Mütter und Bücher

  • Hallo,
    ich hab gerade in einem anderen Tread schon einen Kommentar geschrieben, aber das interessiert mich jetzt wirklich:


    Seit ich Mutter bin, kann ich keine Bücher oder Filme mehr sehen bzw lesen, in denen irgendetwas Schlimmes mit Kindern passiert.


    Hab mal einen Film über die NS-Zeit gesehen, wo Mütter ihre Kinder alleine im KZ zur Welt bringen mussten, und dann nicht stillen durften und das Kind nicht anfassen durften, weil man sehen wollte wie lange ein Säugling das überlebt. Da krieg ich jetzt beim Schreiben noch ne Gänsehaut. Ganz furchtbar.
    Früher (vor meinem Sohn) hat mich das zwar erschüttert, aber es war machbar, heute kann ich mir bei sowas die Seele aus dem Leib heulen. Mir ist es schon zu viel, wenn Kinder verschwinden oder ganz übel behandelt werden.


    Geht es anderen Müttern genauso? Und wurde das mit dem Alter eurer Kinder wieder anders?

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • ist bei mir das Gleiche, was solche Sachen betrifft bin ich ganz fürchterlich sensibel geworden seit meine Kids da sind. und ich habe den Eindruck es wird eher schlimmer als besser.


    Liegt wohl dran, dass man sich besser mit der Situation identifizieren kann.
    Wo ich schon immer heulen musste war, wenn eine Frau ihren Vater verloren hat. Liegt wohl daran, dass ich ein typisches Papa-Kind bin. :-)

  • Zitat

    Original von streifi
    und ich habe den Eindruck es wird eher schlimmer als besser.


    Oh nein, sag das nicht. na dann kann ich mich ja auf was gefasst machen.
    Wie sieht es eigentlich mit den Papas hier im Forum aus, hab ich völlig vergessen, seid ihr durch eure Kinder auch sensibler geworden für solche Themen?

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Hallo Ninnie,


    also ich behaupte mal, dass es nicht nur am "Mutter-Gen" liegt, dass Du keine schlimmen Sachen mit Kindern lesen kannst!


    Ich bin keine Mutter - und ich kanns auch nicht. Früher wars immer mein kleiner Bruder, den ich da ständig vor Augen hatte... und hab ich zwei kleine Neffen und finde es entsetzlich, wenn ich so furchtbare Sachen über Kinder lese - sei es in Romanform oder sonst wo! :erschreck

    Liebe Grüßle
    Mondi :groehl


    Ein Optimist ist ein Mensch, der alles halb so schlimm oder doppelt so gut findet. ~Heinz Rühmann~

  • Ich bin Mutter und ich kann durchaus Bücher lesen, in denen Kindern schreckliches passiert. Klar geht mir das nahe. Und automatisch hat man wohl auch sein Kind im Kopf. Aber irgendwie blende ich das aus, ist ja nur ein Buch. Dieser Mechanismus scheint bei mir sehr gut zu funktionieren.


    Bei Filmen kann es auch schon passieren, dass mir die Tränen kommen und ich heftig Weinen muss. Besonders wenn es um Kinder und Eltern geht, denen schreckliches passiert.


    Hört sich vielleicht blöd an, aber vielleicht liegt es daran, dass ich ganz genau weiß, es ist nicht mein Kind. Nicht das mir andere Kinder egal sind oder deren Leiden, aber irgendwie schaffe ich es da zu blocken. :gruebel

  • Oooh ja, das kenne ich. Da lief doch letzte Woche dieser Streifen über die Frau am Checkpoint Charlie - konnte ich nicht gucken. Seit die Kids da sind weiß ich, was Mutterliebe überhaupt ist. Früher war ich ja bekennender Kinderhasser und habe mit Gleichmit gesehen oder gelesen, wenn es um Kinder ging. Heute aber...da brauch ich schon einen sehr, sehr guten Tag, dass ich sowas aushalten kann.

  • Also sowas in der Kategorie Checkpoint Charlie konnte ich mir gut angucken. Das eingangs erwähnte Holocaustbeispiel hätte ich unabhängig von Mamimodus so oder so nicht gut vertragen.


    Ich glaub eigentlich nicht, dass sich das persönliche Empfinden hormongesteuert verändert, sondern viel mehr eine Frage der wachsenden Lebenserfahrung ist. Soll heißen, jung und unbekümmert (im wahrsten Sinne des Wortes) haut einen nicht so viel aus den Puschen, aber man wird wohl mit den eigenen Erfahrungen sensibler und empfindlicher. Wenn man Leid mal am eigenen Körper erfahren hat, dann kann man leichter nachvollziehen, wie sich solche Einschläge anfühlen und leidet vielleicht deshalb mehr mit.

