Beiträge von Ati

    Susan Crandall: Pitch Black – Ohne Ausweg
    Originaltitel: Pitch Black
    übersetzt von Katrin Mrugalla und Richard Betzenbichler
    Lyx
    ISBN 9783802583339
    ISBN 3802583337
    Krimi
    Deutsche Erstausgabe 2011
    Taschenbuch mit Klappenbroschuer, 395 Seiten
    [D] 9,95 €


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    Zum Buch / Meine Meinung


    Bereits mit ihrem ersten Kriminalroman hat die in Indiana lebende Susan Crandall einen Preis – den RITA-Award – gewonnen. Seit 2004 sind zwei Einzeltitel und insgesamt sieben Titeln in den beiden Buchserien Pitch Black und Glens Crossing erschienen. Mit Pitch Black – Ohne Ausweg erscheint der Teil der gleichnamigen Serie in deutscher Sprache. Es handelt sich dabei um eine Geschichte über eine aufkeimende Liebe, Vertrauen, Freundschaft und Verbrechen. Im August soll der zweite Teil mit dem Titel Dark Red – Ewiges Versprechen folgen. Weitere Übersetzungen ihrer Romane sind beim Verlag in Vorbereitung.


    Der als Romantic-Thrill eingestufte Roman deutet auf eine Liebesgeschichte mit etwas Mord hin. Doch wer Crandall verdächtigt, sich dafür einfach der üblichen Klischees zu bedienen, liegt falsch. Die Autorin zeichnet in ihrem Buch interessant vielschichtige, authentische Figuren in einer dicht gewobenen Kleinstadtatmosphäre der Gegenwart. Da gibt es die erfolgreiche und unabhängige Journalistin Maddie mit ihrem Adoptivsohn Ethan, der als Straßenkind gelebt und eine bewegte Vergangenheit hat. Da gibt es Gabe, den örtlichen Sheriff, Südstaatengentleman, gut aussehend - an dem sie genauso interessiert ist, wie er an ihr. Das sind die drei Hauptpersonen der Geschichte. Keine Figuren ohne Ecken und Kanten, aber lebendig mit Überzeugungen und liebenswerten Eigenschaften, die schneller als es gut für sie ist, von Crandall in etwas verwickelt werden, was man eher in Großstädten, nicht jedoch in der beschaulichen Südstaatengemeinde erwartet, in die Maddie mit Ethan gezogen ist.


    Es gibt insgesamt vier Todesfälle in Pitch Black – Ohne Ausweg, wobei die erste Tote einige Zeit vor Maddies und Ethans Umzug stirbt und die zweite Leiche nur bedingt als Mordopfer deklariert werden kann. Das ist wenig später der Stiefvater von Ethans bestem bzw. einzigen Freund Jordan. Er war in der Gemeinde anerkannt und beliebt. Jordan hatte jedoch nicht nur im Allgemeinen vor vielem Angst, sondern anscheinend auch vor diesem Mann im Besonderen. Was als harmloser Campingausflug für Ethan, drei weitere Jungs und Jordans Stiefvater beginnt, endet mit einem Toten. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, kristallisiert sich schnell als Gewaltverbrechen heraus. Die Ermittlungen kosten Gabe nicht nur Zeit, die ihm für die beginnende Beziehung zu Maddie fehlt. Anfangs stellte Maddie noch die Bedürfnisse ihres Adoptivsohnes über ihre eigenen, dann nehmen die Dinge einen Lauf, der nicht gerade beziehungsfördernd ist. Gabes Arbeit bringt Indizien zutage, die Ethan schwer belasten. Der Junge macht sich zusätzlich verdächtig, weil er etwas verschweigt. Auf diese Weise wird er aus seiner gerade erst gewonnenen Sicherheit gerissen. Auf diese Weise werden aber auch die zart eingestreuten Gefühle von Maddie und Gabe auf eine schwere Belastungsprobe gestellt, denn Maddie glaubt fest an Ethans Unschuld. Und bevor der erste Mord ganz geklärt ist, gibt es einen weiteren Toten. Wieder sieht es zunächst wie ein Unfall aus. Wieder deuten die Indizien auf Ethan. Der Tote war nicht nur auf dem Campingausflug dabei, er brüstete sich kurz zuvor in der Schule damit, alles gesehen zu haben.


    Hinzu kommt, dass Maddie im Rahmen ihrer Tätigkeit als Journalistin einem Skandal auf der Spur ist, der ihr Leben in Gefahr bringt. Und es zeigt sich, dass das Leben in einer kleinen Gemeinde auch Nachteile hat. Fremde haben es dort nicht unbedingt leicht. Vorurteile keimen schnell. So wird Ethan seine größtenteils im dunklen liegende Vergangenheit genauso angelastet wie sein teilweise aufbrausendes Verhalten. Maddie wird eine gewisse Yankeearroganz unterstellt. Doch auch Gabe hat es nicht leicht. Zu schnell unterstellt ihm Maddie Gedanken, die er so nicht denkt und zusätzlich muss er sich fragen lassen, ob er wegen ihr eventuell nicht so objektiv ist, wie er sein sollte.


    Geschickt verwoben spinnt Crandall ihre die Morde betreffenden Handlungsfäden, ohne die entstehende Beziehung zwischen Maddie und Gabe ganz außen vor zu lassen. Allerdings gerät sie dezent in den Hintergrund – was die Geschichte insgesamt überaus glaubwürdig macht. Gleichwohl werden Leser, die eine Liebesgeschichte mit etwas Mord erwarten, vielleicht enttäuscht. Doch es lohnt, sich, Pitch Black – Ohne Ausweg zu Ende zu lesen. Trotz kleinerer Vorhersehbarkeiten lässt Crandall ihren Lesern genügend Spielraum für eigene Interpretationen, spielt mit ihnen, regt zum Nachdenken an, bietet Lösungen. Und auch wenn sich sehr schnell herauskristallisiert, wer hinter den beiden Morden steckt, bleibt die eigentliche Motivation bis ziemlich zum Schluss offen. Man unterstellt statt dessen zwangsläufig einem der Opfer bestimmte Dinge. Crandall hat dabei einen gelungenen Spannungsbogen geschlagen.


    Fazit


    Das Buch macht Lust auf mehr, auch wenn die Geschichte um Maddie, Gabe und Ethan komplett abgeschlossen ist. Keine ganz schwere Kost, aber auch keine ganz oberflächliche Angelegenheit, für die ich vier von fünf Punkten vergeben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Stephen King - Das Mädchen
    Originaltitel: The girl who loved Tom Gordon
    übersetzt von Wulf Bergner
    Pan
    ISBN 9783426283561
    ISBN 3426283565
    Jugendbuch, 12 Jahre
    Neuausgabe 2011
    Umschlaggestaltung ZERO Werbeagentur, München
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 304 Seiten
    [D] 14,99 €


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    Zum Buch / Meine Meinung


    Die 1998 entstandene Geschichte wurde zuvor von anderen Verlagen (Schneekluth und Ullstein) veröffentlicht. Im Februar 2011 erschien sie ein weiteres Mal über den Pan-Verlag. Der grün gehaltene Buchumschlag der aktuellen Ausgabe zeigt einen kahlen Wald, das Motiv der Vorderseite ist mit einem Hologramm gleichermaßen schlicht wie schön gearbeitet. Es zeigt zusätzlich zu dem mehr oder weniger dunklen Wald (je nachdem wie man das Buch hält) ein junges Mädchen und ein gelbes Augenpaar, das auf das Mädchen starrt.


    Das durch das Hologramm ebenfalls mal größer oder kleiner wirkende Mädchen und seine düstere Umgebung passen zum Inhalt und verdeutlichen bereits sehr gut, worum es in Kings Roman geht. Der 1947 geborene Autor ist ein Garant für Gänsehauteffekte. Über 400 Millionen verkaufter Bücher in mehr als 40 Sprachen zeigen, dass er nicht nur in seinem Heimatstaat Maine eine feste Größe des Horrorgenres ist. Allerdings richtete sich der größte Teil seiner Geschichten an ein eher erwachsenes Publikum. Wie passt ein Jugendbuch in das von ihm bevorzugte Genre?


    Die Lektüre zeigt sehr bald, dass das überraschend gut geht. Denn King verlässt die größtenteils von ihm beschrittenen, bereits etwas ausgetretenen Horrorpfade und beschreibt den Überlebenskampf der realistisch gezeichneten neunjährigen Trisha, die sich bei einem Tagesausflug zu einem Teilstück des Appalachian Trail hoffnungslos im Wald verirrt. Die meiste Zeit ist der Fokus auf das Kind gerichtet, nur kurzzeitig ergeben sich minimale Perspektivwechsel auf die besorgte Familie. Obwohl Trisha mittels Gedanken und Selbstgesprächen zu Wort kommt, erzählt sie ihre Geschichte nicht selbst.


    Zitat

    Ich habe keine Angst. Überhaupt keine Angst. Der Wanderweg ist gleich dort vorn. Es ist wirklich ganz unmöglich, sich hier zu verlaufen ….


    Dass es das doch ist, merkt Trisha sehr schnell. Tagelang versucht sie verzweifelt aus dem Wald zu gelangen oder jemanden zu finden, der ihr dabei helfen kann. Für eine einfache Wanderung mag ihre Kleidung und Ausrüstung ausgereicht haben, für eine solche Situation genügt sie nicht. Zudem ist der für einen Tagesausflug bemessene Proviant viel zu schnell verbraucht. Der Wald bietet Nahrung - doch was ist giftig, was schadet mehr, als dass es ihr weiterhilft? Wespen fallen über sie her, Stechmücken fressen sie fast auf, sie verletzt sich, wird krank. Trotzdem läuft sie fast zu Tode erschöpft immer weiter. Trifft die eine oder andere fatale Entscheidung, entfernt sich mehr und mehr von den Suchtrupps.


    Die Kraft dafür zieht sie unter anderem aus erdachten Gesprächen – mit sich selbst, ihrem Vater, ihrer Freundin, einem Baseballspieler, für den das Mädchen schwärmt. Ruft Erinnerungen wach, um sich von ihrer momentanen Situation abzulenken. Eine kleine Schwachstelle der Geschichte bietet hier Trishas Begeisterung für Baseball, was sowohl der Autor in die Geschichte, als auch der Verlag in die Buchgestaltung eingebaut hat. Die einzelnen Kapitel sind nicht nur in „Vor dem Spiel“, insgesamt Durchgänge (ein Spiel dauert je nach Liga 9 Innings) mit einzelnen Hälften, und „Nach dem Spiel“ unterteilt, was jeweils deutlich durch eine zwei-, bzw. ab dem vierten Durchgang, dreiseitige Wiederholung des Waldmotives vom Text abgegrenzt wird. King lässt sich auch über die Sportart an sich aus und für Laien können die betreffenden Textpassagen Längen beinhalten. Davon wird man aber schnell wieder abgelenkt. Etwa von Trishas Nächten mit ihrem Walkman, der ihr Kraft gibt und dabei hilft, nicht verrückt zu werden. Wenn die Angst zu groß wird, weil die Nacht zu dunkel und voll erschreckender Geräusche ist, flößen die Stimmen aus dem kleinen Gerät Zuversicht ein, geben zumindest etwas Halt durch ihre – im Normalfall – Selbstverständlichkeit. Nicht nur die Schilderung dieser Nächte mit der das Mädchen umgebenden Dunkelheit ist King überaus gut gelungen.


    Denn was ein neunjähriges Stadtkind allein in einem unendlich wirkenden, nachts zappendusteren oder lediglich mondbeschienen, unwegsamen Wald erlebt oder was ihre überreizte Fantasie ihr vorspielt, ist natürlich weder normal noch eine Selbstverständlichkeit. Und was eigentlich recht simpel beginnt, wird - ganz King – weitergesponnen. Denn da gibt es natürlich noch etwas. Dieses Etwas wird nicht nur durch die gelblichen Augen im Covermotiv oder einen Hinweis in der Inhaltsangabe angedeutet. Schon bald merkt nicht nur Trisha, dass ihr etwas auf den Fersen ist, dem sie im Ernstfall nichts, aber auch gar nichts entgegenzusetzen hat.


    Sehr früh wird dem Leser aus seiner sicheren Position heraus klar, um was genau es sich dabei handelt. Dennoch schafft King es, durch den ihm typischen Erzählstil die an sich schon beklemmende Grundsituation sukzessiv zu verschärfen. Wie gewohnt lässt er das Grauen in ruhigen Tönen anklingen. Jedoch nicht um es letztlich, wie von eingefleischten Fans vermutlich erwartet, in lautlosem Gebrüll lichterloh zu entfachen. Trotz der deutlichen Steigerung der Bedrohungssituation lässt er die Geschichte dadurch, dass er sein Hauptaugenmerk auf das Mädchen richtet, einsteigerfreundlich oder auch jugendbuchgerecht wachsen. Die Schilderung von Trishas Erlebnissen ist sensibel und lässt ihr Wechselbad an Gefühlen auch ohne übernatürlichen Horror überaus authentisch wirken. Die Gänsehaut wird weniger durch das ihr beständig folgende Wesen hervorgerufen, als durch die Phasen der Hoffnungslosigkeit, Angst und Verzweiflung, die sie durchlebt. Trauer und Wut werden abgelöst durch leichte Panik bis hin zur Existenzangst, die durch Hunger und Krankheit ausgelöste Halluzinationen noch verstärkt wird. Der ins scheinbare Nichts führende Weg voller Hindernisse und Probleme ist es, der für aufgestellte Nackenhärchen sorgt. Ein Weg, den viele von uns vermutlich ebenso naiv wie Trisha betreten, unter Umständen jedoch weitaus weniger gut bewältigen würden. Gekonnt und subtil konfrontiert der Autor seine Leserschaft mit Urängsten, die in uns allen stecken.


    Auch wenn Das Mädchen sich vom Gros seiner Bücher unterscheidet: Kings Erzählstil zieht einen dennoch durch das Buch, selbst wenn man Grausigeres von ihm gewohnt ist und das avisierte Lesealter deutlich überschritten hat. Man fühlt mit dem Kind, man leidet mit ihm, man möchte es in die Arme schließen und hofft auf einen guten Ausgang.


    Fazit


    Bis auf die erwähnten kleineren Längen, die durch die Ausführungen zum Thema Baseball für Laien und Nicht-Fans entstehen, ein spannendes Buch, das durchaus für die anvisierte Leser- bzw. Altersgruppe geeignet ist (entgegen meiner ursprünglichen Befürchtungen) und für das ich vier von fünf Punkten vergeben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Rose Marie Donhauser - draußen GENIESSEN
    Franckh-Kosmos Verlag
    ISBN 978-3440125885
    ISBN 3440128857
    Kochbuch
    Erstausgabe 2011
    Umschlaggestaltung Gramisci Editorialdesign, München
    Hardcover mit Lesebändchen, 160 Seiten
    [D] 19,95 €


    Verlagsseite
    Autorinnenseite


    Zur Autorin bzw. dem Team, dem wir das Buch verdanken


    Die Food- und Reisejournalistin Donhauser hat bereits über 100 Bücher veröffentlicht und ist damit keine ganz unbekannte Kochbuch-Autorin in Deutschland. Etliche ihrer Bücher wurden mit Medaillen oder Preisen ausgezeichnet. Sie ist gelernte Köchin, gibt Kochkurse und ist – laut Verlagsinfo – immer dem Genuss auf der Spur.


    An ihrer Seite arbeitete Sven Dittmann als Foodstylist, Natascha Sanwald für Requisite und Ausstattung, Maria Gilg im kreativen Bereich und Alexander Walter als Fotograf.


