Gebundene Ausgabe: 126 Seiten
Verlag: Rowohlt, Berlin (September 2006)
ISBN-10: 3871345563
ISBN-13: 978-3871345562
Kurzbeschreibung www.amazon.de
Eine Begegnung mit der Ewigen Stadt, eine Liebe im Echo des Krieges
Rom, an einem strahlend sonnigen Tag im Januar 1943: Eine junge Deutsche, die kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes steht, begibt sich auf einen Spaziergang in der ihr fremden Stadt. Ihr Mann, mit dem sie zusammenzuleben hoffte, ist überraschend an die afrikanische Front versetzt worden, der Zeitpunkt seiner Rückkehr ungewiss. Trotz der verwirrend schönen Eindrücke und all der rätselhaften Dinge, die ihr auf ihrem Weg begegnen, ist sie mit jedem Gedanken bei ihm, der versprochen hatte, die «römischen Freuden» mit ihr zu teilen. Doch sie beginnt zu ahnen, dass der Krieg verloren gehen könnte. In dieser opulent sinnlichen Erzählung greift Friedrich Christian Delius seine eigene Familiengeschichte auf. Die junge Frau, die mit offenen Augen, bangem Herzen und nicht nachlassender Hoffnung durch die von Bomben noch verschonte Ewige Stadt geht, ist seine Mutter. Ob es nun dieser autobiographische Bezug ist oder der Zauber Roms, die Ängste des Krieges oder die einfühlsam geschilderte Liebesgeschichte – dieses Buch entwickelt eine Sogkraft, der man sich kaum entziehen kann.
Über den Autor www.wikipedia.de
Friedrich Christian Delius (* 13. Februar 1943 in Rom) ist ein deutscher Schriftsteller.
Friedrich Christian Delius wuchs auf im hessischen Wehrda. Er besuchte Gymnasien in Bad Hersfeld, Steinatal und erlangte das Abitur 1963 an der Alte Landesschule Korbach. Von 1963 bis 1970 studierte er Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin und der Technischen Universität Berlin, wo er 1970 bei Walter Höllerer zum Doktor der Philosophie promovierte. Von 1970 bis 1973 arbeitete er als Lektor im Wagenbach-Verlag, von 1973 bis 1978 in derselben Funktion im Rotbuch Verlag. Seit 1978 ist er freier Schriftsteller. Von 1978 bis 1980 lebte er in Nimwegen (Niederlande), von 1980 bis 1984 in Bielefeld und seither wieder in Berlin.
Delius begann in den Sechzigerjahren mit gesellschaftskritischer Lyrik und dokumentarischen, für gewöhnlich stark satirischen Texten. Seit den Siebzigerjahren schreibt er vorwiegend Romane, häufig zu Themen aus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, z.B. zum Deutschen Herbst.
Friedrich Christian Delius ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und seit 1998 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Meine Meinung
"Laufen Sie, junge Frau, laufen Sie, wenn Sie wollen laufen, der Kind sich freut, wenn Sie laufen." Dies hat der Frauenarzt der jungen, schwangeren Deutschen geraten. Eigentlich wollte sie die letzten Wochen der Schwangerschaft zusammen mit ihrem Ehemann in Rom verbringen, der wurde aber kurzfristig zu Hitlers Afrika-Corps abkommandiert, keiner weiß wann er zurückkehrt. So läuft sie im Januar 1943 allein durch das ihr fremde Rom, der Leser begleitet sie auf ihren Wegen und erfährt ihre Gedanken. Diese werden mehr als Splitter in die Erzählung geworfen. Ganz so, als würde man selbst auf einem Spaziergang durch Kleinigkeiten zu immer neuen Gedanken angeregt. Das macht das Lesen dieses Buches nicht leicht. Dazu kommt, dass die 126 Seiten lediglich von einem Satz gefüllt werden. Kommata und kleine willkürlich gewählte Absätze, nicht immer entspricht ein neuer Absatz einem neuen Gedanken, wird die Geschichte gegliedert. Nach der ersten Stunde habe ich dann dieses Buch auch genervt zur Seite gelegt. Am Tag darauf, zum Glück war es ein Sonntag, habe ich mich ihm dann ganz in Ruhe noch einmal gewidmet und erstaunlicherweise fand ich plötzlich eine Art Rhythmus, das Lesen wurde angenehm und ich konnte mich auf diesen Stil einlassen.
Mit der Protagonistin konnte ich mich nicht so recht anfreunden. Freiwillig und gegen den Willen ihrer Eltern ist sie nach Italien gegangen, freiwillig bleibt sie, aber die ihr unbekannte Sprache will sie nicht lernen. Gedanken über die politische Situation macht sie sich nur widerstrebend, die Gespräche der Mitbewohnerinnen des evangelischen Konvents verwundern sie, denn sie reden sehr frei über Hitler und die Judenfrage. Aber immer öfter drängt sich die Angst in ihren Kopf, Angst, der Krieg könnte verloren gehen, Angst, ihrem Gert könne etwas passieren, täglich kommen so viele Gefallenenmeldungen.
"Bildnis der Mutter als junge Frau" ist eine Liebeserklärung von Friedrich Chr. Delius an seine Mutter. Denn er war es, der sie in dieser Zeit begleitete. Fein arbeitet er ihre Gedanken heraus. Manchmal hatte ich das Gefühl, beim Schreiben befand er sich im Zwiegespräch mit ihr. Ihm ist ein sehr einfühlsames und intensives Buch gelungen, das in seiner Ruhe mich als Leser nachhaltig beeindruckt hat. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Romkenner noch mehr Freude an diesem Buch haben könnten als ich. Leider war ich noch nie in der ewigen Stadt.
Bewertung 9 von 10 Punkten