Die Anomalie - Hervé Le Tellier

  • Die Anomalie

    von Hervé Le Tellier


    • Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Buchverlag; 4. Edition (17. August 2021)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 352 Seiten
    • Ebook: Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 301 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3498002589
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3498002589
    • ASIN ‏ : ‎ B093PL1R3Y
    • Originaltitel ‏ : ‎ L'Anomalie
    • Hörbuch (ungekürzt) ‏ : ‎ Spieldauer10 Stunden und 14 Minuten
    • Sprecher‏ : ‎ Camill Jammal

    Klappentext

    Der spektakuläre Bestseller aus Frankreich: eine brillante Mischung aus Thriller, Komödie und großer Literatur. Im März 2021 fliegt eine Boeing 787 auf dem Weg von Paris nach New York durch einen elektromagnetischen Wirbelsturm. Die Turbulenzen sind heftig, doch die Landung glückt. Allerdings: Im Juni landet dieselbe Boeing mit denselben Passagieren ein zweites Mal. Im Flieger sitzen der Architekt André und seine Geliebte Lucie, der Auftragskiller Blake, der nigerianische Afro-Pop-Sänger Slimboy, der französische Schriftsteller Victor Miesel, eine amerikanische Schauspielerin. Sie alle führen auf unterschiedliche Weise ein Doppelleben. Und nun gibt es sie tatsächlich doppelt - sie sind mit sich selbst konfrontiert, in der Anomalie einer verrückt gewordenen Welt.


    Hochkomisch und teuflisch intelligent spielt der Roman mit unseren Gewissheiten und fragt nach den Grenzen von Sprache, Literatur und Leben. Facettenreich, weltumfassend, ein literarisches Ereignis.


    Der Autor

    Wikipedia:

    Hervé Le Tellier ist ursprünglich studierter Mathematiker. Er hat seit Beginn der 1990er-Jahre circa 30 Bücher veröffentlicht, darunter Gedichtbände, erotische Geschichten und Romane. Auch arbeitete er für das Theater, die Oper oder den Film. Der in Paris lebende Le Tellier ist Präsident der Gruppe Oulipo, einem Kreis von Autoren, die ihre Werke formalen Zwängen unterwerfen. Er ist auch Sprachwissenschaftler und arbeitet als Kolumnist für die Internet-Ausgabe der französischen Tageszeitung Le Monde. 2013 gewann er den Grand Prix de l’humour noir Xavier-Forneret für den angeblich aus dem Portugiesischen übersetzten Gedichtband Contes liquides. Der Ursprungsautor Jaime Montestrela ist aber eine Erfindung von Le Tellier.


    Le Tellier gilt als ein „multipler“ Autor zumeist „kleiner“ Formen (Novelle, Fabel), mit denen er teils experimentiert, die er aber zum großen Teil selbst entwickelt oder weiterentwickelt, wie etwa in seinen Tausend Antworten auf die Frage: Woran denkst Du? (Les amnésiques n'ont rien vécu d'inoubliable, 1997) oder seinen hundert Variationen nach der Mona Lisa (Joconde jusqu'à cent, 1998). Als Freund von Jean-Bernard Pouy hat er einen Kriminalroman der Reihe Pulp geschrieben.


    Mein Eindruck

    Das Buch beginnt damit, die diversen Protagonisten vor dem Vorfall vorzustellen. Da sind Stars und "normale" Leute, Singles und Familien, Paare und Affären. So richtig durchschnittlich ist aber niemand, selbst Leute die auf den ersten Blick wie der Mieter von Nebenan wirken haben Geheimnisse oder zumindest Probleme. Drei Monate begleitet man sie durch ihre Leben, dann landet das Flugzeug erneut. Die Insassen werden längere Zeit im Dunkeln gelassen, bevor sie mit ihrer Situation konfrontiert werden.


    Hier ergeben sich diverse mehr oder weniger theoretische Probleme: Wer ist das Original und wer die Kopie? Was sagen die Religionen dazu? Hat Gott etwas damit zu tun? Oder Aliens? Aber auch ganz reale: Muss die Altersvorsorge jetzt durch zwei geteilt werden? Wie ist das wenn ich plötzlich das Sorgerecht mit mir selbst teilen muss, weil es zwei Mütter für das gleiche Kind gibt? Wer kriegt die Wohnung/den Partner/die Wertsachen? Für einige Insassen ergibt sich eine zweite Chance. Sie können sehen, wie sich ihr Leben in den drei Monaten entwickelt hat, und es anders machen. Ob das funktioniert?


