Deichschatten - Daniela Anna Eckstein

  • Klappentext:


    Mysteriöse Dinge geschehen im Leben der Familie Hinrichsen...


    Eine verschwundene Mutter, die auf und wieder untertaucht
    Eine Tochter, die sich nicht entscheiden kann
    Eine Freundin, die versucht, die Wahrheit herauszufinden
    Zwei Freunde, die nach einem geheimnisvollen Ring suchen
    Ein altes Märchen von Sonne und Mond
    Und dann ist da noch diese Zahl
    Vordergründig ein Kriminalfall
    Aber dahinter steckt mehr


    Die Autorin:


    Daniela Anna Eckstein wurde 1976 in Bad Hersfeld geboren. Sie ist überzeugt davon, dass sich jede Geschichte, die erzählt werden will, ihren eigenen Weg sucht. Und die Geschichten, die von ihr erzählt werden wollen, schreibt sie auf... So wie diese hier über das Leben, die Liebe und den Tod. Sie spielt auf Norderney, aber die Wurzeln ihres Geheimnisses reichen bis nach Köln und in die Oberpfalz... Daniela Anna Eckstein lebt als Freie Autorin mit ihren Katzen Willi und Memory in Köln. „Deichschatten“ ist ihr erstes Buch, weiter Geschichten finden sich in verschiedenen Sammelwerken.


    Meine Meinung:


    Ihre Mutter ist wieder da. Urplötzlich verschwunden vor einem Jahr ist sie jetzt genauso urplötzlich wieder aufgetaucht. Keiner weiß, wo sie gewesen ist, sie will einfach nicht darüber reden. Marla fährt von Hamburg, wo sie sich das letzte Jahr verkrochen hat zurück nach Hause, auf die Insel Norderney, um endlich zu erfahren, warum ihre Mutter einfach gegangen ist – ohne ein Wort. Kaum auf Norderney angekommen, trifft sie direkt Meike, ihre beste Freundin und Kommissarin auf Norderney. Sie hatte damals den Fall der Verschwundenen untersucht, aber nie eine Spur gefunden. Marla ist vorsichtig bei ihrer Rückkehr, denn hier erwarten sie direkt zwei Männer, vor denen sie vor einem Jahr abgehauen ist, da sie sich nicht zwischen ihnen entscheiden konnte, ihr Cousin Paul und der Psychologe Jan. Bei so einer kleinen Insel ist es natürlich unausweichlich, dass sie sich sehr schnell begegnen. Die Freude über das Wiedersehen mit ihrer Mutter wird schnell getrübt über ihre Ausflüchte und offensichtlichen Widerwillen, über das letzte Jahr zu sprechen. Nur einen Tag später ist sie schon wieder verschwunden, diesmal haben alle aber ein ungutes Gefühl. Meike und ihr neuer Kollege Simon Kronach fangen an zu ermitteln.


    Die Geschichte ist kurz, viel zu kurz. Leider bekommen dadurch die Charaktere keine Form, man lernt sie teilweise überhaupt nicht kennen und sie können auch keinen Tiefgang entwickeln. Durch die Namen Meike, Marla, Marlon und Marlene ist manchmal wirklich Konzentration angesagt, hier hat die Autorin keine glückliche Hand gehabt. Außerdem sind alle Charaktere ausnahmslos patzig, zickig und genervt, eine normale Unterhaltung kommt selten zustande, da mindesten einer immer wieder davon rennt oder beleidigt reagiert. Marla kann sich nicht zwischen Jan und Paul entscheiden, ständig läuft sie vor ihren Problemen davon. Beide Jungen sind sehr geduldig mit ihr – viel zu geduldig, wobei Paul ständig jammert, dass ihm Jan zuvorkommt. Sie verhalten sich Marla gegenüber sehr passiv, so dass sie zu keiner Entscheidung gezwungen wird. Meike ist heimlich in Jan verliebt, leiht ihm aber oft eine Schulter zum Ausweinen. Von Marlon erfährt man wenig, er forciert Paul allerdings, sich um Marla zu bemühen. Marlas Vater bleibt ganz schwach im Hintergrund, genauso wie Kate. Dabei ist doch gerade Kate der spannendste Charakter, sie hat aber kaum Auftritte und über ihr Gefühlsleben erfährt man überhaupt nichts. Auch Marlene, Marlas Mutter bleibt sehr eindimensional unsympathisch, sie will nicht über ihr Verschwinden reden und vertröstet ihre Familie auf später. Kann oder will sie das Verlangen nach Wahrheiten nicht verstehen? Einzig Meike und Simon bestreiten den größten Teil des Buches, sie sind nett zueinander, wobei nicht klar wird, ob Simon überhaupt einmal schläft.


