Krokodil im Nacken – Klaus Kordon

  • Verlag: Hörcompany, 2009
    6 CDs, ca. 7 Stunden Spielzeit


    Kurzbeschreibung:
    Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen. In Zelle 102 sitzt Manfred Lenz. Seine Frau ist ebenfalls inhaftiert, ihre Kinder sind im Heim untergebracht. Ein missglückter Fluchtversuch hat die Familie auseinandergerissen. In den Monaten der Einzelhaft erinnert sich Manfred Lenz an seine Kindheit und Jugend in Ost-Berlin ...


    Hier geht es zur Büchereulen-Rezension der Romanausgabe: Krokodil im Nacken - Klaus Kordon


    Über den Autor und Sprecher:
    Klaus Kordon, geboren 1943, lebt als freischaffender Autor in Berlin und gehört zu den bedeutensten Autoren in der kinder- und Jugendbuchlandschaft. Für seine Bücher wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Für die HÖRCOMPANY hat Klaus Kordon seinen Roman "Krokodil im Nacken" gelesen.


    www.kordon.eu


    Meine Meinung:
    Eine gute Entscheidung diesen fast 800 Seiten langen Roman nicht vollständig zu lesen, das wären wohl 20 CDs geworden, die nie jemand hört. Stattdessen bilden die vom Autor ausgewählten und zusammengestellten Passagen ein verkürztes Buch mit großer Geschlossenheit.
    Zwischentexte werden gelesen von Marion v. Stengel, in der sie ganz kurz die Lücken schließt.
    Die 6 CDs bilden jeweils eine thematische Einheit. Das ist wirklich gut gemacht.


    CD 1: Nicht in Amerika
    CD 2: Zum ersten Ehestandsschoppen
    CD 3: Die halbe Stadt
    CD 4: Bescherung
    CD 5: Schmetterlinge
    CD 6: Nicht Buchenwald


    Das Buch beginnt mit CD 1 komplett nur über die Haft und Verhöre des Protagonisten Manfred Lenz, nachdem sein Fluchtversuch in die BRD gescheitert ist. Auch seine Frau ist verhaftet. Seine Kinder wurden in ein Heim gegeben. Diese Darstellung des harten Haftalltags und der perfiden Verhöre sowie die Sorge Manfreds um seine Familie ist ebenso eindrucksvoll wie bedrückend.
    Außerdem teilt Manfred weitgehend die Lebensdetails seines Autors.


    Ab CD 2 beginnen Manfreds Erinnerungen an seine Kindheit Er wurde 1943, wie übrigens auch Klaus Kordon, geboren. Im folgendem tauchen die bekannten Geschehnisse mit großer Deutlichkeit auf, die sich durch Klaus Kordons gute Leseart vermittelt. Da sind die Trümmerfrauen, das Zusammenleben Alt-Nazis und Opfer in der Stadt, der Mauerbau und die Gründung der DDR, der Aufstand vom 17. Juni 1953 usw.


    Ab CD 4 geht es dann weiter mit Manfred in Untersuchungshaft. Nachdem er alles gestanden hat, wird die Haft erträglicher, er bekommt sogar endlich einen Anwalt und der Prozess kommt näher. Es gibt wieder Hoffnung.


    Auf CD 5 schildert Kordon, wieder in einem Rückblick, den langen Weg, den Manfred und seine Frau gingen, bis sie den Entschluß zur Flucht fassten.


    Abschließend folgt auf CD 6 die erwartete Haft in der Strafvollzugsanstalt Cottbus nach dem Urteil, aber auch die große Hoffnung, dass eine Zukunft der Familie im Westen folgen wird.


    Wer sich bisher trotz Interesse an dem Stoff durch die Dicke des Buches hat abschrecken lassen, sollte beim Hörbuch zugreifen. Die Lesung vergeht wie im Flug, da eine Leichtigkeit des Stils das ernste Thema begleitet.


    Bewundernswert, wie Klaus Kordon den ironischen Unterton durchgängig durchhält.
    Ich bin überzeugt, dass der in der reinen Buchform nicht so stark spürbar ist.