Verlag Donata Kinzelbach, März 1993
Originaltext: L'escargot entêté
Paris 1977
Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer
Handlung:
… sechs Tage im Leben eines treuen algerischen Beamten, Leiter der Abteilung für Rattenvertilgung, während er gleichzeitig diese Tiere liebt. Auf dem Weg ins Büro begegnet ihm eine Schnecke: mehr und mehr fühlt er sich von dieser bedroht und verfolgt; Zwanghaftigkeit, Pedanterie, Obsession überschatten den Tagesablauf zunehmend…
Über den Autor:
Der algerische Schriftsteller Rachid Boudjedra schreibt Prosa, Lyrik und Essay.
Zu seinen Büchern gehören unter anderen: Das Palästina-Tagebuch, Prinzip Hass, Befruchtung, Topographie, Sonnenstich, Bars in Algier und viele andere.
Rezension:
Schon ab der ersten Seite ist die Erzählhaltung mit einem Erzähler, der seine Umwelt in einer Mischung aus Paranoia und Egozentrik wahrnimmt, ungewöhnlich.
Sein verzerrtes Weltbild dokumentiert er zudem auf Zetteln.
Dass er alleine und ohne Freunde lebt und seine obskure Aufgabe, die Abteilung für Rattenvertilgung zu leiten, hilft ihm auch nicht gerade, seine kafkaeske Isoliertheit zu verlieren.
Hinzu kommt ein sexueller Komplex, der sich in seiner Angst und Abscheu vor Schnecken äußert.
Von seiner Lebensaufgabe, der Vernichtung der eigentlich bewunderten Ratten, träumt er sogar nachts.
6 Tage in seinem Leben werden gezeigt. Etwas ungewöhnlich ist es schon, als Leser ständig von so einer bizarren Hauptfigur angesprochen zu werden. Schnell gewöhnt man sich aber, lässt sich in den Bann ziehen und erlebt gemeinsam mit dem Protagonisten eine Welt aus Bürokratie und Paranoia.
Der Erzähler versucht alle Gemütsbewegungen so gut es geht zu unterdrücken.
„Aber sie floßen über! Besonders im Herbst. In dieser Jahreszeit wirft das Licht Blasen in mein Gehirn. Es zerreibt meine Adern. Ich werde porös.“
So weit ein Ausschnitt von Seite 22.
Ein manchmal unbequemes Buch, aber ein sprachlich starker Roman, der aus dem Rahmen des üblichen fällt.