Hallo Iris,
eins noch vorab: Ich finde es toll, dass wir so darüber diskutieren können. Mir macht das wirklich Spaß und ich finde, es bringt auch immer ein bisschen weitsichtigeres Denken mit sich .
Zitat
Ich bin keineswegs ahnungslos, schöpfe im Gegenteil aus mehr als zwanzigjähriger Erfahrung in der mittelständischen Wirtschaft, einige Jahre "nur" indirekt (als "Büromaus", um mein Studium mitzufinanzieren), aber inzwischen schon etliche Jahre direkt.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass du ahnungslos bist und hätte/wollte dies auch nicht behauptet :-). Das die meisten Autoren/innen nicht nur vom Schreiben allein leben ist ja allgemein bekannt.
Deinen Job finde ich auch sehr interessant und würde gerne auch mehr erfahren!
Zitat
Das Problem ist, daß sie häufig so konfus, so unsystematisch und inkonsequent betrieben werden, so reaktiv und rein "nach dem Gefühl" oder kurzlebigen Moden folgend.
Absolut. Deswegen gibt es ja in Deutschland mehr als genug "schlechte" Marketingrezepte.
Zitat
Man probiert etwas, und wenn 's nicht klappt, liegt 's am Kunden.
Hmm...eine ziemlich naive Einstellung mit der man wohl gemeinhin nicht weit kommen wird. Unternehmen die so arbeiten haben definitiv ein Problem...
Zitat
Häufig glauben Anbieter, sich an der Nachfrage zu orientieren, während sie ebenso am Nasenring des Produktmarketings herumgeführt werden wie die Kunden auch -- bloß daß die Kunden meist schneller darauf reagieren als der Händler, der dann auf zu hohen Vorbestellungen sitzenbleibt.
Das sehe ich auch so. Man kann nur für diejenigen, die diese Strategie konsequent verfolgen hoffen, dass sie ein wenig kompetenter werden :-). Andererseits, warum nicht? Ist für die "Besseren" auch nicht schlecht
Zitat
Das ist insgesamt etwas verwirrend, da ich so keine Zugehörigkeit zu Thalia erkennen kann, die zu dieser vehementen Verteidigung führt.
Ich arbeite in der Geschäftsführung eines von der Thalia-Holding aufgekauften Mittelständers :-). Ich habe früher sowohl in einer Filiale gearbeitet als auch eine geführt, das jedoch noch vor der Thalia-Zugehörigkeit.
Auch im Einkauf bin ich tätig.
Vehement verteidigen? Richtig stellen wollte ich nur die Vorstellung, dass im allgemeinen Billigjobs im Verkauf vergeben werden.
Ich schrieb, dass das eben bei Thalia nicht zutrifft.
Das die Qualität auf einem anderen Blatt steht, darüber brauchen wir ja nicht zu reden.
Ich hoffe nicht, dass es jemals so weit kommt, Thalia oder den Douglas-Konzern verteidigen zu müssen :-). Auch hier spricht der Erfolg für sich.
Zitat
Mag dieser nun als freundliche Übernahme erfolgen oder in aggressiver Konkurrenz, das Ergebnis ist das gleiche. (Und das gilt nicht nur für den Buchhandel!)
Ja, das stimmt allerdings.
Zitat
Auch die Vorgabe, alle Mitarbeiter im Verkauf müßten ausgebildete Buchhändler sein und würden ständig geschult und weitergebildet, trifft nur den Anspruch, den die Kette an sich selbst stellt. Ob das in der Betriebsrealität sich dann in freundlich-kompetentem Service widerspiegelt, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Eben. Schulungen und gut ausgebildete Buchhändler eine klare und mitarbeiterfreundliche Führungsstruktur sind eben ein Schritt in die Richtung des freundlich-kompetenten Services.
Ich würde mich hüten zu behaupten, unsere Läden wären ausschließlich mit freundlich-kompetenten Mitarbeitern gefüllt (das wäre nicht nur überheblich sondern schlichtweg einfach dumm).
