unglückselige Rolle, stellen damit aber die Weichen für einen spannungsgeladenen Handlungsstrang. Der Privatdetektiv Edgar Trönicke muss nun den wahren Hergang des Zugunglücks in Münchenstein ermitteln. Dabei gibt Dübell Einblicke in eine Welt voller Intrigen und Erpressung. Bis es zum Unfall kommt, wird der Leser mit einer bildhaften Ausdrucksweise um Schienenführung und Fliehkräfte vorbereitet. Wie in Zeitlupe schweben die Kohleteile vorm inneren Auge vorbei und lassen erahnen, dass Paul nicht mehr zu retten ist. Der Vorfall und der Kontakt zu Trönicke wecken bei Otto von Briest den Wunsch, ebenfalls Detektiv zu werden.


    Paul und Louises Sohn Moritz ist inzwischen mit Antonie verheiratet. Sie haben drei gemeinsame Kinder, die sich mit unterschiedlichen Dingen beschäftigen, die zur Jahrhundertwende Geschichte schrieben. Moritz ist Direktor bei Siemens und Halske und wird sogar für einige Zeit nach Chicago geschickt, um dort eine Zweigstelle aufzubauen. Sein Sohn Otto begleitet ihn für einige Zeit, um sein gebrochenes Herz zu heilen. Ottos Bruder Levins Leidenschaft gilt dem Fliegen. Der Hauptteil des Buches beschreibt die Geschichte der unterschiedlichen Flugkörper wie Fesselballons und Luftschiffe, Gleitschirme oder Luftschiffe. Die von Briests kommen so in Kontakt mit den historisch belegten Charakteren wie Graf von Zeppelin, Otto Lilienthal oder den Gebrüder Wright. Die Erfindungen, die heute allgegenwärtig sind und damals einen enormen Fortschritt bedeuteten, vermitteln dem Roman Authentizität.


    Es werden aber auch immer wieder gesellschaftliche Themen angesprochen und dabei ein detailgenaues Portrait gezeichnet. Tochter Amalie, deren Freundin Emma und auch Ottos spätere Frau Hermine bilden Beispiele, wie die Zeit ihre Veränderung verlangte. Die ersten Frauenrechtsbewegungen entstanden, die mehr forderten als Kochen und Sittenlehre. Zeitgeschehen wird stets mit einer emotionalen oder mitreißenden Geschichte kombiniert. Die Erzählperspektiven wechseln von Thema zu Thema und geben so einen umfassenden Überblick. Gegliedert ist der Roman in fünf Bücher, die sich jeweils einem Hauptthema der Jahre zwischen 1891 und 1909 widmen. Verbunden sind alle durch die Familie von Briest. Eine Karte von Berlin im Umschlag sowie ein Nachwort mit Quellenangabe der Sekundärliteratur runden die Ausgabe ab.


    Die ausdrucksstarke Kunst beim Erzählen lässt die einmal begonnen Romane nicht mehr aus der Hand legen. Gerade diese Jahrhunderttrilogie, die mit dem ersten Reichskanzler Bismarck ihren Anfang nahm, gehört zu den Büchern, die eigentlich niemals enden sollten. Die bereits im ersten Kapitel angedeutete Verschwörung ist ein Garant für Spannung und Intrige vor einer historisch exakt recherchierten Kulisse. Das Nachwort verdeutlicht die umfassende Recherche für diese Jahrhunderttrilogie. Die Umbruchstimmung der Jahrhundertwende mit der immer weiter fortschreitenden Technik und Industrialisierung ist allein schon Spannung genug, was durch die Traditionen im Kaiserreich allerdings gebremst wird. Nicht nur die Technik bei der Luftfahrt wird explizit für die Handlung verwendet, sondern vor allem auch die Kleinigkeiten wie Postleitzahlen, gängige Frisuren und Redewendungen. Die Umgangssprache der Rebellen und Schieber in den Hinterhöfen Berlins vermittelt sparsam eingesetzt ebenfalls Flair.


    Kenntnis des bereits erwähnten Vorgängers Der Jahrhundertsturm ist nicht zwingend erforderlich, um dieses Buch zu verstehen. Wer ihn bereits gelesen hat, trifft ein paar alte Bekannte wieder. Die Handlung des zweiten Bandes ist jedoch so gestaltet, dass man ihn auch als eigenständiges Buch lesen kann. Um den Lesespaß zu erhöhen, bietet sich die Einhaltung der chronologischen Reihenfolge natürlich an, die mit dem Kurzroman „Der Wintersturm“ noch verlängert werden kann. Mit so vielen positiven Punkten bekommt dieser historische Roman eine unbedingte Leseempfehlung.