    Zum Buch / Meine Meinung


    Es ist ja zugegebenermaßen noch etwas früh, an Picknicks und Gartenfeste zu denken. Kochen, Feiern und Schlemmen kann man jedoch das ganze Jahr – und sich Anregungen dazu in Kochbüchern holen natürlich auch. Und so kam es, dass das gerade im März 2011 erschienene draußen GENIESSEN vor mir liegt. Für die 19,95 Euro, die man für die Hardcoverausgabe bezahlen muss, bekommt man 160 gut gefüllte Seiten. Diese beinhalten neben 131 Farbfotos, zahlreichen Gelingtipps (zum Teil in den Fotos verpackt) auch 145 Rezepte sowie zusätzlichen Variationen aus den Bereichen Aufstriche & Butter, Dips & Soßen, Fisch & Meeresfrüchte, Fleisch oder Vegetarisches, Getränke, Grillen, Kuchen & Desserts, Picknick und Salate. Ein Inhaltsverzeichnis vorne, ein Themenregister sowie ein alphabetisches Rezeptregister hinten runden das Kochbuch genauso ab, wie jeweils doppelseitige Ausführungen zu den Themen Picknick, Büffet, Essen im Garten oder Gartenfeste oder Grillfeste.


    Das Buch ist etwas größer als die ebenfalls gerade erschienenen Themenkochbücher und hat im Gegensatz zu deren abwischbaren und fingerabdruckresistenten Flexcovern einen stabilen Einband und ein Lesebändchen. Durch die Wahl des Einbandes wiegt es deutlich mehr, liegt aber immer noch gut in der Hand. Was gleich geblieben ist, ist der leicht erhabene Druck des Buchtitels und das „WIR ♥ KOCHEN“ auf der Vorder- und Rückseite des Buches. Und wie schon bei den Themenkochbüchern begeistert mich auch bei draußen GENIESSEN die gesamte Aufmachung. Das Cover zeigt einen gedeckten Tisch, dessen grüne Farbe automatisch an Frühling denken lässt. Fliederfarbene Blüten, ein weißer Lampion, weißes Geschirr und Besteck in verschiedenen Varianten - all das sorgt beinahe dafür, dass man ein Feuerzeug unters Thermometer halten will, damit es endlich nach oben geht. Innen wartet das Buch mit Vorsatzseiten in einem Signalviolett auf und weckt gleich darauf mit einem doppelseitig abgebildeten, halb fertig gedeckten Tisch weitere Sehnsüchte, die sich bei jedem gelesenen Rezept verstärken.


    Zum Testen der Rezepttauglichkeit habe ich mir dieses Mal gleich das eingangs erwähnte Ratatouille mit gefülltem Tintenfisch sowie den auf Seite 56 und 57 abgebildeten Bulgursalat mit Tomaten und Paprika ausgesucht. Die Zutaten sind, wie beim allergrößten Teil der Rezepte im Buch, auch in dieser Jahreszeit leicht zu besorgen. Das Nachkochen bereitete ebenfalls keine Probleme – kurz gesagt: Es ging schnell und war lecker! Für morgen habe ich mir vorgenommen, ein paar Marzipanlöffel auf Vorrat zu backen, damit ich sie am Sonntag mit dem Espresso-Flip als Nachtisch präsentieren kann.


    Die Rezepte sind sehr abwechslungsreich und wie bereits erwähnt, so gut erklärt, dass man sie leicht nachmachen kann. Was vielleicht – aber nicht zwingend – fehlt, ist eine Nährwert- und Kalorienangabe. Andererseits: Essen hat etwas mit Genuss zu tun und eine hohe Kalorienzahl kann eventuell allein schon beim Ansehen der Kalorienzahl vom Kochen abhalten … Das bedeutet jetzt übrigens nicht, dass es sich bei den im Buch enthaltenen Rezepten um die reinsten Kalorienbomben handelt.


    Fazit
    Leckere Rezepte in einem schön und liebevoll aufgemachten Kochbuch, die leicht nachzumachen sind. Noch dazu ist für so ziemlich jeden Geschmack etwas dabei - dafür gibt es fünf von fünf Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Sara Grant - Neva
    Originaltitel: Dark Parties
    aus dem Englischen übersetzt von Kerstin Winter Pan-Verlag
    ISBN 978-3426283486
    ISBN 3426283484
    Jugendbuch, Dystopie
    Deutsche Erstausgabe 2011
    Umschlaggestaltung Zero Werbeagentur, München
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 352 Seiten
    [D] 16,99 €


    Verlagsseite


    Zur Autorin (Information der Verlagsseite)


    Zitat

    Sara Grant wurde 1968 im amerikanischen Bundesstaat Indiana geboren, wo sie Journalistik und Psychologie studierte, bevor sie ihrem Mann nach London folgte; dort machte sie an der Universität den „Master in Creative and Life Writing“ und arbeitet seitdem bei einer Literaturagentur. Der Umzug nach England inspirierte sie zu ihrem ersten Roman: „Sowohl die USA als auch Großbritannien hadern mit Immigrationsthemen. Ich glaube daran, dass die Vielfalt uns stärker macht. Also stellte ich mir die Frage, was geschieht, wenn man Landesgrenzen schließt und sich vor fremden Menschen und fremden Gedanken abschottet. Mein Roman ist die Antwort darauf.“


    Zum Buch


    Der Schutzumschlag der deutschen Erstausgabe ist schlicht gehalten und dem Titel angepasst. Neva ist nicht nur der Name der Hauptfigur, er bedeutet Schneeflocke und solche finden sich auf dem Umschlag wieder. Sie sind genau wie der Titel glänzend aufgedruckt. Der Titel ist zusätzlich etwas erhaben abgebildet und bei Darüberstreichen deutlich fühlbar. Das Motiv zeigt das Profil eines jungen Mädchens auf grauem Grund, wobei die Haare sehr viel von ihrem Gesicht verdecken. Die Streifen, die sich ebenfalls auf dem Cover befinden und sich dort nicht nur durch den Titel ziehen, setzen sich im Inneren des Buches fort. Genau wie die Schneeflocken zieren sie beispielsweise die Kapitelanfänge. Alles in allem passt diese Gestaltung sehr gut zum Inhalt.


    Zitat

    Verliebt, verzweifelt, in größter Gefahr. Und verdammt mutig.
    Die 16-jährige Neva hat es satt, keine Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie nicht einmal laut stellen darf: Warum wird ihr Heimatland von einer undurchdringbaren Energiekuppel von der Außenwelt abgeschottet? Warum verschwinden immer wieder Menschen spurlos? Und was ist mit ihrer Großmutter geschehen, die eines Tages nicht mehr nach Hause kam? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sanna beschließt Neva, Antworten zu verlangen und nicht mehr brav alle Gesetze und Regeln zu befolgen. Doch dabei verliebt sie sich nicht nur in den einen Jungen, der für sie tabu sein muss – sondern gerät auch in tödliche Gefahr …


    Meine Meinung


    Das Buch kam mit der Post und eigentlich wollte ich nur einen kurzen Blick hineinwerfen – es wurde ein Lesenachmittag daraus.


    Die Inhaltsangabe gibt erfreulicherweise ziemlich genau wieder, worum es grob betrachtet in dem Buch geht – was ja heutzutage nicht immer der Fall ist. Auch das Cover passt – für mein Dafürhalten wie bereits erwähnt, sehr gut zum Inhalt. Die das Gesicht größtenteils verdeckenden Haare, die Streifen, die das Bild oder die Schrift etwas verwaschen aussehen lassen. Gleichzeitig ist das Mädchen farbig dargestellt. Beides entspricht den Handlungsfäden der Geschichte. Neva will sich ihre Individualität bewahren. Heimatland – ein von einer gigantischen Kuppel geschütztes eigentliches Hightechland Land in der Zukunft auf dem Weg in die Vergangenheit – verblasst dagegen zunehmend. Die Menschen ähneln sich immer mehr, weil ihr Genpool durch Inzucht eingeengt wird. Die Ressourcen werden knapp, alles wird und wurde zu Tode recycelt. Die Individualität geht in einem Einheitsbrei an Vorschriften, Wiederholungen und Aufarbeitungen zugrunde. Während Letzteres ebenso wie die Ressourcenknappheit nachvollziehbar wirkt, scheint die Sache mit der Inzucht anhand des Zeitraumes der Geschichte etwas übertrieben. So etwas dürfte sich in zwei, drei Generationen noch nicht so stark bemerkbar machen. Doch dieses Detail stört nicht wirklich, zumal nicht klar wird, wie viele Bewohner Heimatland je hatte oder wie groß es ist.


    Wer das Buch aufschlägt, landet sofort mitten im Geschehen. Die Autorin schreibt keine seitenlange Einführung, man weiß sofort, worum es geht. Neva, mit ihren 16 Jahren gerade volljährig geworden, handelt zusammen mit einigen Freunden gegen Heimatland. Sie ist es, die die Geschichte in der Gegenwartsform erzählt. Der Leser sieht also alles nur mit ihren Augen und weiß nur von ihren Gedanken und Gefühlen bzw. ihrer Interpretation der Handlungen und Gedanken aller anderen. Obwohl sie gerade erst am Anfang ihres Erwachsenenlebens steht, scheint es aufgrund der Vorhersehbarkeit bereits beendet. Zukunft weckt keine Hoffnung in ihr, sie wirkt beängstigend. So beängstigend, dass sie sich auflehnt, beispielsweise in dem sie sich (wie viele andere auch) ein Merkmal aussucht, dass sie von anderen abhebt. In ihrem Fall ist es eine tätowierte Schneeflocke, im Fall ihrer Freunde eine Narbe, ein gemaltes Motiv oder Ähnliches. Der eine trägt es auffällig, der andere eher versteckt. Neva zum Beispiel macht Letzteres. Sie entstammt einer der Gründungsfamilien von Heimatland. Dieses wurde im Jahr 2051 von der Außenwelt abgeschottet, nachdem der Terror überhandnahm. Niemand weiß, was außerhalb von Heimatland noch existiert.


    Heimatland erwartet von seinen jungen Bewohnern brav zur Vermehrung der auf lange Sicht aussterbenden Bevölkerung beizutragen und die Arbeit zu tun, die man ihnen zuweist. Heimatland erwartet blinden Gehorsam und keine Fragen. Doch statt zu tun, was Heimatland von ihnen erwartet, rebellieren Neva und ihre Mitstreiter. Das geschieht durch kleinere Aktionen, in denen die Öffnung von Heimatland gefordert wird genauso wie durch das Gelübde, dass sie sich gegenseitig abgelegt haben und demzufolge sie keine Kinder in die Welt setzen wollen. Doch Heimatland sieht alles und hört alles, hält seine Bewohner absichtlich unwissend, füttert sie mit falschen Informationen und setzt seine Vorstellungen skrupellos abseits vom Bewusstsein des Hauptteils der Bevölkerung um. Noch nicht einmal die Regierungsmitglieder, wie etwa Nevas Vater, ahnen geschweige denn wissen alles.


    Was als vielleicht noch ganz gute Idee begann, ist innerhalb weniger Jahre bzw. Jahrzehnte zu etwas geworden, was sich mit den überall auf der Welt zu findenden Unrechtsregimen vergleichen lässt. Unwillkürlich werden Erinnerungen an die Zeit wach, als Deutschland noch zweigeteilt und der Ostblock noch abgeschottet war. An die Zeit, als der Wunsch nach Freiheit zu harten Strafen, Gefängnis, Zwangsarbeit oder gar dem Tod führen konnte. Ob man den Blick nach Kuba oder in Staaten lenkt, in denen fanatisch-religöse Vorschriften das Leben begrenzen und reglementieren, überall gab und gibt es Menschen, die den Wunsch daraus auszubrechen bitter bezahlen mussten oder noch immer müssen.


    Grant ist es in ihrem flüssig geschriebenen und gut zu lesenden Roman gelungen, die Atmosphäre dicht und düster zu malen, ohne den eigentlich omnipräsenten Bedrohungsteil durch die Regierung überhandnehmen zu lassen. Wer eine absolut dystopische Beschreibung hierzu erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Grants Roman dürfte zu den eher leiseren Vertretern dieses Genres gehören. Heimatland bleibt bei allem etwas verschwommen. Ein Widerspruch? Nicht wirklich. Die Autorin lässt sich nur bedingt über diese begrenzte Welt aus, geizt gewissermaßen mit Hintergrundwissen - was vielleicht daran liegt, dass Neva, und nicht die Protektosphäre, im Vordergrund steht. Doch auch sie und mit ihr alle Figuren werden eher skizziert als detailliert beschrieben. So zeigen sich Neva und ihre Freunde altersgerecht in ihrem Aktionismus, ihrer stellenweisen Unentschlossenheit oder Naivität. Sie wirken einfühlsam und sympathisch. Auch die erwähnten Erwachsenen agieren überaus überzeugend. Allen Figuren gemeinsam ist, dass sie nicht vorhersehbar sind. Wem man vertrauen kann und wer ein Verräter ist, offenbart sich nicht auf einen Blick. Und keiner hebt sich wirklich vom Einheitsgrau der Protektosphäre ab. Unglaubwürdig oder durchscheinend werden die Charaktere und der Handlungsort dadurch jedoch nicht. Gerade durch das Weglassen gewisser Details scheint die zunehmende Vereinheitlichung und das sich steigernde Verblassen der Individualität des Einzelnen betont zu werden. Die wachsende Resignation, die ansteigende Lähmung durch Angst, Aktionen und Reaktionen - all das wirkt authentisch.


    Ohne Melodramatik beschreibt die Autorin Nevas Gefühlswelt, die den gleichen Raum wie die Bedrohungssituation einnimmt. Trotz, Rebellion, aufkeimende Verliebtheit in den Freund ihrer Freundin, damit verbundene Schuldgefühle. Die aufkeimende, eigentlich unmögliche Liebesgeschichte ist in ihrer Andeutung ebenfalls sehr gut in die Hoffnungslosigkeit der gesamten Geschichte verwoben. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund. Die wenigen innigen Momente, die Grants Hauptcharakter mit Braydon erlebt, erscheinen sehr innig und wirken angesichts der Umgebung und der damit verbundenen Schuldgefühle kostbar. Obwohl sich Neva dagegen wehrt, kreuzen sich ihre Wege immer wieder mit denen von Braydon und Ethan, der Freund ihrer Kindertage, gerät ins Hintertreffen. Ein Ausweichen scheint aufgrund der räumlichen Begrenztheit unmöglich. Heimatland ist zwar tatsächlich ein größeres Land, doch die Menschen werden auf Anweisung der Regierung in wenigen Ballungsräumen zusammengedrängt.


    Die Geschichte um Freundschaft, verliebt sein und Verrat, Trostlosigkeit und aufkeimende Hoffnung, Angst und Zuversicht, nimmt einen Verlauf, der es schwer macht, das Buch beiseitezulegen. Das Ende birgt Hoffnung und Hoffnungslosigkeit gleichermaßen in sich.


    Fazit


    Ein bedrückendes Buch, das sich nicht einfach nebenbei liest. Wenn der neue Trend im Jugendbuchbereich auch Dystopien mögen, so hätte ich doch in gewisser Weise Probleme, das Buch ohne Weiteres allen in der avisierten Altersgruppe zu empfehlen. Das liegt nicht daran, das Grant den Fokus auf Gewaltorgien oder ähnliches lenkt – das tut sie definitiv nicht. Doch das Buch ist – wie Dystopien eben sind - keine allzu leichte Kost und bekommt 5 von 5 Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Stimmt, die Meinungen sind sehr unterschiedlich - mir persönlich hat es trotz einiger kleiner Schwächen gefallen.


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    Zum Autorenteam und dem Weg ihres Buches zu den deutschen Lesern


    Zwei Bibliothekarinnen haben die Geschichte um Oksa Pollock aus der Taufe gehoben. Cendrine Wolf wurde 1969 im Elsass geboren und ist nach ihrer Ausbildung zur Sportlehrerin und besagter Bibliothekarinnentätigkeit heute freiberufliche Autorin. Anne Plichota wurde 1968 in Frankreich geboren, studierte Chinesisch und Kulturwissenschaften, lebte einige Jahre in Asien und ist heute noch als Bibliothekarin tätig.


