Eins wollt ich dir noch sagen - Louisa Young

  • Louisa Young hat mit diesem Buch eine atemberaubende Liebesgeschichte erschaffen, eingebetet in den ersten Weltkrieg und ausgezeichnet durch eine einzigartige Erzählweise!


    Zum Inhalt:
    In seiner Kindheit wird Riley Purefoy, der Sohn einer Arbeiterfamilie, durch Zufall in die bessere Gesellschaft eingeführt. Dort trifft er Nadine, die Tochter eines bekannten Komponisten - die beiden verbindet eine innige Beziehung, die sich mit den Jahren vertieft. Nadines Mutter erkennt, was den beiden Jugendlichen noch nicht klar ist: die verliebten Blicke sprechen eine eindeutige Sprache. Um ihre Tochter zu schützen, unterbindet sie die Freundschaft und verbietet jeden Kontakt.
    Enttäuscht und verwirrt, flüchtet Riley und meldet sich freiwillig zum Dienst an der Front. Kämpfe, die laut Propaganda bis Weihnachten 1914 wieder vorbei sein sollen, entwickeln sich zu einem vier Jahre dauernden Krieg. Bei einem Heimaturlaub verdrängt Riley die Grauen des Krieges und verlobt sich mit Nadine. Doch dann ändert sich alles und die junge Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt...
    (Wer sich überraschen lassen will, sollte den Spoiler-Teil überspringen ;-))


    Meine Meinung:
    Die Geschichte um Riley und Nadine bezaubert mit einer atemberaubenden Erzählweise, fein ausgearbeiteten und liebenswürdigen Charakteren, einem traurigen und schrecklichen Krieg im Hintergrund und mitreißenden Einzelschicksalen.
    Louisa Young zeigt ihr Können mit einer sehr gewählten und an die jeweilige Situation angepassten Ausdrucksweise, die dazu beiträgt den Leser immer mehr in die Geschichte zu ziehen. Sehr bildhafte Worte zeigen das London der besseren Gesellschaft, das Riley erleben darf. Eher bruchstückhafte und abgehackte Beschreibungen vermitteln dagegen in Rileys Zeit als Soldat die düstere Atmosphäre des Kriegschauplatzes.
    Sehr geschickt gewählte Stilmittel heben die Geschichte über das Niveau eines regulären Liebesdramas hinaus, so zum Beispiel die Änderung der Nennung Rileys: sobald er Soldat wird und sich an der Front vorfindet, ist er nicht mehr Riley sondern Purefoy - zurück in England wird er wieder zu Riley.
    Je mehr die Geschichte sich dem Ende nähert, umso mehr verflechten sich die angesprochenen Einzelschicksale und die jeweiligen Lebensgeschichten ergeben ein gesamtes, sehr stimmiges Bild.


    Fazit:
    Ich habe dieses Buch wirklich gern gelesen, bereits am Anfang entwickelt sich eine gemütliche Atmosphäre. Dementsprechend hatte ich keine Probleme in die Geschichte zu finden und konnte es nie erwarten, weiter zu lesen, um heraus zu finden, wie es mit Riley und Nadine weitergeht. Eine wirklich einzigartige und bezaubernde Geschichte, die volle 10 von 10 Punkten verdient und sofort auf die Liste meiner Lieblingsbücher gewandert ist!

  • Das Cover ist dezent und erinnert an alte Sepia-Photographien, ebenso ist der Einband gehalten. In sich also durchaus stimmig und zur Zeit des Ersten Weltkrieges passend. Erzählt wird die Geschichte der jungen Nadine, die aus gutem Hause stammt und des jungen Riley, eines Arbeiterjungen. Gekonnt erzählt die Autorin von der damaligen rigiden Gesellschaftsordnung, in der sich für ein Mädchen wie Nadine der Umgang mit einem Jungen wie Riley einfach nicht schickte.