  • Zitat

    Original von ninnie
    Geht es anderen Müttern genauso? Und wurde das mit dem Alter eurer Kinder wieder anders?


    Mir geht es genau so. Mein Sohn wird Weihnachten 15 und trotzdem nehmen mich Filme, Bücher, aber auch Unfälle, Entführung, Missbrauch usw. immer noch mit. Auch wenn ich mir denke, "ist ja nicht dein Kind" könnte es auch meinem Kind passieren.

  • Zitat

    Original von keinkomma
    Oooh ja, das kenne ich. Da lief doch letzte Woche dieser Streifen über die Frau am Checkpoint Charlie - konnte ich nicht gucken.


    Oh Mann, da habe ich auch Rotz und Wasser geheult. Die armen Mädchen, die arme Mutter, das war ja kaum auszuhalten!


    Ja, ich bin auch sensibler geworden. Sendungen über todkranke Kinder kann ich z. B. überhaupt nicht gucken. Alles andere ertrage ich schon, aber es berührt mich doch sehr.

  • Ich hätte das vorher nie von mir geglaubt, aber ich stelle es auch fest: ich bin für solche Sachen auch sensibler geworden, wobei es sich bei mir nicht unbedingt nur auf Szenen mit Kindern bezieht, sondern auch allgemein. Früher habe ich auch beim heftigsten Blutgemetzel im Film hingucken können, heute? Naja... Geheult habe ich früher schon, wenn mich etwas beim Schauen oder Lesen berührt hat, aber heute bin ich noch viel näher am Wasser gebaut :wow

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Mir geht es ähnlich wie euch, wobei für mich oft ein Unterschied zwischen Büchern und Fernsehen/Filmen besteht.
    Beim Lesen lässt eben meine Fantasie nur zu, was ich auch noch aushalten kann, beim Fernsehen ist es manchmal dann eher zu belastend. Da überlege ich auch ncoh öfter, ob ich mir das antue oder lieber nicht.


    LG
    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Ich habe zwar noch keine Kinder, aber ich finde auch dass solche Bücher sehr belasten. Trotzdem lese ich solche Bücher; momentan "Die Kammer der toten Kinder". Und gestern abend im Bett musste ich dann mittendrin aufhören weil ich befürchtete am Ende nicht mehr schlafen zu können. Trotz allem, es sind nur ausgedachte Geschichten. Das hat rein gar nichts mit euren Kindern zu tun. Mal sehen wie das bei mir später mal ist. :gruebel

  • Ich konnte schon vor meiner Tochter solche Bücher, Filme oder Berichte nicht sehen und lesen. Ausserdem muss ich sagen mit dem Alter des Kindes hat das nichts zu tun. Meine Tochter ist jetzt 17 und wenn die sich langsam abnabeln hat man schon immer eine innere Unruhe.

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

  • Mir gehts auch so. Ich habe den Kindersammler abgebrochen, weil ich es nicht ausgehalten habe. Ich wollte das Buch sogar nicht mal mehr im Haus haben und hab es weggegeben.
    Bücher, in denen Verbrechen an Kindern das Thema sind, mag ich nicht mehr lesen, Filme nicht mehr ansehen.

  • Zitat

    Original von ninnie


    Geht es anderen Müttern genauso?



    Ja, mir geht es auch so. Seit meine beiden Jungs da sind, bin ich sehr viel sensibler geworden, wenn ich etwas darüber lese oder im Fernsehen gucke. Alleine Deine Schilderung in dem KZ war für mich gerade ganz schlimm!
    Ich lese auch bewusst nichts, was mit Mord oder Misshandlungen mit Kindern zu tun hat. Kann ich nicht ertragen.

    :lesend Ich lese: "Weit übers Meer" von Dörthe Binkert


    - Beständigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg -

  • Es gibt eine ganze Reihe von Büchern, die ich eigentlich sehr gerne lesen würde, möchte aber mir die Aufregung ersparen, :bonk
    da ich inzwischen mich kenne.
    Bin viel zu leicht "zu beeindrücken" :yikes und
    habe starke Vorstellungskraft :monster
    Bei Filmen kann man wenigstens die Augen schließen,
    beim Lesen geht das schlecht... :rolleyes

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume