Alexandra Kui - Der Nebelfelsen

  • Titel: Der Nebelfelsen
    Autorin: Alexandra Kui
    Verlag: Knaur
    Erschienen: Februar 2005
    Seitenzahl: 300
    ISBN: 3426628112
    Preis: 7.90 EUR


    Die Autorin:
    Alexandra Kui wurde 1973 in Buxtehude geboren. Sie hat Soziologie und Sozialgeschichte studiert und arbeitete als Redakteurin bei verschiedenen Tageszeitungen. 1998 veröffentlichte sie den Jugendroman „Ausgedeutscht“. Heute lebt sie als freie Autorin, Journalistin und Songwriterin auf dem platten Land bei Hamburg.


    Worum geht es?
    Die Fotografin Antonia kann es nicht fassen: Ihre Freundin Cleo hat sich umgebracht. Antonia reist in den Harz in das Städtchen Grauen, wo der Selbstmord passierte. Hier befinden sich die "Schläferklippen", von denen sich schon viele Todessehnsüchtige stürzten und die auch Cleo zum Verhängnis wurden. Antonia trifft bald auf Tom, den attraktiven, wenn auch schon etwas angegrauten Chef der Harzer Lokalzeitung - und erliegt seinem Charme. Doch was hat es mit dem mysteriösen Tod ihrer Vorgängerin in Toms Leben auf sich? Und was ist wirklich dran am traurigen Ruhm der Schläferklippen? (Quelle: www.amazon.de)


    Meine Meinung:
    Mit dieser Geschichte ist Alexandra ein sehr lesenswerter Kriminalroman gelungen. Es ist beeindruckend wie sie es schafft, die etwas mystische, die etwas geheimnisvolle Atmosphäre des Harzes zu schildern. Als Leser bewegt man sich mit ihren Figuren in diesem deutschen Mittelgebirge. Die Geschichte lebt in erster Linie von der unterschwelligen Spannung, eine Spannung die sich kaum sichtbar hinter dem Alltag der handelnden Personen verbirgt, die aber trotzdem irgendwie immer gegenwärtig ist. Alexandra Kui ist gelungen, ihren Figuren so etwas wie ein „Leben“ einzuhauchen. Man sieht die kratzbürstige Fotografin Antonia direkt vor sich, und auch ihr Chef Tom Sturm ist dem Leser schon nach kurzer Zeit sehr vertraut. Nicht zuletzt auch die korpulente Kneipenwirtin Ulli wird von der Autorin sehr gut präsentiert. Man darf auch weitere Bücher von Alexandra Kui sehr gespannt sein. Auch wenn es bei ihr mal laut zugeht, so beherrschen doch die etwas leiseren Töne das Buch.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe das Buch nun auch durch und wusste im ersten Moment nicht wirklich, wie ich ihn bewerten soll. Über 290 Seiten erwartete ich einen ebenso fesselnden Krimi, wie ihn die Autorin bereits mit Tod an der Schleuse vorgelegt hat. Immerhin ordnet der Verlag dieses Buch in dieses Genre ein. Der Nebelfelsen hält diesem Vergleich unter dem Aspekt nicht stand. So habe ich erwartet, dass unter den vielen Suiziden doch ein erklärbarer krimineller Tathergang steckt. Von Alexandra Kui war ich gewohnt, dass sie leise und subtil unter tiefenpsychologischen Gesichtspunkten ein erschreckendes Geheimnis lüftet. Die Protagonisten haben zwar auch in diesem Roman wieder viele Ecken und Kanten, sodass ihr Verhalten alles andere als vorhersehbar ist, jedoch ist das auch genau der Punkt, den ich kritisiere. Es waren auf zu wenigen Seiten zu viele Themen angesprochen, die nur an der Oberfläche verarbeitet werden. Antonias Probleme, sich in die Beziehung samt der beiden Töchter einzufügen, die Verarbeitung der Trauer, ihr Verhältnis zu ihren Eltern, ihre Bindungsängste und die Eingliederung in die Dorfgemeinschaft werden mir als Leser einfach vorgesetzt. Bestimmt wären ein paar zusätzliche Seiten im Buch hilfreich gewesen, um Beweggründe zu erklären, warum sich die Protagonisten schon wieder streiten und sogar handgreiflich werden.


    Betrachtet man dieses Buch allerdings nicht als Krimi, sondern als Gesellschaftsroman, wendet sich das Blatt. Der Nebel scheint sich auch über die Charaktere gelegt zu haben und der Leser muss sich schon eine Weile mit dem Buch beschäftigen, damit vereinzelt der Blick auf die tatsächlichen Begebenheiten frei wird. Dennoch hätte ich mir aus genau diesem Grund wieder ein paar mehr Seiten gewünscht, damit ich richtig in die Geschichte eintauchen könnte. Von daher kann ich das Buch zwar jedem Fan von ruhiger Literatur empfehlen, bewerte es aber nicht als Glanzstück der Autorin.