Düsteres Verlangen oder ähnliche Gefühle stecken wohl in jedem Menschen. In diesem Buch, welches der Autor Kenneth Oppel als Geschichte über das Leben des jungen Frankenstein gedacht hat, ist es wirklich düster, dieses Verlangen. Allerdings entwickelt sich diese Düsterheit aus Emotionen, die eigentlich positiv sind. Victor Frankenstein und sein Zwillingsbruder Konrad leben mit ihren Eltern und Geschwistern sowie ihrer entfernten Cousine väterlicherseits, Elizabeth, im Haus der Familie. Dort entdecken sie bei Streifzügen durchs Haus eine geheime Bibliothek mit vielen alten Büchern. Die Kinder sind begeistert, vor allem aber Victor fühlt sich von den alten Büchern und ihren Inhalten angezogen. Es geht in erster Linie um Alchemie. Als kurz darauf Viktors Bruder Konrad durch eine seltsame Krankheit zunächst ans Bett gefesselt wird und die normale Medizin scheinbar kein Heilmittel kennt, erwacht in Victor der Entdeckergeist. Er möchte das Elixier des Lebens herstellen, von dem in einem der Bücher die Rede ist. Obwohl der Vater ihnen den Zugang zur Bibliothek verbietet, lassen sich die Kinder nicht abhalten und mit Hilfe des Alchemisten Polidori aus Genf beschaffen sie nach und nach die erforderlichen Zutaten für das Elixier. Dabei erwartet sie so manches Abenteuer und hierbei geht es auch überaus spannend und stellenweise sogar grausam zu.
Die Geschichte wird aus der Sicht des jungen Victor Frankenstein erzählt und dabei wird vor allen Dingen sehr deutlich wie sehr Victor seinen Bruder liebt und was er alles für ihn opfern würde. Allerdings hegt er auch Zweifel, denn sein Bruder und die Cousine Elizabeth scheinen Gefühle füreinander entwickelt zu haben, die Victor ihnen nicht gönnt. Er selbst hat plötzlich das Gefühl sich zu Elizabeth hingezogen zu fühlen. Etwas wie Eifersucht keimt in ihm auf und er wirkt innerlich zerrissen.
Kenneth Oppel schreibt „Düsteres Verlangen“ als Vorgeschichte zum Roman Frankenstein von Mary Shelley. Man muss diese Geschichte aber nicht kennen um das hier vorliegende Jugendbuch zu lesen. Es wird relativ schnell klar auf welches Ende die Geschichte hinausläuft. Dennoch ist es dem Autor wirklich gut gelungen gerade die Person des Victor hier detailliert herauszuarbeiten. Daneben bleiben einige andere Charaktere, so beispielsweise dessen bester Freund Henry, stellenweise viel zu blass. Besonders gelungen finde ich persönlich die Peron des Alchemisten Polidori sowie dessen Gehilfen, über den ich hier nicht viel mehr verraten möchte.
Das Cover gibt erst in Kenntnis der Geschichte und bei ganz genauer Betrachtung alles das preis, was es darstellt und sollte gerade deshalb auch nach dem Lesen des Buches nochmals genau in Augenschein genommen werden.
„Düsteres Verlangen“ ist eine düstere Geschichte für junge Leser und eine wirklich lesenswerte Idee über das Leben des jungen Viktor Frankenstein.