    Das Manuskript wurde ursprünglich im Selbstverlag verlegt und erlitt dank engagierter Fans nicht Schiffbruch, wie so viele Bücher unbekannter Autoren. Dass in Frankreich stolze 14.000 Exemplare davon verkauft wurden, haben die Autorinnen nicht nur ihrem Schreibstil, sondern auch ihrer Fangemeinde zu verdanken. Der zunächst kleine, begeisterte Lesekreis, ist mittlerweile zu einem Fanklub mit mehreren Tausend Mitgliedern angewachsen (und auch nach Deutschland übergeschwappt). Einer dieser Fans – der damals 14jährige Fanklubsprecher - reagierte, als die beiden Jungautorinnen 2009 aus Kostengründen nicht an der Pariser Jugendbuchmesse teilnehmen konnten. Er schrieb einen erbosten Brief an Pressestellen und Verlage. Seine Worte fanden Gehör und der XO-Verlag reagierte noch im gleichen Jahr mit einem entsprechenden Angebot an die Autorinnen. Der Verlag startete die Erstauflage von Oksa Pollock – L’Inespérée mit 50.000 Exemplaren. Und – nur ein Jahr später geisterte Oksa Pollock auch in Deutschland durch die Nachrichtenagenturen beziehungsweise ist bei uns im Buchhandel zu finden.


    Zum Buch / Meine Meinung


    Ein junges Mädchen ziert das Cover des blau gehaltenen Buches. Ein paar Pflanzenranken sind um sie herum und ein kleines Feuer befindet sich in Oksas Hand. Sie lächelt verschmitzt. Die Inhaltsangabe verrät Folgendes:

    Zitat

    „Doch heute Morgen war alles anders … Ein Traum war in ihr echtes Leben eingedrungen. Ihre verbrannten Finger erinnerten sie schmerzhaft daran. Oksa hatte sich oft gewünscht, solche Dinge wie heute Nacht zu tun. Aber als der Traum Realität geworden war, hatte sie einfach nur furchtbare Angst gehabt. Eigentlich macht Oksa Karate und ist die Schnellste auf den Inlinern. Und in ihren Träumen ist sie eine Ninjakämpferin, die es mit dem fiesen Klassenlehrer Mc Graw aufnehmen kann. Doch als sie eines Tages feststellt, dass sie ungeahnte Fähigkeiten hat, ist Oksa außer sich. Warum erfährt sie erst jetzt von dem Familiengeheimnis, das sie vor die unglaublichste Herausforderung ihres Lebens stellt und sie außerdem noch in allergrößte Gefahr bringt?“


    Auf 590 Seiten kann der Leser in die Anfänge von Oksas Welt eintauchen, die sich von heute auf morgen verändert. Es handelt sich bei Oksa Pollock – Die Unverhoffte um den Auftaktroman, dem zumindest in Frankreich schon mal fünf weitere Bände folgen sollen. Die Idee dazu ist nicht unbedingt neu – es geht, wie in so vielen Büchern auch in dieser neuen Buchreihe, um den uralten Kampf Gut gegen Böse, Vertreibung aus dem Paradies und Rückkehr in dasselbe. Und das alles dank eines bis dahin normalen Menschen, der seine übernatürlichen Fähigkeiten entdeckt. Es gibt, wie so oft, eine uralte Prophezeiung. Und obwohl es diverse Ähnlichkeiten zu anderen Fantasygeschichten gibt, wurde dank Plichota und Wolf alles erfrischend anders verpackt.


    Die Geschichte spielt größtenteils in England in der Gegenwart, doch könnte sie auch an jedem beliebigen anderen Ort stattfinden. Denn genau genommen geht es um eine in der realen Welt angesiedelte, abseits des verlorenen Paradieses liegende, fantastische Szenerie. Der Roman beginnt im Prolog mit Oksas Geburt und macht dann im ersten Kapitel einen Sprung nach England und startet 13 Jahre später. Der größte Teil des ersten Bandes wird aus Oksas Sicht (aber nicht von ihr) erzählt. Zusätzliche Perspektiven bieten Passagen, die sich etwa um ihre Großmutter (und mit ihr um Edefia) drehen.


    Oksa entdeckt kurz nach ihrem Umzug von Frankreich nach England, dass mit ihr etwas nicht stimmt und bald darauf, dass der Großteil ihrer Familie und sogar der eine oder andere aus dem Freundeskreis ebenfalls nicht ganz so ist, wie sie bisher dachte. Darüber hinaus lernt sie Wesen kennen, von deren Existenz sie nichts ahnte, die aber genau genommen immer in ihrer unmittelbaren Umgebung waren.


    So haben die Autorinnen liebenswert-komische Plemplems in die Geschichte geschrieben, deren Sprache eindeutig an … sagen wir … sehr kostengünstige Übersetzungssoftware aus Asien erinnert. Da gibt es Goranovs – das sind Pflanzen, die so hysterisch sind, dass sie bei der kleinsten Kleinigkeit in eine für sie gnädige Ohnmacht versinken und für die Flugzeuge die reinste Folter sind. Das sind nur zwei der vielen Kreaturen, deren Bekanntschaft Oksa mit ihrem Freund Gus (den ebenfalls ein Geheimnis umgibt) fortan macht. All diese Wesen haben gemeinsam, dass sie sprechen können und genau wie ihre Großmutter und etliche Flüchtlinge gehören sie zu der Gruppe Rette-sich-wer-kann aus Edefia – einer Parallelwelt der uns bekannten Erde. Die noch dort leben sind im Da-Drinnen, während normale Menschen im Da-Draußen sind. Überhaupt sind viele Begriffe in der Geschichte recht wörtlich zu nehmen, was für amüsiert zuckende Mundwinkel sorgt. Jeder, der mit Oksa in Verbindung steht, hat eine eigene Geschichte, die deutlich wird, ohne von Oksa abzulenken. Alle sind so herausgearbeitet, dass sie – ohne eine wirklich tragende Rolle einzunehmen – nicht nur blasse Nebenfiguren sind.


    Abgesehen davon muss Oksa auch feststellen, dass sie seltsame Dinge kann. Etwa Gegenstände bewegen, ohne sie anfassen zu müssen. Schweben, Feuer entfachen, ja in gewisser Weise sogar auf das Wetter einwirken. All das und noch einiges mehr. Dass alles sich an der Schwelle zu ihrer Pubertät bemerkbar macht, erleichtert die Sache trotz einer gewissen Unterstützung durch Gus und ihre Familie nicht gerade. Dass es offenbar allein an ihr liegt, Edefia und die Rette-sich-wer-kann zu retten, tut ein übriges. Die neuen Fähigkeiten fliegen ihr förmlich zu und sie sperrt sich nicht gegen sie. Oksa präsentiert sich aufbrausend, zickig, teilweise unbeholfen und oftmals unbeherrscht, überaus neugierig, oft vorschnell und bisweilen erschreckend enervierend – also eigentlich wie jeder halbwegs normale Teenie. Da sie jedoch diese besonderen Fähigkeiten entwickelt, gerät das eine oder andere, was sie macht, schon mal außer Kontrolle. Es ist überaus verlockend, ihre Kräfte einzusetzen und unendlich schwer, die dadurch gewonnene Macht nicht zu missbrauchen. Was unsympathisch wirken könnte, hätten die Autorinnen es nicht gleichzeitig geschafft, ihre Hauptfigur kindlich liebenswert und verletzlich zu zeichnen. Beides zusammengenommen macht den Charakter glaubwürdig.

    Bei der Fülle an Informationen, die im ersten Oksa-Pollock-Teil auf den Leser einstürmen, kommt der rote Faden fast zu kurz, geht allerdings nicht völlig unter. Der Weg zur letzten Seite ist das eine oder andere Mal etwas vorhersehbar, bietet jedoch gleichzeitig auch Abwechslung. Dennoch leidet das eine oder andere Mal die Spannung ein wenig. Die verwendeten magischen Elemente sind nicht übertrieben dargestellt und lesen sich sehr angenehm. Die Charaktere sind klar gezeichnet, die Atmosphäre ist dicht aufgebaut. Gleichzeitig lässt sich das Buch flüssig lesen und man lernt Oksa, Gus und ihre Familie kennen; bekommt darüber hinaus unzählige Hinweise auf das verlorene Edefia. Stück für Stück wird zusätzlich von der ersten Seite an eine Gefahrensituation aufgebaut, ein Gegenpart in Form eines ebenfalls aus Edefia entkommenen Aufständischen bzw. dessen Nachkommen.


    Wie bereits erwähnt, ist die Geschichte flüssig geschrieben und leicht zu lesen. Der augenzwinkernde Touch, mit dem Plichota und Wolf die Handlungsfäden spinnen und ihre Charaktere sprechen lassen, unterscheidet Oksa Pollock – Die Unverhoffte von anderen Geschichten. Kampfszenen gibt es aufgrund der vorhandenen Bedrohung zwar durchaus, allerdings sind sie durch die Auswahl der Oksa und den Rette-sich-wer-kann zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln eher amüsant zu lesen. Die stellenweise sehr kindlich gezeichnete Fantasiewelt der Autorinnen hat hier erfreulicherweise eindeutig über die in die Geschichte verwobene Bedrohungssituation gesiegt. Das Buch kann deshalb für mein Dafürhalten auch getrost an jüngere Leser weitergegeben oder vorgelesen werden.


    Fazit


    Wie sage ich es? Ein überaus augenzwinkernder Auftakt zu einer neuen Fantasyreihe? Ja, ich denke das trifft es. Der Humor kommt in dieser Geschichte genauso wenig zu kurz wie die Fantasie. Oksa Pollock – Die Unverhoffte ist ein gelungener Auftaktroman zu einer Reihe, die es nicht nur aufgrund des offenen Endes weiterzuverfolgen lohnt und für den ich 4,5 von 5 Punkten vergeben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Stadt Frankfurt a. M. – Energiereferat oekom e. V. (Hg.) - Klimasparbuch Frankfurt 2011
    Oekom Verlag
    ISBN 978-3865812353
    ISBN 386581235X
    Ratgeber & Gutscheinbuch
    Ausgabe 2010
    broschiert, 110 Seiten
    [D] 6,90 €


    Verlagsseite


    Zum Buch / Meine Meinung


    Das Klima ist ja allerorts ein Thema. Eins von denen, die uns alle betreffen und die fatalerweise meist trotzdem wieder untergehen bzw. missachtet werden. Haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, wie viel CO² aufgrund nicht richtig definierter Suchanfragen im Internet zusammenkommt? Oder über die Differenz der Klimabelastung zwischen Flug- und Schiffstransporten? Von der zu regionalem Obst und Gemüse ganz zu schweigen. Dass Hartkäse klimaschädlicher als Frischkäse wirkt?


    Eher durch einen Zufall ist mir vor einiger Zeit das Klimasparbuch 2011 in die Hände gefallen. Dieses kleine Büchlein gibt es mittlerweile in den Städten Frankfurt, Bremen und München. Es ist sehr handlich (14,8 x 10,4 x 1 cm) und erschien bereits Ende letzten Jahres im Handel.


    Die 110 (allerdings auf ziemlich stabilem Mattglanzpapier gedruckten) Seiten mit zahlreichen Abbildungen und Fotos sind in zwei Teile gegliedert. Der erste beinhaltet bis Seite 68 Tipps und Infos rund um das Thema CO² und wie viel man wodurch sparen bzw. gleich vermeiden kann. Diese Tipps und Infos erstrecken sich auf die Bereiche Essen & Trinken, Leben & Konsumieren, Fortbewegen & Reisen, Wohnen sowie Bauen & Renovieren. Zu jedem dieser Bereiche gibt es eine entsprechende Klimatabelle, die abschließend zusammenfasst, was unmittelbar davor besprochen wurde. Der praktische Ratgeberteil sorgt nicht nur dafür, dass man ein Gefühl für CO²-Berechnungen bekommt, er hilft auch dabei zu sparen – sowohl das klimaschädliche Gas als auch Geld.


    Ab Seite 69 gibt es dann im zweiten Teil des Büchleins (regional gültige) über 40 Gutscheine, die Rabatte gewähren oder dafür sorgen, dass man kostenlose Angebote in Anspruch nehmen kann. Einzulösen sind diese Gutscheine in Restaurants, Bäckereien, Baumärkten, Fahrradgeschäften, Modegeschäften, etc. die sich dem Vertrieb von Bio- oder Ökoprodukten verschrieben haben. Spätestens hier bekommt man die 6,90 €, die das Buch im Handel kostet, durch Einlösen der Coupons wieder herein.


    Fazit


    Schade, dass es dieses Projekt bislang nur in Bremen, Frankfurt und München gibt. Das Büchlein stellt eine gute Möglichkeit dar, jeden von uns für die Klimaproblematik zu sensibilisieren. Denn sicher ist: JEDER von uns kann etwas dafür tun, dass der jährliche CO²-Ausstoß reduziert wird.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Cornelia Schinharl: Tomaten – Schätze aus dem Garten
    Franckh Kosmos Verlags-GmbH
    ISBN 978-3440125939
    ISBN 3440125939
    Kochbuch
    Deutsche Erstausgabe 2011
    Umschlaggestaltung Gramisci Editorialdesign, München
    Flexcover, 144 Seiten
    [D] 14,95 €


    Verlagsseite


    Zur Autorin


    Obwohl sie bereits über 50 Bücher veröffentlicht hat und damit zu den im deutschsprachigen Raum erfolgreichsten Kochbuchautorinnen zählt, etliche Auszeichnungen erhalten hat und als leidenschaftliche Köchin exotische Gerichte genauso schätzt wie bodenständige, dabei aber die mediterane Küche bevorzugt, ist Cornelia Schinharl nur eine der Akteure, die an der Verwirklichung des Buches mitgewirkt haben.


    Neben ihr wurden verschiedene Personen tätig. Unter anderem Natascha Sanwald, die seit Jahren als Wohn- und Einrichtungsstylistin tätig ist und im Fall des vorliegenden Buches für Requisite und Ausstattung zuständig war. Michael Pannewitz und Simon Phillip Kresse, beides gelernte Köche, setzten die gekochten Gerichte als Foodstylisten gekonnt in Szene. Diese wiederum wurde von Alexander Walter fotografiert. Er war bereits bei über 40 Fach- und Kochbüchern für die optische Konzeptumsetzung verantwortlich und ist ebenfalls begeisterter Koch.


    Zum Buch / Meine Meinung


    Genau wie die übrigen Bände der Themenreihe des Kosmos-Verlages ist auch das Buch Tomaten – Schätze aus dem Garten liebevoll gestaltet. Das Flexcover (21,8 x 18,8 x 1,4 cm) präsentiert sich fingerabdruckresistent und abwischbar. Das Covermotiv zeigt vorne Tomaten in und um eine Schale, hinten auf einem Schneidbrett mit einem Messer und etwas grobem Salz. Das alles vor einem dunklen Hintergrund bzw. auf dunkler Arbeitsfläche. Die Schrift des Titels ist genauso wie das goldfarbene Band um den ersten Buchstaben etwas erhaben gedruckt. Was außen so vielversprechend beginnt, setzt sich innen fort. Passend zum Thema Tomaten wurden rote Vorsatzseiten gewählt. Auf den restlichen Seiten dreht sich alles um die überwiegend rote Köstlichkeit.


    Es gibt sie ja, praktischerweise. Kochbücher, in denen auf ein Thema eingegangen wird. Und mit Tomaten – Schätze aus dem Garten hat man – wie der Titel es schon verrät - ein solches vor sich. Kein mühseliges Zusammensuchen von Rezepten, wenn die Zeit naht, in der im Garten oder auf dem Balkon alles auf einmal rot wird.