    "Eins wollt ich dir noch sagen" ist dabei kein Briefroman im eigentlichen Sinne, obwohl viele Briefe im Laufe der Handlung auftauchen und durchaus eine große Rolle spielen. Und trotz der Liebesgeschichte ist es in erster Linie ein Buch, das den Schrecken des Krieges greifbar macht und erst in zweiter Linie eine Romanze.
    Die Autorin erzählt leise und dezent, da gibt es auf keiner Seite Kitsch. Es wird nicht schmalzig und nicht übertrieben dramatisch und trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - wird klar um welch große Liebe es sich handelt.
    Der Schrecken des Krieges wird deutlich aus Sicht von Riley, der drei Jahre lang in den Schützengräben kämpft. Besonders passend ist hier die Szene, als Riley sich zu Beginn des Krieges verpflichtet und vor der Wahl steht, sich für ein Jahr zu verpflichten oder für den Rest des Krieges. Natürlich wählt er die Option "bis zum Ende des Krieges", denn er will ja nun wirklich nicht für ein ganzes Jahr dienen! Diese Naivität, mit der damals von einer Kriegsdauer von nur wenigen Wochen, allenfalls Monaten, ausgegangen wurde, ist aus heutiger Sicht tragikomisch.
    Nadine dagegen lebt in relativem Frieden in London, weit weg vom Geschützfeuer Belgiens und Frankreichs. Überzeugend schildert die Autorin, wie die Zivilbevölkerung sich zunächst dagegen sträubt, die gesellschaftlichen Änderungen wahrzunehmen und zum Ende des Krieges hin immer ausgelassener wird - der Beginn der "Wilden Zwanziger Jahre" steht bevor. Frauen wie Nadines Mutter weigern sich schlichtweg, die Lockerung der Gesellschaftsschichten zu akzeptieren und halten umso mehr an den überkommenen Moralvorstellungen fest. Nichts wünschen sie sich mehr, als daß alles wieder so wird, wie es vor dem Krieg war. Doch dieser Krieg, der nicht von ungefähr der "Große Krieg" genannt wurde, hat längst alle bestehenden Ordnungen hinweggefegt. Doch was wird aus den Menschen, die sich den veränderten Verhältnissen nicht anzupassen vermögen?


    Ganz leise kommt dieser Roman daher, fast schon ebenso unauffällig wie sein Cover, und hinterläßt doch einen tiefen Eindruck: Nadine und Riley werden lebendig und ihr Schicksal, das stellvertretend für das Schicksal von Millionen steht, berührt. Und das gilt vielleicht ganz besonders für das Ende, das einfach das ist: ein Ende und zugleich ein neuer Anfang, weitab von jeglichem Kitsch und falscher Süße.
    Ich habe das Buch geschenkt bekommen, andernfalls hätte ich es mir mit Sicherheit nicht gekauft, sondern unbeachtet in der Buchhandlung liegen lassen - ich hätte einen großartigen Roman versäumt!



    Besonders gefallen hat mir übrigens Rileys Erklärung für den Ersten Weltkrieg auf Seite 32.f:


    "Ein Serbe hat den österreichischen Erzherzog erschossen, deshalb wollen die Österreicher die Serben verhauen, aber die Russen müssen die Serben beschützen, deshalb müssen die Deutschen die Franzosen verhauen, damit die den Russen nicht gegen die Österreicher helfen, und wenn sie die Franzosen verhauen haben, sind wir als Nächste dran, deshalb müssen wir sie in Belgien aufhalten […]".

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

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  • „Eins wollt ich dir noch sagen“ erzählt von Riley und Nadine, die sich als Kinder vor dem Ersten Weltkrieg in London kennenlernen und verlieben. Die Beziehung wird von Nadines Mutter beeinflusst, die Riley, Sohn aus einer Arbeiterfamilie, als nicht gut genug für ihre Tochter empfindet. Während Riley im ersten Weltkrieg kämpft, Menschen töten und seine engsten Mitkämpfer sterben sieht, arbeitet Nadine als freiwillige Hilfskrankenschwester in einem Lazarett. Ihre gegenseitigen Briefe geben den beiden Kraft. Doch als Riley schwer verwundet wird, bricht er die Beziehung zu Nadine ab, um zu vermeiden, dass diese aus Mitleid bei ihm bliebt. Zurück bleiben zwei gebrochene Herzen....


    Louisa Young beschreibt tiefgründig, realistisch und ergreifend die Schicksale zwei junger Menschen während des Ersten Weltkrieges. Durch drei Nebencharaktere, die mit den Hauptcharakteren verbunden sind, wirkt die Geschichte abwechslungsreich, aber auch vielschichtig.