  • Der Autor (Quelle: Amazon)
    Hallo (oder Grüß Gott, wenn Sie von südlich der Donau stammen)!


    Mein Name ist Richard Dübell, und wie Sie schon aus meiner Begrüßung erahnt haben, stamme ich selbst aus den Gefilden südlich der Donau - genauer gesagt aus Niederbayern.


    Mein Erstveröffentlichungstermin war im Jahr 1962, zunächst noch unter dem Titel "Wie halte ich meine Eltern möglichst lange durch anhaltendes Gebrüll wach?" Spätere Auflagen erschienen unter weiterführenden Titeln. "Wieso ist auf meiner Schultüte Schneewittchen, wenn die all die anderen Jungs Rennautos drauf haben?" sei erwähnt (in dieser Version ein Kurzdrama), oder auch "Ihr Junge hat keine Ahnung von Mathe!" (ein Theaterstück für zwei Eltern und einen Lehrer). Einer der wichtigsten Titel aus der Spätzeit dieser damaligen Periode lautete jedoch: "Herzlichen Glückwunsch zum ersten Preis bei unserem Kurzgeschichtenwettbewerb!" Er leitete die Eroberung eines völlig neuen Genres ein - das Leben als Autor.


    Dieses Leben (und lassen Sie sich gesagt sein, es ist ein sehr schönes!) führe ich seit 1997 mit der Veröffentlichung meines ersten historischen Romans, eines mittelalterlichen Detektivkrimis: DER TUCHHÄNDLER. Er und alle meine anderen Mittelalterkrimis stehen in der Tradition der sogenannten "Schwarzen Serie", d.h. der Ermittler ist ein Mensch, der sich bei der Lösung des Falls persönlich in ihn verwickelt und aufgrund seiner festen Moralvorstellungen nur schwer mit seinen flexibleren Zeitgenossen zurechtkommt.


    Mittlerweile habe ich vierzehn historische Romane geschrieben, die in insgesamt ebensoviele Sprachen auf der ganzen Welt übersetzt worden sind. Meine Geschichten - egal ob Krimis oder Abenteuerromane - orientieren sich sehr stark am filmischen Erzählen; die Story ist rasant und getrieben von der Wechselwirkung zwischen Handlung und Charakter. Was den historischen Aspekt angeht, recherchiere ich sehr eingehend und stets vor Ort, was sich mit meiner nebenberuflichen Leidenschaft, dem Reisen, gut vereinbaren lässt.


    Meinen Platz hinter der Tastatur verlassen ich daneben auch sehr gerne für Lesungen und Schreibworkshops, die mich z.T. durch ganz Europa führen. Leider hat noch niemand einen wirklichen guten Begriff gefunden, mit dem man "Lesung" ersetzen könnte, denn tatsächlich versuche ich viel mehr als nur eine Autorenlesung anzubieten. Ich nehme meine Gäste mit Musik-, Geräusch- und Videoinstallationen mit in die Welt meiner Geschichten, und natürlich trete ich in einem authentisch nachgeschneiderten Kostüm auf. Da meine Romane in allen Epochen zwischen dem 12. und dem 17. Jahrhundert spielen, können Sie sich vorstellen, wieviele Kostüme mittlerweile in meinem Schrank hängen.


    Es gibt Menschen, die behaupten, sie hätten mich auch schon außerhalber meiner Auftritte historisch gewandet durch die Stadt laufen sehen. Sie haben recht - mehrmals im Jahr biete ich in meiner Heimatstadt Landshut historische Fackelführungen für Erwachsene und Kinder an. Wer mich kennt, weiß, dass es dabei nur am Rand um trockene historische Zahlen geht: die vielen Anekdoten, Legenden und Stories rund um Landshut und seine achthundertjährige Geschichte sind viel spannender als blanke Daten.


    Zwei Fortsetzungen gibt es mittlerweile auch von mir; sie laufen unter den Titeln "Sohn Nr. 1" und "Sohn Nr. 2" und machen den Herrn Papa sehr stolz. Meine Heimatstadt Landshut hat mir außerdem vor einigen Jahren als erstem Autor den Kulturpreis verliehen und die Jubiläumsfolge der "Landshuter Literaturtage" gewidmet.