    Dabei gibt die Autorin nicht einfach leckere Rezepte wieder (ich habe gerade den pikanten Tomatensalat mit Avocado und Garnelen und gestern die Bandnudeln mit Safrantomaten und Ziegenkäse probiert und freue mich schon darauf, die übrigen Rezepte nachzukochen), sondern lässt sich auch über Tomatensorten, Tomatenpflanzen und ihre Pflege oder etwa frische und konservierte Tomaten aus. Die Rezepte sind zudem mit Tipps ausgestattet, die das Gelingen erleichtern. Diese finden sich teilweise in einem der 126 Fotos, die zum einen die Arbeitsschritte deutlich machen und zum anderen dafür sorgen, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft.


    Praktischerweise braucht man für die Rezepte Zutaten, die leicht oder mit geringem Aufwand zu besorgen sind (Lavendelhonig gibt es ja nicht überall, aber man bekommt ihn). Die Rezepte sind abwechslungsreich, leicht nachzukochen oder nachzumachen, denn neben Vor- und Hauptspeisen, Soßen, Suppen, Eintöpfen, Eingelegtem oder Konfitüren findet man auch Getränkerezepte. Vegetarische Rezepte und solche mit Fisch oder Fleisch sorgen dafür, das für jeden etwas dabei sein dürfte.


    Fazit


    83 Rezepte, die sich auch dank der Fotos leicht umsetzen lassen. Ob nun rot, gelb, grün oder schwarz, länglich, oval, geteilt oder kugelrund – die Vielfalt der Tomaten wurde in diesem Buch treffend aufgezeigt und liebevoll detailliert umgesetzt. Insoweit ist das Buch nicht nur für diejenigen, die gerne kochen, sondern auch für Kochbuchsammler etwas. Dafür gibt es fünf von fünf Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Anthony Strong - Die Liebesformel
    Originaltitel Chemistry for Beginners
    Rowohlt Taschenbuch Verlag
    ISBN 978-3499254499
    ISBN 3499254492
    Belletristik
    Deutsche Erstausgabe 2010
    aus dem Englischen übersetzt von Rainer Schmidt
    Umschlaggestaltung any.way
    Taschenbuch, 400 Seiten
    [D] 8,95 €


    Verlagsseite


    Zum Autor …


    … gibt es so gut wie nichts. Nur das, was ich auf der Verlagsseite bzw. im Buch gefunden habe. Strong wurde 1962 in Uganda geboren, studierte in Oxford und lebt und arbeitet heute in Oxfordshire, England, wo er laut Verlag schon mehrere Bücher unter Pseudonym veröffentlicht haben soll. Wie gut, dass der Autor eine Homepage hat - dachte ich ... Doch die im Buch erwähnte Homepage chemistryforbeginners.com funktioniert nicht. Man erhält nur die Information, dass der Domaininhaber keine Homepage erstellt hat.


    Zum Buch


    Das blaue Covermotiv zeigt etwas Gras, und dahinter eine Karotte sowie ein paar Löffel (ob die jetzt von einem Plüschkaninchen oder Plüschhasen sind, kann ich nicht so genau erkennen) und kann zusammen mit dem rosa geschriebenen Titel neugierig machen. Ein Zitat des Library Journal auf der Rückseite des Buches („Die lustigsten Orgasmus-Szenen seit >Harry und Sally<. Sehr witzig und wärmstens zu empfehlen) lässt mich flugs die Inhaltsangabe überfliegen.


    Zitat

    Inhaltsangabe
    „Die Chemie muss schon stimmen! Annie findet Sex langweilig. Oder liegt es vielleicht nur an ihrem Freund? Denn als die junge Studentin an einer wissenschaftlichen Studie zum Thema teilnimmt, spielen ihre Hormone plötzlich verrückt. Das könnte allerdings auch mit Dr. Steven Fisher zu tun haben …. Steven sieht gar nicht so übel aus: Bei Frauen landet man jedoch kaum, wenn man keine anderen Themen kennt als Chemie und Neurobiologie. Dem Thema Sex nähert sich der weltfremde Gelehrte daher ausschließlich in seinen ungewöhnlichen Forschungsobjekten. Bis eines Tages Annie sein Labor betritt und die Messgeräte heftig auszuschlagen beginnen.“


    Meine Meinung


    Ja, ja, die Chemie muss schon stimmen. Da ist etwas dran und ich muss ja zu meinem Bedauern gestehen, dass bei mir die Chemie im Fall von Die Liebesformel anfangs nur bedingt passte.


    In seinem Vorwort schreibt der Autor, dass er bei einer Internetrecherche über eine Seite stolperte, auf der ein Papier über die weibliche sexuelle Dysfunktion von Dr. Steven Fisher eingestellt war. Er hat er sie kopiert und war recht froh darüber, denn er fand sie nie wieder. Und abgesehen davon, dass er nach eigenen Aussagen nur ein paar Kleinigkeiten für seinen Roman verändert hat, verweist er darauf, dass das Buch den Text so darstellt, wie er ihn gefunden hat. Ob das nun ernst gemeint ist oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis.


    So ganz abgenommen habe ich ihm das nach der Inhaltsangabe nicht, vor allem da ich zu den Lesern gehöre, die (und zwar zuhause) anfangs brav Seite für Seite umblättern. Ein Forschungspapier als Grundlage für einen Roman? Grundsätzlich ist die Idee – einen chemischen Botenstoff zu erfinden, der die Orgasmusfähigkeit der Frau fördert (sie aber auf keinen Fall mannstoll machen soll) und die Forschungsergebnisse in einen Roman zu verpacken, gar nicht so schlecht. Was einerseits trocken wirken könnte, könnte angesichts der Thematik ja durchaus interessant sein. Zumal ja noch ein steifer, schüchterner, ja verklemmter Forscher und eine deutlich aufgeschlossenere junge Frau hinzukommen. Dass sie sich verlieben, steht nicht auf dem Programm, aber es könnte im Fall der Fälle die Studie gefährden. Das alles in England – ich sah bei allen Gegenwartsbezügen förmlich schon jemand mit Gurkensandwich, Tee und abgespreiztem kleinen Finger sowie sehr geradem Rücken dozieren; mit völlig ernstem Gesicht distanziert und distinguiert über etwas reden, was keineswegs so sauber, adrett und ernst zugeht, wenn man die Hilfsmittel (Sybian, etc.) bedenkt, die für das Experiment zu Hilfe genommen werden. Im Hintergrund geht es auch noch um wie Spionage und Erpressung. Lässt man die letzten beiden Dinge einmal weg, dann hat man eine Idee, die etwas abseits von dem ist, was man üblicherweise so in einem Roman vorgesetzt bekommt, der mit Liebe zu tun haben soll.


    Strongs Roman besteht allerdings tatsächlich aus Einträgen, die einer wissenschaftlichen Studie ähneln, was noch durch entsprechende Fotografien, Tabellen, Kurven, etc. untermalt wird. Entsprechend trocken und wenig fesselnd kam mir alles vor. Mal berichtet von Steven, mal von Annie, beide schreiben abwechselnd und logischerweise in der Ich-Form. Nicht zu vergessen, die Laborassistentin, die ebenfalls zu Wort kommt. Dies geschieht allerdings in einem durchgehenden Zug relativ am Schluss. Und dann gibt es da noch UrlGirl67, die sich lange Zeit nur mit dem einen, sich stereotyp wiederholenden Satz meldet: „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Nagel ein Problem.“


    Dieses Wirrwarr aus Perspektiven erschwerte das Lesen, was noch durch Fußnoten verschlimmert wird, in denen u. a. etwa auf Pink Floyds „The Dark Side of the Moon“ eingegangen wird und die eigentlich schon das Format einer Körpernote haben, weil sie fast die gesamte Seite einnehmen – worauf dann ebenfalls in einer Fußnote verwiesen wird. Klingt verworren? Ja, so in etwa kam mir das Buch auch vor. Am besten waren die Beschreibungen, die mit Bonobos zu tun hatten – ja Affen kommen auch darin vor (die haben Fisher veranlasst den Botenstoff zu entwickeln).


    Aufgrund all dessen kam die Geschichte also nicht in Fluss. So etwas passiert mir normalerweise nur, wenn ich ständig von außen unterbrochen werde. Nachdem ich das Buch mehrmals weggelegt und tagelange Pausen gemacht habe, quergelesen und dann doch wieder von vorne begonnen habe, geschah etwas Seltsames und es gelang mir doch tatsächlich gestern Abend, es fertig zu lesen.


    Nach dem ich jetzt durch bin, muss ich sagen, dass … - wo fange ich an? Obwohl die Figuren sehr eindimensional dargestellt sind, haben sie mich doch noch amüsiert. Ja stellenweise kicherte oder lachte ich vor mich hin. Was zunächst einfach nur langweilig und zerrissen wirkte, offenbarte sich plötzlich als satirischer Blick auf die Wissenschaft. Das Agieren des verknöcherten Forschers und der geistreichen Annie gibt der Liebesgeschichte auch durch den Blickwinkel aus der Forschungsecke eine liebenswerte, verrrückt-charmante Note. Sex – eigentlich ein Hauptthema - wird so distanziert dargestellt, dass keine der Szenen plump wirkt und sich nahtlos in den Rest einfügt.

    Fazit


    Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelte sich Die Liebesformel in eine amüsante Geschichte, die vier von fünf Punkten bekommt. Das Durchhalten bzw. neu anfangen hat sich gelohnt.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Reinhard Hess - Garten- und Wildkräuter
    Franckh-Kosmos Verlags-GmbH
    ISBN 978-3440125908
    ISBN 3440125904
    Kochbuch
    Ausgabe 2011
    Umschlaggestaltung Gramisci Editorialdesign, München
    Flexcover, 144 Seiten
    [D] 14,95 €


    Verlagsseite

    Zum Autor oder den Akteuren, die an der Fertigstellung des Buches mitgearbeitet haben


    Auf dem Kochbuchmarkt ist Reinhardt Hess längst kein Unbekannter mehr. Bei über 50 Koch- und Weinbüchern hat er federführend oder aktiv mitgearbeitet. Bevor er sein Hobby zum Beruf machte, studierte er Ökologie. Danach war er als Journalist für Essen und Wein und Redakteur in Natur- und Kochbuchverlagen tätig. Heute ist er selbstständig und seine Bücher wurden nicht nur in andere Sprachen übersetzt, sondern auch mit diversen Medaillen ausgezeichnet.


    Was er gekocht hat, wurde von Michael Pannewitz, der seit einem Jahrzehnt Gerichte so in Szene setzt, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft, arrangiert. Der gelernte Fotograf und ehemalige Berufskoch, disponierte die im Buch abgebildeten Gerichte zusammen mit dem ebenfalls als Koch und Foodstylist tätigen Simon Phillip Kresse. Für das Ambiente war Natascha Sanwald zuständig, die als Stylistin für Wohnung- und Einrichtungsmagazine tätig ist.


    Die Fotos wurden von Alexander Walter, der seit zwei Jahrzehnten im Auftrag renommierter Verlage und internationaler Agenturen arbeitet, gefertigt. Unter anderem hat er an über 40 Fach- und Kochbüchern mitgewirkt. Auch er ist leidenschaftlicher Hobbykoch und genießt gerne.


    Zum Buch / Meine Meinung


    Eindeutig – aber nicht nur – etwas für Sammler. Das gerade auf den Markt gekommene Garten- und Wildkräuterbuch (Schätze aus der Natur) aus der Themenkochbuchreihe des Franckh-Kosmos-Verlages ist bereits rein optisch ein kleiner Leckerbissen.


    Die liebevolle Aufmachung fällt als erstes in Auge, noch bevor man das Buch überhaupt aufschlägt. Das Flexcover im Format 21,8 x 19,3 x 1,5 cm ist matt glänzend. Das Hauptmotiv vorne ist ein Kräuterstrauß in einem Gefäß, hinten Kräuter auf einem Schneidbrett, wobei im Hintergrund ebenfalls ein Kräuterstrauß zu sehen ist. Der Titel Garten- & Wildkräuter ist zusammen mit einem goldfarbenen Band auf dem „Schätze der Natur“ zu lesen ist und das sich auf allen Büchern der Themenreihe findet, erhaben gedruckt, was meine Fingerspitzen für gewöhnlich allein beim Darüberfahren schon kribbeln lässt und mich auf den Inhalt neugierig macht. Ganz unten findet sich, vorne wie hinten, der Spruch „WIR ♥ KOCHEN“, wobei das Herzchen ebenfalls erhaben gedruckt ist.


    Schlägt man das Buch auf, findet man (vorne und hinten) farbige Vorschaltseiten in Maigrün. Trotz der 107, teils im Seitenformat abgebildeten, Fotos bleibt genügend Platz für 63 Rezepte und zahlreiche Tipps für ein sicheres Gelingen. Diese befinden sich zum Teil in einer Art Sprechblasen in den Fotos. Daneben wird jedoch auch auf Wild- und Gartenkräuter näher eingegangen. Sie werden beispielsweise in ihrer Wirkweise beschrieben, wo man sie wie am besten sammelt und frisch verwendet oder konserviert. Egal ob es um bittere oder süße, heimische oder exotische, blühende oder grüne Kräuter geht – für alles gibt es ein Rezept und zwischendurch immer etwas Interessantes. Wussten sie zum Beispiel, dass es westlich von München ein Pfefferminzmuseum gibt?


    Unterhaltsames und Wissenswertes mischt sich mit den leicht nachzukochenden oder nachzumachenden Rezepten. Diese sind gut beschrieben und verlangen abgesehen von den Wildkräuter „normale“ Zutaten, die man überall bekommt. Aus frisch gemachter Erfahrung kann ich sagen, dass die Zucchinibällchen oder der Gemüsetopf aus der Mancha lecker schmecken und ich mich jetzt schon auf die Suche nach den Wildkräutern freue, mit denen ich dann die entsprechenden Rezepte umsetzen kann.


    Fazit


    Mit Garten- & Wildkräuter hat man nicht nur ein sehr dekoratives und liebevoll gestaltetes Kochbuch im Regal, sondern auch eine praktische, leicht umsetzbare Anleitung zum Kochen in der Hand. Egal ob Vorspeise, Suppe, Hauptgericht, Nachspeise oder Cocktail. Hier ist für jeden etwas dabei und deshalb gibt es fünf von fünf Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    William Buhlman Out of Body – Astralreisen: Das letzte Abenteuer der Menschheit
    Originaltitel: Adventures beyond the body
    aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Bertram
    Heyne
    ISBN 978-3453701632
    ISBN 3453701631
    Esoterik
    deutsche Taschenbuchausgabe 2010
    Umschlaggestaltung Guter Punkt, München
    Taschenbuch, 352 Seiten
    [D] 9,99 €


    http://www.randomhouse.de/heyne/index.jsp]Verlagsseite[/URL]
    Autorenseite


    Zum Autor


    Der in Maryland lebende William Buhlman beschäftigt sich seit fast vier Jahrzehnten mit der Thematik außerkörperlicher Erfahrungen (AKE). Er gibt internationale Workshops für Astralreisen, bei denen er u. a. die für seine Tätigkeit als Hypnotherapeut gelernten verschiedenen Techniken von Hypnose, Visualisierung und Meditation einsetzt. Darüber hinaus hat er ein umfassendes Audioprogramm entwickelt und tritt weltweit in diversen Fernseh- und Radioshows auf.


    2003 erschien bei Ansata die deutsche Übersetzung seines ersten Buches unter dem Titel Out of Body – Astralreisen: Das letzte Abenteuer der Menschheit. Dieses Buch wurde 2010 von Heyne neu aufgelegt. Über ein Jahrzehnt leitete er ein AKE-Experiment, bei dem Tausende Probanden aus 42 Ländern beteiligt waren. Die Ergebnisse dieser Studie präsentierte er in seinem Buch „The secrets auf soul“ das ebenfalls auf dem deutschen Buchmarkt erhältlich ist (Geheimnis Astralreise: Wege zu unserer wahren Natur, Heyne 2009). Seine Bücher wurden zwischenzeitlich in zehn Sprachen übersetzt.


