Aufgebot des Bösen – U.H.Wilken

  • 256 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Mit aller Gewalt tobt das Unwetter über dem Weideland. Bohrender Hunger treibt Comanchen durch die Regennacht. Niemand hindert die Indsmen daran, Cliff Logans Rinder in die Berge zu treiben…
    Und weiter zieht das Gewitter – nach White Sands, wo im strömenden Regen fünf Fremde in die Stadt geritten kommen. Nur ihnen gehört die Straße; kein Einwohner traut sich hinaus ins Unwetter.
    Als der Donner über White grollt, peitschen Schüsse durch die nacht, stürzen die Fremden aus der Bank – kämpft Sheriff Higgins, bis er in den Straßenschlamm fällt. Und nur zwei Banditen entkommen dem Bleihagel – mit über Dreissigtausend Dollar.


    Über den Autor:
    Uwe Hans Wilken, 1937 geboren, 2001 gestorben, schrieb viele Romane, die im Wilden Westen handeln. Zeitweise galt er als zweiter Karl May. Er schrieb auch einige Serien, z.B. die DAN OAKLAND STORY.


    Mein Eindruck:
    Da ich mich weiterhin auf dem Nostalgietrip befinde, habe ich dieses Hardcover aus dem Paul Feldmann-Verlag noch einmal gelesen. Es ist ca. 1963 veröffentlicht worden, vermute ich. Unten habe ich die broschierte Ausgabe angegeben, da es für mein Buch keine ISBN gibt.


    White Sands ist eine kleine Stadt in New Mexico, zwischen dem Rio Pecos und Rio Grande, umgeben von den Höhenzügen der Guadelupe-Mountains. Hier wird eine Bank überfallen. Es wird ein Aufgebot von der Stadt zusammengestellt und von Cliff Logan geführt. Er ist ein Rancher, dem die Commanchen die letzten Rinder gestohlen haben und deshalb angewiesen auf die Belohnung, um die Ranch für seine Frau und Sohn zu erhalten.


    Die Verfolgungsjagd beginnt und damit auch die interessanten Themen. Es beginnen sich die Werte zu verschieben. Unter den Leuten des Aufgebots sind zwielichtige, erbarmungslose Männer, während die Passagen aus Sicht der Verfolgten eine große Verbundenheit und Freundschaft zeigen, die man nicht erwartet hätte. Auch die Banditen haben nur gehandelt, weil sie von dem Geld eine Chance auf eine bessere Zukunft erhofften.


    Der jüngste des Aufgebots schleppt noch das Trauma des vergangenen Bürgerkriegs mit sich herum, bei dem er seine Eltern verlor.
    Bei den anderen des Aufgebots stellt sich die Frage, ob sie sich mit der Belohnung zufrieden geben werden oder es auf die gesamte Beute abgesehen haben.


    Der Autor spielt mit dem moralischen Aspekt einer solchen Menschenjagd, vergleichbar wie James Stewart in dem Antony Mann-Film "Nackte Gewalt".
    In diesem melancholisch angehauchtem Buch entsteht eine vergleichbar starke Atmosphäre. Der Stil ist auf der Oberfläche voller innerer Ruhe, und doch brodelt es unter einer weiteren Schicht. Das teilt auch der Protagonist Cliff Logan, der die Handlung trägt und perfekt zusammenhält.


    Bemerkenswert finde ich weiterhin, dass U.H.Wilken schon bei diesem relativ alten Roman auf das Thema der Ungerechtigkeiten gegen die Indianer eingeht. Er erwähnt ein bekanntes Massaker von Soldaten an wehrlosen Indianern und kritisiert das sinnlose Büffelabschlachten durch die Weißen, dass die Indianer um ihre Nahrung und Lebensgrundlage bringt.
    Das bindet der Autor ein, obwohl die „Helden“ des Buches dann auch Auseinandersetzungen mit den Commanchen haben. Wie die Bedrohungen schon durch Trommeln angekündigt sind und das an den Nerven des Trupps zehrt, ist spannungsreich beschrieben. Der Druck führt bei der ungleichen Truppe in einem psychologischen Kampf, bis es schließlich zur Eskalation kommt.


    Ein nicht zu unterschätzender Roman, der zeigt, dass es auch in diesem Genre richtige Literatur gibt!

  • :wow Wo hast du nur immer die alten Bücher her, sind die alle in Deiner Bibliothek? Von G. F. Unger treiben sich bei mir zwei, von U. H. Wilken ein Buch in der Westernsammlung herum. Sollte ich vielleicht doch endlich mal lesen. Momentan habe ich mich erst mal an einen neueren Western von Charles G. West gewagt. Das Ende ist klar (letzte beiden Seiten schon gelesen :rolleyes), und ich brauchte etwas zur Erholung (eben mit voraussehbarem bzw. bekanntem Ende).


    Edit ergänzt, ich habe nach "Aufgebot des Bösen" mal mittels www.bookfinder.com gesucht und auch gefunden, ist mir aber zu teuer. Na ja, ich habe genug Lesestoff, auch westernmäßig gesehen, hier. Danke für die Rezi.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Zitat

    Original von SiCollier
    :wow Wo hast du nur immer die alten Bücher her


    Die sind vom Dachboden meiner Eltern. Da haben die Bücher sich schon befunden, als wir 1979 eingezogen sind. Sie stammen wirklich aus den späten fünfziger / frühen sechziger Jahren. Ein paar habe ich mitgenommen, als ich auszog, andere sind vielleicht noch als Dachbodenfund zu entdecken. Wer weiß?

  • Du willst nicht zufällig diesen Dachboden an mich abtreten. :rolleyes :grin ;-)
    Unserer ist zwar auch voll mit Büchern, doch da gibt es keine Funde zu machen: die habe ich alle selbst in Kartons dort aus Platzgründen eingelagert.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")