Ich finde nicht, dass in "Meeresblau" mit den paranormalen Elementen übertrieben wird. Wobei das sicher auch Geschmackssache ist.
Guck doch einfach mal die Leseprobe an: http://www.sieben-verlag.de/buecher/Meeresblau/
Und sich auch "Nathaniels Seele" nicht entgehen lassen. Ist aber ganz anders als "Meeresblau". Die Autorin ist vielseitig.
Meine Meinung:
Nach ihrem Debüt "Nathaniels Seele" ist dies der zweite veröffentlichte Roman von Britta Strauss (sofern sie nicht zuvor unter Pseudonym geschrieben hat). Ich weiß nicht, welcher mir davon besser gefällt, fast sogar dieser. Schwer zu sagen, denn gut sind sie beide.
Auch dieses Regal hat wieder das Überformat, dass ich, da ich recht viele Bücher habe, aufgrund der platzsparenden Aufbewahrung sehr zu schätzen weiß. Ich schätze, im Standardtaschenbuchformat wäre das ein Wälzer von ca. 450 Seiten. In diesem Format braucht das Buch etwa die Hälfte an Platz.
Auffallend sind das gute Sprachgefühl und der poetische Stil der Autorin, mit denen sie detailreich, jedoch immer dynamisch, das Unterwasserleben beschreibt.
Die zierliche, chaotische Maya, zur Hälfte Indianerin und Japanerin, ist eine untypische Professorin und die Leiterin des Meeresbiologischen Instituts auf der Isle of Skye. Christopher, der auf seiner Heimatinsel Arbeit sucht, kommt unangemeldet bei ihr vorbei. Sofort sprühen die Funken zwischen den Beiden. Sie scheinen füreinander bestimmt zu sein, denn auch Maya spürt eine unbezwingbare Sehnsucht nach dem Meer.
Christopher ahnt nichts von seiner nicht ganz menschlichen Herkunft, doch seine jüngere Schwester Jeanne, die ihn abgöttisch liebt, weiß darum. Seine gut beschriebene Umwandlung ist so faszinierend wie beängstigend und teilweise unkontrollierbar. Ausgerechnet während der Tiefseeexpedition inmitten auf einem Schiff wissbegierieger Wissenschaftler, von denen einige sogar für den Nobelpreis über Leichen gehen würden, ist der allerschlechteste Ort dafür.
Christopher jedoch hofft inständig, die letzten seiner Art durch seine Teilnahme an der Expedition retten zu können, denn das Forschungsschiff ist genau zu deren Territorium unterwegs. Dabei ist ihm die Sehnsucht nach dem Meer im Weg, denn am liebsten würde er sich hineinstürzen und nie mehr zurückkehren. Dass seine Artgenossen ihn locken und dringend brauchen, macht es nicht einfacher für ihn. Einzig seine Liebe zu Maya und Jeanne hält ihn zurück.
Mich hat die Geschichte wirklich mitgerissen. Ich habe Nora Roberts ersten Band der Irland-Trilogie dafür aus der Hand gelegt, da Meeresblau um Welten besser ist. Schon allein die Recherche ist ungewöhnlich tief und detailreich. Man merkt, dass sie wirklich weiß, wovon sie schreibt. Mit jedem Wort spürt man ihre Leidenschaft für das Meer. Mich würde nicht überraschen, wenn sie Schwimmhäute oder gar einen Fischschwanz vor uns versteckt.
Nicht nur die Beschreibungen sind wunderschön, auch der teilweise schwarze Humor und die Schlagabtausche zwischen den Personen haben mir sehr gefallen. Auch der Schiffsarzt ist eine äußerst interessante Person.
Der Roman hinterlässt mich nachdenklich darüber, was der Mensch dem Meer und seinen Bewohnern alles antut. Besonders, dass es Fischfanggesetze gibt, die nur den Fang jeweils einer Art erlauben, sodass die anderen toten oder sterbenden Fische einfach wieder ins Meer gekippt werden, hat mich schockiert.
Auf jeden Fall ist Britta Strauss jetzt auf meiner Auto-Buy-Liste sehr weit oben. Ich hoffe, noch viel von ihr zu lesen.