    Zum Buch


    Zitat

    Inhaltsangabe
    „Das umfassende Handbuch für außerkörperliche Erfahrungen Bei vollständig klarem Bewusstsein den eigenen Körper verlassen, um in einem „feinstofflichen“ Körper nichtmaterielle Welten zu erkunden – eine spektakuläre Fähigkeit, die jeder Mensch erlernen kann. Mitreißend berichtet der weltbekannte Experte William Buhlman über seine Out-of-body-Erfahrungen. Mit seinem gezielten Übungsprogramm wird es jedem möglich, selbst diese faszinierenden Reisen zu unternehmen. Ein einzigartiger Erlebnisbericht und praktische Anleitung zu einer der geheimnisvollsten Erfahrungen überhaupt.“


    Bericht und Anleitung sind in das 352 Seiten starke Taschenbuch verpackt, dessen bläulich-rot-weißes gehaltenes Cover, die Silhouette einer Person zeigt, die nach einem Lichtball fasst. Buhlman gliedert sein Buch in zwei Teile – der erste umfasst seine eigenen Erfahrungen zusammengesetzt aus seinen ersten außerkörperlichen Erfahrungen und Begegnungen. Der zweite beinhaltet Kapitel, die auf das Rätsel dieser Erfahrungen eingehen und verschiedene Techniken die zum Astralreisen befähigen sollen. Vorwort, Nachwort, ein praktisches Glossar, ein Adressen- und ein Literaturverzeichnis runden alles zusammen mit einem Register ab, nehmen dafür aber bereits 33 Seiten ein.


    Meine Meinung


    Zugegebenermaßen habe ich mich mit dem Buch schwergetan. Was nicht am Thema, sondern eindeutig am Schreibstil des Autos liegt. Die eigentlich fantastische Materie kommt teilweise sehr trocken und langatmig herüber. Es ist kein Buch, das man einfach so nebenbei lesen sollte. Außerdem sollte man sich für das Thema interessieren, da Out of body sonst Gefahr läuft nicht fertig gelesen zu werden.


    Doch ob man nun daran glaubt, es nicht ganz ausschließt oder vehement abstreitet. Fakt ist, dass außerkörperliche Erfahrungen – kurz AKE – keine Erfindung moderner Esoteriker sind. Vielmehr gibt es darüber in sehr vielen Kulturen entsprechende Überlieferungen. Es handelt sich dabei um einen Zustand, in dem die betroffene Person Wahrnehmungen außerhalb ihres physischen Körpers empfindet. Dies kann zum einen in Grenzsituationen wie Nahtoderfahrungen geschehen, zum anderen aber auch spontan auftreten oder bewusst herbeigeführt werden. Allen Zweiflern zum Trotz gibt es überraschend übereinstimmende Erlebnisberichte – unabhängig von Zeit, Bildung, Kultur oder auch Religion. Oftmals ist die betroffene Person zeitlich und örtlich genau orientiert. Immer aber erkennt sie den Unterschied zwischen Traum und AKE, aber auch die deutliche Differenzierung einer körperlichen und einer außerkörperlichen Erfahrung.


    So befremdlich diese Berichte einerseits klingen mögen – und im Fall von Buhlmans erstem Buchteil erschien mir das eine oder andere durchaus fraglich – so interessant sind sie andererseits. Buhlman bietet nicht nur eine bloße Zusammenfassung von bereits veröffentlichtem Material, er bringt seine eigenen Erlebnisse, festgehalten in Tagebucheinträgen, ein. Manches kann man nachvollziehen, anderes klingt zu fantastisch. Manches unglaublich schwierig, anderes viel zu leicht. Was man davon glaubt, bleibt jedem selbst überlassen – ganz von der Hand zu weisen, ist es deshalb noch lange nicht.


    Der im zweiten Teil behandelte Versuch einer naturwissenschaftlichen Untermauerung ist leider auch in der Neuauflage nicht sehr gut gelungen. Noch immer lässt Buhlman wenig bis keine alternative Deutungsmöglichkeiten zu und präsentiert eher seine Überzeugung als Tatsache. Ob das nun daran liegt, dass er provokativ verkrustete Denkblockaden brechen möchte, ist fraglich – wer einem standard-naturwissenschaftlich-geprägtem Weltbild anhängt, wird sein Buch vermutlich nicht unbedingt lesen. Andere – einfach neugierige oder bereits überzeugte – Leser könnten jedoch von diesem Teil abgeschreckt werden. Da er jedoch durchaus einige schlüssige Informationen bereithält, sollten man ihn lesen und sich eine eigene Meinung bilden.


    Die in diesem Teil ebenfalls enthaltenen Techniken sind sehr gut wiedergegeben und ebenso leicht les- wie umsetzbar. Dabei wird nicht nur durch seinen ausdrücklichen Hinweis klar, dass Üben das A und O bei dem Versuch ist, AKE-Zustände bewusst herbeizuführen. Ob Letzteres tatsächlich, wie von ihm prophezeit, innerhalb von 30 Tagen passiert, darf bezweifelt werden. Widerlegt ist es damit noch lange nicht und deshalb heißt es dann üben, üben, üben und …. das Ergebnis lächelnd genießen.


    Fazit


    Alles in allem eine Erfahrung wert – sowohl das Lesen des Buches wie auch die praktische Umsetzung der Übungen (der für mich beste Teil des Buches). Eine gewisse Langatmigkeit und der bedauerlicherweise nicht sehr gut gelungene und wenig ernsthaft wirkende Versuch, das Buch eher wissenschaftlich als esoterisch zu untermauern, sorgt jedoch für einen Punkteabzug, weshalb es nur 4 von 5 Punkten gibt.



    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Zur Autorin


    Die heute in London lebende, 1962 in den USA/Washington, DC., geborene und aufgewachsene Tracy Chevalier war das jüngste von drei Kindern. Sie studierte Anglistik in Ohio und – nach ihrem Umzug Anfang der 1980er-Jahre nach England - kreatives Schreiben. Kurz vor der Geburt ihres Sohnes im Jahr 1998 vollendete sie ihren Roman bisher erfolgreichsten Roman – Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Das Schreiben ist mittlerweile eine Vollzeitbeschäftigung für sie und zahlt sich auch aus. So gewann Das Mädchen mit dem Perlenohrring nicht nur den Barnes und Noble Award – es wurde über 4 Millionen Mal weltweit verkauft und 2003 mit Scarlett Johansson und Colin Firth in den Hauptrollen verfilmt. Auch die anderen Bücher der Autorin eroberten kurz nach Erscheinen die Bestsellerlisten Englands.


    Zum Buch


    Das Erste, was mir an dem Buch auffiel, war das Umschlagmotiv. Es zeigt neben einem Küstenabschnitt mit zwei Frauen einen goldfarbenen Ammoniten. Dieser ist etwas herausgearbeitet, was man beim Darüberstreichen fühlt.


    Auch in Zwei bemerkenswerte Frauen vermischt Chevalier einmal mehr Fiktives mit historisch belegten Personen und Tatsachen. Dafür bedient sie sich – wie man ihrer Anmerkung im Buch entnehmen kann - der beiden von der Fachwelt lange totgeschwiegenen, aber dennoch belegten Frauen Mary Anning und Elizabeth Philpot, die sehr erfolgreich im Bereich der Fossilienforschung tätig waren.


    Der Roman spielt im England des 19. Jahrhunderts und umfasst einen mehrjährigen Zeitraum. Elizabeth zieht zusammen mit ihren ebenfalls ledigen Schwestern aus finanziellen Gründen in den kleinen südenglischen Küstenort Lyme Regis. Ihr Leben verändert sich dadurch drastisch. Doch nachdem sie es zunächst eher als Strafe betrachtet, aufs Land abgeschoben zu werden, muss sie bald feststellen, dass der Umzug auch gewisse Vorteile bietet. So lebt sie beispielsweise wesentlich freier als im sittenstrengen London. Und einen Zeitvertreib hat sie auch bald gefunden, denn die Küste ist durchsetzt von Fossilien, die teils nach und nach durch die Flut freigespült werden, teils ausgegraben werden müssen. Hierbei begegnet sie Mary, die in Lyme Regis geboren und aufgewachsen ist und dort mit ihrer Familie in ärmlichen Verhältnissen lebt. Ein Zubrot verdienen sie sich durch den Verkauf von Fossilien. Entgegen aller Konventionen und trotz des Altersunterschiedes freunden sich Mary und Elizabeth an, verbringen viel gemeinsame Zeit, machen spektakuläre Entdeckungen. Und verlieben sich in den gleichen Mann, was fatale Folgen nach sich zieht und die Freundschaft schweren Prüfungen unterwirft.


    Meine Meinung


    Auch in diesem Roman ist es Chevalier gelungen, ein so lebensnahes Bild ihrer Charaktere zu zeichnen, dass man mit ihnen fühlt, fiebert und leidet. Nicht nur der beiden Haupt-, sondern auch sämtlicher Nebenfiguren. Atmosphärisch dicht gewebt, öffnet jede Szene einen klaren Blicken auf die verstaubten Konventionen, die Missstände, aber auch auf die dünkelhafte Ignoranz und die Verschlossenheit der männlich-dominierten (naturwissenschaftlichen) Welt jener Zeit. Daneben gibt es noch die kindliche Neugier mit der Elizabeth an die Fossiliensuche herangeht oder die abgeklärte, geduldige, großzügige und immer wieder begeisterungsfähige Mary, die nicht nur ihr dabei hilft. Die Autorin lässt einmal sie, dann wieder Elizabeth zu Wort kommen. Auch dadurch werden die gesellschaftlichen Unterschiede deutlich. Elizabeth, etwas exzentrisch, die sich gewählt und sprachgewandt auszudrücken vermag. Mary, deren einfaches Gemüt sich ebenso wie ihre mangelhafte Bildung in ihrer Sprache und bisweilen auch in ihrem Tun niederschlägt. Der Kampf um die Anerkennung ihrer Leistung ist hart, scheint manchmal vergeblich bis unmöglich zu sein. Die sanften und dennoch eindringlichen Worte, mit denen Chevalier ihr Schicksal und den Verrat an ihr beschrieben hat, wecken den Kampfgeist. Nicht nur von Elizabeth, fast möchte man selbst mit zur Tat schreiten, um zu helfen.


    Ein kleines Manko der Geschichte ist, dass die Beschreibung von Ausgrabungsszenen relativ häufig vorkommt. Das wirkt etwas störend, obwohl es natürlich rein von der Fossilienthematik her passt. Die ist zwar eindeutig die Passion beider Hauptfiguren, aber für mein Dafürhalten trotz aller Fundbeschreibungen auf vielen Seiten nur ein Nebenhandlungsstrang. Was mich viel mehr angesprochen hat, war die Emanzipierung, die die beiden Frauen durchlaufen. Und das alles in einer Zeit, in der das bis dahin geltende Weltbild aufgrund fossiler Funde ins Wanken geriet – was die Männer zwar (hin und wieder unter empörten Aufschreien der Kirche) machen durften, bei Frauen jedoch als skandalös und untragbar empfunden wurde.


    Die ebenfalls enthaltene Liebesgeschichte ist eher angedeutet, dennoch berührt sie. Ebenso die Eifersüchteleien, die in diesem Zusammenhang entstehen. Dass die Frauen ihre Freundschaft über dieses Zerwürfnis hinaus in gewisser Weise retten können, wird ebenso nachvollziehbar beschrieben, wie alles andere. Chevalier bedient sich nicht falscher Dramatik, dafür aber einer gut strukturieren und greifbaren Dynamik, die den Roman trotz aller Versteinerungen lebendig lesenswert macht.


    Fazit


    Ein wunderschönes, unaufgeregt erzähltes Buch über eine ungewöhnliche Freundschaft und das Behaupten zweier starker Frauen in einer verknöcherten, männlich-dominierten Gesellschaft, dem ich 4,5 von 5 Punkten geben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Das im Comicstil aufgemachte Cover erinnert ein wenig an die Bücher von Michelle Rowen, was mich sofort an entspannende Wochenendlektüre denken ließ. Die Inhaltsangabe tat ein übrigens.


    Während anfangs noch genau das eintrat, was ich beim ersten Augenschein des Buches dachte (Chick-Lit ohne Tiefgang), wurde ich relativ schnell überrascht. Die in einem Vorort von Detroit in der Gegenwart spielende Geschichte beginnt, wie viele Auftaktromane, etwas schleppend, was daran liegt, dass einfach bestimmte Details eingebracht werden müssen und nicht weiter schlimm ist. Auch Abby, die die Geschichte in der Ich-Form erzählt, zeigt sich anfangs etwas durchscheinend.


    Dennoch: Es handelt sich zwar um eine leichte, überaus entspannende Lektüre. Der Auftaktroman der Detektivin mit siebtem Sinn ist jedoch noch ein wenig mehr. Zwar stellt sich Cooper zunächst tatsächlich als sehr oberflächlich dar und verschwendet mehr Zeit und Gedanken an ihre Garderobe und ein Blind Date als an ihre Kunden und die Geister, mit denen sie in Kontakt steht. Ihre Tätigkeit als Medium wird auch eher von den mehr oder weniger vorhandenen Lebenskrisen ihrer Kunden als von wirklich spannenden Momenten geprägt. Das ändert sich jedoch spätestens dann, als eine ihrer Kundinnen ums Leben kommt. Die wollte kurz vor ihrem Tod nochmals zu ihr, was Abby aber abgelehnt hat. Prinzipiell will sie mit ihren Kunden nie mehr als zwei Sitzungen pro Jahr abhalten, damit die nicht abhängig von ihr werden.


    Abgesehen davon, dass sie mit Toten kommunizieren kann, zeigt Abby sich schlagfertig bis zickig, witzig (nervt aber bisweilen), ist unzufrieden mit sich selbst und voller Zweifel, selbstironisch und auch noch chaotisch. Da sie trotz ihrer Andersartigkeit jedoch mit beiden Beinen fest im Leben steht, sich um andere kümmert und mehrere Prinzipien hat, an die sie sich streng hält, kommt sie sehr liebenswürdig herüber. Teilweise wirkt sie, obwohl sie bereits über 30 ist, jung und unerfahren. Aber vor allem wirkt sie normal, auch wenn zu ihrer Normalität schon mal gehört, dass sie einem Blind Date Details einer Entführung verraten kann, an der sie gar nicht beteiligt ist.


    Dass ihr Gegenüber Dutch Rivers Polizist ist, weiß sie zu diesem Zeitpunkt nicht, aber ihre Eingebungen führen zu der Aufklärung des Falls. Dummerweise ist Dutch auch Ermittler in dem Fall der ermordeten Klientin – und heißes erstes Date hin oder her, da diese einen Mitschnitt der letzten Sitzung bei sich hatte, reißt der Kontakt mit ihm nicht ab. Obwohl er so gar nichts von übersinnlichen Fähigkeiten hält und Abby nicht so recht traut, kommen die beiden immer wieder zusammen und es entwickelt sich eine zaghafte Liebesgeschichte. Dutch – Abby lässt sich sehr ausführlich über ihn aus – ist ein Traum von einem Mann. Auch er wirkt liebenswürdig und real und geht seinem Beruf mit Inbrunst nach. Auch er ist schlagfertig, was zu amüsanten Dialogen und mehr als einer komischen Situation führt. Sein Humor, seine Charakterfestigkeit steht Abby in nichts nach. Der Verlauf ihrer Beziehung ist interessant und macht Lust auf mehr. Kein Wunder, die beiden Figuren kabbeln sich, sie sind vielschichtig, sie entwickeln sich zunehmend und wirken genau dadurch lebensnah und echt.