    Schade ist, dass Cover und Titel wenig aussagekräftig sind und das Buch von der Beschreibung her wie ein einfacher Liebesroman klingt. Diesem sehr gewöhnlichen Eindruck wird das Buch (zum Glück) nicht gerecht. Auch wenn es anfangs aufgrund von längeren Beschreibungen oder Aufzählungen sowie weniger Dialoge schwierig sein kann, in den Lesefluss zu geraten, so schafft Louisa Young es schnell, die Vorstellungskraft des Lesers anzuregen. Ein in sich stimmiger Roman, der zuletzt auch aufgrund der stilsicheren Sprache das Buch zu einem mitreißenden, literarischen Roman macht.

  • Inhalt:
    ************


    Nadine liebt Riley, Riley liebt Nadine, doch ihre Liebe ist nicht standesgemäß. Sie aus gutem Haus, er aus der Arbeiterschicht. Riley hilft einem Maler der Nadine unterricht gibt. Von einem Tag auf dem anderen, darf Nadine nicht mehr an dem Unterricht teilnehmen. Riley wird sich bewusst, dass Nadine etwas Besseres verdient hat und zieht für England in den Ersten Weltkrieg. Nach und nach pendelt sich aber wieder ein Briefverkehr ein, zwar spärlich aber immerhin. Auf Heimaturlaub trifft sich Riley mit Nadine und beide gestehen sich ihre Liebe zueinander. Riley muss wieder zurück an die Front und erlebt die Gräuel aus erster Hand, doch auch Nadine, die mittlerweile als Hilfskrankenschwester verwundeten Soldat hilft, erfährt, was es bedeutet, wenn ein Land Krieg führt.
    An der Front wird Riley sehr schwer verwundet und zur Genesung nach England zurückgeschickt. Er lässt Nadine glauben, er hätte eine leichte Verwundung, doch als Riley sich bewusst wird, wie stark er für das Leben gekennzeichnet sein wird, schreibt er Nadine einen Brief, in dem er die Liebe zu ihr für null und nichtig erklärt. Nadine ist am Boden zerstört und nur langsam kann sich Riley an sein Schicksal gewöhnen. Wird es für Nadine und Riley doch noch ein glückliches Ende nehmen, oder hat der Krieg auch über die Liebe gesiegt?



    Meine Meinung:
    *****************


    Vom Klappentext her habe ich mir bei dem Buch ein bisschen etwas anderes erwartet. Ich bin nämlich davon ausgegangen, dass man liest, wie die Mutter von Nadine die Beziehung hintertreibt. Jedoch kommt darüber kaum etwas vor, sie hält zwar einmal einen Brief zurück, doch so richtig entspricht es nicht dem Klappentext. Ebenso entfaltet sich die Beziehung zwischen Nadine erst, als Riley schon im Krieg ist. Zuvor gab es nur den einen kurzen prickelnden Moment. Als Leser bleibt einem aber der Liebesschmerz etwas verborgen. Am Anfang wird auch viel Augenmerk auf Riley gelegt und Nadine kommt kaum wirklich vor. Hier hätte ich mir vielleicht schon mehr über die beginnende Beziehung gewünscht und natürlich die Intrigen, die ich mir vom Klappentext her versprochen hatte. Der richtige Herzschmerz kommt bei mir erst, als sich Riley per Brief von Nadine trennt und ich kann richtig merken, wie sich die beiden fühlen. Was die Gefühlswelt betrifft, wird der Leser sehr gut von der Autorin angesprochen und ich konnte mich gut in die Welt des Krieges einfühlen.


    Die Autorin schreibt ohne Effekthascherei und kann dennoch auch die Gräuel des Krieges und dem ganzen Drumherum eingehen. Sehr stimmungsvoll zeichnet sie die Personen, keine bleibt blass und jeder fügt sich nahtlos in das Geschehen ein. Besonders gut kann sie die Stimmung zur Kriegszeit einfangen ohne aber mit dem gehobenen Finger auf moralische Grundsätze einzugehen. Es wird über die Gefühle, das Denken und das Handeln der Personen geschrieben und sie kann meiner Meinung nach sehr einfühlsam mit dem Thema umgehen. Das Buch ist in der dritten Personen geschrieben, kann aber durch die kursiv geschriebenen Gedanken einen besseren Bezug zu den Darstellern liefern. Man fühlt sich ihnen mehr verbunden und der Einblick ist tiefer.


    Nicht nur über Riley und Nadine wird geschrieben sondern auch um das Ehepaar Locke. Der Mann ist im Krieg mit Riley, die Frau versucht eine gute Ehefrau zu sein und scheint hilflos in ihrer Rolle gefangen. Jeder trägt andere Probleme mit sich herum und doch versucht jeder auf seine Weise den Krieg zu überstehen.


