Nicht durchziehbar!

  • Liebe LeseRatteKevin,
    um mal deinen Threadtitel zu bemühen: So ein Großprojekt ist durchaus durchziehbar. Allerdings musst du dir im Klaren sein, dass auch ein "nur" hundert Seiten starkes Manuskript durchaus ein GROSSES Projekt ist, das dich über viele Wochen, vielleicht Monate beschäftigen wird.
    Aber lass dich beruhigen, es ist zu schaffen. Nehmen wir mal an, du schreibst eine Seite am Tag, etwa fünf Mal die Woche. Das ergibt schon 20 Seiten im Monat. Wahrscheinlich schaffst du sogar anderthalb, das wären dann 30 Seiten. 100 Seiten geteilt durch 30 ergibt: Tataaa! drei Monate plus 10 Tage, und schon ist es geschafft. Hört sich ganz gut an, oder?
    Um es aber wirklich durchziehen zu können, musst du allerlei Vorarbeit leisten, sonst gibst du ganz schnell frustriert auf.
    Ich gehe mal davon aus, du hast bereits eine Geschichte im Kopf.
    Dann solltest du sie als erstes in Kurzform aufschreiben. Achte nicht auf Stil, Rechtschreibung oder sonstiges – diese drei oder vier Seiten sind nur für dich bestimmt. Beim Schreiben wirst du schon merken, wo es hakt, wo Unstimmigkeiten zu finden sind.
    Als nächstes schreibst du alles auf, was dir zu deinen Personen einfällt. Welche Rolle haben sie in der Geschichte? Welchen Charakter? Haben sie irgendetwas Wichtiges erlebt, bevor sie in deiner Geschichte auftreten? Wie heißen, sie, wie sehen sie aus, welche Kleidung tragen sie gern, wie alt sind sie? Auch jetzt wirst du schon viele neue Ideen haben, die in die Geschichte einfließen können.
    Wenn du das Gefühl hast, in deinem Kopf hat sich allerlei bewegt und die Geschichte stimmt, kannst du beginnen, sie in Szenen zu zerlegen. Fang dabei von vorne an. Wann und wie führst du die wichtigsten Personen ein? Wo sind sie, was machen sie, was passiert ihnen? Aus wessen Sicht erzählst du? Sei dir dabei bewusst, dass du auch größere Zeitsprünge machen darfst: Wenn am Sonntag, den 28. April etwas Wichtiges passiert, dann aber erst wieder einen Monat später, kannst du den Monat einfach weglassen. Manchmal reicht ein Satz wie: Der Mai war völlig verregnet, aber Klara merkte es kaum. Sie war noch viel zu sehr mit den schrecklichen Ereignissen vom letzten Aprilwochenende beschäftigt.


    Und wenn du dann die Szenenabfolge grob fertig hast, kannst du beginnen. Sicher wirst du beim Schreiben immer wieder neue Ideen haben, alte verwerfen oder feststellen, dass es so, wie du anfangs gedacht hast, gar nicht geht. Dann musst du umbauen, neu bauen, manchmal eine ganze Szene wegwerfen. Das wird dir leichter fallen, als du denkst: Wenn du nämlich erstmal dreißig Seiten hast, kommt die Lust, weiterzumachen, von ganz allein!


    Also: leg Los! Mit ganz viel Spaß!


    :wave SteffiB

  • Die einen schaffen es, ein Buch von 300 oder mehr Seiten Umfang zu schreiben, die anderen klettern auf einen Achttausender.


    In beiden Fällen wie auch in vielen anderen hängt es sicher von der eigenen Mentalität ab, ob man ein Wunschziel erreicht oder nicht. Je nachdem wie wichtig das jeweilige Projekt ist, wird man Energie hineinstecken und sich bemühen es zu verwirklichen - selbst unter widrigen Umständen wie z.B. Zeit- oder Geldknappheit.


    Sicherlich hilft es, sich einen Plan zu machen, aber ob es auch gelingt, ihn konsequent durchzuziehen, ist eben wieder wesensabhängig.


    Am Besten nicht zu viel darüber nachdenken und hadern, sondern einfach machen. Sich zu sehr in etwas "reinzustressen" ist häufig die kontraproduktive Ursache, die selbst Dinge wie die Suche nach einem geeigneten Partner scheitern lässt. :wave

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Hallo LeseRatteKevin,


    Romanschreiben kann total auslaugen. Das betrifft zwar vor allem den Geist, man fühlt sich aber auch körperlich angestrengt. Das ist der Moment, in dem man nicht aufgeben sollte, sondern abschalten. Sich entspannen und neue Kräfte und Ideen sammeln.


