Und hier kommt meine Meinung zum Buch:
Im zweiten Band der Reihe Chroniken der Weltensucher begegnet der Leser erneut dem Abenteurer Carl Friedrich von Humboldt und seinen Gefährten Oskar, Charlotte, Eliza und Wilma. Nur wenige Wochen nach deren Rückkehr aus der Stadt der Regenfresser erhält Carl Friedrich von Humboldt nun seinen ersten Auftrag privater Natur.
Im Kretischen Meer, vor der Küste Santorins, sind mehrere Schiffe spurlos verschwunden. Nur Kapitän Dimitrios Vogiatzis hat sich retten können und nun möchte Stavros Nikomedes, der Sohn des Reedereibesitzers, der Ursache für das Verschwinden der Schiffe auf den Grund gehen. Mit dieser schwierigen Aufgabe betraut er Humboldt und seine Getreuen. Die Erzählungen des Kapitäns sind mehr als abenteuerlich, denn er will ein Seeungeheuer gesichtet haben, dass sein Schiff mit Mann und Maus unter Wasser gezogen haben soll.
Das Abenteuer führt Humboldt diesmal über mehrere Stationen ans Ziel. Bereits ganz zu Anfang nimmt jedoch ein skrupelloser Verfolger die Fährte der Getreuen auf. Sein Ziel: Den Forscher und seine Freunde zu töten. Sein Auftraggeber: Ein alter Mann. Wird es Humboldt gelingen das Rätsel um das Seeungeheuer zu lüften und den Auftragsmörder, genannt der Norweger, abzuhängen? Dies wird sich zeigen, aber zunächst einmal geraten alle Beteiligten in Gefangenschaft. Gefangen in der Tiefe, in einer wunderschönen und gefährlichen Unterwasserwelt.
Die Geschichte lässt den Leser abtauchen in eine Welt tief unter dem Meer. Wir begleiten Humboldt vor die Küste Santorins und tauchen mit ihm in einer Tauchkugel, Bathysphäre, hinab in die Tiefe. Was uns dort unten erwartet ist eine unvorstellbare Welt, die von Thomas Thiemeyer auf fantastische Art und Weise beschrieben wird. Zukunft und Vergangenheit, intelligente Roboter und lang verschwundene Städte verschmelzen hier zu einer fantastischen Einheit, die den Leser nicht mehr loslässt. Ältere Leser werden sich zurückversetzt fühlen in die Abenteuerwelt des Jules Verne.
Thiemeyers Helden sind allesamt nicht perfekt. Sie haben Ecken und Kanten und besonders der jugendliche Oskar hat in diesem Abenteuer so manches Mal mit seinen Gefühlen zu kämpfen, ist er doch zwischen Charlotte und seiner neuen Bekannten Océanne, der Tochter von Hippolyte Rimbault, hin und her gerissen und keineswegs immer Herr seiner selbst.
Eine ganz besondere Rolle kommt in diesem Buch dem Kiwi Wilma zu. Dieser kann sich nun mit Hilfe einer umgebauten Erfindung mit den Anderen verständigen und trägt maßgeblich zur Lösung des Rätsels und zur Befreiung der Abenteurer bei.
Wenngleich dieser Band der Chroniken der Weltensucher sich vom ersten Buch durch den häufigeren Wechsel der Schauplätze unterscheidet, so gelingt es dem Autor auch diesmal eine lehrreiche Abenteuergeschichte zu präsentieren, die Groß und Klein in ihren Bann zieht. Besonders gelungen ist auch diesmal wieder der Buchumschlag, dessen Illustrationen sofort ins Auge springen.
Als etwas unglücklich habe ich in der Mitte des Buches die kurzen französischen Einschübe empfunden, vor allem vor dem Hintergrund, dass nicht jeder Leser dieser Sprache mächtig sein dürfte und nicht alle französischen Stellen auch im Verlauf der Geschichte unbedingt näher erläutert werden.
Insgesamt eine gelungene Fortsetzung der Reihe, für jung und alt zu empfehlen.