    Ich hätte mir ein bisschen mehr von Riley und Nadine gewünscht. Zumindest was den Beginn ihrer Liebe betrifft, so wurde ich erst im letzten Drittel mit dem Herzschmerz berührt. Deshalb reicht es bei mir nicht zu einer Topbewertung. Das Buch ist aber sehr schön erzählt und man kann sich in der Gefühlswelt treiben lassen, ohne dass es schnulzig oder pathetisch anmutet. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich gerne ein weiteres Buch der Autorin lesen möchte, dann sollte der Klappentext aber etwas besser gewählt sein.

  • Nadine, ein Mädchen aus der Oberschicht und Riley, ein Junge aus der Arbeiterschicht. Zwei Menschen, die aus der Sicht der Gesellschaft nicht unterschiedlicher sein können - und doch verlieben sie sich, gegen jede Widrigkeit. Doch es gibt Menschen, die mit allen Mitteln dagegen kämpfen, dass diese gerade erst begonnenen Liebe nicht gelebt werden soll.
    Aus Verzweiflung meldet sich Riley freiwillig als Soldat und zieht in den Krieg. Der Krieg verändert. Menschen sind nicht mehr die, die sie mal waren und doch gibt es etwas, dass die Menschen davon abhält dem Wahnsinn zu verfallen - Liebe. Aus Liebe zu Nadine hält Riley weiter durch und bei einem Urlaub gestehen sich die Beiden gegenseitig ihre Liebe. Eine Zeit des Hoffens und Bangens beginnt. Doch dann wird Riley schwer verwundet und wird in ein Krankenhaus gebracht. Nichts ist so, wie es mal war und Riley trifft eine folgenschwere Entscheidung.


    Was für ein unglaubliches Buch. Schon von der ersten Seite an, war ich gefesselt von dieser Geschichte.
    Louisa Young schafft es so klare Bilder entstehen zu lassen, dass ich mittendrin war. Ich habe mit Riley und Nadine gelitten, geliebt, gelacht und geweint. War mit ihnen zusammen im Krieg, habe die Ängste durch gestanden, die sie durchgestanden haben. Habe ebenfalls den Geruch nach Tod, Schmerz, Angst und Leid gerochen.
    Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen, trotz des schwierigem Themas. Louisa Young verschönert nichts und doch verzaubert sie.
    Jeder einzelne Charaktere war liebevoll herausgearbeitet - war voller Farben und Schatten.
    Ich habe schon viele Bücher gelesen, die den Krieg als Schauplatz hatten und doch hat mich dieses Buch sehr bewegt und zum Nachdenken gebracht. Fast so als hätte ich das aller erste Mal darüber gelesen.


    Ich hatte sehr schöne, bewegende und aufregende Lesestunde und kann das Buch aus vollstem Herzen weiter empfehlen. Ich werde sicherlich noch einige Bücher von Louisa Young lesen!


    10 von 10 Eulenpunkte!

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


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  • Ich habe das Buch auch gelesen und fand es sehr angenehm. Es war nicht unbedingt herausragend und eines, was ich nochmal lesen würde, aber im Großen und Ganzen hat es bestanden. :-)


    Ich finde einfach, dass die Liebe ein wenig untergeht und vom Titel her habe ich mir persönlich ein wenig mehr erhofft. Auch die Mutter von Nadine, welche ja verhindert, dass die beiden ein Paar werden, wird nur kurz in den Mittelpunkt gerückt. Schade! Auch Nadine selbst empfinde ich als schwache Gestalt in dem Buch. Das Hauptaugenmerk liegt hier eindeutig bei Riley. Klar ist das Thema Krieg nicht unbeachtet zu lassen, aber da es meiner Meinung nach eigentlich um die Liebe gehen soll, finde ich es sehr sehr schade, dass es der Autorin nicht recht gelungen ist, die Liebe umzusetzen.


    Ich würde mal sagen, ein gutes Durchschnittsbuch. Aber nicht geeignet um es nochmals zu lesen.

  • Eben habe ich dieses Buch beendet und weiß entgegen dem Titel erstmal nicht, was ich sagen soll. - - -
    Ich bin baff. Völlig geplättet. Dieser Roman ist einfach grandios. Tiefgründig, abgrundtief, traurig, schön, erschreckend, tragisch, romantisch, grausam, gefühlvoll, unendlich facettenreich und lebendig.