    Wenn Sie mich besuchen wollen - meine Bücher und mich finden Sie auch hier: www.duebell.de.


    Bis bald!


    Produktinformation (Quelle: Amazon)
    • Broschiert: 736 Seiten
    • Verlag: Ullstein Taschenbuch (13. Januar 2017)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3548288278
    • ISBN-13: 978-3548288277


    Der Traum vom Fliegen….


    Paul und Louise Baermann waren auf dem Rückweg. Noch in der Schweiz stellte Paul fest, dass die beiden Lokomotiven zu schnell fuhren, er kannte sich da aus und beschloss zu den Zugführern zu gehen… Leider kam der erst Zugführer erst zu spät dahinter, dass Paul recht hatte….
    Bei der Testamentseröffnung auf Gut Briest war auch Edgar Trönicke eingeladen. Und er erfuhr, dass er eigentlich einen Brief von Paul erhalten haben müsste…..
    Moritz von Briest bat Trönicke, den Tod seiner Eltern aufzuklären. Er wollte wissen, ob wirklich nur ein Unglück hinter der Tragödie steckte….
    Otto von Briest wusste noch nicht sicher, ob er Ingenieur oder lieber Detektiv werden wollte. Doch nachdem er bei einer Schießerei gerade mal mit dem Leben davongekommen war, nahm Trönicke ihn nicht mehr mit… Und Otto beschloss, mit seinem Vater nach Amerika zu gehen, wo dieser für seinen Arbeitgeber einen Standort leiten sollte….
    Otto hatte sich zuvor in Trönickes Sekretärin verliebt und diese sich in ihn, doch als ihr Bruder bei einem Unglück schwer verletzt wurde, mochte sie ihn nicht allein lassen…..
    Antonie von Briest, Moritz‘ Ehefrau, setzte sich für die Rechte der Frauen ein. Und Levin, der zweite Sohn, träumte vom Fliegen. Er wurde Gehilfe eines Luftfahrtpioniers….
    In Emma von Schley fand Amalie von Briest, Moritz‘ Tochter‘ eine sehr gute Freundin. Doch dann wurden die beiden wieder getrennt…
    Und dann gab es da noch eine Gruppe von Rebellen, die ein neues Deutschland schaffen wollten…
    Was tat Paul bei den Zugführern? Warum hatte er nicht auf Paul gehört? Ihm nicht geglaubt? Inwiefern hatte Paul recht? Was war das für ein Brief, den Paul erhalten haben sollte? Steckte hinter dem Zugunglück mehr? Hatte Otto den Detektiv-Traum nach dieser Schießerei an den Nagel gehängt? Warum ging er mit seinem Vater nach Amerika? Warum ließ er sich von Hermine abhängen? Sie hätte sich doch trotzdem um ihren Bruder kümmern können? Wessen Gehilfe wurde Levin zunächst? Was war mit Emma und Amalie? Warum wurden die beiden wieder getrennt? Was waren das für Rebellen, die für Unglücke immer eine bestimmte Menschgruppe verantwortlich machten? Inwiefern sollte es da ein neues Deutschland geben? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung
    Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen. Es hat einen unkomplizierten Sprachstil, was heißt, dass ich mir nicht bei jedem Wort oder Satz überlegen musste, was der Autor gerade meint. In der Geschichte war ich schnell drinnen und konnte mich auch in die Protagonisten sehr gut hineinversetzen. Antonie von Briest habe ich bewundert. Ebenso wie Levin, der ein weiterer Luftfahrtpionier werden wollte. Für meinen Geschmack hatte Otto seine Hermine zu schnell aufgegeben. Die Rebellen erinnerten mich an eine gewisse Gruppierung vor dem 2. Weltkrieg. Es war in dem Buch von Anfang an Spannung vorhanden, auch wenn sie ab und zu nachließ. Doch es war sehr interessant zu lesen, was die einzelnen Mitglieder der Familie von Briest alles erlebten. Was sie taten, beruflich und privat. Es hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es sich hie und da mal ein bisschen gezogen hat.

    Gruß


    Lerchie


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    Nur wer aufgibt hat schon verloren

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  • Buchmeinung zu Richard Dübell – Der Jahrhunderttraum


    „Der Jahrhunderttraum“ ist ein Roman von Richard Dübell, der 2017 bei Ullstein Taschenbuch als broschierte Ausgabe erschienen ist. Dies ist der zweite Band der Deutschland-Saga des Autors.