    Die Geschichte zwischen den beiden steht jedoch eindeutig nicht im Vordergrund. Wer auf erotische Szenen hofft, wird vielleicht enttäuscht. Gefehlt haben sie allerdings nicht, dazu ist der Handlungsverlauf viel zu kurzweilig und gleichzeitig spannend. Denn Abby kann auch im Fall der toten Kundin ihren Mund nicht halten und möchte – aus Schuldgefühlen heraus – ihre Fähigkeiten bei der Suche nach deren Mörder einbringen. Was sie mehr als einmal in Schwierigkeiten bringt, weil die grausame Realität nicht nur sie immer wieder einholt. Dieser Fall ist keine blasse Nebenhandlung, sondern geschickt und ausgewogen verwoben mit der sich anbahnenden Beziehung von Abby und Dutch.


    Was mir auch sehr gut gefallen hat, war der Umstand, dass die Autorin ihr Medium nicht im Stil von Ghostwisperer und ähnlich hinlänglich bekannten Serien arbeiten lässt. Es gibt keine zerfallenden, entstellten Leichen, die unbedingt etwas loswerden müssen und damit pausenlos für Schockeffekte und Albträume sorgen. Der gesamte Handlungsverlauf (ob paranormal oder normal) ist gut durchdacht und schlüssig. Die Spannungsbogen gekonnt geschlagen. Zusammen mit dem überaus flüssig zu lesenden Schreibstil konnte ich schnell in die Geschichte eintauchen und das Buch war an einem Abend ausgelesen.


    Es ist nichts bahnbrechend Neues. Das muss es aber auch nicht sein, wenn die Umsetzung so gut gelungen ist wie in diesem Fall.


    Fazit


    Der erste Band der Abby-Cooper-Reihe (Psychic Eye) macht eindeutig Lust auf mehr. Es ist eine gelungene Mischung aus Übersinnlichem und Realität mit einem klitzekleinen Hauch Chick-Lit. Amüsant und entspannend bekommt das Buch die volle Punktzahl von mir.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Mónica Peñalver
    Die Flamme und das Schwert


    Originaltitel: La espada y la llama
    aus dem Spanischen übersetzt von Daniela Pérez y Effinger
    Rowohlt Taschenbuch Verlag
    ISBN 978-3499253850
    ISBN 3499253852
    historischer Roman
    Deutsche Erstausgabe 2010
    Umschlaggestaltung any.way Hanke/Schmidt
    Taschenbuch, 352 Seiten
    [D] 8.95 €


    Zur Autorin


    Mónica Peñalver, auch bekannt unter dem Pseudonym Caroline Bennet, wurde 1975 in Asturien geboren. Ihr bevorzugtes Genre ist der historische Liebesroman. 2007 erschienen die beiden unter ihrem Pseudonym veröffentlichten Romane „La dama y el dragón“ und „El corazón de la doncella“. 2008 erschien dann erstmals ein Buch unter dem Namen Mónica Peñalver mit dem Titel „Adorable canalla“, dem dann im Jahr darauf „Estirpe“ und der ins Deutsche übersetzte Roman Die Flamme und das Schwert folgte. Dabei handelt es sich um den ersten Teil einer Mittelaltertrilogie. Der zweite Teil („El mirlo blanco“) wurde in Spanien bereits veröffentlicht, der dritte ist noch in Arbeit.


    Zum Buch


    Das Covermotiv wirkt mit seiner Berglandschaft, ein paar Gebäuden und vereinzelten Menschen, dem abend- oder morgendlich gefärbten Himmel im Hintergrund und der jungen Frau mit Perlenschnur im roten Haar, welche ein Schwert im Arm hält, gefällig. Das Motiv zieht sich über das gesamte Buch und nicht nur über die Vorderseite. Die Bindung des mir vorliegenden Exemplars ist leider so, dass sie sehr schnell starke Gebrauchsspuren aufwies, was sehr schade ist.


    Einleitend wird auf den Zeitrahmen, in dem der Roman spielt, eingegangen. Das Buch selbst umfasst zwei Teile. Den des Schwerts und den der Flamme – den vor und den nach der Hochzeit. Was mir gefallen hat, waren die kleinen Ornamente, die anfangs und innerhalb der Kapitel, die zum Teil recht kurz und damit leicht zu lesen sind, zur besseren Abgrenzung dienen. Diese Ornamente finden sich auch über den Seitenzahlen wieder, was zusammengenommen sehr liebevoll aufgemacht wirkt. Ein Epilog und eine Anmerkung der Autorin runden das Ganze dann ab. Erzählt wird alles in der dritten Person.


    Doch worum geht es? Laut Inhaltsangabe um das, worum es bei Peñalver meist geht. Also um Romantik, Leidenschaft, Krieger – dieses Mal in eine Landschaft verpackt, die von anderen Autoren für gewöhnlich nicht so beleuchtet wird: ihre Heimat Asturien.


    WENN DIE LIEBE SPRICHT, SCHWEIGEN DIE WAFFEN. - Lua ist die rebellische Tochter des Stammesfürsten Galo. Sie lebt mit ihrem Clan in den Bergen Kantabriens. Die Winter sind hart, es fehlt an Vorräten. Bei einem Beutezug stiehlt Lua das Pferd eines westgotischen Adeligen: Morvan de Bres, der neue Lehnsherr, soll die Gegend vor Angriffen muslimischer Berberheere schützen. Er erhascht einen kurzen Blick auf die Frau mit dem flammend roten Haar – und ist wie verzaubert. Auch Lua fühlt sich zu dem mutigen Krieger hingezogen. Doch sie hat nicht mit den ehrgeizigen Plänen ihrer Schwester gerechnet. Aia will durch eine Heirat mit Morvan in den Adelsstand aufsteigen – und setzt alles daran, ihr Ziel zu erreichen.


    Das verrät nicht allzu viel, ich möchte aber nicht weiter auf den Inhalt eingehen, da ich sonst Gefahr laufe, zu viel zu verraten. Genau genommen bezieht sich diese Inhaltsangabe jedoch lediglich auf den ersten Teil. Also vor der Hochzeit, die de Bres anstrebt, damit ihm die Bevölkerung des ihm überlassenen Lehens keine weiteren Scherereien macht.


    Meine Meinung


    Gleich vorab. Es handelt sich um einen seichten Liebesroman, in dem die Autorin auf Altbewährtes setzt. Ihr Schreibstil ist flüssig, unterhaltsam und stellenweise sehr amüsant. Die Gefühlskonflikte sind nachvollziehbar und durchaus spannend aufgebaut. Art und Weise, wie die Autorin zwischen ihren Romanfiguren hin und her springt, macht es leicht, sich sowohl in die Geschichte als auch in die Figuren einzufinden. Glaubwürdig sind leider nicht alle Szenen, diese befinden sich vorwiegend am Schluss und betreffen Aia und ihr Verhalten.


    Die Figuren sind – wie bereits erwähnt – eine Wiederholung dessen, was man schon zuhauf auf dem Markt findet, was sie nicht automatisch schlecht macht. Lua begehrt gegen die ihr zeitgemäß zugedachte Rolle der Frau auf. Wie viele ihrer in anderen Romanen auftauchenden Mitstreiterinnen ist sie rothaarig und nimmt kein Blatt vor den Mund. Spätestens als sie de Bres begegnet, wird ihr jedoch ihre weibliche Seite oder vielmehr das vermeintliche Fehlen derselben äußerst bewusst. Ihr gegenüber steht de Bres – der einsame Streiter. Ein kontrollierter, gefühlsarmer Krieger. Jedenfalls, bis er sie sieht, denn er ist natürlich sofort von ihr verzaubert und genau dadurch immer in Gefahr, seine ansonsten unerschütterliche Ruhe und Stärke und vor allem die Kontrolle über seine Gefühle zu verlieren. Nicht zu vergessen ist natürlich die Widersacherin der weiblichen Hauptfigur – in Fall von Die Flamme und das Schwert in Gestalt von Luas Schwester, die der Liebe der beiden nicht nur im Weg steht, sondern alles in ihrer Macht stehende tut, um sie zu verhindern. Und ganz nebenbei am Ego von Lua säbelt. Last, but not least braucht natürlich auch der männliche Protagonist einen Gegenpart. Clodomirus hat eine alte (vielleicht nicht ganz so nachvollziehbare) Rechnung mit de Bres offen und über ihn erfüllt sich dann gewissermaßen nicht nur Aias, sondern auch Luas Schicksal.


    Wie gesagt, das eine oder andere Kapitel, der eine oder andere Handlungsfaden ist nicht ganz schlüssig, wirkt aufgesetzt oder steckt voller Klischees, stellenweise vorhersehbar. Das schmälert Peñalvers Roman jedoch nur bedingt und wird in der Regel durch humorige Einlagen – wie etwa Luas nicht vorhandenen Kochkünsten deutlich, mit denen sie neben sich selbst auch einen ganzen Trupp Krieger in einen Rauschzustand versetzt – wettgemacht.


    Fazit


    Eine seichte, dennoch kurzweilige Geschichte für die eine oder andere Stunde zur Entspannung, Ablenkung oder reinen Unterhaltung, die unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, vier von fünf Punkten bekommt.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Tara Assmann Akupaintur – Heilende Symbole zum Aufmalen für Gesundheit und Lebenskraft
    Heyne Praxisbuch
    ISBN 978-3453701526
    ISBN 3453701526
    Sachbuch
    Originalausgabe 2010
    Umschlaggestaltung Guter Punkt München
    Taschenbuch, 208 Seiten
    [D] 8,95 €


    Verlagsseite


    Zur Autorin


    Bei Forschungsreisen nach Südasien und Indonesien lernte die 1968 geborene, studierte Ethnologin und Kulturwissenschaftlerin Tara Assmann die Vorteile eines lebendigen medizinischen Systems kennen. Dieses System bezieht je nach Beschwerdebild sowohl schamanisches, traditionell indisch und chinesisch medizinisches, aber auch klassisch homöopathisches Wissen ein und lässt auch die Methoden der modernen Schulmedizin nicht außen vor. Assmann selbst hatte Anfang der 1990er Jahre das Glück, auf etwas wie Akupaintur zurückgreifen zu können, wie sie im Prolog schildert.


    Zum Buch / Meine Meinung


    Das Covermotiv zeigt den Rücken einer jungen Frau, auf deren Wirbelsäule eine Spirale in grün und rot gemalt ist. Sie sitzt vor einem bläulichen Hintergrund. Die Rückseite des Buches ist ebenfalls in hellem blau gehalten und von Lichtpunkten durchsetzt. Wirkt etwas esoterisch angehaucht, ist es aber nicht.


    Stattdessen erhält man ein sowohl neugierig machendes, spannendes als auch informatives und selbst für Laien relativ einfach umsetzbares Buch in Händen, in der die Autorin nicht nur auf die Historie der Körperbemalung eingeht. Körperbemalungen oder Tätowierungen sind bei allen Völkern der Welt seit alters her bekannt. Dass sie nicht nur rein dekorativen Zwecken dienten, wissen zwischenzeitlich vermutlich nicht nur Insider. Über den historischen Schlenker macht der interessierte Leser einen Abstecher zu Kapiteln über Elemente, Meridiane und Energiekreisläufe, Chakren und – dann wird es spannend - den von Assmann beschriebenen Symbolen. Auch deren praktischer Einsatz wird angesprochen. Sie erklärt in einfachen Worten, welche Symbole bei welchen Beschwerden wie eingesetzt werden können, um eine Änderung des Zustands herbeizurufen. Im Anhang befindet sich dann noch eine Bildsammlung von Meridianverläufen.


    Wer sein neu erworbenes Wissen allerdings sofort umsetzen möchte, muss sich etwas in Geduld üben und die entsprechenden Punkte und Symbole relativ mühselig zusammensuchen – zumindest anfangs. Das hätte, offen gestanden, praktikabler umgesetzt werden können. Andererseits beschäftigt man sich so automatisch mehr mit den Symbolen und Punkten und umso leichter kann man es im Alltag umsetzen. Insoweit ist dies für Eilige zwar vielleicht ein kleiner Schwachpunkt, faktisch gesehen, aber nicht wirklich schlecht.


    Die Autorin erfindet damit natürlich weder das Rad neu, noch ist sie über den Stein des Weisen gestolpert. Sie gibt damit kein Allheilmittel an die Hand. Doch mit den heilenden Symbolen zum Aufmalen für Gesundheit und Lebenskraft hat man eine – altbewährte - alternative (Selbst-)Behandlungsmöglichkeit sowohl für chronische wie auch akute Beschwerden. Wer es nicht glaubt, sollte es selbst probieren. Ich selbst konnte schon in mehreren Fällen, in denen ich Symbole verwendet habe, die eine oder andere Verbesserung teilweise miterleben, sehen, selbst erfühlen und ansonsten die Schönheit von Farben und Formen genießen. Sensibilisieren Sie ihren Geist und ihren Körper, für das was wirkt, denn „Heilung ist in Wirklichkeit eine Nebenwirkung des Bewusstwerdens.“ * .


    Fazit


    Empfehlenswert, da die Behandlungsalternative einfach und nachvollziehbar erklärt wird.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)
    * Dr. Frank Kinslow – „Quantenheilung“, VAK, 2009

    Karen Marie Moning - Gefangene der Dunkelheit
    Originaltitel Dreamfever
    aus dem Amerikanischen übersetzt von Ursula Walther
    Ullstein Taschenbuch
    ISBN 978-3548280844
    ISBN 3548280846
    Fantasy, Chick-Lit
    Dt. Erstausgabe 2010
    Umschlaggestaltung Hilden Design, München
    Taschenbuch, 544 Seiten
    [D] 8,95 €


    Verlagsseite
    http://www.karenmoning.com]Autorenseite[/URL]


    Zur Autorin


    Mit ihren 12 Romanen (der Highländer- und Fever-Serie) landete die 1964 in Ohio geborene Karen Moning nicht nur in den Bestsellerlisten von New York Times und Publishers Weekly. Ihre Romane werden, in 21 Sprachen übersetzt, weltweit vertrieben. Vor ihrem Erfolg als Bestsellerautorin war die studierte Juristin im Versicherungsrecht und Schiedsgerichtsbereich tätig. Heute verbringt sie ihre Zeit zwischen den Bergen von Georgia und den Stränden von Florida und schreibt oder arbeitet beispielsweise an einer Grafiknovelle mit. Ihr bevorzugtes Genre ist Fantasy.



    Zum Buch


    Bei der Covergestaltung setzt der Verlag auf Altbewährtes. Eine junge Frau, die sich an einen Mann lehnt, dessen Gesicht nicht zu sehen ist, weil er mit dem Rücken zum Betrachter steht. Beide in einer Halle mit gotischen (Fenster-)Bögen. Alles grünlich angehaucht auf schwarzem Untergrund. Die rote Schrift mit dem Titel „Gefangene der Dunkelheit“ hebt sich davon genauso viel oder wenig ab, wie auf der Buchrückseite der Kommentar der Chicago Tribune „Dunkle, gefährliche Erotik – einfach verführerisch!“. Ein wirklicher Bezug zu einer der Figuren lässt sich damit nicht herstellen.


    Auch im vierten Band der fünfteiligen Fever-Serie geht es um MacKayla Lane, die noch immer gegen das Böse kämpft. Was sagt die Inhaltsangabe?


    Sie können mich nicht brechen. Ich werde nicht vergehen. Ich bin stark. Und ich werde niemals gehen, bevor ich nicht bekommen habe, wofür ich hergekommen bin ….


    Die junge Seherin MacKayla Lane, die sich in Dublin auf der Suche nach dem Mörder ihrer Schwester befindet, gerät in die Hände des gefährlichen Lord Master. Doch bevor der Herrscher über das Reich der Dunkelheit und seine Geschöpfe sie vollends in seinen Bann schlagen kann, wird Mac von ihren Freunden Dani und Barrons gerettet. Vorerst in Sicherheit, erfährt sie, dass sich während ihrer Gefangenschaft Schreckliches ereignet hat: Die Barriere zwischen der Welt der Menschen und der der dunklen Mächte ist gefallen - und Macs Eltern sind in die Hände des Lord Master gefallen. Kann Mac sie retten und die Unseelie in die Unterwelt zurückdrängen?