    Oft liest man von Autoren, die jeden Tag mindestens 10 Seiten schreiben und mehrere Romane pro Jahr veröffentlichen. Es ist ein Fehler, sich als Anfänger mit diesen erfahreren Autoren zu messen, die zumeist vom Schreiben leben. Erstens mal steckt ihnen die nackte Existenznot im Nacken: Wenn sie nicht weiterschreiben, können sie nächsten Monat die Miete nicht bezahlen. Zweitens sind sie geübte Schreiber und oft auf ein bestimmtes Genre fixiert. Historische Romane aus dem 18. Jhd, zum Beispiel. Spukstories für Kinder oder SciFiThriller. Ihre Recherche beläuft sich nach einer Weile auf ein Minimum, weil sie beim Schreiben ihrer ersten Romane bereits weitläufig recherchiert haben. Sie haben Erfahrung, wie man einen guten Anfang schreibt. Wie man Spannung aufbaut, das Ende einleitet und den Leser dazu kriegt, die nächste Seite umzublättern. Sie verstehen etwas von Perspektive, Charakter, Setting und Dialogen. In kurz: Sie sind Schriftsteller. Und sie haben Stories im Kopf, die geschrieben werden wollen.


    Wenn du eine Geschichte im Kopf hast, die geschrieben werden WILL, gibt das Schreiben nicht einfach auf, weil du ins Stocken gerätst. Eine gute Storyidee ist ein toller Aufhänger, das Handwerk "Schreiben" zu lernen. Ein Buch über kreatives Schreiben durchzuackern. In einen Schreibworkshop zu gehen, oder in einen Schreibkurs der Volkshochschule.


    Hast du erst mal mehr Ahnung vom eigentlichen Schreibprozess und den Tricks und Kniffen, die dabei hilfreich sind, wird dir das Schreiben viel leichter fallen. Wer weiß: Vielleicht wirst du auch mal ein bekannter Autor, der zehn Seiten am Tag schreibt und gar nicht mehr aufhören kann, seine Ideen zu Papier zu bringen.


    Liebe Grüße, :-)


    Bettina
    www.bettinas-mor.de

  • Kevin, ich kann dir da nur einen einzigen offensichtlichen Rat geben: Denk an den Shakespeare-Pakt!
    Also sei konsequent, schreib wirklich täglich, auch wenn es nur ein Satz ist, bleib immer an deinem Handlungsfaden dran, egal wie klein das Stück ist, das du vorwärts kommst. Sei echt in dem, was du schreibst, lass es aus dir kommen. Denk dir nicht, wie würde dein Nachbar empfinden, sondern versetz dich so stark in ihn rein, dass du empfindest wie er und das tu mit all deinen Protagonisten. Und last but not least, liebe es aus ganzem Herzen. Liebe das Gefühl, ein Stück weiter zu sein, liebe deinen Text und, ja, liebe dich. Und wenn du durch die Welt geht, auf der Suche nach Geschichten, ist es nicht der schlechteste Tipp, da anzufangen, wo du liebst, denn, du weißt eh, Liebe ist die größte Magierin. ;-)


    lg :wave Claudia

  • Zitat

    Original von claudiatoman
    Kevin, ich kann dir da nur einen einzigen offensichtlichen Rat geben: Denk an den Shakespeare-Pakt!
    Also sei konsequent, schreib wirklich täglich, auch wenn es nur ein Satz ist, bleib immer an deinem Handlungsfaden dran, egal wie klein das Stück ist, das du vorwärts kommst. Sei echt in dem, was du schreibst, lass es aus dir kommen. Denk dir nicht, wie würde dein Nachbar empfinden, sondern versetz dich so stark in ihn rein, dass du empfindest wie er und das tu mit all deinen Protagonisten. Und last but not least, liebe es aus ganzem Herzen. Liebe das Gefühl, ein Stück weiter zu sein, liebe deinen Text und, ja, liebe dich. Und wenn du durch die Welt geht, auf der Suche nach Geschichten, ist es nicht der schlechteste Tipp, da anzufangen, wo du liebst, denn, du weißt eh, Liebe ist die größte Magierin. ;-)