    Zum Autor:
    Richard Dübell, geboren 1962, lebt in Landshut. Als Autor von historischen Romanen stürmt er seit Jahren die Bestsellerlisten.


    Klappentext:
    Deutschland 1891: Die Geschwister Otto, Amalie und Levin von Briest sehen der Wende zum neuen Jahrhundert entgegen und all ihren Verheißungen. Erste Flugzeuge und Zeppeline begeistern die Massen, und Levin von Briest findet darin seine große Bestimmung. Otto hadert mit seiner adeligen Herkunft, er möchte Detektiv werden. Amalie von Briest ist dagegen noch auf der Suche nach ihrem Schicksal – sie träumt von der großen Liebe und merkt nicht, dass sie sie vielleicht schon längst gefunden hat …

    Meine Meinung:
    Obwohl ich den ersten Teil “Der Jahrhundertsturm” nicht gelesen habe, fiel mir der Einstieg leicht. Von Anfang an hat mich die Geschichte gefangen genommen. Die fiktive Geschichte der Familie Briest begleitet die Protagonisten über einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren. Während im ersten Band die Entwicklung der Eisenbahn im Mittelpunkt stand ist es diesmal die Entwicklung der Fliegerei. Der Leser spürt die Begeisterung, die Levin von Briest ergreift, als er einem frühen Flugversuch Otto von Lilienthals beiwohnt. Seine Schwester Amalie hat den Traum, einmal mit dem Fallschirm zur Erde zu schweben. Auch die Liebe tritt in das Leben der jungen Leute und bringt dort einiges durcheinander. Aber auch politische undv gesellschaftliche Entwicklungen spielen eine Rolle. Ein weiterer Bestandteil des Romans ist eine Verschwörung gegen die Regierung, die auch die Familienmitglieder in Gefahr bringt. Die Charaktere der Figuren sind glaubhaft und mit Ecken und Kanten versehen. Dies gilt auch für die Nebenfiguren, egal ob gut oder böse. Hoffnungen, Enttäuschungen, Fortschritte, Rückschläge und Freundschaften begleiten die Figuren. Besonders kompliziert gestalten sich die Herzensangelegenheiten und dies nicht nur bei den jungen Menschen. Der Leser lernt, dass Fake-News und Fremdenfeindlichkeit keine moderne Erfindung sind. Auch der beginnende Antisemitismus wird thematisiert. Trotzdem bleibt die Spannung jederzeit hoch. Man fiebert mit und hofft, dass sich alles zum Guten wenden wird.
    Der Leser ist mit seinem Wissen den Figuren voraus, weil die Erzählperspektive häufig wechselt. So sieht man Bedrohungen und Gefahren lange bevor sie für die Mitglieder der Familie von Briest Gestalt annehmen. Auch der Familienverbund leidet unter der Abnabelung der Kinder. Die Auswahl der erzählten Episoden ist gelungen und treibt die Geschichte unermüdlich voran.
    Zum Ende hin steigt die Spannung noch einmal deutlich und entlädt sich in einem furiosen Showdown.


    Fazit:
    Mich hat der Roman von Beginn an gefesselt. Ich habe mit den Figuren gefiebert, gehofft und auch gelitten. Dazu habe ich einiges Neue erfahren. Die Verpackung war gelungen und auch der Humor kam nicht zu kurz. Von mir gibt es fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und eine klare Leseempfehlung.

    :lesend Beate Maly - Tod am Semmering

    :lesendEmily Rudolf - Das Dinner

    :lesend Achim Zons - Von Schafen und Wölfen

  • Die Jahrhundertsturm Trilogie geht weiter. Diesmal begleiten wir die Enkel von Alvin von Briest über 18 Jahre hinweg.


    Otto von Briest soll Ingenieur werden, ist aber mit seinem Studium nicht glücklich. Levin möchte eigentlich nur eines: Fliegen! Und Amelie ist sich nicht sicher, was sie möchte, auf jeden Fall zieht es sie nicht zur Frauenbewegung dieser Tage hin, wie es ihre Mutter gerne sähe.


