Die Damen vom Pariser Platz - Joan Weng

  • Produktinformation (Amazon):

    • Herausgeber ‏ : ‎ Aufbau Taschenbuch; 1. Edition (21. Juni 2021)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Taschenbuch ‏ : ‎ 304 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3746637112
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3746637112
    • ASIN ‏ : ‎ B08NXMXPGQ


    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Das Versprechen ewiger Jugend.

    Berlin, 1926. Schluss mit dem Langweilertum! Gretchen nimmt Reißaus vor der Provinz und zieht nach Berlin. Im namenhaften Schönheitssalon der Madame Bross wird sie von der Nachtclubsängerin Isis als Tippfräulein für ihre Memoiren eingestellt. Manch ein übles Gerücht kursiert über ihre neue Chefin, doch Gretchen mag den Räuberpistolen nicht recht glauben. Wer jedoch hat Isis die Narbe zugefügt, die ihre linke Gesichtshälfte entstellt? Kopfüber stürzt Gretchen sich in das glamouröse Leben der Großstadt und fühlt sich ausgerechnet zu dem Verlobten ihrer besten Freundin hingezogen. Aber dann ist da ja auch noch der unnahbare Erik …

    „Joan Weng erweckt das Berlin der Goldenen Zwanziger zu neuem Leben.“ Stuttgarter Zeitung

    Zur Autorin (Verlag):

    Joan Weng, geboren 1984, studierte Germanistik und Geschichte und promoviert über die Literatur der Weimarer Republik. Im Aufbau Taschenbuch sind die Romane „Amalientöchter“, „Das Café unter den Linden“ und „Die Frauen vom Savignyplatz“ sowie die Kriminalromane „Feine Leute“ und „Noble Gesellschaft“ lieferbar.

    Meine Meinung:

    Gretchen nutzt die Chance, als ihr ihre Freundin Henni eine Stelle als Tippfräulein in Berlin besorgt und stürzt sich ins Großstadtleben. Sie soll die Memoiren von Isis aufschreiben, einer gefeierten Nachtclubsängerin.

    Anfangs ist das Leben in Berlin noch sehr verwirrend und Gretchen ist sich oft nicht sicher, ob sie alles richtig macht. Aber nach und nach findet sie sich zurecht und auch zu sich selbst. Und am Ende erkennt sie auch, was ihr in ihrem Leben wichtig ist.


    Joan Weng entführt uns wieder ins Berlin der zwanziger Jahre. Berlin ist schräg und bunt in diesem Buch. Gretchen landet in einer Gesellschaft, in der keiner sein Leben einfach normal leben will. Und obwohl die wenigsten den Konventionen entsprechen sind auch diese Menschen nicht frei von Vorteilen. Gerade bei dem was über Isis so erzählt wird, wird das recht deutlich. Da denkt sich jeder auch gerne mal etwas aus, weil es gerade so schön ins Weltbild passt. Gretchen hat mir sehr gut gefallen, gerade ihre Entwicklung fand ich sehr schön gezeichnet. Aber auch die anderen Charaktere sind nicht einfach Schwarz-weiß, jeder hat da so seine Vor- und Nachteile.


    Und auch ein Wiedersehen mit den Figuren aus den Vorgängerbüchern gibt es, ich fand das sehr schön, als bei mir dann die Puzzleteile zueinander gefunden haben und ich als Leser noch einmal Orte aus anderen Büchern besuchen durfte. Und natürlich darf man auch die realen Orte nicht vergessen, die die Autorin hier geschickt mit eingebunden hat. Es hat schon ulkige Lokalitäten gegeben damals. Zusammen ergibt das ein sehr buntes Bild des vergangenen Berlins.


    Alles in allem ein schönes und kurzweiliges Buch, das ich gerne weiterempfehle. Ich hatte schöne Lesestunden damit!


    Vielen Dank auch an Joan Weng für die Begleitung der Leserunde!