    lg :wave Claudia


    Das ist ja wirklich toll gesagt :wave :knuddel1

  • Hm Kevin ich kenne dein Problem. Ich bin noch etwas jünger wie du und vorallem in jungen Jahren fällt es schwer Projekte zu beendigen.
    Nachdem ich meinen ersten Roman nach vier Monaten beendigt hatte, schrieb ich erstmal an nichts mehr weiter. Ich nahm mir vor es zu tun, doch es fluppte nich.
    Dann habe ich mir gesagt, jetzt nimm eine deiner tausenden Ideen und beendige sie. Und tata ich habe es geschafft und zwar in 2 Wochen. Ich war so verbissen es zu schaffen, das Gefühl zu haben weiterzukommen und meine Ideen auf niedergeschrieben zu sehen, das es klappte.
    Wichtig ist, sich ein Ziel zu setzten und das auch durchzuziehen, immer nur an einem Roman zu arbeiten und an der Sache zu bleiben. Wie claudiatoman schon gesagt hat... auch ein Satz bewirkt etwas. Zudem solltest du dir eine Tageszeit suchen an der du die Ruhe dafür hast und somit täglich schreiben kannst. Ich schreibe meist Abends, dann sind alle Dinge erledigt und ich habe freien Kopf dafür. Andere machen es lieber morgens, nachtmittags etc.
    Also viel Erfolg und bleib am Ball


    Syddy :wave

    Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt


    Albert Einstein
    :flowers

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  • Hallo Kevin,


    hier sind meine Durchhaltetipps


    • Vor dem Schreiben ein Dokument anlegen, in dem du die Hauptfiguren notierst und den Plot deines Buches auf ca. 1-3 Seiten aufschreibst. Das bringt Struktur in dein zukünftiges Werk.


    • Feste Schreibzeiten (z.B. Samstagmittags, oder jeden Tag nach dem Abendbrot)


    • Ein kleines Schreibtagebuch führen (Aufschreiben, wieviel du schon geschafft hast, was dir Schwierigkeiten macht, was dir Spaß gemacht hat, etc)


    • Austausch mit anderen Schreiberlingen (z.B. im Internet)


    • Ein Zieldatum festlegen, an dem du dein Manuskript fertig haben willst.


    Nebenbei solltest du dich in Geduld und Ausdauer üben - denn die braucht man als Autor.


    Viel Erfolg wünscht dir,
    der Käfer
    :wave

  • Ich schreibe jetzt einfach drauflos.
    Naja, das mache ich zwar schon länger, aber ich meine so richtig. Und wenn neue Ideen kommen, schreibe ich die evt. auf oder ich bringe sie mit in die Geschichte ein!

  • Nachdem ich gelesen hatte, dass Hemingway einen Strich für jede geschriebene Seite an die Tapete gemacht hat, habe ich auch eine Methode gefunden, mich selbst auszutricksen. Im Computerzeitalter habe ich dafür eine Tabellenkalkulation verwendet, in der ich einige Parameter eintragen konnte: Wann soll das Manuskript fertig sein? Wie viele Normseiten soll es haben?
    Die Kalkulation hat mir dann ausgerechnet, zu welchem Datum ich wieviele Seiten haben müsste, wenn ich von Start bis Ziel jeden Tag konstant gleich viele Seiten schriebe.
    Jeden Tag habe ich meinen tatsächlichen Stand eingetragen.
    Die Kalkulation hat berechnet, wie viele Seiten ich vom jeweiligen "Messpunkt" an noch jeden Tag schreiben müsste, um pünktlich fertig zu werden. Als Nebenprodukt konnte ich spicken, wie viele "Durchschnittsseiten" sich ergäben, wenn ich jetzt einen, zwei, drei Tage gar nichts schriebe.
    Natürlich habe ich das alles dann in schönen Kurven- und Säulendiagrammen darstellen lassen.
    Die entscheidende Aussage war: "Die Durchschnittszahl der zu schreibenden Seiten pro verbleibendem Tag darf nicht steigen!"
    Das hätte ich natürlich auch einfacher haben können ("Setz dich hin und schreib eben!"), aber für mich hat meine Tabellenkalkulation gut funktioniert. Inzwischen brauche ich sie nicht mehr, aber ich muss immer noch schmunzeln, wenn ich die Kurven-und-Säulen-Grafiken meiner früheren Projekte anschaue.

  • Bernard, hattest du denn dann noch Zeit zum SCHREIBEN????? Als du das alles eingerichtet hast?


