Also ich habe gerde den 1. Teil beendet und bin total enttäsucht Dafür, dass die Reihe so in den Himmel gelobt wird, fand ich es einfach... nicht gut.
Falls jemand sich meine sehr subjektive und ellenlange Rezension antun möchte, folgt sie gleich
In einer Welt, in der die Seele der Menschen nicht versteckt, sondern in der Gestallt eines Tieres – eines Daemons – sichtbar ist, lebt die zwölfjährige Lyra. Im Oxford dieser sowohl prä- als auch post-industriellen Welt lebt sie verwaist ihn einem College ein ungezähmtes Leben. Wie es ihr gefällt spielt sie mit den Kindern der Stadt im Dreck und findet nichts aufregender als anderen Leuten Streiche zu spielen und alles zu tun, was verboten ist.
Eines Tages jedoch versteckt sie sich aus Neugier in einem Schrank und belauscht die Professoren des Colleges und ihren Onkel Lord Asriel bei einem Gespräch über Staub. Mit Staub ist nicht der gewöhnliche Dreck gemeint, wird ihr schnell klar, aber was es mit dieser geheimnisvollen Substanz auf sich hat, erfährt sie auch nicht.
Die verschwörerischen Gespräche der Erwachsenen sind schnell vergessen als ihr bester Freund Roger – der Küchenjunge des Colleges – von „Gobblern“ entführt wird. Man weiß nicht was oder wer genau Gobbler sind: nur, dass sie von Stadt zu Stadt ziehen und Kinder klauen um etwas Schreckliches mit ihnen zu tun, ist bekannt. Für Lyra ist klar: Sie muss sich auf die Suche nach ihrem Freund machen!
Dafür schließt sie sich einer Gruppe von flussfahrenden Gyptern an, denen auch Kinder geklaut wurden.
So beginnt Lyras Reise in den hohen Norden zuerst als unwissende Rettungsaktion… bald schon erfährt sie aber mehr über ihre Eltern, die Gobbler und sogar über Staub, während sie von einer lebensgefährlichen Situation in die Nächste gerät…
„Der Goldene Kompass“ ist der Auftakt zu Philip Pullmans hoch gelobter Fantasy-Trilogie um Lyra Belacqua. Und ganz ehrlich: so toll fand ich das erste Buch nicht.
Mir ist sehr positiv aufgefallen, dass Pullman extrem ausführlich recherchiert hat um seine ganz eigene Welt zu schaffen, die unserer zwar ähnlich ist, aber sich doch unglaublich unterscheidet. Es gibt Atomkraftwerke und elektrischen Strom (der dort „anbarisch“ heißt) aber anstatt in Autos durch die Gegend zu fahren, gibt es Zeppeline und Gasluftballons. Jeder Mensch besitzt einen so genannten Daemon, der einen eigenen Namen hat und zunächst seine Tiergestalt wechseln kann, im Erwachsenenalter dann aber eine feste Gestalt annimmt. In Pullmans Welt gibt es aber auch Hexen, sprechende und Rüstungen tragende Eisbären, fanatische Kirchenangehörige und Wesen, von denen man noch nie gehör hat. Ich bewundere, mit welcher Sorgfalt eine so fremde Welt geschaffen wurde, die einem beim Lesen trotzdem vertraut und gar nicht befremdlich vorkommt. In dieser Welt liegt Abenteuer in der Luft.
Nicht gefallen hat mir am Buch aber letztendlich, dass die Charaktere allesamt unsympathisch waren: allen voran Lyra. Wenn ich normalerweise ein Buch lese, kommt es vor, dass ich mich mit irgendeiner Gestalt im Buch zumindest teilweise identifizieren kann. Und wenn es nicht fürs Identifizieren reicht, dann doch wenigstens für Sympathie. In „Der goldene Kompass“ konnte ich das bis jetzt bei keinem auftretenden Charakter. Lyra benimmt sich nicht wie ein 12-jähriges Kind, sondern eher wie ein sozial schwieriger Teenager. In einer Szene trinkt sie Alkohol bis sie komplett betrunken ist, in einer anderen raucht sie eine Zigarette mit ihren Freunden und immer ist sie auf Krawall gebürstet und hat einen riesigen Spaß daran den Leuten in ihrer Umgebung Streiche zu spielen – wobei es sich nicht unbedingt um kindliche, harmlose Streiche handelt, sondern eher um welche, die wirklich nicht in Ordnung sind. In einer Szene spiel sie sogar begeistert mit den Gebeinen eines toten Professors und kann nicht anders als in der Krypta Unordnung zu schaffen, einfach weil es so „ein Riesenspaß“ ist. Kurzum: ich kann ihr Handeln nicht nachvollziehen und finde es mehr als unsympathisch. Auch die anderen Charaktere sind ähnlich schwierig gezeichnet. Lord Asriel wirkt wie ein – entschuldigt den Ausdruck – asozialer Indianer Jones, Mrs. Coulter wie eine verrückte Eisprinzessin und sogar Lyras heißgeliebter Kampfbär Iorek Byrnison konnte mich nicht berühren. Bei Asriel und Coulter kann ich noch nachvollziehen warum beide dargestellt wurden, wie sie dargestellt wurden… aber dass letztendlich nicht ein einziger Charakter im Buch auftaucht, der meine Sympathie wecken konnte, hat mich doch sehr überrascht.
Die Geschichte zieht sich ebenfalls lange und unspektakulär hin. Mehrere Male war ich versucht das Buch einfach wieder beiseite zu legen und nicht weiter zu lesen. Unverhältnismäßig viele Vergleiche haben den Lesefluss sehr gestört. Gerade im hinteren Drittel ist mir aufgefallen, dass Pullman ständig ellenlange, beschreibende Sätze anführte, die schließlich mit „…genau wie [was auch immer er als Vergleich genommen hat] war das!“ beendete.
Gerade mal auf den letzten 20 Seiten war ich plötzlich gespannt wie sich die Geschichte weiter entwickeln würde und habe erstmals gemerkt, dass die Thematik der Trilogie noch viel Potential hat. Gut und Böse, Religion, Fanatismus und die ewige Suche nach der Erlösung… happige Themen für ein Jugendbuch, aber genau richtig um auch Erwachsene anzuziehen. Kinder werden vermutlich die Abenteuergeschichte Lyras verfolgen und Erwachsene erfassen das Buch auf einer ganz anderen Ebene.
Nur aus diesem Grunde werde ich auch die folgenden Bände der Reihe noch lesen. Da es sich bei „Der Goldene Kompass“ um den ersten Band handelt, hoffe ich einfach, dass sowohl Geschichte als auch Charaktere sich noch weiter entwickeln werden und es endlich spannend und interessant wird!