    Ich fand das Buch sehr spannend. Es ist durchzogen von subtilem schwarzem Humor. Die Personen werden gut vorgestellt, so dass ich wirklich wissen wollte wie es mit ihnen weitergeht, auch wenn es relativ viele Personen sind. Jede Person ist für sich interessant. Und der amerikanische Präsident ist gut als Trump erkennbar (spätestens wenn er wie ein Karpfen mit blonder Perücke aussieht...). das ende habe ich so nicht kommen sehen.


    Das Hörbuch ist gut gelesen, die letzte Seite allerdings musste ich dreimal hören um sie zu verstehen. Der Autor nutzt gerne Fremdwörter und Schachtelsätze, wozu die eher sachliche unaufgeregte Stimme des Sprechers passt.


    Von mir volle Punktzahl und Weiterempfehlung.


    ASIN/ISBN: B093PL1R3Y

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Ich bin gerade in den letzten Minuten des Hörbuches und total angetan. Eine sehr gute Story, nicht nur was die Handlung angeht, sondern auch sprachlich außergewöhnlich gut.


    Zeitweise habe ich daran gedacht, dass es sich gut als Filmvorlage eignen würde, aber dann musste ich an die vielen schlechten amerikanischen Filme zum Thema Flugzeuge und Co denken und hoffe nun eher, dass das Ganze nicht verfilmt wird...


    Mr. Trump ist echt gut zu erkennen. Besonders gefallen hat mir die Szene, als man ihm erklären wollte, was geschehen ist und er erst aufhorchte, als der Name "Mickey Mouse" fiel, weil er offensichtlich mehr nicht verstanden hatte...:lache

  • Als im März 2021 ein französisches Passagierflugzeug über den Wolken in ein Unwetter gerät, denkt sich zunächst niemand etwas dabei, weil alles gut ausgeht. Drei Monate später allerdings taucht plötzlich haargenau dasselbe Flugzeug mit genau denselben Passagieren noch einmal auf. Die Behörden sind ratlos und auch die Wissenschaftler sind sich uneinig, was passiert ist. Derweil müssen die 243 Passagiere damit klarkommen, dass es sie von nun an doppelt gibt.

    Das klingt nicht nur nach einem interessanten Szenario, sondern ist auch eines. Die Geschichte wirft mehrere interessante Fragen über das Bewusstsein und das Leben auf. Damit war es das meiner Meinung nach mit dem Lob und sehr viel mehr Tadel folgt. Die Geschichte dreht sich um zig unterschiedliche Charaktere und ihre Schicksale, die alle nichts miteinander verbindet, außer einer gemeinsamen Reise in einem Flugzeug, der keiner von ihnen eine größere Bedeutung zumisst. Im Roman wird eine Person nach der nächsten separat vorgestellt (ohne dass es wirklich einen Hauptprotagonisten gibt) und erst nach fast der Hälfte der Geschichte geschieht endlich das tatsächliche verbindende Ereignis. Wer denkt, dass es danach spannender und interessanter wird, irrt. Die meiste Zeit tritt die Handlung auf der Stelle, dreht sich immer um dieselben Sachen, springt hin und her, vor und zu. Es ist zwar amüsant, einen Besuch in Stephen Colberts Late Show mitzuerleben, oder wie ein Berufskiller mit der Doppelgänger-Situation umgeht, davon abgesehen, passiert jedoch wenig Überraschendes. Selbst die religiösen Ausschreitungen hatte ich genauso erwartet. Ebenso unbefriedigend ist das Ende. Aber das passt ja zu den wissenschaftlichen Erklärungsversuchen in der Romanmitte, die ebenfalls nicht mehr als Andeutungen und Überlegungsansätze sind (und vom US-Präsidenten nicht mal ganz begriffen werden). Bis zum Schluss weiß niemand genau, was das Ereignis ausgelöst hat oder welcher tieferer Sinn dahintersteckt.