    Diesen Teil erzählt uns wie gehabt Mac, allerdings bekommt sie anfangs Unterstützung von Dani, einer jugendlich-pubertären Sidhe-Seherin, die ebenfalls einige Passagen erzählt. Dies geschieht in der Zeit, in der Mac eine Pri-ya ist (was eine auf ihr Verlangen konzentrierte Nymphomanin hoch zehn ist). Teilweise erzählen sie rückblickend, teilweise aktuell das Geschehen in einem Prolog und 37 Kapiteln (gegliedert in drei Teile), bevor das Buch mit einem Wort der Autorin sowie dem Glossar (Auszug aus Macs Tagebuch) endet. Nein halt, es gibt da noch dieses Rezepte aus Dublin zur Zubereitung von Unseelie-Fleisch. Nun ja …


    Meine Meinung


    Obwohl mehrere Monate seit Erscheinen des dritten Teils vergangen sind, knüpft der vierte Roman übergangslos an das vorherige Geschehen an. Da keiner der vorigen Bände wirklich abgeschlossen ist, bietet es sich an, zunächst die Vorgängerbände zu lesen, wenn man sich an diesen vierten Band der Fever-Reihe machen will. Ansonsten könnte es schwierig sein, sich durch die Vielzahl an Figuren durchzufinden. Während die ersten Teile der Serie durchaus in den Bereich Urban Fantasy gehören, hat sich das Geschehen im vierten Teil in eine reine Fantasiewelt verlagert.


    MacKayla hat inzwischen einige Fähigkeiten dazugewonnen und auch ihr Dummchen-Image abgelegt, verliert aber gleichzeitig wieder etwas von der Stärke, die sie im dritten Band dazugewonnen hat. Noch immer ist sie auf der Suche nach dem Sinsar Dubh. Dem Buch, das die Welt retten kann und das sie als Einzige fühlen kann, weshalb logischerweise Gute wie Böse hinter ihr her sind. Dublin hat sich verändert, es ist zunehmend finsterer geworden. Mehr und mehr verlagert sich die Geschichte in die Welt der Feen.


    Wirklich greifen kann ich es nicht, aber etwas hat sich am Schreibstil verändert. Irgendwie erinnert mich Monings Roman stellenweise an einen kürzlich gelesenen von Marjorie M. Liu – weniger inhaltlich, eher was Wortwahl und Satzstellung betrifft. Noch immer ist er flüssig und leicht zu lesen, trotz der vielen Begriffe, die einen umschwirren, aber auch nach drei Teilen nur bedingt gebräuchlich sind.


    Auch im vierten Band um MacKayla Lane geschieht wieder ungeheuer viel. Gleichzeitig kommt man aber keinen Schritt weiter. Magie nimmt einen größeren Anteil als in den bisherigen Bänden ein. Es kommen wieder einige Figuren dazu. Die im Kampf gegen die Unseelie kämpfenden Sidhe-Seherinnen Mac und Dani müssen einige Rückschläge einstecken und gleichzeitig gegen die ihren kämpfen, denn von denen bekommen sie nicht die Unterstützung, die man logischerweise erwarten würde. Im Gegensatz zu anderen Fantasiebüchern, wo dies meist eher anfangs geschieht, erfährt Mac dieses Mal von einer Prophezeiung, die sie und ihre Schwester betrifft. Immer wieder folgen Andeutungen, dass noch weitaus mehr in ihr steckt.


    Barrons bleibt auch in diesem Teil undurchsichtig, gewinnt jedoch zunehmend. Nicht nur, weil er MacKayla aus ihrem Pri-ya-Dasein rettet, indem er ihr u. a. die Erinnerungen zurückgibt. (Man könnte auch sagen, er handelt nach einer Art homöopathischem Grundsatz: Gleiches mit Gleichem heilen.) Das wird erschöpfend in den ersten Kapiteln beschrieben. Hier kommt es zwar auch zu der Annäherung zwischen Barrons und MacKayla, worauf man ja schon seit dem ersten Band wartet. Allerdings könnte dies zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Vorgeschichte der Mehrfachvergewaltigung auf manchen eher störend wirken. Der Umgang mit der schwierigen Thematik Vergewaltigung wird zwar durch die Verlagerung ins Fantasygenre abstrahiert, dabei jedoch zu oberflächlich gehandhabt. MacKayla geht letztlich so schnell zu ihrer neuen Tagesordnung über, dass die eingehenden ersten Kapitel unglaubwürdig wirken.


    Leider weiß man übrigens auch am Ende des vierten Bandes, trotz einiger neu dazu gekommener Informationen nicht, was oder wer Barrons wirklich ist. Nicht einmal Mac (wie man dem Glossar-/Tagebuch am Ende entnehmen kann. Diesbezüglich bleibt zu hoffen, dass die Autorin noch zu einer schlüssigen Erklärung im letzten bereits angekündigten Teil der Fever-Reihe kommt.


    Moning führt die Leser in gewohnter Art nur stückchenweise weiter, lässt ihre Figuren mal mit-, mal gegeneinander kämpfen. Lässt auch in diesem Band die einen gut, die anderen böse und wieder andere irgendwo zwischendrin sein, hat aber das etwas Klischeehafte des ersten Bandes größtenteils abgelegt.


    Fazit


    Obwohl etliche Antworten geliefert werden, führen diese nur zu neuen Fragen und auch im vorletzten Teil der Serie bleibt einfach ALLES offen. Dennoch: Der Wechsel von Urban Fantasy zu Fantasy hat mich besser unterhalten, als die anderen Bände, weshalb ich vier von fünf Sternen vergeben möchte und gespannt auf den Folgeband warte. Da die englischsprachige Taschenbuchausgabe in Deutschland erst im August 2011 auf den Markt kommen soll, ist Geduld angesagt – die Übersetzung dürfte noch um einiges länger dauern.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Karen Marie Moning - Im Bann des Vampirs
    Originaltitel: Darkfever

    aus dem Amerikanischen übersetzt von Ursula Walther
    Ullstein Taschenbuch
    ISBN 978-3548266015
    ISBN 3548266010
    Fantasy
    Dt. Erstausgabe, 5. Auflage 2010
    Umschlaggestaltung Hilden Design, München
    Taschenbuch, 368 Seiten
    [D] 7,95 €


    Verlagsseite
    Autorenseite



    Zur Autorin


    Mit ihren 12 Romanen (der Highländer- und Fever-Serie) landete die 1964 in Ohio geborene Karen Moning nicht nur in den Bestsellerlisten von New York Times und Publishers Weekly. Ihre Romane werden, in 21 Sprachen übersetzt, weltweit vertrieben. Vor ihrem Erfolg als Bestsellerautorin war die studierte Juristin im Versicherungsrecht und Schiedsgerichtsbereich tätig. Heute verbringt sie ihre Zeit zwischen den Bergen von Georgia und den Stränden von Florida und schreibt oder arbeitet beispielsweise an einer Grafiknovelle mit. Ihr bevorzugtes Genre ist Urban Fantasy.


    Zum Buch


    Die deutsche Ausgabe des ersten Bandes der Fever-Serie erschien bereits im Jahr 2007. Mir liegt gerade die fünfte Auflage von 2010 vor. Dass es sich um eine Serie handelt, geht aus der Kurzbeschreibung der Autorin im Buch hervor – ein kleiner Hinweis in der Inhaltsangabe (beispielsweise auf der Coverrückseite) wäre allerdings praktischer. Das Cover selbst sieht schwarz aus. Eine junge, blonde Frau, die sich an einen langhaarigen Mann lehnt, dessen Gesicht fast von den Haaren verdeckt wird. Gotische Bögen im Hintergrund. Trotz blutroter Schrift sticht der der Buchtitel „Im Bann des Vampirs“ nicht wirklich hervor, ebenso wenig wie der rückseits aufgedruckte Kommentar „Noch dunkler, erotischer und tiefgründiger als Monings Highländer Erfolge“ von Publishers Weekly.


    Was passiert laut Inhaltsangabe im Buch?


    Zitat

    Die junge Amerikanerin MacKayla Lane interessiert sich vor allem für Mode und Popsongs – bis eines Tages ihre Schwester Alina in Dublin brutal ermordet wird. MacKayla beschließt, selbst nach dem Mörder ihrer Schwester zu suchen. In Irland stellt sie erschrocken fest, dass sie Vampire sehen kann, die eine fatale erotische Anziehungskraft auf sie ausüben. Glücklicherweise trifft sie den Buchhändler Jericho Barrons, der sich mit Dämonen und Vampiren bestens auskennt. Während sie gemeinsam gegen das Böse kämpfen, funkt es gewaltig zwischen Mac und Jericho.


    Nach dem Prolog, der mit dem vielversprechenden Auftaktsatz („Meine Philosophie ist ziemlich einfach – jeder Tag, an dem niemand versucht, mich zu töten, ist ein guter Tag.“ ) beginnt das erste Kapitel genau ein Jahr früher. Danach kann man sich in 25 Kapiteln in MacKaylas Geschichte stürzten, die sie rückblickend aus der Ich-Perspektive erzählt, bevor das Buch mit einem Glossar endet.


    Meine Meinung


    Selten habe ich eine so unzutreffende Beschreibung gelesen – sei es nun bezüglich des Titels, des Kommentars von Publishers Weekly oder im Hinblick auf die Inhaltsangabe. Wobei ich offen gestanden zugeben muss, dass ich die Highländer-Serie nicht gelesen habe. Diesbezüglich könnte es natürlich sein, dass die Folgebände einen solchen Kommentar rechtfertigen. Der Auftaktroman tut es allerdings nicht.


    In dem Roman geht es auch nicht, wie Titel oder Inhaltsangabe vermuten lassen, um Vampire, demzufolge kann MacKayla eigentlich auch nicht in den Bann eines solchen geraten. Vielmehr geht es um Feenwesen oder Sidhe. Die einen sollen böse und hässlich sein, die anderen unwirklich schön und gut – wobei die Grenzen da nicht so klar gezogen sind und es durchaus auch anders sein kann (gut aussehend und böse kommt zumindest vor). Dass MacKayla sie sehen kann, liegt an einem Geheimnis in ihrer Vergangenheit. Was sie – eine Sidhe-Seherin - als Hässlichkeit wahrnimmt, empfinden normale Menschen als strahlend schön, ohne zu merken, dass die Bösen ihnen ihre Lebensenergie rauben und rasend schnell altern lassen. Das hat durchaus Bezüge zu Vampiren. Genau wie die in bestimmten Stadtteilen lauernden, schwer fassbaren ebenfalls bösen Gestalten, die statt Blut gleich alles nehmen, was dafür sorgt, dass lediglich Kleider und pergamentartig wirkende Häute en masse zurückbleiben. Der Rest wird quasi absorbiert. Diese Wesen können nur im Schatten existieren, der kleinste Lichtschein wird ihnen gefährlich. Trotz gewisser Parallelen fehlt mir persönlich da der im Titel versteckte Blutsauger. Dann gibt es noch die Tod-durch-Sex-Wesen (allein der Name hat zu hochgezogenen Augenbrauen bei mir geführt), die auch feenartig sind und für das sorgen, was womöglich den erotischen Part darstellen soll, bei mir aber nicht so ankommt. Etwa, dass MacKayla sich in einem Museum voller Menschen – die sie praktischerweise in dem Moment nicht sehen können – auszieht und nur noch eins will und das dazu womöglich noch mit dem Wesen, das eventuell ihre Schwester ermordet hat. Oder mitten am helllichten Tag auf der Straße loslegt. Erotik sieht in meinen Augen etwas anders aus, aber Geschmäcker sind verschieden.


    Doch gehen wir einmal von alle irreführenden Dingen ab. Was bleibt dann?


    Ein flüssig zu lesender Roman. Eine Geschichte voller mystischer Wesen – kein Wunder, immerhin spielt sie in Irland. Neben bodenständigen Pubs und alten Gebäuden, Tradition und Moderne, gibt es eben auch Feen und andere Gestalten. Die machen aber nicht mithilfe ihrer Magie als strahlende Lichtgestalt alles wieder gut. Sie wirken auch nicht wie grummelnde Zwerge auf der Suche nach Gold, das sie dann boshaft bewachen? Nein, die Wesen in Monings Roman sind trotz ihrer Fähigkeit schön zu wirken, trotz ihrer vielleicht tatsächlichen Schönheit eher Monster, die die Menschheit bedrohen. Und wo etwas Böses ist, braucht es in der Regel einen guten Gegenspieler.


    Moning bringt diesen Gegenpart in Form ihrer selbstironischen Hauptfigur mit naiver bis überraschend selbstironischer Denkweise ins Spiel. Diese wirkt trotz ihrer 22 Jahre anfangs eher wie ein typisch amerikanischer Teenager, oder wie eine Cheerleaderin (ich sah fast diese Puschel in ihren Händen). MacKayla ist sehr impulsiv, Vernunft scheint ein Fremdwort für sie zu sein. Mit dem ständigen Hinterfragen der eigenen Handlungsweise sorgt sie für den einen oder anderen Lacher. Im Hinblick auf sie stimmt der Anfang der Inhaltsangabe übrigens. Pink ist ihr ein und alles, und bevor sie in dieses Abenteuer eintaucht, ist eine ihrer größten Sorgen, dass ein Nagellackhersteller die Produktion einer bestimmten Farbe einstellt, weil sie dann nichts mehr hat, was zu ihrem Lieblingsrock passt. Dieser flapsige Stil erschüttert allerdings gleichzeitig die Glaubwürdigkeit der ernsthaften Sidhe-Seherin und Jägerin des Bösen mehr als einmal. Zudem wirkt sie hin und wieder zu zickig und ihre grenzenlose Naivität mehr als enervierend. Sie schießt zu oft übers Ziel hinaus und agiert oder vielmehr reagiert nicht immer folgerichtig.


    Demgegenüber steht der extrem steif, ja verknöchert und behäbig wirkende, und leider von Anfang bis Ende etwas blass bleibende, Jericho, bei dem ich bis zur letzten Seite gerätselt habe, ob er jetzt der Vampir ist, in dessen Bann MacKayla geraten sein soll. Er ist geheimnisumwoben, daneben gut aussehend, reich, klug, nachdenklich, emotionslos, kalt und wirkt irgendwie alt.


    Ihre Wege kreuzen sich auf der Suche nach der Wahrheit über den Tod von MacKayla Schwester immer wieder. Ihre Schwester, die irgendetwas mit dem gleichermaßen geheimnisumwobenen wie machtvollen Buch Sinsar Dubh zu schaffen hatte. Oder die, genau, wie sie, plötzlich feststellen musste, dass die Realität in der sie bis zu ihrem Eintreffen in Irland lebte, nicht die Einzige ist. Dass es Artefakte gibt, die es zu suchen gilt, damit die sich mehr und mehr öffnenden Tore zwischen den Welten wieder geschlossen werden können. Die Suche ist es, die Jericho und MacKayla dazu bringt, sich zusammenzuschließen und gemeinsam vorzugehen, ohne allerdings wirklich ein Team zu bilden. Ob die beiden zusammenkommen oder nicht, ob es da mal tatsächlich knistert oder nicht, bleibt auch nach dem Lesen der letzten Seite offen – ob der Folgeband „Im Reich des Vampirs“ diese Frage klärt, allerdings auch.


