Tod und Trüffel. Ein Hundekrimi aus dem Piemont - Carsten Sebastian Henn

  • Verlag: List
    Seiten: 333


    Beschreibung:
    Eines Morgens ist das verschlafene Dorf Rimella menschenleer. Auf den Tischen steht noch das Geschirr, in den Gärten hängt noch die Wäsche. Der junge Windhund Niccolò macht sich auf die Suche nach seinen Menschen. Nur Trüffelhund Giacomo kann ihm helfen. Für die beiden beginnt ein tödliches Abenteuer.


    Niccolò, ein italienischer Windhund, genießt das Leben. In den Straßen Rimellas faul in der Sonne zu liegen und von der süßen Nachbarshündin zu träumen – das gefällt ihm. Bis die Menschen eines Tages überstürzt das Dorf verlassen. Schon bald dringen neue Bewohner ein: Wölfe nehmen es in Besitz. Doch Niccolò will zurück zu seinen Menschen, will Wärme und Frieden. Nur einer kann ihm helfen: Giacomo. Ein Trüffelhund, über den mehr sagenhafte Geschichten im Umlauf sind als es Weinsorten gibt zwischen Cuneo und Asti. Aber es sind nicht nur die Wölfe, die Rimella gefährden. Niccolò und Giacomo decken einen finsteren Plan auf. Um ihn zu vereiteln, müssen die beiden liebenswerten Schnüffler alles riskieren.


    Autor:
    Carsten Sebastian Henn, geboren 1973 in Köln, lebt mit seiner Familie und zwölf Rebstöcken in Hürth. Er studierte Völkerkunde, Soziologie und Geographie und arbeitet heute als Autor und Weinjournalist für verschiedene Fachmagazine. Henn veröffentlichte vier Weinkrimis, die sich zusammen über 100.000Mal verkauften.


    Weitere Informationen finden Sie unter: www.carstensebastianhenn.de


    Eigene Zusammenfassung:
    Als Niccolò, ein Hund der Rasse Italienisches Windspiel, eines Morgens von seinem Lieblingsschlafplatz unter einem alten Maronenbaum zurück in sein Dorf Rimella kommt, ist alles anders. Kein Mensch ist weit und breit mehr zu sehen, die typischen Geräusche und Gerüche fehlen. Lediglich eine Hündin ist noch dort, die ihn zur Leiche des Anführers der Dorfhunde führt. Es war kein natürlicher Tod, das bemerkt Niccolò sofort, denn der andere Hund sieht aus wie aufgeplatzt. In diesem Augenblick stürzt ein Teil des Hügels ein und begräbt sowohl die Leiche als auch die Hündin unter sich. Auf seiner panischen Flucht verirrt Niccolò sich im Umland und weiß keinen Weg mehr. Wo liegt Rimella? Und wo sind seine Menschen und die anderen Dorfbewohner nur hin verschwunden? Es gibt nur einen, der ihm dabei helfen kann. Der legendäre Giacomo, dessen feine Nase ihn zu einem exzellenten Trüffelsucher macht, wird sowohl seine Menschen als auch das Dorf aufspüren können. Mit neuer Hoffnung gestärkt begibt Niccolò sich nach Alba, wo Giacomo in einem Palast wohnen soll.


    Was er nicht weiß, Giacomo lebt als herrenloser Straßenköter in einer abbruchreifen, leer stehenden Villa. Seinen erlesenen Geschmack hat er sich jedoch bewahrt. Nur der feinste Barolo wird von ihm getrunken und auch beim Essen ist er ein echter Gourmet, natürlich sind Trüffel seine Leidenschaft. Zum Glück hat er das Interesse einer Feinkostladenbesitzerin geweckt, die ihn hin und wieder mit Spezialitäten aus ihrer Küche versorgt und insgeheim plant, den wählerischen Hund als Werbemaskottchen einzusetzen. Niccolò will es erst nicht glauben, dass dieser abgehalfterte alte Lagotto Romagnolo sein großes Idol sein soll. Und selbst als er es akzeptiert hat, braucht es noch einiges an Überredungskraft und Beharrlichkeit um diesen von seinem Vorhaben zu überzeugen.