    Daher kann ich den ganzen Trubel um das Buch nicht wirklich verstehen. Meines Erachtens nach wäre hier deutlich mehr drin gewesen.

  • Ich habe das Buch gestern beendet und bin immer noch ganz fasziniert von der Geschichte.


    Der Inhalt ist schnell erzählt: eine voll besetzte Boeing der Air France auf dem Weg von Paris nach New York gerät in eine schwere Turbulenz - doch kann am Ende sicher landen. Drei Monate später landet das Flugzeug erneut, exakt das selbe Flugzeug mit exakt den selben Passagieren. Wie konnte das passieren, und wie geht man damit um?


    Das Buch beginnt nach der Landung des ersten Flugzeuges, wir lernen einige der Passagiere kennen und erleben mit, was sich bei ihnen in der folgenden Zeit ereignet. Das meiste ist nicht besonders spektakulär, Alltagsdinge eben. Und doch verändern diese Alltagsdinge die Menschen entscheidend.


    Interessant fand ich die "offiziellen" Reaktionen, als das zweite Flugzeug landet. Wie gehen die unterschiedlichen Machthaber auf der Welt damit um, dass etwas völlig Unerklärliches passiert? Wer wird dazu um Rat gefragt? Dann gibt es noch ganz persönliche Fragen: Muss das Vermögen, das der eine Passagier sich erarbeitet hat, nun durch zwei geteilt werden? Und wenn ein Kind plötzlich zwei Mütter hat, wer bekommt welches Sorgerecht?


    Natürlich ist auch die Konfrontation der Passagiere mit ihren "Kopien" sehr spannend und vom Autor sehr gut beschrieben. Manche von ihnen ergreifen die Chance auf ein anderes Leben, einen "Ausstieg", ein anderer hat endlich einmal Glück in der Liebe, und wieder andere vermarkten sich mehr oder weniger erfolgreich mit dem Ereignis.


    Das Ende fand ich ziemlich überraschend, aber stimmig.


    Ich kann die Begeisterung über dieses Buch sehr gut verstehen, von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

  • Darum geht‘s

    Es ist gar nicht so leicht, dieses Buch zu resümieren und gleichzeitig Spoiler zu vermeiden. Daher fasse ich mich hier lieber sehr kurz.


    Im Juni 2021 landet in New York eine Boeing 787 aus Paris – auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass genau dieselbe Maschine bereits im März 2021 nach einem turbulenten Flug schon Mal in New York gelandet ist, mit demselben Piloten und denselben Passagieren. Unerklärliches schein Wirklichkeit geworden zu sein. Aber gibt es diese Menschen nun doppelt? Und was würde geschehen, wenn sie sich selbst begegnen?


    So fand ich‘s

    Dieses Buch gehört nicht unbedingt zu den Genres, die ich üblicherweise lese und ich wurde durch eine Leserunde bei den „Büchereulen“ darauf aufmerksam. Und da ich gerne Mal über meinen Tellerrand hinaus lese, habe ich mich auf dieses Buch eingelassen und bin jetzt im Nachhinein sehr froh über diese Entscheidung. Denn kurzum: Für mich ist „Die Anomalie“ ein grandioses und brillant erzähltes Buch.


    Trotz einer ungewöhnlich großen Zahl an Protagonisten, schaffte es der Autor, jedem genügend Raum zu geben und mich für jeden einzelnen gleichermaßen zu interessieren. Die schnörkellose und eher nüchtern wirkende Erzählweise hatte auf mich schon bald eine Art hypnotische Wirkung, die ich nur schwer beschreiben kann, mich aber zunehmend in Bann zog.


    Zudem hat mich der Autor mit seinem ausgefeilten und bis ins Detail wohl durchdachten Plot fasziniert, der zwar nicht viel Spielraum für die eigene Fantasie übrig lässt, aber umso mehr zum Nachdenken anregt. Ich habe selten ein Buch gelesen, das die moderne Welt und die Probleme unserer Gesellschaft so klar und ungeschönt, aber auch mit der Liebe zum Leben und den Menschen und immer wieder mit einer gesunden Prise schwarzen Humors, darstellt.


