dtv premium, 2007, 260 Seiten
OT: Imie twoje
Aus dem Polnischen von Paulina Schulz
Handlung (Rückseite):
Eine Amerikanerin reist zum ersten Mal in ihrem Leben nach Osteuropa, um ihren verschwundenen Mann zu suchen. Dabei gerät sie in große Gefahr – doch die Menschen, die sie hier kennenlernt, werden ihr Leben für immer verändern …
Zur Autorin (Klappentext):
Maria Nurowska wurde 1944 geboren, studierte Polonistik und Slawistik. Sie ist eine der bekanntesten und populärsten Schriftstellerinnen Polens und lebt in Warschau.
Zur Übersetzerin: www.paulinaschulz.de
Meine Meinung:
Nachdem ich alle Maria Nurowska Romane, die bisher in Deutsch erschienen sind, für etwas Besonderes halte, war ich beim neuesten Roman zuerst etwas skeptisch.
Diesmal steht keine Polin, sondern eine New Yorkerin im Mittelpunkt, die in Lemberg ihren verschollenen Mann Jeff sucht. Durch diese Perspektive, der Blick von außen in den Osten, verliert Nurowska leider ihre Authenzität. Aber Nurowska braucht den westlichen Blickwinkel, um die Geschichte zu erzählen und zeigt so das Land Ukraine in der Zeit nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion in einen politisch korrupten, schlimmen Zustand zwischen ost und westlicher Orientierung. Die Menschen leben unter Leonid Kutschmas Regierung in einer katastrophalen wirtschaftlichen Situation. Der Roman ist 2005 geschrieben, so dass sich durch Reformen nach dem Regierungswechsel die Lage inzwischen geändert haben kann.
Es gibt auch gelungene Passagen über die Protagonistin im Roman, z.B. als die Amerikanerin Elizabeth in der Ukraine einen kleinen Jungen trifft, der ihren Mann kennt und der auch schon mal in New York war. Elizabeth Verdacht, dass ihr Mann sie betrügt und der Junge Folge eines Fehltritts ist mischt sich mit einer politischen Intrigengeschichte, da gleichzeitig mit Jeff ein oppositioneller Journalist, den er getroffen hat, entführt wurde.
Auch die psychologische Seite der Protagonistin überzeugt mich diesmal nicht so sehr wie sonst, obwohl Elizabeth schon der Tradition Nurowskas Heldinnen folgt. Also innere Zweifel trotz Stärke. So hat sie zum Beispiel Angst ihren Mann zu enttäuschen, wenn sie sich nicht um seine unehelichen Sohn kümmert, obwohl doch eigentlich sie es sein sollte, die verzeiht, nicht umgekehrt. Andererseits ist sie sich ihrer emotionalen Beschädigung bewusst, da sie immer Distanz zu den von ihr geliebten Menschen wahrt.
Bei allen Zweifeln über diesen Roman, halte ich die Geschichte an sich für interessant, zumal sich die Spannung im Verlaufe des Romans erhöht.
Wer aber Maria Nurowska noch nie gelesen hat, sollte vielleicht trotzdem besser mit einem anderen Roman der Autorin beginnen.