Federico Axat: Die Verwandlung des Schmetterlings

  • Federico Axat: Die Verwandlung des Schmetterlings
    Langen-Müller 2016. 480 Seiten
    ISBN-13: 978-3784433998. 24€
    Übersetzerin: Karolin Viseneber


    Verlagstext
    Eine große Freundschaft und ein noch größeres Geheimnis. Sam und Billy freuen sich auf den langen Sommer: Der Bau ihres Baumhauses und ausgedehnte Fahrradtouren stehen auf dem Plan. Doch plötzlich zieht ein neues Mädchen in die Nachbarschaft und mischt ihre Freundschaft gehörig auf – aus dem Duo wird ein Trio. Gemeinsam wollen sie nicht nur die Ferien genießen, sondern auch Abenteuer erleben und ein großes Geheimnis aufdecken: Was geschah vor über zehn Jahren, als Sams Mutter nach einem Autounfall spurlos verschwand? Für Sam, Miranda und Billy ist es der Sommer ihres Lebens und das Ende ihrer Kindheit.


    Der Autor
    Federico Axat wurde 1975 in Buenos Aires geboren. Seine Bücher wurden in mehr als 20 Länder verkauft; "Die Verwandlung des Schmetterlings" ist sein erstes Werk, das in Deutschland erscheint. Spannung, überraschende Wendungen und ein unerwartetes Ende – das ist Federico Axat. Seine Romane spielen vornehmlich in den USA, die für mehrere Jahre seine Wahlheimat waren. Heute lebt er wieder in Argentinien.


    Inhalt
    Die Person, die in Rückblicken die Geschichte der 12-jährigen Freunde Sam, Billy und Miranda erzählt, ist in der Gegenwart Ende 30 wie der Autor Federico Axat. Im legendären letzten Sommer vor dem Erwachsenwerden der Clique wollen die Freunde das rätselhafte Verschwinden von Sams Mutter aufklären und weitere damit verknüpfte unheimliche Vorkommnisse im Ort. Miranda ist mit ihren Eltern gerade frisch in das Haus ihrer Großeltern gezogen, das jahrelang leer gestanden und die Einwohner zu fantastischen Geschichten angeregt hatte. Sam verliebt sich sofort in Miranda und hinterlegt ihr anonym ein Geschenk.


    Mehr als 10 Jahre vorher hatte Sam als Kleinkind mit in dem Auto gesessen, mit dem seine Mutter verunglückte. Eine Leiche wurde nicht gefunden, so dass das Unfallopfer theoretisch noch leben könnte. Da Sams Vater unbekannt war, kam das Kleinkind als eins der 14 Pflege- und Adoptivkinder einer Bauernfamilie auf deren Hof in Carnival Falls, wo Gemüse angebaut wird. Über den Kindern schwebt stets die Drohung, dass es als letzten Schritt nach diesem Hof nur das staatliche Waisenhaus geben wird, falls sie etwas anstellen sollten. In der Pflegefamilie hat Sam einen äußerst aggressiven Gegenspieler, Orson, der mit allen Mitteln versucht, Sam zu drangsalieren und in ein schlechtes Licht zu stellen. Mehr als die bevorstehende Pubertät beschäftigen Sam das unheimliche Haus der Mathesons, seine heimliche Liebe zu Miranda, Orsons Mobbing-Kampagne und das rätselhafte Verschwinden seiner Mutter.


    Fazit
    Hätte ich den Prolog des Buches vorher als Leseprobe lesen können, hätte ich das Buch sicher nicht angefordert. In der ersten Hälfte des Romans trifft der erwachsene Erzähler m. A. sprachlich nur selten die Perspektive eines Kindes. Die Wortwahl klingt in den Dialogen übertrieben erwachsen, zu verschnörkelt bis gestelzt für ganz normale Menschen und 12-jährige Kinder. Dass ein Einjähriges (!) seine Erinnerung an seine Mutter mit „sie ist wunderschön“ ausdrückt, finde ich selbst aus der Rückschau des Erwachsenen nicht nur unglaubwürdig, sondern übelst kitschig. Dem erwachsenen Erzähler gelingt es m. M. anfangs nicht, mit der Urteilsfähigkeit der Gegenwart seine Gefühle als 12-Jähriger glaubwürdig zu beschreiben. Die zweite Hälfte, die mit einem Paukenschlag endet, fand ich sprachlich überzeugender. Atmosphäre der USA in den 80ern fand ich im Buch kaum vor, die Geschichte könnte irgendwo spielen. Zum Thema letzter Sommer à la "Stand by Me" gibt es eine Reihe von überzeugenderen Büchern (Wer hat Angst vor Jasper Jones, Der dreizehnte Monat), an die "Die Verwandlung des Schmetterlings" atmosphärisch nicht heranreicht.