    Hervé Le Tellier verlangt von seinen Lesern mit politischen, wissenschaftlichen und philosophischen Fragen, die er aufwirft, einiges an Denkarbeit ab. Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand dieses Buch liest, ohne dass ein Gedankenkarussell in Gang gesetzt wird.


    Das Ende hatte ich so nicht erwartet, passt aber meiner Meinung nach perfekt zum gesamten Geschichtsverlauf. Und selbst diese Entwicklung birgt so viel Diskussionsstoff, dass ich froh bin, das Buch in einer Leserunde gelesen zu haben.


    Auch wenn ich mich wiederhole: „Die Anomalie“ ist ein grandioses, intelligentes und berührendes Buch. Eine klarere Leseempfehlung kann ich gar nicht abgeben.

  • Zwar kann ich die Begeisterung über das Buch nachvollziehen, teile sie aber nicht. Es stimmt, es ist ein ungewöhnliches Buch, sowohl inhaltlich, stilistisch und sprachlich. Weder lässt es sich in ein Genre stecken noch mit irgendetwas anderem vergleichen. Es bietet sehr viel Stoff zum Nachdenken – nicht nur über das Leben, den Sinn davon und was es ausmacht, sondern auch wie wir mit unvorhergesehenen Ereignissen umgehen. Das Buch hat einen ganz eigenen Humor, der mich auch immer wieder zum Schmunzeln oder sogar zum Lachen gebracht hat und verpackt so elementare Fragen unterhaltsam.


    Trotzdem – es hat mich nicht gepackt. Vieles empfand ich als zu konstruiert und theoretisch. Den Figuren ist anzumerken, dass sie eine Rolle zu spielen haben, da kam bei mir keine/wenig Lebendigkeit an. Vielleicht sollte man das Buch als Parabel sehen, ich habe es als Roman gelesen und das passt nicht. Trotz der komischen Momente empfand ich es zeitweilig düster und deprimierend. Ich erkenne die gute Absicht des Autors, für mich wirkt aber das ganze Buch als zu „gewollt“.


    Fazit: Trotz allem bin ich froh, es gelesen zu haben, noch dazu in einer netten Leserunde :wave, in der man sich über die vielen großen Fragen und kleinen Details austauschen konnte. Solch ein Buch muss man lesen, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Von daher ist es empfehlenswerte Literatur – auch wenn es mir nur mäßig gefällt. Sieben Eulenpunkte von zehn.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich habe dieses Buch aus Neugier gelesen, weil ich die Vorschläge der Querbeat-Eulen interessant finde, aber da mir nicht nach einer gewöhnlichen LR war und ich ohnehin nicht rechtzeitig den Einstieg geschafft hätte, habe ich das Buch für mich gelesen und mich später noch in der LR geäußert und die interessanten Beiträge der teilnehmenden Eulen gelesen.


    Mich hat das Buch anhand des Klappentextes. In diesem las ich, dass ein Flugzeug quasi drei Monate später nochmal landet und die Passagiere quasi mit ihren Doppelgängern konfrontiert werden. Ich habe mich gar nicht so richtig für den Grund dieser "doppelten" Landung interessiert, denn für mich ist das ohnehin unmöglich. Ich war aber sehr neugierig, wie die Figuren so miteinander umgehen und welchen Herausforderungen man so begegnet, wenn es einen auf einmal doppelt gibt. Leider konnte das Buch meine Erwartugen nicht erfüllen.


    Der Humor, den der Autor im Buch unterbringt, ist leider bis auf ein paar wenige Ausnahmen, so gar nicht mein Fall. Mir war das Buch an sehr vielen Stellen zu abgefahren und der Punkt, der mich intessiert hat (nämlich die zwischenmenschliche Heraus, hat für meinen Geschmack zu wenig Platz eingenommen. Ich hätte mir viel mehr Auseinandersetzung mit dem Zwischenmenschlichen gewünscht, Überlegungen zum Umgang mit diesen "Doppelgängern", die Herausforderungen des Einzelnen. Das gab es hier zwar, aber für mich sehr oberflächlich und in meinen geringen Ausmaß.


