Verlag: Bastei Lübbe
Seiten: 463
Originaltitel: Sharpe's Triumph
Übersetzung aus dem Englischen: Joachim Honnef
Rückentext:
Ein neues Indien-Abenteuer mit Richard Sharpe in deutscher Erstübersetzung
Richard Sharpe wird Zeuge eines Massakers an einem britischen Außenposten - verantwortlich ist ein englischer Offizier, der zur verfeindeten Marathen-Konföderation übergelaufen ist. Sharpe begibt sich auf die Jagd nach dem Verräter. Dabei muss er tief in Feindesland vordringen und wird bald selbst zum Gejagten. Sein Weg führt ihn zu dem kleinen Dorf Assaye, wo die englische Armee sich einer gewaltigen indischen Übermacht stellen muss. Unter den Reihen des Feindes ist auch der Überläufer. Sharpe wittert seine Chance, ihn ein für alle Mal zu stellen.
Zum Autor:
Bernard Cornwell wurde 1944 in London geboren. Er arbeitete lange für die BBC, unter anderem in Nordirland, wo er seine Frau kennenlernte. Heute lebt er die meiste Zeit in den USA. Er ist der Autor zahlreicher international erfolgreicher historischer Romane und Thriller. Die Sharpe-Serie, die er in den 80er Jahren zu schreiben begann, hat Kultstatus erreicht und wurde von der BBC mit Sean Bean in der Hauptrolle verfilmt.
Homepage: www.bernardcornwell.net
Meine Rezension:
"Es war nicht Sergeant Richard Sharpes Schuld."
So beginnt dieses Indien-Abenteuer des jungen britischen Soldaten, der im letzten Band durch seinen selbstmörderischen Einsatz hinter feindlichen Linien mit dem Posten eines Sergeants belohnt wurde. Dass er sich außerdem die Taschen mit den Juwelen des von ihm getöteten Tippu Sultan gefüllt hat, behält er wohlweislich für sich.
Abkommandiert, um vom Feind zurückeroberte Munition ins Hauptlager zu transportieren, trifft Sharpe mit seinem Trupp in dem kleinen britischen Außenposten Chasalgaon ein. Doch kaum dort angekommen, wird das Lager von einem übergelaufenen britischen Offizier und seinen indischen Soldaten überfallen und niedergemetzelt. Sharpe selbst kommt nur knapp mit dem Leben davon, als er sich nach einem Streifschuss tot stellt. Und obwohl es nicht seine Schuld ist, dass der fremde Offizier mit dem britischen Rock widerstandslos eingelassen wurde, das Lager zerstört und die Munition gestohlen hat, kann er doch nicht anders als sich selbst mit Vorwürfen zu quälen, da er nicht einmal gegen die Feinde gekämpft hat. Aus der Schuld erwächst ein neues Gefühl: Hass! Richard Sharpe will Rache und als sein alter Freund Colonel McCandless ihn bittet, auf der Suche nach dem Verräter William Dodd zu helfen, ist er mehr als bereit, sich ihm anzuschließen.
Auf dem großen Kriegsparkett verbünden sich derweil die verfeindeten Marathen-Anführer (in deren Dienst Dodd jetzt steht) und formen eine geradezu übermächtige Armee von mehr als 100.000 Mann. Eine schier unlösbare Aufgabe für den ebenfalls noch jungen General Arthur Wellesley, der mit gerade mal 11.000 Mann auskommen muss. Er folgt mit seinen Soldaten dem scheinbar ziellos herumirrenden Großheer der Marathen um sie endlich zum Kampf zu stellen. Aber der wichtigste Kommandeur des Gegners plant, ihn und seine Armee in eine Falle zu locken, die nur als ein Blutbad enden kann.
Laut der Chronologie auf Bernard Cornwells Homepage handelt es sich um den zweiten Band der Richard Sharpe-Reihe, obwohl er zeitlich erst viel später entstanden ist.
In einer Zeit, in der das historische Genre hauptsächlich von Damen dominiert wird, sind die Bücher von Bernard Cornwell eine angenehme Abwechslung. Statt Ränkespiel und Intrigen zwischen Konkubinen oder sonstigen Hofschranzen, erleben wir an der Seite von Richard Sharpe wieder einmal in klaren unziselierten Worten, wie beschwerlich der Alltag eines einfachen Sergeants war, welche logistische Herausforderung jegliche Heerbewegung darstellte (ich finde es immer wieder beeindruckend was da alles mit dranhängt: z.B. Ochsen die die Kanonen ziehen brauchen die Ochsentreiber, deren Familien, Tierärzte, Händler, Futter/Essen, gerade Straßen, etc.pp.), welche Bedeutung die richtige Umgebung und der richtige Moment für den Ausgang einer Schlacht haben können und natürlich, nicht zuletzt, die Schlachten selbst in all ihrer Blutigkeit und dem Rausch des Kampfes.
Frauengeschichten halten sich dankenswerterweise seeeeehr im Hintergrund (genau genommen gibt es nur eine).
Der Humor, der immer mal wieder durchblitzt, passt ausgesprochen gut zum Gesamtbild (etwa wenn sich der ungeduldige Fiesling Hakeswill von einem geschwätzigen Major einen Vortrag über die Qualität französischer Taschenuhren anhören muss, obwohl er nur herausfinden will wo Sharpe ist; der Stab um Wellesley hat eine kleine Lotterie am laufen, bei der derjenige mit den meisten Kugellöchern in der Uniform gewinnt - wer stirbt wird disqualifiziert). Ich schätze gerade dann, wenn Menschen gezwungen sind, mit viel Gewalt und Angst umzugehen ohne den Verstand zu verlieren, sprießt diese besondere Art von Humor, noch dazu bei Briten.
Vorne im Buch befindet sich eine Gefechtskarte, die die Umgebung und die Stellungen der Armeen bei der Schlacht von Assaye darstellt. Das Cover ist, wie schon bei "Sharpes Feuerprobe", sehr passend gestaltet, es zeigt den Säbel des Verräters William Dodd (und ein Elefant wird auch, ähnlich wie die Tiger im ersten Band, zum Ende des Buches noch eine Rolle spielen *grins*).
Im Nachwort klärt Bernard Cornwell wieder über die realen historischen Hintergründe auf und auch hier hat er mich wieder mit der Anzahl der wirklich existierenden Personen und deren wahrer Geschichte die er in seinem Buch verewigt hat, überrascht (bis hin zu General Wellesleys Pferd Diomed).
Ein Negativpunkt hier, wie schon beim ersten Band: Sehr viele Rechtschreib- bzw. Tippfehler, man würde sich wirklich ein sorgfältigeres Lektorat wünschen. Die Sprache der Übersetzung ist, für mein Empfinden, wieder recht gut getroffen, wenn es auch 1 oder 2 kleine Stellen gab, wo ich gerne mit dem englischen Original verglichen hätte, um zu sehen ob das da nicht eine etwas andere Bedeutung hat.
Insgesamt wieder ein sehr schöner Band der Sharpe-Reihe und ich erwarte ungeduldig das Erscheinen von Band 3, "Sharpes Festung", Mitte Juli (und hoffe natürlich, dass nach und nach alle Bände der Reihe auf deutsch neu erscheinen)
9 von 10 Punkten