    In der Zwischenzeit hat ein Rudel Wölfe das entvölkerte Rimella für sich eingenommen, und das ganz zum Leidwesen eines Bautrubs, der dort tätig werden sollte. Sogar eine Forscherin hat sich mit ihrer Cocker Spaniel-Dame Canini eingefunden, um das ungewöhnliche Verhalten der Wölfe zu dokumentieren (und den Bautrupp zu behindern wo sie kann). Die Wölfe sehen sich selbst als Teil einer sehr alten und vornehmen Linie. Sie nennen die sagenhafte Wölfin, die einst Romulus und Remus säugte, ihre Urmutter. Ihr Anführer Grarr möchte ein gleichberechtigtes Dasein mit den Menschen führen und will mit der Eroberung des Dorfes ein Zeichen setzen. Und er wird das Dorf mit allen Mitteln verteidigen, koste es was es wolle...


    Meine Rezension:
    Dieses Buch ist ein Hunde-Krimi im Stil von „Felidae“. Die Charaktere sind alle sehr liebenswert und glaubhaft, auch wenn sowohl Hunde als auch Wölfe eher menschliche denn tierische Züge tragen. Es gibt unter Ihnen sehr ausgeprägte Figuren, z.B. den Priester, ein alter Bracco Italiano der gelernt hat, dass er Futter bekommt, wenn er in der Kirche betet, oder der Spürer, ein unheimlicher blinder Border Collie, der mit den Geistern der Toten kommuniziert, dafür aber einen hohen Preis verlangt.


    Damit wären wir beim nächsten Thema. Das Buch ist zu einem gewissen Teil auch von Mystik durchzogen. Sei es der erwähnte Totenflüsterer, der Geist der Urwölfin der in einer Höhle haust oder die sogenannte „perfekte Verbindung“ die manche Hunde mit ihren Besitzern eingehen können und die sie bemächtigt die Gedanken ihres Menschen zu lesen. Mich persönlich hat dieser Hauch des Übersinnlichen nicht gestört, es hat insgesamt gut zur Atmosphäre gepasst und ein stimmiges Bild geliefert.


    Feinschmecker und Kenner von Weinen werden sicher in Giacomo einen Seelenverwandten finden, der es liebt diese Delikatessen zu preisen und damit dem Leser hin und wieder auch den Gaumen wässrig macht. Die Obsession des Autors ist verständlich, wenn man bedenkt, dass er bisher hauptsächlich Wein-Krimis geschrieben hat.


    Die Erzählperspektive durch die Hunde erzeugt vor allem zu Beginn große Spannung, da der Leser ebenso ratlos dasteht wie Niccolò selbst und erst mal keinen Anhaltspunkt hat, wie sich das unheimliche plötzliche Verschwinden einer ganzen Dorfbevölkerung erklären lässt. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Ich empfehle besonders auf die Dachshunde zu achten, die bei der Finalen Schlacht um Rimella noch eine ganz besondere Rolle spielen werden.


    Eines hätte ich allerdings noch gerne gewusst. Bedingt durch ihre Abstammung tragen alle Wölfe römische Namen (Aurelius, Vespasian, Commodus), nur ihr Anführer fällt aus dem Rahmen und heißt Grarr. Warum das? Weil er ein Albino ist und früher eher ein Ausgestoßener war?


    Fazit: Ein Tier-Krimi wie er mir gefällt, mit sympathischen Charakteren, einer gelungenen spannenden und atmosphärischen Geschichte die auch den Humor nicht vergisst und einen Einblick in die lukullischen Vorzüge des Piemont gewährt. 9 von 10 Punkten.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Das klingt nicht schlecht, aber ich bin ja bei solchen Büchern skeptisch. Daher die Frage: Mal angenommen, ich mag keine Hunde, keinen Wein und kein Italien. Ist dann noch genügend "gutes Buch" übrig, um mich trotzdem zu begeistern?

