Torey L. Hayden: Weil ich ein Alien bin

  • Torey L. Hayden ist Lehrerin und Psychologin, in ihren Büchern beschreibt sie wahre, minimal zur Anonymisierung abgeänderte Begebenheiten, die sie in ihren Klassenzimmern oder Therapieräumen erlebt hat. Ich packe das jetzt einfach mal in den Bereich der Biographien ...


    Titel: Weil ich ein Alien bin
    Autorin: Torey L. Hayden (www.torey-hayden.com)
    OT: Twilight Children


    Inhalt:


    Als die Sonderschullehrerin Torey Hayden das Unterrrichten im Klassenzimmer hinter sich gelassen hatte um in der Kinderabteilung einer psychiatrischen Klinik zu arbeiten, trat ein sehr buntgemischtes Trio in ihr Leben. Cassandra, das 9-jährige Missbrauchsopfer, schlug nach jedermann, der versuchte sich ihr zu nähern. Drake, vier Jahre alt, weigerte sich mit jedem außer seiner Mutter zu sprechen. Und die schon etwas ältere Gerda war nach einem Schlaganfall in einer lähmenden Depression und einem selbst auferlegten Schweigen gefangen.
    Weil ich ein Alien bin ist die Geschichte einer zielstrebigen Frau und dreier Persönlichkeiten, die gegen überwältigende Widerstände ankämpfen. Voller Mitgefühl, Sensibilität und Humor geschrieben, ist dies ein kraftvolles Buch, das die Stärken und die Schönheit des menschlichen Geistes hervorhebt.


    Es würde sich eigentlich lohnen, auch ihre anderen Bücher zu rezensieren, aber das könnte den Rahmen sprengen, also zähle ich sie nur kurz auf. Man kann sie aufteilen in die, die im Klassenzimmern spielen und die, die sich auf einzelne Kinder in Therapie beschränken.


    Klassenzimmerbücher sind: Sheila, Bo und die anderen, Jadie, Hörst du mich, Venus? (verfügbar!), Kein Kind wie alle anderen
    Therapiebücher: Kevin, Weil ich ein Alien bin


    Zum Buch:


    Der Einstieg in Weil ich ein Alien bin gestaltet sich ungefähr so, als säße man vor einem Puzzle, nur das die Puzzleteile Gefühle sind, Gedanken oder Erlebnisse, Lebensbruchstücke, die zusammen die zerrüttete Innenwelt eines Kindes ergeben. Torey beschreibt chronologisch die Voranschreitung der Therapie, ohne Beschönigung, allerdings auch ohne auf die Tränendrüse zu drücken oder sich in der Beschreibung grausamer Einzelheiten zu verlieren.


    Man kann ihren Stil nicht mit sachlich beschreiben, aber das trifft es zumindest besser als emotional. Die richtige Bezeichnung liegt wohl irgendwo dazwischen. Die Erzählung ist vor allem menschlich, sympathisch, sie wirkt, als wäre man ganz dicht am Geschehen.


    Es ist keine geglättete Geschichte, man merkt ihr die Realität an, aus der sie ihre Worte schöpft. Sie ist befreit von Euphemismen, Heile-Welt-Bildern, hat ihre Kanten und Ecken, ist nicht darauf aus, Scheinglück zu erschaffen, in dem man sich verlieren kann. Was sie für mich aber besonders macht, ist die Hoffnung, die sie dennoch zu geben vermag. Es steckt wirklich ein Prozess darin, er ist zwar so langsam wie das Leben selbst, aber man kann ihn nachvollziehen, er ist greifbarer als bei einem Buch, das man am Ende zuschlägt mit dem Gedanken: und jetzt ist alles gut.


    Stattdessen macht das Lesen empfindlich, die Personen darin entwickeln sich, man liebt sie nicht augenblicklich, aber lernt sie mit der Zeit kennen und verstehen. So hat man am Ende das Gefühl, miterlebt zu haben, wie die Bruchstücke lebendig gemacht und zusammengesetzt, wie die bösen Geister ihrer Grenzen verwiesen wurden. Es ist ein einfühlsames, sensibles Buch, das sich manchmal sperrt, aber immer Raum für Zuversicht lässt.


    Torey L. Hayden ist eine meiner Lieblingsautorinnen, die m.E. einen Balanceakt vollzieht, der bestimmt nicht jedem gelingt.

  • Vielen Dank, Lotta, für die Buchvorstellung, auch wenn meine Wunschliste ins Unermässliche wächst, muss ich es notieren....

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume