Rowohlt, Juli 2011
Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Kurzbeschreibung:
Was die Liebe, was der Glaube, was die Sprache vermag.
Wovon handelt dieses Buch? Es ist leichter zu sagen, wovon es nicht handelt. Es handelt also von allem, vor allem von Anton Percy Schlugen, von ihm und mit ihm und durch ihn. Seine Mutter tauft ihn Anton, nennt ihn Percy, selber heißt sie Josefine Schlugen, wird Fini genannt. Sie ist Schneiderin, lebt, auch als sie mit einem Mann zusammenlebt, allein. Jahrelang schreibt sie Briefe an Ewald Kainz, der auf den Stufen des Neuen Schlosses in Stuttgart eine politische Rede hielt. Die Briefe schickt sie nicht ab, sie liest sie ihrem Sohn vor und vermittelt ihm so, dass zu seiner Zeugung kein Mann nötig gewesen sei. Mit diesem Glauben lebt Percy.
Ein Buch darüber, was die Liebe vermag, was der Glaube vermag, was die Sprache vermag und über die Kunst, Motorrad zu fahren.
Über den Autor:
Martin Walser, geboren 1927 in Wasserburg, lebt in Überlingen am Bodensee. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis und 1998 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Außerdem wurde er mit dem Orden «Pour le Mérite» ausgezeichnet und zum «Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres» ernannt.
Mein Eindruck:
Muttersohn ist selbst für den äußerst produktiven Martin Walser ein ungewöhnlicher Roman voller Ideen und Anspielungen.
Im Mittelpunkt steht Percy, der in einer Nervenheilanstalt als Pfleger arbeitet. Aktuell pflegt er den suizid-gefährdenden Ewald Kainz. Percy selbst ist ein spezieller Fall, er glaubt den Worten seiner Mutter, dass zu seiner Entstehung kein Mann notwendig war, er ist ein reiner Muttersohn. Percy wird zur jesusgleichen Figur, durch und durch positiv, bei Patienten erfolgreich, bei den Kollegen beliebt.
Für den Leser ist es nicht immer einfach zu unterscheiden, wer durchgeknallter ist, die Patienten oder das Personal. Zum Beispiel der Chef der Klinik, Dr. Augustin Feinlein, Percys Lehrer, Mentor und oft Gesprächspartner über wichtige Fragen des Lebens.
Der Roman unterteilt sich in mehrere Abschnitte. Beginnt es zunächst rund um Percy, wird im zweiten Teil das Leben seines Patienten Ewald Kainz in Ich-Form erzählt.
Der 3.Teil ist Wort für Wort „Mein Jenseits“, das schon bereits vor einem Jahr in Buchform erschienen war und dass sich um Augustin Feinlein dreht. "Mein Jenseits" hatte ich bereits hier rezensiert: Mein Jenseits – Martin Walser
Dann in den nächsten Teilen kehren wir zur Handlung um Percy zurück.
Nicht selten war ich ratlos bei dem Buch, aber die außergewöhnliche Sprache ist beeindruckend, da sie eine große Musikalität besitzt. In der Handlung selbst spielt Musik auch eine Rolle, Percy spielt z.B. Orgel. Später im Buch wird "Mussorsky - Bilder einer Ausstellung" gespielt und "Richard Strauss - Der Abend" gesungen. So fasse ich auch Walsers Ton als hymnische Stimme ohne Orchester auf.
Das Buch bietet noch einige Überraschungen! Bewundernswert, wenn ein Autor immer wieder neues wagt.
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ASIN/ISBN: 3498073788 |