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  • Hmmm... also das Krimi-Element an sich hatte keine allzu großen Überraschungen. Es geht schon sehr tierlastig zu und es werden sehr sympathische / interessante Charaktere unter den Tieren aufgebaut. Wein mag ich auch nicht, dass ist auch nicht so essentiell. Aber wenn Du Hunde gar nicht magst, ist das Buch vermutlich wirklich nicht das Richtige für Dich.

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  • Paradise Lost


    Danke. :-) Nein, es ist nicht so, dass ich Hunde gar nicht mag (und Wein erst recht ;-) ). Ich bin nur skeptisch gegenüber diesen Büchern, die mit einer bestimmten "Masche" werben, z.B. Kuchenkrimis, Handarbeitskrimis, Teekrimis. Meiner Erfahrung nach ist die Handlung da meistens recht dünn und die Sprache nichts Besonderes; das Buch wird halt mit diesem einen Aufhänger vermarktet bzw. wurde sogar gezielt daraufhin geschrieben. Hier könnte ich mir das der Inhaltsangabe nach auch gut vorstellen ("Wein ist doch schick, das mögen sicher viele, vor allem wenn es um Italien geht, und Tiere kommen sowieso immer gut, schreib da mal was, Handlung ist nicht so wichtig.") So richtig hast du meine Bedenken da nicht zerstreut... ich lasse es also lieber erst einmal.

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  • Das mit den Hunden ist wie gesagt so ne Sache. Auf mich wirkte das Buch jetzt nicht wie ein billig "hingeschlunztes" Masche-Buch, sondern gut aufgebaut mit ganz liebevollen Figuren (die, wie ich oben schon schrieb teilweise eher menschlich als tierisch sind). Die Sprache hat mir ganz gut gefallen, es wirkte nicht so als ob der Autor einen Schreibkurs übers Bild der Frau-Fernstudium gemacht hätte, falls Du sowas meinst. *g* Ordentlich gemacht und ausgearbeitet, aber mit Sicherheit kein klassischer Mitrate-Krimi.

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  • Gut - ich grabe erst mal noch "Glennkill" (vielleicht) wieder aus meinem SUB, und wenn ich mich an die Schafe gewöhnt habe, denke ich über die Hunde nach. ;-)


    Danke!

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  • Ja, ich denke das ist nicht schlecht. Man könnte diesen Roman als eine Art Mischung zwischen Glennkill und Felidae einordnen. Falls Dir Glennkill gefällt, kannst Du es, denke ich, ruhig mal mit dem hier versuchen. ^^

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  • fabulanta
    Das kann ich Dir leider nicht sagen, Tartufo habe ich nicht gelesen.


    Edit:
    Bouquineur
    Ich hatte es von einer Bekannten geliehen bekommen. Aber falls es ne Serie wird bin ich am Überlegen es mir selbst zu kaufen.

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  • So, nur für MaryRead hab' ich mich jetzt extra mit dem Lesen beeilt! :lache


    Meine Rezension
    Nach den ersten Seiten wollte ich das Buch eigentlich erst mal wieder beiseite legen. Irgendwie stand mir der Sinn so gar nicht nach einem Roman, in dem Tiere miteinander kommunizieren können. Doch irgendwie hat mich das Buch dann doch plötzlich in seinen Bann gezogen! *ggg*


    Niccolò, das junge und quirlige Windspiel, ist verzweifelt. Unheimliche Dinge passieren in seinem Dorf: plötzlich bewegt sich der Berg und anschließend sind alle Bewohner weg. Dabei hängt die Wäsche noch auf der Leine, die Betten sind ungemacht – alles sieht nach einem fluchtartigen Aufbruch aus. Doch was genau ist eigentlich passiert?


