Cecile Wajsbrot, Heidelberg, 20.06.09

  • Im Rahmen der Heidelberger Literaturtage las Cécile Wajsbrot aus zwei ihrer Romane.


    Lesung in französischer und deutscher Sprache
    Moderation: Christine Fourcaud


    Über die Autorin:
    Cecile Wajsbrot, 1954 in Paris geboren, studierte Literaturwissenschaften und arbeitete anschließend als Französischlehrerin und Rundfunkredakteurin. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin abwechselnd in Paris und Berlin.


    Kurzbeschreibung der Romane:
    Mann und Frau den Mond betrachtend
    OT: Caspar Friedrich Strasse


    In Berlin weiht ein Schriftsteller eine Straße ein, die den Namen Caspar David Friedrichs tragen soll. Um ihn herum entsteht eine neue Stadt, er jedoch hat nur Augen für ihre immer noch sichtbaren Ruinen, in denen sich die unerfüllten Träume der Menschen widerspiegeln. In seiner Rede beschreibt er einfühlsam neun Bilder Caspar David Friedrichs, die für ihn unsere heutige Zeit vorwegnehmen: die Zerrissenheit der Menschen, ihre Sorgen und ihre Einsamkeit. Von jedem Bild schlägt er den Bogen zu seinem eigenen Schicksal als einst gefeierter Schriftsteller. Unter den Baukränen Berlins, zwischen halbfertigen Häusern und Straßen, erzählt er von seiner Begegnung mit einer Frau, die ihn als Dichter inspirierte und sein Leben für immer veränderte.


    Aus der Nacht
    OT:: Mémorial


    Eine junge Frau steht auf einem Bahnsteig und wartet auf ihren Zug. Sie will nach Osten reisen, nach Polen, in jene Stadt, die ihre Großeltern einst verlassen hatten und die für sie nur mehr eine ferne Abstraktion ist. Dort hofft sie, Licht in die von Leid geprägte und später verdrängte Geschichte ihrer Familie zu bringen. Doch bald schon melden sich in ihrem Innern die Stimmen der Vergangenheit und beginnen einen schmerzvollen Dialog mit der Gegenwart. Cecile Wajsbrot beschreibt das Schicksal einer Frau, die sich nicht damit abfinden will, dass ihren Fragen nach früher stets mit Schweigen begegnet wird.


    Erschienen sind die Romane im Verlag Liebeskind.
    www.liebeskind.de


    Mein Eindruck von der Lesung:
    2 Romane von der französischen Autorin Cecile Wajsbrot, die zeitweise auch in Berlin lebt und daher auch deutsch spricht, standen im Mittelpunkt des Abends im Spiegelzelt und wurden detailliert und ansprechend dem Zuschauer vermittelt.


    Ein Institut Francais gibt es in Heidelberg leider nicht mehr, wie Geschäftsführer der Heidelberger Literaturtage Manfred Metzner betonte, dafür präsentierte das Bureau de coopération universitaire die Lesung unterstützt von zwei Spezialisten des germanistischen Seminars in Heidelberg. Das erzeugte interessante Gespräche auf gutem Niveau.


    Abwechselnd wird auf französisch und deutsch gelesen und diskutiert.


    Es beginnt mit dem interessanten Roman „Mann und Frau den Mond betrachtend“, in dem ein Dichter über die deutsche Geschichte und den Maler Caspar David Friedrich sinniert. Das in einem ansprechenden, vielschichtigen Stil, der beeindruckt. Voller Metaphern und möglichen Interpretationen.
    Erstaunlicherweise gab es sehr unterschiedliche Rezeptionen dieses Romans in Deutschland und Frankreich. Während Frankreich in erster Linie eine Liebesgeschichte in dem Buch sieht, wird in Deutschland der Geschichtsbezug in vorderer Linie gesehen und dem schließt sich auch die Autorin an.


    Der zweite Roman der Veranstaltung war "Aus der Nacht". Ein komplexes Buch in drei Teilen. Die Ich-Erzählerin reist nach Polen, die Heimatstadt ihrer Eltern. Wieder ein Stück Vergangenheit, sehr bedrückend.


    Der Abend war gelungen, vor allem, weil nach rein französischen Anfang dann doch noch deutsche Übersetzung folgte und somit alle Zuschauer etwas von der Lesung hatten.


    Den Roman „Mann und Frau den Mond betrachtend“ habe ich mir anschließend auch gekauft und signieren lassen.