    Der Stil ist kurz und knapp, anfangs etwas holpernd durch die kurzen Sätze. Hinterher wird es besser, oder man hat sich einfach daran gewöhnt. Man möchte schon gerne wissen, was denn nun diesmal mit Marlene, Marlas Mutter passiert ist, die Autorin deutet aber vieles nur kurz an und lässt es dann im Sande verlaufen. Ereignisse sind unlogisch und viel zu kurz abgehandelt, Schlag auf Schlag entwickeln sich die Dinge neu, viel zu schnell kommt es zu Ermittlungsergebnissen oder Zufälle passieren zur richtigen Zeit. Mit Mystik erklärt die Autorin die Situation, es wirkt aber erzwungen und unpassend, man hat den Eindruck, ihr wäre nichts anderes eingefallen. Das Verbindungsglied zwischen allen ist ein Märchenbuch mit dem Märchen von Sonne und Mond, die nicht zueinander finden können. Leider ist das Märchen in einer unglücklichen Schriftart gedruckt, es bedarf einiger Anstrengung, es zu lesen. Marla findet immer wieder Hinweise, die darauf deuten, ist sie dem ersten erst einmal nachgegangen, löst sich alles wieder viel zu glatt. Daniela Eckstein lässt den Leser atemlos ob der Ereignisse zurück, sie hetzt ihn regelrecht durch ihr Buch, ohne einmal in die Tiefe zu gehen. Der Schluß ist unrealistisch, so wie er passiert, das Motiv eigentlich zu nichtig. Viele Fragen bleiben offen, die man wegen der Kürze nicht zu klären vermag. Potential ist auf jeden Fall vorhanden, die Schilderung der Insel ist sehr gelungen, man bekommt richtig Lust, sich an die Strandpromenade zu stellen und vom Wind durchpusten zu lassen. Das Cover ist sehr geschmackvoll gewählt, die Qualität hervorragend, das Preisleistungsverhältnis allerdings stimmt gar nicht. Für so ein kleines Taschenbuch ist der Preis einfach völlig überzogen, auch wenn es ein kleiner Verlag ist. Da die Autorin den Preis für die Arbeit, die in dem Buch drinsteckt, durchaus gerechtfertigt hält, mag ich gar nicht darüber spekulieren, was wohl demnächst dann ein Follett kosten wird.


    Fazit


    Wunderschönes Wandern über Norderney und ein tolles Inselfeeling bringt Daniela Anna Eckstein überzeugend hervor, Potential zum Krimischreiben ist mit Sicherheit vorhanden. Ihr Erstlingswerk ist allerdings noch ziemlich unausgereift, vor allem die Charakterisierung und Handlung ist stark verbesserungswürdig. Man schreckt als Leser zurück und fühlt sich in der Geschichte nicht wohl, wenn die Charaktere ständig patzig und zickend rumjammern. Für ein Voranbringen der Geschichte wäre eine normale und längere Unterhaltung sinnvoll gewesen, aber die Kürze des Buches lässt es nicht zu. Zuviel gewollt und zuwenig herausgebracht, aber mit einem angenehmen Erzählstil versehen. Es sind einfach zu viele offene Fragen am Ende, Handlungsstränge werden nicht zufriedenstellend beendet. Das Motiv ist nicht schlüssig und man ärgert sich über das verschwendete Potential, denn die Autorin zeigt ja deutlich, dass sie es kann.


    LG
    Patty

  • Die Gischt brandet auf. Möwen kreischen. Marla atmet tief die salzige Luft ein: nach einem Jahr kehrt sie zurück nach Norderney. Doch die Heimkehr ist alles andere als fröhlich – Marlas Mutter verschwand vor 12 Monaten spurlos. Wie aus dem Nichts taucht sie wieder auf. Nur, um kurz darauf wieder wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
    Marla und ihr Bruder machen sich auf die Suche. Immer wieder wird die junge Frau von Albträumen heimgesucht. Träume, die so intensiv sind, dass Wirklichkeit und Einbildung verwischen. Und plötzlich fällt den Geschwistern ein Märchen ein, das die Mutter ihnen wieder und wieder erzählte. Das alte Märchen von Sonne und Mond, die nicht zueinander kommen konnten.
    Die Polizei ermittelt und auch Jan und Paul, die beide in Marla verliebt sind, begeben sich auf die Fährte der verschwundenen Mutter. Die Frau bleibt verschollen – Blutspuren im Keller des Hauses allerdings lassen das Schlimmste befürchten.
    Und dann ist da Kate. Sie ist die älteste Tochter der Verschwundenen. Von ihrer Existenz ahnte niemand etwas… wie Marla ist auch sie auf der Suche nach dem uralten Märchenbuch. Als Marla endlich das Buch in Händen hält, sind alle Seiten leer. Alle – bis auf die ersten. Nun gilt es, diese Seiten neu zu füllen. Und das Unheil nimmt seinen Lauf.
    Ich muss zugeben, dass ich eigentlich nicht auf Thriller und Mystery stehe. Eigentlich. Aber die Kombination mit Norderney hat mich neugierig gemacht. Und tatsächlich lädt das Buch ein zu einem Spaziergang über die Insel. Alle Orte – bis auf die Pension, die Marlas Familie betreibt – sind echt. Und man bekommt beim Lesen Lust auf einen Friesentee in einer der legendären Teestuben. Auf einen Spaziergang am Strand. Auf einen Streifzug über die Insel.
    Das Buch ist erschienen im Verlag Monika Fuchs. Ein kleiner und junger Verlag – und einer von denen, die Bücher mit viel Liebe zum Detail machen. Eine sehr hübsche Grafik leitet den Leser zu den Gedanken, die die Geschichte erst verwirren, dann aufhellen und schließlich zusammenhalten. Gedichte der Autorin spinnen einen roten Faden.
    Schade, dass das Buch mit seinen knapp 160 Seiten so kurz geraten ist. Ich hätte mir mehr gewünscht. Und die Figuren hätten es verdient, dass ihre Geschichte noch mehr Raum bekommt.
    Mein Fazit: eine spannende Liebes-Krimi-Geschichte, die Lust auf „Meer“ macht. Ein guter Lesetipp für alle, die Norderney kennen, kennen lernen wollen oder sich einfach auf eine Fantasiereise zu Sonne, Mond und Inseln begeben wollen.