Leben und Schreiben - Martin Walser

  • Tagebücher 1974-1978


    Mit Kommentaren von Jörg Magenau



    Rowohlt
    Taschenbuchausgabe, 592 Seiten
    März 2012


    Kurzbeschreibung:
    Die Tagebücher der Jahre 1974 bis 1978 sind sowohl Selbstzeugnis als auch zeithistorisches Dokument. Sie beweisen eine Ausdruckskraft, die in der deutschen Literatur ihresgleichen sucht, und gewähren zugleich tiefen Einblick in das Spannungsverhältnis von Literatur und Kritik, Autor und Kritiker. Der Tagebuchschreiber offenbart sich als Beobachter der eigenen Verletzbarkeit und auch als Zeitgenosse, als unermüdlich Reisender, den Beruf und Neugier quer durch Deutschland und Europa, von Amerika bis nach Japan treiben. So spiegeln und verschränken sich die innere und äußere Welt im Tagebuch.


    Über den Autor:
    Martin Walser, geb. 1927 in Wasserburg/Bodensee, lebt heute in Nußdorf/Bodensee. 1957 erhielt er den Hermann-Hesse-Preis, 1962 den Gerhart-Hauptmann-Preis und 1965 den Schiller-Gedächtnis-Förderpreis. 1981 wurde Martin Walser mit dem Georg-Büchner-Preis, 1996 mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg und 1998, dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels und dem Corine - Internationaler Buchpreis; Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten 2008 ausgezeichnet.


    Mein Eindruck:
    Tagebuch lesen ist immer etwas Besonderes und kaum ein Tagebuch liest sich wie das andere. Selbst bei Martin Walser verändert sich der Stil bei den verschiedenen Bänden und dieser Band, der wirklich sehr lebendig geschildert ist, spricht mich deutlich mehr an als die ersten beiden Bände. Der Grund dürfte unter anderen daran liegen, dass Walser die Literatur hier in den Mittelpunkt stellt.
    Wer Walser und sein Werk der Siegziger Jahre kennt, hat mehr von den Eintragungen.
    Starkritiker Marcel Reich-Ranicki hat Walser Roman „Jenseits der Liebe“ in der FAZ böse verrissen, Walsers nächste Novelle Das fliehende Pferd lobte er hingegen und nahm die Verbesserung in Walsers Stil und den großen Erfolg als seinen Verdienst an. Lächerlich!
    Für Interessierte empfehle ich daher beide Bücher Jenseits der Liebe und Das fliehende Pferd zu lesen. Dann kann man auch den Streit um die Marcel Reich-Ranicki-Rezensionen besser nachvollziehen.
    Die Auseinandersetzungen mit den Kritikern nimmt viel Raum in den Tagebüchern ein,
    Ein weiteres Werk, dass Walser öfter erwähnt ist Gallistls Verbrechen. Ein Buch, das nie zustande kam.
    Ansonsten sind die ganzen Tagebücher neben einigen familiären Episoden voll mit Anekdoten und Anmerkungen zum deutschen Literaturbetrieb dieser zeit. Verleger Siegfried Unseld wird oft erwähnt, Kollege Uwe Johnson, mit dem Walser einst befreundet und dann zerstritten war, spielt auch eine Rolle. Peter Hamm und Karasek werden öfter erwähnt, natürlich auch Günter Grass, Böll und und und.


    Ich habe das Buch sehr genossen. Es soll auch nicht vergessen werden, Jörg Magenaus informative Anmerkungen zu loben. Magenau ist ein Kenner von Walsers Werk und hat auch eine Biographie über ihn geschrieben.
    Manchmal hätte ich mir noch mehr Anmerkungen gewünscht, aber oft ergänzt er Walsers Eintragungen sinnvoll und verdeutlicht den Kontext.
    Und dann, auch wenn es nicht so offensichtlich ist, die Tagebücher sind auch ein Zeitdokument. So wird zum Beispiel die Entführung von Hanns-Martin Schleyer durch die RAF erwähnt sowie der Suizid von Baader und Ensslins. Oder der amerikanische Wahlkampf zwischen Ford und Carter, uva Details.


    ASIN/ISBN: 3499258846