    Ich schreibe im "ywriter"- Programm (freeware). Der macht was ähnliches, ohne viel Zutun meinerseits. Da kann ich mein Schreibziel eintragen - bis zu welchem Datum will ich wieviele Wörter geschrieben haben. Das Programm zählt automatisch jeden Tag mit, zeigt mir ganz nebenbei jederzeit unten rechts im Eck an "Total words: 23986. Added today: 3256 words" - als Beispiel mal), und rechnet mir jeden Tag aus, wieviele Wörter mir zum Schreibziel fehlen und wieviele ich im Durchschnitt jeden Tag schreiben muss, um das Ziel zu erreichen. Alle paar Tage guck ich mal rein und freue mich an meinem Fortschritt! :lache


    Aber selber Tabellen erstellen wäre mir tödlich, weil ich Tabellen und Statistiken nämlich LIEBE und dann völlig hingerissen mich da rein versenke und darüber das SCHREIBEN gänzlich vergessen würde. Nicht gut! :gruebel

  • Zitat

    Original von CorinnaV
    Bernard, hattest du denn dann noch Zeit zum SCHREIBEN????? Als du das alles eingerichtet hast?


    Ich gebe zu, ich nutze so ziemlich jede Ausrede, um nicht zu schreiben, da kam mir das Einrichten in der Tabellenkalkulation ganz recht. :lache
    Außerdem kann ich da alles so hinbiegen, wie ich es brauche. Außer mir wird zwar niemand mehr verstehen können, was welche Zelle bedeutet, aber das ist ja auch unnötig.
    Der erste Roman, den ich so geschrieben habe = bei dem ich nebenher die Kalkulation entwickelt habe, ist innerhalb von zwei Monaten fertig gewesen - neben meiner normalen Arbeit her - und hatte am Schluss 477 Normseiten. Die Spielerei mit der Tabellenkalkulation hat mich also wohl nicht allzu sehr gebremst. :-]

  • Nach all den guten Tipps ist eigentlich alles gesagt. Deswegen hier meine persönliche Motivation: ich denke zu Beginn eines neuen Projektes in Monaten. Für einen Roman brauche ich im Durchschnitt ein Jahr. Vom ersten Öffnen einen blütenweißen Dokuments bis zum letzten Punkt unter der Rohfassung. Bearbeiten kommt extra dazu.
    Somit entsteht ein Zeitfenster, das ich quasi streßfrei füllen kann, denn ich weiß vorher schon, dass ich mich über lange, lange Zeit an Figuren binde.
    Außerdem hilft es sehr, sich dazu zu verdonnern, jeden Tag irgendetwas mit dem Manuskript zu tun. An manchen Tagen klopp ich dann sieben oder mehr Seiten rein, an anderen fummele ich "nur" an bestehenden Elementen. Das kontinuierliche Arbeiten hilft aber, den Faden nicht zu verlieren.
    Und: auch das NACHDENKEN über einen Roman ist Arbeit am Roman.
    Nur keinen Druck machen, denn gut Ding will nun mal Weile haben. :wave

  • Die Idee mit der Excel-Tabelle finde ich ja sehr cool :-)

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

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  • Zitat

    Original von Bernard
    Nachdem ich gelesen hatte, dass Hemingway einen Strich für jede geschriebene Seite an die Tapete gemacht hat, habe ich auch eine Methode gefunden, mich selbst auszutricksen. Im Computerzeitalter habe ich dafür eine Tabellenkalkulation verwendet, in der ich einige Parameter eintragen konnte: Wann soll das Manuskript fertig sein? Wie viele Normseiten soll es haben?


    Ich LIEBE solche statistischen Spielchen. Deine Methode hat mich sogleich dermaßen gefesselt, dass ich mir jetzt sofort eine Excel-Kalkulation nach einem ähnlichen Schema bauen werde ... wie ich mich kenne, werde ich anschließend ca. einen halben Tag darauf verwenden, die grafische Darstellung zu optimieren, mit sich farblich subtil anpassenden Zellen, die anzeigen, wie weit man über oder unter dem kalkulierten Durchschnitt ist!
    Und dann muss ich noch die Farben selber anpassen, und die Rahmenfarben und... das wird lustig :freude! DANKE für diese göttliche Inspiration (und nein, sonst bin ich völlig normal :grin)


    viele Grüße,
    Andrea