Erschienen: März 2012
Seiten: 496
ISBN- 13: 978-3471350577
Kurzbeschreibung:
Berlin, um 1890. Josefine, Tochter eines Berliner Hufschmieds, lernt auf einer Reise in den Schwarzwald die gefährliche, für Frauen geradezu skandalöse Leidenschaft des Radfahrens kennen. Zurück in Berlin, riskiert sie dafür alles. Und sie verliert alles – ihre Familie, ihre Freundinnen und fast sich selbst. Doch Josefines Kämpferherz ist groß! Und die Liebe eines Mannes ermutigt sie, ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Bei einem strapaziösen Radrennen will sie beweisen, was in ihr steckt. Am Ende erkennt sie, dass nicht der Sieg zählt, sondern ganz andere Werte: Freundschaft, Vertrauen und Liebe.
Über den Autor:
Petra Durst-Benning ist eine der erfolgreichsten und profiliertesten deutschen Autorinnen. Seit über 15 Jahren laden ihre historischen Romane die Leserinnen ein, mit mutigen Frauenfiguren Abenteuer und große Gefühle zu erleben. Petra Durst-Benning lebt mit ihrem Mann bei Stuttgart. Mehr erfahren Sie unter:www.durst-benning.de und www.die-russische-herzogin.de
Meine Meinung:
Das Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde mit Autorin gelesen. Das hat Spass gemacht, beschreibt aber schon einen Teil meines Problems etwas über das Buch zu schreiben. Ich weiß jetzt Dinge, die dem Buch nicht zu entnehmen sind, aber meine Bewertung beeinflussen.
Es handelt sich um den ersten Band einer Trilogie, bei der es um die Lebensgeschichten dreier Freundinnen geht, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Berlin der Gründerzeit leben. Clara, die Apothekerstochter, Isabelle, die Fabrikantentochter und Jo, die Tochter eines Handwerkers, eines Schmiedes. Im Kaiserreich definiert dies eigentlich Schranken gesellschaftlicher Art, die unüberwindlich erscheinen. Die Autorin beabsichtigt in jedem Band eine der drei Freundinnen und deren Lebensgeschichte in den Vordergrund zu stellen.
In diesem ersten Teil ist es die Geschichte von Jo, die das als Ausdruck von Freiheit das Fahren mit dem Fahrrad (oder zeitgemäßer mit dem Velociped) im Wortsinne erfahren hat. Die diese Freiheit für sich nützen will und von der Gesellschaft auf brutaler Art und Weise erfährt, was man mit Aussenseitern macht. Frauenradfahren war nicht nur „unweiblich“- es war verpönt. Die schmalen Sättel konnten doch nur unsittliche Gefühle bei den Frauen hervorrufen. Frauen wurden beleidigt, mit Kot beworfen und verhaftet, wenn sie in der Öffentlichkeit auf einem Rad sich bewegten. Fahrräder waren ein zunächst ein „höchst exclusives“ Fortbewegungsmittel- und doch Teil der industriellen Revolution, die sich in dieser Zeit mit enormen Umwälzungen bemerkbar machte- Droschkenkutscher und Pferdeschlächter, Hufschmiede und Pferdezüchter- eine ganze Industrie des Transportwesens, die Jahrhundertelang das Bild geprägt hatte brach weg. Das alles beschreibt die Autorin sozusagen beiläufig, als integralen Bestandteil des Lebens ihrer Hauptfigur. So vieles von dem erscheint uns unvorstellbar weit weg- aber das war die Jugend unsere Urgroßmütter. Petra Durst- Benning gelingt es diese Zeit und ihre Protagonistinnen so lebendig zu beschreiben, dass man das Gefühl hat dabeizusein. Großes Kopfkino. Ich freue mich schon auf Band 2.
Edit: Titel korrigiert. LG JaneDoe