Ich bin dann mal weg…aber ich komm nicht wieder!
Piet Proll ist eine arme Socke. Als Retuscheur macht er den ganzen Tag nichts anderes, als in der Redaktion eines Männermagazins nackten Frauen gezeichnete Höschen anzuziehen. Seine Frau ist zwar da, irgendwie, mehr aber auch nicht. Seine Töchter interessieren sich nicht für den Vater.
Und dann kommt sein 39. Geburtstag. An den keiner gedacht hat, außer ihm selbst. Piet Proll will – was bleibt ihm anderes übrig - mit sich alleine feiern, doch die Zigaretten sind alle. Er geht zum Automaten. Seine Stamm-Marke klemmt. Dafür aber trifft er das Mädchen Kaminski. Anstatt nach Hause zu gehen, folgt er der schönen Unbekannten. Und kommt nicht wieder Heim…denn in dieser Nacht begegnet er wildem Sex, brutalen Männern, Knarren, Handschellen, Granaten und einem Koffer voller Geld.
Wolfgang Kirschner schafft es, in einem Thriller sowohl das Grauen und die Gänsehaut, als auch jede Menge Lachsalven unterzubringen. Plus eine Liebesgeschichte, die schöner ist als die von Bonny & Clyde. Und das alles in einer Sprache, die man in anderen Büchern vergeblich sucht – denn Kirschner hat den Sound. Er schreibt poetisch und dann wieder knallhart, eine seltene Mischung.
Bei aller sprachlichen Feinheit bleibt „Die Nacht, in der ich verschwand“ doch ein Thriller der Extraklasse. Ein perfektes Drehbuch für die menschlichen Abgründe und den Wahnsinn, der manchmal nur eine Zigarettenlänge entfernt ist. Ganz großes Kino!