Zitat
Meine Erfahrungen in einigen Läden, die zu großen Ketten gehören, waren gut, in anderen schlecht. Leider mehrheitlich schlecht.
Die Erfahrung teile ich ebenfalls. Gerade Buchhändler sind ja ein Fall für sich :-). Aber mich ärgern Klein-Betriebe mit ihrer Non-Kulanten und überheblichen Art oftmals noch mehr. In den großen Häusern denke ich mir oft nur: "Na ja, die Leute wissen eben noch nicht, dass ein Job keine Selbstverständlichkeit ist."
Aber in den kleineren Läden, die es besser wissen sollte, in denen oftmals aber sehr schroff mit Kunden umgegangen wird, müssten es ja besser wissen. Ich denke auch, dass das der Grund dafür ist, warum manche Läden immer klein bleiben und andere eben nicht.
Zitat
Und meist übersieht man, daß die größte Zielgruppe per se auch nur eine Minderheit ist.
Diese Diskussion wurde bzw. wird bei uns auch in großem Maße geführt. Und, oh je, da gibt es so viele verschiedene Standpunkte, Erhebungen, Statistiken etc., dass es einfach auch kein richtig oder falsch geben kann.
Wobei ich wirklich auch eher deine Meinung als die der anderen Seite vertrete :-).
Zitat
Durch entsprechende, meist vollkommen unbewußte, reaktive Nachregulierung des Angebotes wird man den Kundenstamm immer weiter auf eine Zielgruppe reduzieren.
Unbewußte, reaktive Nachregulierung? Damit kann ich jetzt für den Buchhandel so gar nichts anfangen . Die Zielgruppe wird eigentlich über Erhebungen und Befragungen definiert (zumindest in unserem Unternehmen). Wir versuchen es erst gar nicht, uns unsere "Lieblingszielgruppe" zu backen. Das ist doch reine Zeitvergeudung, wenn doch die Mensch, die kaufen, schon vor der Tür stehen.
Zitat
Wo gehen denn die anderen hin?
Welche anderen? Der Rest, der unzufrieden ist, oder der Rest, der seine Bücher bei den "Großen" nicht findet, weil sie schlechter sortiert sind als die "Kleinen" und nur Bestseller und Massenware verkaufen?
Zitat
Die Konkurrenz im Internet ist jedenfalls stark genug, den Unzufriedenen als Alternative zu dienen.
Allerdings. Wobei der stationäre Buchhandel in keinster Weise mit Internet-Buchhändlern wie Amazon konkurrieren will (jeder nach seinen Fähigkeiten und Kompetenzen). Das wäre Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
Der stationäre Buchhandel macht ja auch einen nicht unerheblichen Umsatz sowohl mit Firmenkunden und Rechnungsgeschäft als auch mit Abo-Verkäufen.
Aber ich finde auch, wir müssen uns mächtig anstrengen und vor allem servicemäßig noch vieles lernen um Amazon nicht noch "unter die Arme zu greifen".
Zitat
Mein Sorge über diese Entwicklung ist weniger nostalgisch geprägt oder von Mitleid mit den armen kleinen Tante-Emma-Läden, sondern von der Erkenntnis, daß das Wegbrechen der Basiswirtschaft (Betriebe mit weniger als 30 Mitarbeitern) einen Großteil des heutigen Arbeits- und Lehrstellenmangels ausmacht. Durch Pleiten in im Mittelstand gehen alljährlich und nahezu unbemerkt weitaus mehr Arbeitsstellen verloren, als durch Entlassungen in der Industrie, und die Jungen Bundesländer kranken vor allem daran, daß ihnen nach der Entwicklung in den 1990er Jahren eine gesunde Basis fehlt.
Das ist leider wahr. Dennoch, wir haben durch die Verbindung zu Thalia und dem dazugehörigen Konzern profitiert und konnten und können ad hoc mehr qualifiziertes Personal einstellen und Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.
Aber leider ist da viel zu viel Politik im Spiel...