Klappentext:
„Daisy, halt durch!“, schreit eine Mädchenstimme, aber ich öffne nicht die Augen. Geräusche nehme ich nur noch undeutlich wahr. Die Welt wird zu einem Nichts und bevor ich noch einen weiteren Gedanken fassen kann, bin ich tot.
Daisy ist fünfzehn und schon mehr als ein Mal gestorben. Doch ein Wundermittel namens Revive holt sie jedes Mal zurück und so lebt Daisy waghalsig und riskant. Jeder Tod bedeutet für sie allerdings eine neue Stadt und ein neues Leben, denn das Mittel ist hochgeheim und Daisy ist ein Versuchsobjekt in einem streng abgeschotteten Programm. An ihrer neuen Schule findet sie in Audrey zum ersten Mal eine beste Freundin. Als sie sich auch noch Hals über Kopf in deren Bruder Matt verliebt, lässt sie sich endlich voll auf das Leben ein. Daisy fängt an, das Geheimsystem rund um Revive zu hinterfragen. Doch sie weiß auch: Wenn sie aufbegehrt, könnte ihr nächster Tod endgültig sein...
Meine Meinung:
Wie wäre es, wenn es wirklich ein Mittel gäbe, welches Menschen ohne Probleme wieder zurück ins Leben holt? Wer entscheidet darüber, wem das Mittel verabreicht wird? Wie oft kann es jemand überhaupt bekommen? Wie sieht es mit Langzeitschäden aus? Fragen, über die sich Daisy noch nie Gedanken gemacht hat. Dabei ist sie doch schon fünfmal gestorben, aber im Vertrauen auf die Wunderdroge Revive geht sie nachlässige Risiken ein. Passiert ist was – kein Problem, Revive holt sie wieder zurück ins Leben. Glaubt sie in einer Überheblichkeit, die auch nur Teenager an sich haben können. Da sie danach jedes Mal umziehen muss, knüpft sie keine tieferen Beziehungen. Sie ist Waise und lebt mit zwei Agenten des Programms zusammen, Mason und Cassie, die sich als ihre Eltern ausgeben. Ansonsten lassen sie ihr aber ziemlich freie Hand und weihen sie in vieles ein, was das Programm betrifft. Daisy weiß, dass sie niemals irgendjemand irgendetwas erzählen darf.
Aber jetzt ist alles anders. Auf ihrer neuen Schule lernt sie sofort Audrey kennen, die sie für eines der beliebten Mädchen hält. Merkwürdigerweise hat die lebenslustige Audrey aber keine anderen Freundinnen und so werden die beiden sehr schnell unzertrennlich. Als sie dann auch noch in Audreys Bruder Matt den süßen Jungen aus dem Englischunterricht erkennt, der sich auch noch brennend für sie interessiert, ist Daisys Glück perfekt. Nur leider hält ihr Glück nicht lange an, denn auch Audrey hat ein bitteres Geheimnis. Und als Daisy Revive ein bisschen mehr hinterfragt, wird es richtig gefährlich für sie.
Mal wieder ein typisches Jugendbuch mit einem ungewöhnlichen Thema. Kurzer und knapper Stil, eine Geschichte, die Fragen aufwirft, ohne zu tiefgründig zu werden. Daisy ist mehr als eine typische Jugendliche, durch ihre Todeserfahrungen und das Fehlen ihrer Eltern ist sie sehr früh sehr selbstständig geworden. Man gewinnt den Eindruck, dass Mason und Cassie ihr sehr viele Freiheiten lassen, besonders in ihren Entscheidungen und ihrem Denken. Sie erwarten allerdings auch erwachsene Handlungen – aber davon ist Daisy weit entfernt. Kaum kommen Hormone ins Spiel, werden ihre Hirnwindungen zu Brei und sie vergisst einfach alles, was man ihr jahrelang eingebläut hat. Anstatt froh und dankbar zu sein, dass sie überhaupt noch lebt, geht sie überheblich nachlässig mit ihrem Leben um – was soll es, wenn sie stirbt gibt es doch Revive, was für sie selbstverständlich ist. Dass dem Mittel aber auch Grenzen aufgesetzt sind, erfährt sie später noch schmerzlich. Manchmal möchte man einfach nur laut aufstöhnen aufgrund ihrer Handlungen, allerdings handelt sie damit aber auch wie ein Teenager, der gefallen und geliebt werden möchte. Denn eines darf man dabei nicht vergessen, Daisy ist einsam und allein, denn eine wirkliche Bezugsperson hat sie nicht, auch wenn Mason sich redlich bemüht.
Ein hochbrisantes Thema, was natürlich sofort viele Fragen aufwirft. Leider wird dabei nicht auf alles eingegangen, sondern eher nur im Ansatz angekratzt. Eigentlich eine gute Idee, für Jugendliche bestimmt spannend. Ältere Leser vermissen mit Sicherheit die Hintergründe und die Auswirkungen des Mittels. Derjenige, der die Fäden in der Hand hält, wird Gott genannt – zu Recht. Wer ist er und wie ist er zu dem Mittel gekommen? Woher kommt die ganze Organisation? Wie konnte es bisher nur so gut gehen? Denn man sieht es ja an Daisy, Menschen vergessen alles, sobald die Liebe im Spiel ist oder sie sich in den Vordergrund spielen können. Man lernt zwar ein paar weitere Versuchsobjekte kennen, aber die scheinen den Ernst der Lage erkannt zu haben und benehmen sich viel vernünftiger. Trotzdem hat die Geschichte etwas an sich, das Thema Tod ist omnipräsent, man setzt sich unwillkürlich damit auseinander. Die Charaktere sind realistisch geschildert, obwohl es schon anfangs merkwürdig ist, warum Audrey keine Freunde hat. Daisy findet sich auf einmal in einer ungewohnten Situation wieder, bisher hatte sie noch keine engen Freunde. Matt ist hinreißend, trotzdem bleibt er doch etwas am Rande. Das Ende ist verständlich, lässt dabei aber noch Raum für Spekulationen. Es wäre doch interessant, zu erfahren, wie Daisy alles verkraftet und ob Revive Schäden hinterlässt.
Fazit
Ernstes Thema interessant verpackt, die fünf Leben der Daisy West von Cat Patrick machen neugierig, erfüllen leider aber nicht alle Erwartungen. Locker, spannend und einfach geschrieben vermag es bestimmt Jugendliche zu fesseln, die Geschichte spricht ihre Sprache. Ältere Leser werden vermutlich zu viel hinterfragen, dafür fehlt dann die Tiefgründigkeit.
LG
Patty