    Hier geht es nicht nur plain um eine Liebesgeschichte, sondern um die Auswirkung von Geschichte, in diesem Fall dem Großen Krieg, auf das Individuum.


    Der Erzählstil mit eingestreuten Gedanken ist rasant und an den richtigen Stellen tief bewegend. Die Handlung an sich in jeder Hinsicht aufwühlend.
    Die aufgegriffene Thematik - die Arbeit im St. Queens Hospital während Krieges - ist hochinteressant. Der Klappentext bereitet auf eine Wendung wie diese nicht vor.
    Da ich zu dem Thema Verstümmelung bereits eine Dokumentation gesehen hatte, konnte ich mir die Nöte der Patienten, insbesondere des Protagonisten, lebhaft vorstellen.


    Wer tiefer in das Thema und den tatsächlichen Hintergrund einsteigen möchte, sollte einen Blick auf die Website The Gillies Archive werfen.


    Ist allerdings nichts für schwache Nerven. Ich konnte schon beim Lesen des Buchs keinen Bissen essen.


    Der Autorin gelingt es, treffende Worte und Bilder für die eigentlich unbeschreiblichen Gräuel des Krieges sowie die Zerrissenheit (innerlich wie äußerlich) der Menschen zu finden und schafft durch wenige Spotlights bleibendere Eindrücke als jeder Kriegsfilm in 3D es könnte.


    Bewundernswert fand ich auch die Art, wie sie die Psychologie ihrer Figuren zeichnet und ihre unterschiedlichen Entwicklungen und Reaktionen auf die Veränderung der Welt darstellt. Sie hat sich hierfür ein paar zeitgemäße Charaktere ausgewählt, an denen sie den jeweiligen Umgang der Menschen mit der Situation, vor allem auch die Veränderung der Rolle der Frauen, aufzeigt.


    Riley und Nadine stehen ebenso wie Peter, Julia und Rose für eine Generation, die mit einem Krieg in vorher nie da gewesener Dimension konfrontiert wird, einem Krieg, der die Menschen weitaus traumatisierter zurückließ als der Zweite Weltkrieg, und daraus teils mehr, teils weniger an Leib und Seele davon gezeichnet hervorgeht.
    Aber trotz allen Grauens, gibt es wie in allen Zeiten Raum für Liebe, Freundschaft und vor allem Hoffnung.


    Ich habe gelesen, dass die Autorin an einer Fortsetzung arbeitet, was ich schade finde. Denn dieses Buch ist so stimmig, so ergreifend, das eine Fortsetzung nur schwächer ausfallen kann. Überdies ist am Ende alles gesagt und erzählt.


    Der Roman ist mit das Besten, das ich seit langem gelesen habe. :anbet Er wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen.


    edit:
    P.S.: Der englische Titel ist übrigens sehr viel feinsinniger und zweideutiger als der deutsche: "My dear, I wanted to tell you"
    - so begannen die Feldpostkarten, die Verwundete an ihre Angehörigen schreiben konnten. In einem Lückentext konnten Angaben zum Grad von Verletzungen und Aufenthalt gemacht werden.
    Eine solche Karte füllt auch Riley aus und streicht das Wort "schwer verletzt", um Nadine nicht zu beunruhigen (diese Szene ist im übrigen eine der packendsten, vielleicht sogar die intensivste des ganzen Buches).

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Alice Thierry ()

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    P.S.: Der englische Titel ist übrigens sehr viel feinsinniger und zweideutiger als der deutsche: "My dear, I wanted to tell you"
    - so begannen die Feldpostkarten, die Verwundete an ihre Angehörigen schreiben konnten. In einem Lückentext konnten Angaben zum Grad von Verletzungen und Aufenthalt gemacht werden.
    Eine solche Karte füllt auch Riley aus und streicht das Wort "schwer verletzt", um Nadine nicht zu beunruhigen (diese Szene ist im übrigen eine der packendsten, vielleicht sogar die intensivste des ganzen Buches).


    Das wusst ich gar nicht, ist ja sehr interessant, danke für die Info! :wave

  • So habe ich das auch verstanden, allerdings freut mich das nicht besonders.