    Haben wir im ersten Band noch die Entwicklung der Eisenbahn beobachten können, steht nun die Fliegerei im Vordergrund. Levin und Otto arbeiten beide in der Entwicklung der verschiedensten Fluggeräte mit, wie den Gleitern Otto Lilienthals, den Flugschiffen Graf Zeppelins und später an den ersten Flugzeugen.


    Begleitet wird diese Entwicklung von dem Entstehen erster nationalistischer Gruppierungen, deren Ziel es ist, die Fluggeräte auch militärisch mit einzusetzen. Die sich darum drehenden Verschwörungen lassen einen immer wieder um die Protagonisten des Buches zittern.


    Mir hat dieses Buch wieder sehr gut gefallen, beleuchtet es doch ein interessantes Thema und die Entwicklung der deutschen Gesellschaft am Ende des 19. bzw. Beginn des 20. Jahrhunderts. Wieder sind mir die Protagonisten sehr ans Herz gewachsen und das Buch war bis zum furiosen Ende hin, sehr spannend.


    Von daher von mir eine volle Leseempfehlung!

    9 von 10 Punkte

  • Epochale Zeitreise


    1891-1909. Der Schicksalsschlag trifft Otto von Briest und seine Geschwister Levin und Amalie völlig unvorbereitet. Paul und Louise, ihre Großeltern, starben in der Schweiz bei einem Zugunglück. Otto, der zwar studiert, aber eigentlich lieber Detektiv werden möchte, hängt sich an seinen Freund Edgar Trönicke, der eigenständig Nachforschungen anstellt, weil dieser an Sabotage glaubt. Levin träumt von nichts anderem als Fliegen zu lernen, seitdem er Otto von Lilienthal gesehen hat. Und Amalie, die im Schatten ihrer Brüder steht, trifft auf die schillernde Emma von Schley und schon bald sind die beiden jungen Frauen mehr als nur engste Freundinnen. Jeder der drei Geschwister tut alles für die Erfüllung ihrer Träume, aber haben ihre Träume Platz in dieser Welt, wird es ihnen gelingen, ein glückliches Leben zu führen?


    Richard Dübell hat mit seinem Buch „Jahrhunderttraum“ den Nachfolgeband seines Romans „Der Jahrhundertsturm“ vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und humorig. Ebenso bedient sich der Autor auch einiger Dialekte, die er gekonnt in seine Handlung einfließen lässt, wodurch diese an Authentizität gewinnt. Die gekonnt vorgenommenen Perspektivwechsel zwischen Otto, Levin und Amalie halten den Leser immer aktuell auf dem Stand der Gefühls-, Gedanken- und Erlebniswelt der einzelnen Geschwister. Die geschichtlichen und politischen Hintergründe dieser Zeitepoche des technischen Wandels wurden sehr gut recherchiert und mit der Handlung verflochten, so dass sich neben den fiktiven Protagonisten auch bekannte Persönlichkeiten in der Geschichte wiederfinden und dem Leser bei der Lektüre das Gefühl vermittelt wird, in diesem spannenden Zeitalter hautnah dabei zu sein. Der früh angelegte Spannungsbogen steigert sich im Laufe der Handlung immer mehr und überrascht am Ende mit einem großen Finale.


    Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und in ihrer Zeit verankert, sie wirken sehr lebensecht und authentisch. Otto ist ein sympathischer Mann, der sich für die Ermittlungsarbeit und den Beruf des Detektives interessiert. Während er eher nüchtern und durchdacht auftritt, hat man bei seinem Bruder Levin den Eindruck eines Träumers. Er wirkt immer ein wenig entrückt und unentschlossen. Amalie ist noch sehr jung und etwas naiv, dadurch auch schnell zu beeinflussen. Sie ist allerdings auch bereit, ein großes Risiko auf sich zu nehmen, denn sie verlässt die Konventionen der Zeit und begibt sich in ein Abenteuer, welches sie in größte Schwierigkeiten bringen könnte, sollte es publik werden.


    „Der Jahrhundertraum“ ist eine sehr spannende und unterhaltsame historische Zeitreise in eine der interessantesten Epochen überhaupt und ein würdiger Nachfolgeroman des „Jahrhundertsturms“. Hier kann man Geschichte hautnah miterleben. Man darf gespannt sein auf die nächste epochale Zeitreise aus der Feder des Autors. Absolute Leseempfehlung!

    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben"(Oscar Wilde) :)

    "Bücher sind wie Drogen, nur ohne die Gefahr einer Überdosierung" (Karl Lagerfeld)