    Einige Dinge waren mir zu überspitzt und zu überzeichnet dargestellt oder haben mich einfach gar nicht interessiert. Natürlich kann man sich fragen, ob man eine weniger gute Bewertung oder eine weniger gute Rezension bzw. Meinungsäußerung zum Buch dem Autor anlasten kann. Ist das Buch "nicht gut", nur weil meine Erwartungen nicht erfüllt wurden? Aber nun gut, schließlich gehen wir alle mit gewissen Erwartungen ans Buch (denke ich) und sie spielen nun mal rein. Das Buch ist vielleicht nicht unbedingt schlecht, es wird sicher Menschen geben, denen es gefällt, sei es hier oder außerhalb des Eulenforums. Es war auch nicht so schlecht, dass ich es hätte abbrechen wollen.


    Aber alles in allem ist es kein Buch, das ich wirklich mochte. Es hat eben nicht das geboten, was ich mir anhand des Klappentextes gewünscht und erhofft habe. Ich glaube, auch innerhalb einer LR hätte ich das nicht anders gesehen. Für mich muss es kein weiteres Buch des Autors geben. Direkt abraten würde ich aber einem potentiellen Leser auch nicht. :grin

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Für mich war die Anomalie ein rundrum spannendes bereicherndes Leseerlebnis. Der Autor hat den Roman als eine Art Parabel angelegt. Aus diversen Perspektiven, anhand mehrerer Betroffener, erzählt er von einer ungewöhnlichen Dublizität eines Ereignisse und eines vollbesetzten Flugzeuges. Dabei spielt er alle möglichen Problemvarianten durch, beleuchtet die Schicksale von allen nur erdenklichen Zeiten, lässt die Akteure auf unterschiedlichste Weise mit dem Phänomen umgehen, hadern, es verarbeiten. Nebenbei geht es nicht nur um die Einzelschicksale sondern auch darum, wie eine moderne Gesellschaft mit so einer Anomalie umgeht, wie Wissenschaftler sie bewerten und einordnen, wie Politiker versuchen, geordnet und erfolgreich aus dem Schlamassel herauszukommen.


    Ich möchte über die Handlung nicht mehr verraten, als es der Klappentext schon tut. Den würde ich aber empfehlen, vorher zu lesen, damit man schon eine Idee davon bekommt, wo die Reise dieser Geschichte hingehen könnte.


    Der Erzählstil, den der Autor wählt, es mehr der eines Beobachters. Auch wenn er den Darstellern sehr nahe kommt, so geht es ihm doch nicht darum, beim Leser große Empathien zu entwickeln. Er möchte wohl eher das große Ganze darstellen und dazu anregen, sich eigene Gedanken zu machen über die Geschehnisse. Er spielt mit den Personen und geht nicht immer gnädig mit ihnen um. Aber er wählt einen in vielen Abschnitten durchaus humorvoll-sarkastischen Ton und durchbricht die Dramaturgie wohltuend mit Ironie oder auch mal wissenschaftlichen Exkursionen, die mir besonders gefallen haben.


    Für mich ein hervorragendes Buch mit Tiefgang welches sich perfekt für die Leserunde eignete und über dass man wunderbar grübeln konnte.


    Von mir 9 von 10 Punkten und eine unbedingte Leseempfehlung. :)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zum Inhalt ist ja nun schon viel geschrieben worden. Deshalb hier mein Leseeindruck.

    Ich fand dieses Buch sehr spannend zu lesen. Wo geht die "Reise" der Originale und der Kopien hin ? Gemeinsame Zukunft oder doch komplette Trennung ?

    Ich gebe auch zu, dass die wissenschaftlichen Erklärungen in der Mitte des Buches zeitweise schwierig zu verstehen waren. Jedenfalls für mich. Was aber vielleicht auch daran lag, dass ich das Buch nicht so sehr am Stück lesen konnte, wie ich es gern gewollt hätte.

    Das Ende hat mich überrascht und ich werde auch noch ein bisschen darüber nachdenken, ob es für mich stimmig ist.

    Ich spreche dem Buch, welches ich im französischen Original gelesen habe, eine Leseempfehlung aus. Vor allem für Leser, die gern beim Lesen Gedankenspiele anstellen und nicht jede Erklärung auf einem goldenen Teller geliefert haben möchten.

    Von mir gibt es 9/10 Eulenpunkten :wave