Midlife Crisis und die Chance zum Neuanfang:
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1993 hatte ich eine Midlife Crisis. Latente Unsicherheiten tauchten plötzlich auf in meinem alltäglichen leben. Dinge die ich Jahrzehnte galant bewältigen konnte wurden zunächst zu kleinen, dann aber zu immer größer werdenden Hindernissen. Sorgen um meine Psyche schlichen sich ein.
Ich zweifelte an allem, vor allem an mir selbst. Ich brauchte Zeit, über mein Leben nachzudenken und meine Depressionen zu überwinden. Da bot sich mir die Gelegenheit, ein ganzes Jahr in einer kargen Holzhütte in Kanada zu verbringen. Heute nennt man eine solche Auszeit sabbatical. Auf das wirklich Lebensnotwendige reduziert, gelang es mir, nur von dem zu leben, was ich der Erde abringen konnte. Hier lernte ich wieder, was wirklich zählt im Leben, Verlässlichkeit, ein Schluck Wasser, ein Stück Brot und die Zuversicht, auch den nächsten Tag zu überstehen. Dieses eine Jahr veränderte mein Leben von Grund auf. Ich fand zurück zu den wesentlichen Dingen und schwor allem Tand, Lug, Trug, Wahn und Verführung ab. Hier in der kanadischen Einsamkeit des tiefsten Winters, führte ich ein Leben in Askese und Genügsamkeit. Und ich fand den Weg zurück zu Gott. Die alte Bibel, die ich in der Hütte vorgefunden hatte, hat viel dazu beigetragen, auf den rechten Weg zurückzufinden. Ich schwor mir, ein neues Leben zu beginnen und so kehrte ich zurück nach Deutschland, lebte ein paar Wochen bei meiner Mutter – mein Vater war inzwischen gestorben – und besprach mit ihr, was ich mit meinem Leben anfangen könnte.
Da besann ich mich auf das, was ich konnte. Ich sprach vier Sprachen, vermochte gut mit Menschen umzugehen und kannte mich in der Hotel- und Gastronomiebranche bestens aus. Obendrein suchte ich die Nähe zur christlichen Kirche. Eines Tages rief mich ein alter Freund aus den USA an, der mir von Pilgerreisen erzählte, die er mit Amerikanern veranstaltete, und die zum größten Teil in Europa stattfanden. Er suchte einen Reiseleiter und bot mir diesen Job an. Erstmal für eine Reise. Aus dieser einen Reise sind mittlerweile einige Hundert geworden, große und kleine, schöne und weniger schöne und viele unvergessliche.
Paulo Coelho, der große brasilianische Schriftsteller, schreibt in einem seiner vielen Bücher: „Die Wallfahrt ist seit jeher eine der objektivsten Formen, um zur Erleuchtung zu gelangen. Um seine Sünden abzulegen, muss man immer weitergehen, sich neuen Situationen stellen und wird dafür die Tausenden von Segnungen empfangen, die das Leben dem großzügig gewährt, der sie von ihm erbittet.“ Genau dieselbe Erfahrung habe ich in den vergangenen Jahren auch gemacht, seit ich als Reiseleiter Pilger nach Assisi, Lourdes, Fatima oder Avila begleite. Jede Reise hat auch mich verändert. War ich auf der einen Seite auch der „ganz normale“ Reiseleiter, der für alles und jeden zuständig war, der hier zwei Kopfschmerztabletten zu besorgen und dort jemanden in eine Klinik zu begleiten hatte, der sich für den Teddybären eines 15-jährigen Mädchens ebenso zuständig fühlte wie für die Soutane eines Geistlichen, so war ich dennoch immer auch ein Pilger. Ich betete mit den Pilgern, ging jede Prozession mit, nahm teil an allen Messen, leitete viele Diskussionen, sprach über den Heiligen Vater, vermittelte Kontakte zwischen Kirche und Gläubigen und fühlte mich dabei immer enger mit der Heiligen Katholischen Kirche verbunden. Ich begann, eine große innere Ruhe zu entwickeln und auszustrahlen. Die Menschen, die ich begleitete, spürten diese Ruhe und meine Aufrichtigkeit und vertrauten sich mir häufig an. Wie viele Lebensgeschichten ich in den vergangenen Jahren auf meinen Reisen gehört habe, vermag ich nicht einmal zu schätzen. Einige der mir erzählten Lebensgeschichten sind als Leseproben auf meiner Webseite zu finden. (www.arthurspilgrims.com) Sie sind alle genauso passiert, wie ich sie schildere. Vor Jahren schon hatte ich damit begonnen, die eine oder andere Geschichte zu erzählen, häufig abends nach dem Essen oder im Bus auf mitunter langen Fahrten und war dabei überrascht gewesen, wie groß das Interesse daran war. Hatte ich eine Geschichte erzählt, bat man mich um eine weitere. Das zog sich so ein paar Jahre hin. Und dann gab es diese eine große Reise mit Dennis Yosick, einem krebskranken Amerikaner, der sterbenskrank nach Europa gekommen war, um an den heiligen Orten Abschied zu nehmen von seinem Leben. Als ich sah und hautnah miterlebte, wie sich diese arme geschundene Kreatur trotz größter Schmerzen den Urkräften der Schöpfung anvertrauten, hat es irgendwo bei mir „klick“ gemacht: Ich stand plötzlich an einer Grenze. Hinter mir sah ich mein altes Leben und vor mir eine blühende Landschaft, die mich magisch anzog. Intensives Lesen, Gebete, Exerzitien und viele Gespräche öffneten mir schließlich dieses „Paradies“. Gefunden hatte ich Agape, die demütige, die hingebungsvolle Liebe. Ihr würde ich gerne mein restliches Leben widmen.