Englischer Originaltitel: Trust your Eyes
Klappentext
Bei einem virtuellen Spaziergang am Computer durch Manhattan ist Thomas vor Schreck wie gelähmt: Im Fenster eines Hauses ist eine menschliche Gestalt zu erkennen, über deren Kopf eine Plastiktüte zusammengezogen wird. Thomas ist fest überzeugt, einen Mord beobachtet zu haben. Doch niemand schenkt ihm Glauben – denn er leidet an Schizophrenie. Und am nächsten Tag ist die Aufnahme verschwunden. Hat er sich alles nur eingebildet?
Der Autor
Linwood Barclay, geboren 1955, stammt aus den USA, lebt aber seit seiner Kindheit in Kanada. Er studierte Englische Literatur an der Trent University in Peterborough, Ontario, und arbeitete bis 2008 als Journalist. Im "Toronto Star", Kanadas größter Tageszeitung, hatte er eine beliebte Kolumne. Sein erster Thriller, "Ohne ein Wort"(2007), war auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Er hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in der Nähe von Toronto. Weitere Informationen unter www.linwoodbarclay.com
Der Klappentext gibt die Ausgangssituation wieder: Thomas streift durchs Internet und schaut sich virtuell New York an. Dort sieht er etwas beunruhigendes. Nach diesem Prolog springt die Handlung 2 Wochen zurück und wir erfahren etwas mehr über Thomas und seine Umgebung. Thomas' Vater ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Sein Bruder Ray, der in seinen Kapiteln als Ich-Erzähler auftritt, kommt zu diesem Anlass zurück ins Elternhaus. Thomas, der an Schizophrenie erkrankt ist, glaubt, das er für das CIA arbeitet und der ehemalige Präsident Clinton sein Mittelsmann ist. Er verfügt über ein unglaubliches Gedächtnis und prägt sich in jeder Minute, in der er nicht schlafen oder essen muss, die Geografie der Städte dieser Welt ein, da er glaubt, ein ominöser Virus, oder vielleicht auch Aliens, zerstören irgendwann alle online gestellten Landkarten der Welt.
Daneben gibt es auch noch einen anderen Handlungsstrang, der so gar nicht zu Thomas und Rays Problemen zu passen scheint. Nach und nach fügen sich die beiden Geschichten ineinander, aber es dauert eine Weile, bis man als Leser das Geflecht erkennen kann. Barclay, von dem ich bisher nur 1 Buch kannte, hat sich da wirklich einen komplexe Geschichte ausgedacht. Eine zufällige Entdeckung ist das erste der vielen Dominosteine, die umfallen und einen wahre Kettenreaktion in Gang setzen. Das ist so komplex und verwoben, ohne verwirrend zu sein, das ich es unmöglich hier ausbreiten kann. Beide Handlungsebenen, die bei Thomas bzw. Ray und die besagte andere - bei der es mit jedem Handlungsschritt zu Lösung ihres Problems nur noch schlimmer wird - werden zunehmen spannender. Dabei spielt der Autor auch in einigen Szenen gekonnt mit der Erwartungshaltung des Lesers, um dann gehörig zu überraschen. Wie er die beiden Handlungsfäden zusammenführt und wie alles zusammenhängt, das ist schon gekonnt und auch sehr spannend umgesetzt.
Ich war wirklich überrascht, wie komplex aber auch stringent der Autor seine Geschichte umsetzt. Barclays erstes Buch "Ohne ein Wort", das ich damals las, für gut befand, aber nicht so gut, das ich weitere Bücher von ihm in Betracht zog, hat mich hier kalt erwischt mit einem ungewöhnlich aufgebautem, soliden und spannenden Thriller. Ich bin gebührend beeindruckt und halte dieses überraschende Leseerlebnis für eins meiner Thrillerhighlights dieses Jahres. Dafür gibts von mir volle Punktzahl