    9 von 10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3746637112

  • In dem neuen Roman von Joan Weng entführt uns die Autorin mal wieder in das schillernde Berlin der 20er Jahre.


    In "Die Damen vom Pariser Platz" steht Gretchen im Mittelpunkt der Handlung. Sie kommt im Jahre 1926 aus der Provinz nach Berlin und soll dort eine Stelle als Tippfräulein für die Nachtclubsängerin Isis antreten. Ihre neue Chefin ist ein wenig mysteriös und es kursieren wilde Gerüchte über sie. Doch Gretchen lässt sich mit ihrer offenen und ungezwungenen Art davon nicht abschrecken und genießt ihr neues Leben in Berlin. Kopfüber stürzt Gretchen sich in das glamouröse Leben der Großstadt und fühlt sich ausgerechnet zu dem Verlobten ihrer besten Freundin hingezogen. Außerdem lernt sie auch noch den unnahbaren Kulturkritiker Erik kenne und bald weiß sie nicht mehr genau, für wen ihr Herz eigentlich schlägt.


    Joan Weng hat mit ihrem neuen Roman wieder eine wunderbare "Gute-Laune-Geschichte" geschrieben. Besonders gut gefallen habe mir die ganzen liebevollen, witzigen, sehr authentischen und oft auch etwas speziellen Figuren. Man trifft in diesem Buch auch wieder auf Figuren aus ihren anderen Büchern und fühlt sich dadurch als Leser gleich richtig heimisch.

    Die Geschichte an sich ist nicht besonders spannend, trotzdem hat es mir super viel Spaß bereitet mit Gretchen durch das Berlin der 20er zu laufen. Der Roman ist sehr warmherzig geschrieben und ich hatte auch ständig ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen, da immer wieder eine gute Portion Humor durchspitzt.


    Mich konnte das Buch super von meinem Alltag ablenken, ich habe es wegen seiner lockeren und fröhlichen Art sehr gerne gelesen. Ich gebe dem Buch gute 8 von 10 Eulenpunkten.

    Besonders toll fand ich natürlich wieder die Begleitung der Leserunde durch die Autorin. Vielen lieben Dank noch mal dafür. Und ich freue mich schon jetzt auf weitere Bücher von Joan Weng.

  • Wo Joan Weng draufsteht ist Joan Weng drin.

    Und das ist auch gut so.

    Ich liebe den Schreibstil von Joan Weng und von daher freue ich mich auf jeden neue Buch von ihr.

    Diesmal geht es um Gretchen.

    Gretchen aus der Provinz - die in der Weltstadt Berlin landet.

    Und sich da mitten in einem Haufen von ganz außergewöhnlichen Menschen wieder findet.

    Ihre Freundin, die vielleicht gar keine so gute Freundin ist, hat ihr ein Vorstellungsgespräch vermittelt.

    Und so landet sie erstmal als Tippse bei der Nachtclubsängerin Isis - diese ist eine sehr schillernde Persönlichkeit und überrascht mit vielen Facetten.

    Gretchen ist neugierig, wissbegierig, sie lässt sich auf vieles ein, gewinnt Freunde und Verehrer.

    Lernt aber auch schnell die Spielchen der einen oder anderen Person kennen. Und durchschauen.


    Joan Weng lässt wieder alte Bekannte aus ihren anderen Büchern auftauchen - besonders über einen habe ich mich sehr gefreut.

    Dieses Buch hat mich wieder wirklich gut unterhalten.

    Freue mich auf das Nächste.

  • Berlin – Großstadt am Puls der Zeit, rastlos, pulsierend, ausschweifend. Gretchen, ein Mädchen vom Lande, landet auf Empfehlung ihrer Freundin Henni in dieser Stadt, beginnt eine Anstellung als Tippfräulein bei Nachtclubsängerin Isis, die sich quasi eine graue Maus für diese Aufgabe gewünscht hat. Doch Gretchen ist vielmehr als eine graue Maus, in ihr stecken jede Menge Verstand, ein großes Herz und noch mehr Sinn für die schönen Momente des Lebens, die keinesfalls aus Schönheitswässerchen und seidigen Kleidern bestehen. Um ihre Geschichte geht es in diesem Buch. Und ich habe diese sehr gerne verfolgt.