    Um „seine“ Familie wiederzufinden braucht es schon eine größere Spürnase als er einer ist. Da kann nur Giacomo helfen, eine lebende Legende unter den Hunden der Gegend und ein erfahrener Trüffelhund. Was er nicht findet, kann nicht gefunden werden. Und so macht Niccolò sich auf eine abenteuerliche Reise.


    Doch währenddessen passieren auch in seinem Heimatort unheimliche Dinge: seltsame Menschen treiben sich dort herum und der Ort scheint von den Wölfen in seinen Besitz gebracht worden zu sein. Was zur Hölle geht da vor?


    Niccolò und Giacomo, unterstützt von allerhand weiterem Getier, machen sich auf, die Geschehnisse zu erkunden…


    Fazit
    Ein Hundekrimi, der mehr ist als „nur“ Krimi. Mythische Elemente tragen zur Spannung bei und passen stimmig in das gesamte Ambiente.


    Die Charaktere sind sehr liebevoll belebt und wurden sehr schön und überzeugend angelegt. Der Priester zum Beispiel ist so eine verschrobene, aber liebenswürdige Gestalt. Faszinierend fand ich Giacomos Gedanken zum Thema Essen und Wein (so von Genießer zu Genießer) und sehr berührend fand ich z.B. auch den Spürer, der in der Lage ist, mit den Geistern der Toten zu sprechen, sich diesen Dienst aber dafür teuer bezahlen lässt.


    Ein kleiner Kritikpunkt hier von mir: Die Gründe, warum sich die Wölfe die Stadt aneignen und warum Burgnich sich ebenso sehr für den Ort interessiert, konnten mich letztlich nicht 100%ig überzeugen. Dennoch ein gelungener Tierkrimi und mal wieder was anderes!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    So, nur für MaryRead hab' ich mich jetzt extra mit dem Lesen beeilt! :lache


    :kiss


    Zitat

    Original von Batcat
    mal wieder was anderes!


    Auf den Ausdruck "ist mal was anderes" reagiere ich leicht allergisch. :lache


    Aber deine Rezi klingt nun doch so interessant, dass ich das Buch mal weiter im Auge behalten werde, danke! :-)

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  • Ich habe am Wochenende eine Lesung von Carsten Sebastian Henn genossen und seine Begeisterung und seine gute Laune, war so ansteckend, daß ich mir seine Bücher auf jeden Fall noch zu legen werde.
    Eure Rezis sprechen ja auch dafür. :-]

  • Ich habe das Buch gestern Abend fertig gelesen und muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht.


    Gleich am Anfang hatte ich zwar die Befürchtung, dass es ein Fehlkauf war, aber nach ein paar Seiten konnte ich kaum noch aufhören weiterzulesen.
    Die einzelnen Charaktere sind wirklich liebenswert, sogar einige der Wölfe. Witzig fand ich den Bären, der irgenwie niemanden so richtig verstehen konnte, bis einer der Dachshunde mit ihm "Fisch" sprach. :rofl
    Auch das Ende hat mir gut gefallen, ( was in der letzten Zeit wirklich nur selten vorgekommen ist).


    Zitat

    Original von Batcat
    Ein kleiner Kritikpunkt hier von mir: Die Gründe, warum sich die Wölfe die Stadt aneignen und warum Burgnich sich ebenso sehr für den Ort interessiert, konnten mich letztlich nicht 100%ig überzeugen.


    Dem kann ich nur zustimmen. Gerade diese Punkte kommen ein wenig zu kurz, vor allem, da sie ja die Ursache der gesamten Geschehnisse sind.
    Irritiert war ich auch vom Verschwinden der "Großen Mutter". Warum ist sie plötzlich verschwunden, oder habe ich irgendwas überlesen? :gruebel
    Wirklich gut fand ich das Ende der "Kralle", das war mal was anderes, und nicht so vorhersehbar.
    Wein wird zwar immer mal wieder erwähnt, aber bis auf ein paar Kapitel ist das Buch doch recht "alkoholfrei".


    Sollte es mal eine Fortsetzung geben, wird sie auf jeden Fall auf meiner Wunschliste landen.