    6 von 10 Punkten

  • Federico Axat hat sich viel vorgenommen. Auf den ersten Buchseiten zitiert er aus der Stephen-King-Verfilmung "Stand by me" und verlegt zudem die Handlung seiner Geschichte auf Mitte der Achtziger in einer amerikanischen Kleinstadt. Damit ist die Fahrtrichtung klar und jeder, der den Film, Kings Roman "Es" oder das Dan-Simmons-Buch "Sommer der Nacht" kennt, fühlt sich von Anfang an gut aufgehoben.
    Clever ist auch der Schachzug mit den gleich drei ineinander übergreifenden Handlungszweigen: Der 12jährige Sam Jackson ist in das frisch in die Kleinstadt gezogene Mädchen Miranda verknallt, er bekommt Probleme wegen eines verbotenen Buches, außerdem gibt es Andeutungen über Alienentführungen. Das zusammen mit Federico Axats angenehm unaufgeregt Schreibstil, lässt einen mühelos in die Geschichte hineinkommen. Es gibt jede Menge sympathische Charaktere und eine interessante Handlung. Die ersten fünfzig Seiten vergehen dadurch praktisch wie im Flug.
    Das geht noch eine Weile so weiter, leider aber nicht bis zum Schluss, Ab der Hälfte zeigt das Buch stetig mehr Ermüdungserscheinungen. Es gibt Zeitsprünge, Leerlauf in der Handlung, außerdem verfranst sich der Autor mit den unterschiedlichen Storylines. Manche anfangs ziemlich relevant erscheinende Details haben plötzlich kaum oder gar keine Bedeutung mehr. Am Ende bleiben einige elementare Fragen unbeantwortet, was sehr unbefriedigend ist und einen faden Nachgeschmack hinterlässt. In der Geschichte wäre noch einiges mehr drin gewesen. Schade um den wirklich gelungenen Anfang.

  • 1974: In der Nacht, kommt ein Pinto bei schlechtem Wetter von der Straße ab, man findet am Unfallort nur den einjährigen Sohn, von der Mutter fehlt jede Spur.
    1985: Der 12- jährige Sam Jackson verbringt sein Sommer auf einer Farm bei der Pflegefamilie Carroll mit noch anderen Kindern, u.a. auch Orson ein Junge der wohl als schwer erziehbar gilt und alle anderen Kinder teils schwer schikaniert. Doch da gibt es Billy mit dem er sich immer die Brote teilt und ein Baumhaus baut und beide verlieben sich Hals über Kopf in Mirinda. Mirinda die Tochter eines Millionärs freundet sich mit den beiden an und in diesem Sommer wird aus dem Trio eine eingeschworene Gemeinschaft, die durch dick und dünn gehen. Gleichzeitig wollen sie herausfinden, wie Sams Mutter damals bei dem Unfall verschwand und ob sie vielleicht noch lebt? Aber auch Orsen scheint ein Geheimnis zu hüten dem die drei immer näher kommen und sie hoffen damit ihn in Schacht zu halten. Doch leider geht das alles schief und es kommt zur Katastrophe, das ihre Zukunft für immer verändern soll.


    Meine Meinung:
    Das Buch konnte mich leider nicht 100 % überzeugen, da es stellenweise viel zu weit ausholt dann wieder in eine ganz andere Zeit rutscht um dann wieder in die vorherige zurückzukehren. Das Ende war dann am spannendsten geschrieben und hat mich dann durch den Nachspann bzw. den Epilog sehr überrascht, da ich damit nicht gerechnet hatte. Wer also die Pointe nicht vorher wissen will, der sollte auf alle Fälle nicht hinten nachlesen. Die Sprache und der Schreibstil waren sehr gut, nur eben die Geschichte selbst war mit in der Mitte des Buches einfach zu langweilig ermüdend. Meiner Ansicht nach hätte man diese Sommergeschichte auch ein wenig straffen können, dann wäre sie immer noch interessant gewesen. Sicher kann man dieses Buch etwas mit "Stand by me" vergleichen, aber ich fand diese Geschichte interessanter als Axats Roman. Spannend wie ein Thriller kann ich von diesem Buch nun nicht gerade behaupten und deshalb leider auch nur 7 von 10 Eulen von mir.

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."