    Wie alle Bücher von Joan Weng lässt auch dieser Roman einen tief eintauchen in das damalige Berliner Leben. Es ist die ganz eigene Sprache, die an die damalige Zeit angelehnt ist und die das besondere Flair eines jeden Romans aus dem Genzer-/Greiff-Kosmos ausmacht. Denn in diesem bewegen wir uns wieder und ich habe mich sehr gefreut, auch einigen Figuren aus den vorherigen Büchern erneut zu begegnen. Berlin ist eben doch ein Dorf, wenn auch ein wenig lauter und schriller.


    Gretchen entwickelt sich: Von einem fast verschüchterten Mädchen hin zu einer jungen Frau, die mitten im Leben steht und die weiß, was sie will. Isis und ihre Geschichte haben da nicht wenig Anteil dran. Aber auch die Herren der Schöpfung, denen sie begegnet, und von denen sie jeweils umgarnt wird, tragen dazu bei. Am Ende fügt sich alles wunderbar, aber niemals kitschig. Die Geschichte findet genau die richtige Balance zwischen kleinen intriganten Sticheleien und wahrer Romantik.


    Um Madame Bross, die im Klappentext Erwähnung findet, und ihren Schönheitssalon geht es nur in äußerster Nebensache. Aber sie ist ein (von Vicki Baum erfundenes) Berliner Original und trägt zur Authentizität der Erzählung bei. Genauso wie diverse Handlungsstätten, die es tatsächlich gegeben hat und die die damalige Berliner Atmosphäre geradezu greifbar machen.


    Ich bin nicht ganz unvoreingenommen bei meiner Bewertung, da ich die Erzählweise Joan Wengs einfach sehr gerne mag und immer vollkommen in der von ihr erdachten Welt abtauchen kann. Insofern ist es einfach folgerichtig, für diesen Band 10 von 10 Eulenpunkte zu vergeben. :)

  • Die junge Gretchen möchte etwas erleben und zieht 1926 ins glamouröse Berlin. Tagsüber arbeitet sie als Schreibkraft für die Nachtclubsängerin Isis, nach Feierabend streift sie durch die Clubs und Cafés der Stadt und knüpft immer mehr Kontakte zur Berliner Künstlerszene. Zusammen mit ihren neuen Freunden stolpert sie von einem kulturellen Erlebnis ins nächste und versucht sich sogar als Nummerngirl bei einer Abendshow. Als Leser wächst einem Gretchen mit ihrer schüchternen Art schnell ans Herz. Ebenso die vielen anderen Personen in ihrem Dunstkreis. Man lebt und leidet mit ihnen und freut sich, wenn ihnen etwas gelingt. „Die Damen vom Pariser Platz“ ist nicht Joan Wengs erster Roman über das Berlin der Zwanziger Jahre und so spürt man in jedem Kapitel, dass sie sich in dieser goldenen Ära gut auskennt. Die Geschichte ist hervorragend recherchiert und bietet jede Menge stimmige Atmosphäre. Es sind die vielen kleinen Details, die dafür sorgen, dass man das Gefühl hat, wirklich dabei zu sein. Von ihrer Art her erinnerte mich Gretchen ein wenig an die unglaubliche Mrs. Maisel, obwohl das ein anderes Genre und eine ganz andere Zeit waren, bei den vielen Erlebnissen der Freunde hingegen musste ich an Fannie Flaggs „Grüne Tomaten“ denken. Beide Vergleiche sind als große Kompliment gemeint.