    Die meisten Fortsetzungen bleiben hinter dem Ausgangsbuch zurück. Und dieses braucht meiner Meinung nach keine Fortsetzung. Die Geschichte ist absolut stimmig und zu einem schönen runden Ende gebracht worden.
    Noch eine Fortsetzung hinterher zu schieben, wirkt für mich eher so, als ob mit dem Erfolg des Buches weiter Profit gemacht werden soll.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
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  • Ich habe das Buch beendet und bin noch ziemlich ergriffen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass es mir nicht immer leicht gefallen ist, wieder weiter zu lesen, da die Kriegsgeschehnisse doch viel mehr Raum einnehmen als ich das gedacht hatte und es nicht gerade "leichte Kost" ist.
    Eigentlich wäre mir zur Zeit mehr nach einem Unterhaltungsroman gewesen und ich hatte eine Liebesgeschichte erwartet, die zwar eingebettet ist in den Krieg, bei der aber das Hauptaugenmerk auf der Liebe liegt.
    Das hab ich beim Lesen allerdings genau anders empfunden...
    Trotzdem hat mich der Roman sehr berührt.


    Der Schreibstil von Louise Young hat mich von Beginn an fasziniert und so war ich anfangs noch absolut bezaubert. Die zarten Anfänger der Liebe zwischen Nadine und Riley sind einfach perfekt beschrieben.


    Doch sobald Riley zur Front geht, gibt es keine "unschuldige Annäherung" mehr und es geht auch dem Leser "an die Nieren"...


    Zitat

    Original von Alice Thierry
    Die Handlung an sich in jeder Hinsicht aufwühlend.
    Die aufgegriffene Thematik - die Arbeit im St. Queens Hospital während Krieges - ist hochinteressant. Der Klappentext bereitet auf eine Wendung wie diese nicht vor.
    Ist allerdings nichts für schwache Nerven. Ich konnte schon beim Lesen des Buchs keinen Bissen essen.


    So ging es mir auch. Riley und viele andere Figuren in diesem Buch werden zunehmend vom Krieg traumatisiert und der "Höhepunkt" ist sicherlich die Verwundung von Riley und die Folgen für ihn, aber auch für sein Umfeld und besonders für Nadine.
    Da ist das Gelesene teilweise schwer zu verdauen.


    Ein Buch, das mich bewegt hat und ergriffen, das aber nicht immer leicht war, zu lesen.

  • Die Fortsetzung erscheint im Frühjahr 2014, *HarperCollins*. Auf der einen Seite stehe ich einer Fortsetzung auch sehr kritisch gegenüber, "Eins wollt ich dir noch sagen" ist wunderbar in sich abgeschlossen. Auf der anderen Seite bin ich schon neugierig, wie Louisa Young die Geschichte weitererzählen will...


    Englische Inhaltsangabe:


    At Locke Hill, Peter and Julia Locke are facing their own trauma. With Peter living a reclusive life and drinking heavily to blot out the memories of war, can their marriage have a future?


    As each family must contend with the scars of the war, their lives become firmly intertwined. But after all those years of orders and terror and imminent death, can they ever truly move forward?


    The highly anticipated sequel to the beautiful bestselling MY DEAR I WANTED TO TELL YOU sees the return of some much-loved characters and the devastating effects the war has had on them.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • "Eins wollt ich dir noch sagen" ist definitiv eines meiner Jahreshighlights. Nicht nur, weil die Geschichte so ergreifend ist. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
    Mich hat die Sprache und der Erzählstil fasziniert. Die menschlichsten Regungen werden hier auf eindringliche und poetische Weise beschrieben und auch die großen Gefühle sind jenseits von Kitsch und Romantik mit einer großen Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit. Ich habe die Darsteller in mein Herz geschlossen und hoffe, die Fortsetzung wird auch noch ins Deutsche übersetzt, da ich mit meinem Schulenglisch wahrscheinlich kaum die Brillanz des englischen Originals erfassen.


    Es ist kein Liebesroman, auch wenn es eine große Liebe ist, die die Riley und Nadine miteinander verbindet. Es ist ein Roman über den ersten Weltkrieg und er ist schockierend deutlich und Tod und Verstümmelung sind ein zentrales Thema in dieser Geschichte. Ein Buch gegen den Krieg, die Gräuel, die Menschen sich gegenseitig zufügen, gegen Vorurteile, Standesdünkel. Dabei historisch anspruchsvoll und hochinteressant.


    Von mir 11 von 10 Punkten. :-]

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)