  • Mit Die Damen vom Pariser Platz entführt mich die Autorin Joan Weng ins Jahr 1926 nach Berlin. Schon der erste Satz, die erste Frage, sind eine reine Liebeserklärung und machen Lust auf die Geschichte. Ein großartiges Kompliment - zwar nicht an mich persönlich gerichtet, aber beim Lesen fühlt es sich genau so an.


    "Sie sehen bezaubernd aus! Wann sehen wir uns wieder?" - Seite 9



    Eine Antwort auf die Frage habe ich gleich parat: immer. Denn, wann immer ich ein Buch, eine Geschichte von Joan Weng lese, fühlt es sich an wie die Umarmung einer lieben Freundin. Der Schreibstil ist so warmherzig, so fröhlich und lebensbejahend, wie die Autorin selbst. Woher ich das weiß? - Ich bin ihr bereits begegnet.


    Gerade weil der Schreibstil so warmherzig und fröhlich ist, vermute ich nie, dass die Charaktere auch weniger warmherzige Wesenszüge haben können. Da werde ich so manches Mal überrascht und vorgeführt.

    Die Protagonistin in diesem historischen Roman ist Gretchen Keun. Dank ihrer Jugendfreundin Henni hat sie einen Job als Tippfräulein in Berlin in Aussicht gestellt bekommen. Mit einem bangen Gefühl und zu großen Schuhen ist Gretchen auf dem Weg aus der Provinz in die ihr noch unbekannte Großstadt. Einen Arbeitsvertrag hat Gretchen allerdings noch nicht und so steht sie zunächst mit einem mulmigen Gefühl im Magen vor verschlossener Tür.


    "Immerhin war das hier Berlin. Hier galt Wahnsinn als modern, oder zumindest als liebenswürdiger Charakterzug." - Seite 43


    Gretchen ist mir gleich ans Herz gewachsen. Auf der einen Seite ist sie so mutig und setzt sich der Gefahr, dem Neuen aus. Auf der anderen Seite ist sie zurückhaltend und klug und hört auf die Zwischentöne bei ihren Mitmenschen. Diese Empathie lässt sie dann auch mal ihre Angst vergessen.

    So passt die quirlige junge Frau bereits nach kürzester Zeit perfekt ins Berliner Leben und ich tauche mit ihr in das trubelige Geschehen ein.


    Die weiteren Charaktere haben ebensoviel Tiefe und verfügen über so manch besondere Eigenschaft und Denkweise. Es bereitet mir unendlich viel Freude mich mit ihnen im Künstlermilieu zu bewegen. Hennis Verlobter Frédéric George ist einer der Künstler, der lieber hungrig schlafen geht, als sich zu verbiegen. So aus der Ferne ist das toll mitzuerleben. Henni hat da eine ganz eigene Meinung zu.

    Bei den verschiedenen Charakteren ist immer etwas los. Doch manchmal sitze ich auch nur mit ihnen am Tisch und lausche ihren Gesprächen bei einem Stück Erdbeerkuchen. Die Vorstellung ist verlockend und die Gespräche immer spannend. Hochkonzentriert war ich vor allem, wenn die Gespräche ins berlinerisch wechselten, was durchaus mal vorgekommen ist.

    Gern habe ich mich in das Jahr 1926 nach Berlin entführen lassen. Und zum Schluss musste ich Schmunzeln, als ich am Ende des Buches das Glossar entdeckte. Joan Weng benennt in Die Damen vom Pariser Platz die Dinge aus der Zeit bei ihrem zeitgemäßen Namen.


    "Und wie elegant die Freundin war, ganz in Gehwolf und Seidenrock, auf den ersten Blick hatte Gretchen sie gar nicht erkannt."- Seite 28


    Fazit

    Wer Freude an historischen Romanen hat und sich ins Berlin von 1926 entführen lassen möchte, ist mit Die Damen vom Pariser Platz bestens beraten. Der Roman unterhält ohne zu belehren und wartet mit dem mal mehr, mal weniger glamourösen Leben aus dieser Zeit auf.