    Die Bösewichte, die bekämpft werden, sind an manchen Stellen überaus eindimensional und zu klischeehaft dargestellt. Warum wer wie handelt, bleibt ein absolutes Rätsel, was durchaus daran liegen kann, dass es sich eben nur um den Auftaktroman der Serie handelt. Dennoch bleibt ein unbefriedigendes Gefühl beim Lesen, zumal noch nicht einmal der Tod von MacKaylas Schwester wirklich aufgeklärt wurde. Das Einzige, was klar zu sein scheint, ist, dass bestimmte Feenwesen nur auf eins aus sind …


    Fazit


    Nach der anfänglichen Enttäuschung ein Lesequickie ohne wirklichen Tiefgang, der jedoch förmlich nach einem Folgeband schreit, weil einfach zu viele Fragen offenbleiben.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Zur Autorin


    Viel habe ich nicht über sie gefunden. Nur das, was unter anderem auch auf ihrer eigenen Homepage oder der Verlagsseite zu finden ist. Die 1961 geborene Autorin war vor Beginn ihrer schriftstellerischen Laufbahn als Ärztin in der Neurologie und Psychiatrie tätig. Sie ist verheiratet und hat drei Söhne. Die Untiefen der menschlichen Psyche interessierten sie nicht nur beruflich, sie ziehen sich auch als roter Faden durch ihre Romane. Ihr Debütroman Niemandstochter erschien im Jahr 2009 beim Wunderlich Verlag, trug dort jedoch den Titel die Puppennäherin. Genau wie bei ihrem aktuellen Roman handelt es sich dabei um einen historischen Roman.


    Zum Buch / Meine Meinung


    Zitat

    Inhaltsangabe: Liebe und Verbrechen im mittelalterlichen Ravensburg - Christine lebt als Ehefrau eines reichen Tuchhändlers in einem prächtigen Ravensburger Bürgerhaus. Aber ihre Ehe steht unter keinem guten Stern. Als sie sich heimlich Geld bei einem jüdischen Pfandleiher borgt, ist ihr nicht bewusst, was für fatale Folgen dies hat: Nicht nur findet ihr Mann bald heraus, was sie hinter seinem Rücken getan hat – Christine hat sich in den Juden verliebt und ist auf dem besten Weg, eine Todsünde zu begehen ...


    Damit ist schon mal eine der weiblichen Hauptfiguren benannt. Die Zweite wird hier nicht erwähnt, hat aber in meinen Augen ebenfalls einen sehr großen Part in der Geschichte, zumal sich ihre Wege mit denen von Christine kreuzen. Doch anfangs könnte ihr Leben nicht gegensätzlicher sein.


    Während Christine Köpperlin zunächst noch in scheinbarer Sorglosigkeit lebt, sich um Blumengärten kümmern kann und finanziell allein schon durch ihre Ehe mit dem reichen Tuchhändler Frick abgesichert ist, muss sich Gerli von klein auf gegen alle Widrigkeiten zum Trotz durchkämpfen. Sie ist früh mit ihrem kleineren Bruder von zuhause geflohen und lebt mit diesem genau wie Christine im hochmittelalterlichen Ravensburg. Während sie in einer Papiermühle schuftet und darauf hofft, dass der Müller sie eines Tages heiratet, betätigt sich ihr eigener Bruder lieber als ihr Zuhälter als sich ehrlicher Arbeit zu widmen. Abgesehen davon gibt er ihr Geld mit schöner Regelmäßigkeit für Wetten und Alkohol aus.


    Adversativer könnte das Leben dieser beiden Frauen nicht sein. Doch der Schein trügt. Obwohl Christine nicht wie Gerli täglich neu ums Überleben kämpfen muss, bedeutet das nicht, dass sie glücklich ist. Ihre Ehe mit dem mehrere Jahre älteren Frick ist kinderlos, er selbst rücksichtslos, untreu und bisweilen gewalttätig. Und eines Tages macht er etwas, was seine Frau bis ins Mark trifft, ohne dass sie sich groß dagegen wehren kann: Er holt seinen unehelichen Sohn und später auch dessen Mutter in ihr eigenes Haus.


    In Ravensburg gibt es auch ein Judenviertel. Der Arzt David, der schon lange nicht mehr seinem Beruf nachgeht, dem genau wie allen anderen Juden, im damaligen Europa Misstrauen, Neid und Gewalt entgegenschlägt, muss zusammen mit seiner Familie sein tägliches Brot als Geldverleiher verdienen. Eines Tages steht Christine in seiner Tür. Sie benötigt dringend Geld. Als Pfand bringt sie ein Seidentuch mit – ein Geschenk ihres Mannes. Und wofür? Für eine Flöte, mit der sie ausgerechnet Ludwig, den unehelichen Sohn ihres Mannes, eine Freude machen möchte, der mit dem Umzug nach Ravensburg kreuzunglücklich ist.


    Mit dieser Begegnung nimmt nicht nur die sich zart anbahnende Liebesgeschichte zwischen David und Christine ihren Lauf, sondern auch das Unglück. Als Ludwig eines Tages verschwindet, fällt der Verdacht auf die Juden. Es wird weniger nach dem Täter als nach einem Sündenbock gesucht. Und mit dem einsetzenden Kesseltreiben gerät auch Christines Leben ins Trudeln. Tiefer als sie dabei fällt, kann eine Frau ihrer Gesellschaftsschicht kaum fallen. Gleichzeitig scheint sich zumindest für Gerli, die sie in diesem Zusammenhang kennenlernt und mit der sie sich anfreundet, ein kleiner Hoffnungsschimmer abzuzeichnen.


    Isabel Pfeiffer schafft es in ihrem zweiten Roman nicht nur sehr gut, die privilegierte Christine lebensnah darzustellen, sie zeichnet gleichwohl das klare Bild einer jungen Frau, die das genaue Gegenteil erlebt. Doch obwohl es die Autorin mit ihrem flüssigen, lebensnah und lebendig wirkenden Erzählstil mir ermöglicht hat, mich leicht in diese beiden Figuren einzufinden, gab es bedauerlicherweise die eine oder andere Länge. Dass ich dennoch weitergelesen habe, lag daran, wie verständlich sie die Situation der beiden Frauen geschildert hat. Ihre soziale Abhängigkeit in einer männerbestimmten Welt. Die Kompromisse, die sie eingehen mussten. Die teilweise fatalistische Haltung, die sie dabei einnahmen. Wie gesagt – die Lebensumstände wurden sehr interessant geschildert und dargestellt. Die Spannung mithilfe des plötzlichen Verschwindens von Ludwig gesteigert.


    Leider blieb aber die eigentliche Liebesgeschichte und mit ihr David, der zusammen mit seiner Familie als Beispiel für die mittelalterliche Judenverfolgung dient, etwas zu nebensächlich, zu verschwommen. Obwohl ich andererseits nicht behaupten kann, dass der politische Aspekt in dieser Sache (Judenverfolgung) nicht deutlich wird, finde ich diesen Part etwas zu flach dargestellt. Darüber hinaus schlich sich durch die Perspektivwechsel zwischen dem Leben von Gerli und Christine sehr früh eine gewisse Vorhersehbarkeit ein, was die Spannung für meine Begriffe auf einem eher geringen Level gehalten hat.


    Fazit


    Ein guter Grundgedanke wurde hier in einen nachvollziehbar historischen Rahmen gepackt. Kleinigkeiten sorgten für ein paar Längen, trotz allem habe ich mich gut unterhalten gefühlt.


    Copyright © 2010 by Antje Jürgens (AJ)

    Zum Buch / Meine Meinung


    Das grün-rot gehaltene Cover zeigt, neben floralen Mustern, eine junge Frau mit barock wirkendem Gesicht, einer Geige und einem Geigenbogen, passt also schon mal zu dem, was die Verlagsseite oder auch die Rückseite des Taschenbuches verrät.


    Zitat

    Verlagsseite/Buchrücken DIE RUNEN DER GAUKLERIN VERKÜNDEN DEN TOD. UND WEITAUS SCHLIMMERES.


    Eine Intrige verurteilt die Würzburger Bürgerstochter Regina zu einem Leben als Ausgestoßene. Sie ist dem Tode nahe, als ein Gauklerpaar sie unter die Fittiche nimmt. Mit seiner Hilfe entwickelt sich die einstige Klosterschülerin zur Königin der Gaukler, die sich auch auf das Deuten verbotener Runen versteht. Dies bleibt dem Fürstbischof nicht verborgen. Er entsendet Regina auf geheime Mission ins Taubertal, wo Meister Riemenschneider an einem prachtvollen Altar arbeitet. Unheimliche Vorkommnisse bedrohen das Werk des begnadeten Künstlers. Wer hat ein Interesse daran, den Kult um den Germanengott Wotan wiederzubeleben, dessen steinernes Abbild an der Creglinger Herrgottskirche angeblich Tränen vergießt? Und wer schreckt nicht einmal vor Mord und Grabschändung zurück? Bald ist auch Reginas Leben in Gefahr.


    Nach dem Lesen der Inhaltsangabe von Die Königin der Gaukler, ahnte ich schon beinahe, dass das, was die erste Zeile (Die Runen der Gauklerin….) so spannend ankündigt, eine eher untergeordnete Rolle spielt. Und mein erster Eindruck hat mich nicht wirklich getäuscht. Erst auf Seite 269 von 441 landet die Gauklerin Regina in Creglingen. Davor wird ihr bisheriges Leben erzählt, wobei große Sprünge gemacht werden. Es beginnt im Prolog – eigentlich vor ihrer Geburt – wo ihrer Mutter bzw. ihrem Vater von einem, das Volk begeisternden der Obrigkeit aber verhassten, Prediger prophezeit wird, dass sie noch ein Kind bekommen – ein Gauklerkind. Danach macht die Geschichte im ersten Kapitel sofort einen Sprung ins Jahr 1496, in ein Kloster, in dem Regina untergebracht ist und man lernt ein junges Mädchen kennen, das auf die erste Liebe hofft und bitter enttäuscht wird. Was so harmlos beginnt, endet für sie nicht nur mit körperlicher Gewalt, es beendet auch ihr Leben im Kloster und ihr Vater verstößt sie. Und alles nur, weil sie ihren Vater, den Stadtvogt auf etwas Unheilvolles in ihrem Kloster aufmerksam machen wollte.


    Dieses Erlebnis sorgt dafür, dass sich die Prophezeiung des Predigers 20 Jahre zuvor erfüllt. Regina landet bei den Gauklern und wird von diesen nicht nur aufgenommen, sondern darf auch bei ihnen bleiben. Die Gaukler ziehen nur im Kreis Würzburg herum, da die Anführerin Rieke aufgrund einer besonderen Vereinbarung mit dem für Würzburg zuständigen Fürstbischof ein Anwesen nutzen darf. Bevor der Leser sich versieht, sind zehn Jahre vergangen und Regina begeistert nicht nur mit ihrer Geige, die eine besondere Verbindung zu ihrer Vergangenheit und die ihrer Mutter aufweist, sondern auch als Runenleserin die Menschen von denen sie auftritt. Doch da sie Würzburg nie wirklich verlassen hat, gerät sie erneut ins Visier des Menschen, der für ihren Fall von der Bürgerstochter zur Gauklerin verantwortlich ist. Was dazu führt, dass sie nach Creglingen gesandt wird, wo Dinge geschehen, die mit dem heidnischen Gott Wotan in Verbindung gebracht und Runenzeichen gefunden werden. Die Zeit in Creglingen dient dann nicht nur dazu, die seltsamen Vorkommnisse und Todesfälle aufzuklären, sondern auch Reginas Ehre wiederherzustellen. Da dieser Part der Geschichte in meinen Augen etwas zu kurz kommt, möchte ich nicht weiter darauf eingehen.


    Mit Die Königin der Gaukler halte ich wieder einmal ein Buch in Händen, das mich etwas gespalten zurücklässt. Der Roman ist atmosphärisch eigentlich gut aufgebaut. Die historischen Bezüge sind lebensecht dargestellt, die Grundidee spannend, die Wortwahl und der Erzählstil des Autors so gewählt, dass man ein farbenprächtiges, klares Bild der Zeit vor Augen hat. Doch während im ersten Teil (vor Creglingen) die Personen noch recht deutlich gezeichnet sind, wurden im zweiten Teil so viele in die Handlung eingreifende Personen hereingenommen, dass ihre Charakterisierung eher flach ausfällt. Dadurch konnte ich kein wirkliches Gefühl für diese Figuren entwickeln. Hier wäre zudem eventuell eine Auflistung aller agierenden Figuren hilfreich, wenn auch sehr umfangreich, gewesen.


    Das Buch wird aus der Sicht eines unbeteiligten Dritten erzählt. Dabei wechselt Dieckmann die Perspektiven. Zwar laufen alle Handlungsfäden bei Regina selbst zusammen, doch wird mal Regina selbst beleuchtet, mal die Figur des Bildhauers und Kunstschnitzers Riemenschneider, mal die des Arztes Marcello, mal die des Stadtvogtes Babel, und, und, und. Dieser Wechsel versorgt den Leser – manchmal der Spannung abträglich etwas zu früh - mit dem einen oder anderen Detail, das den agierenden Romanfiguren noch fehlt. Die frei erfundene, jedoch mit Bezügen zu historischen Orten und Persönlichkeiten geschriebene Geschichte Reginas ist gespickt mit Intrigen und Unrecht, Glaube und Aberglaube, Verbrechen und Verrat. Als Gegenpol gibt es auch Liebe und Treue, wobei dies in einem relativ ausgewogenen Verhältnis erzählt wird. Dennoch scheint etwas zu fehlen. Doch vielleicht – aufgrund des in einem Handlungsfaden offenen Endes – gibt es ja eine Fortsetzung.



    Fazit


    Ein farbenprächtiger Roman für einen gemütlichen Leseabend. Leider hat er mich nicht völlig ins Geschehen gezogen.


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    Zum Buch


    Der Hochglanz-Schutzumschlag zeigt rauchende Fabrikschlote, einen brennenden Himmel, eine schwach-leuchtende Gaslaterne, altmodisch gekleidete Menschen und eine düstere Straßenszene – kein Wunder, laut Umschlagtext soll mich die Geschichte ja nach Ruhrort ins Jahr 1861 bringen. Das Cover passt sehr gut zum Inhalt des Romans. Gefallen haben mir in diesem Zusammenhang auch die beiden Stadtpläne ganz vorne und ganz hinten im Buch. Was das Lesen etwas erleichtert hätte, fehlt leider – eine Auflistung der Personen, die in der Geschichte vorkommen. Doch das ist nur ein kleines Manko. Nach dem Prolog kann man sich nach Herzenslust in den folgenden 15 Kapiteln austoben, bevor der Roman mit einem kleinen Epilog und einer Danksagung der Autorin endet.


    Doch zurück zum Roman:


    Zitat Umschlagtext


    Ruhrort, 1861: Dunkle Zeiten im Land von Stahl und Kohle


    Lina hat es geschafft: Ihr kleiner Modesalon ist in aller Munde. Wie viele Bewohner des Städtchens hat sie die Aufbruchstimmung der letzten Jahre genutzt und sich nach ihrer Hochzeit mit Kommissar Robert Berghoff selbstständig gemacht. Ihre Welt wird erschüttert, als Anna Jansen erstochen wird. Wer hatte einen Grund, ihrer besten Näherin nach dem Leben zu trachten?


    Doch das ist erst der Anfang. Ein weiterer Mord geschieht. Und während ganz Ruhrort den traditionellen Maiball begeht, werden die Villen reicher Bürger geplündert. Nicht nur der Polizei fällt auf: Die Taten waren gut geplant, zeugen von genauer Kenntnis der Örtlichkeiten und Besitztümer. Und: Sie betreffen ausschließlich Linas Kunden. Misstrauen schlägt ihr entgegen. Gestern noch eine angesehene Bürgerin Ruhrorts, muss Lina nun ihre Ehre verteidigen. Dabei steht nicht nur ihr Ruf auf dem Spiel.


    Meine Meinung


    2008 erschien ja, wie bereits erwähnt, Kaffkes erster historischer Roman „Das rote Licht des Mondes“ der sich ebenfalls um Lina, die Protagonistin von „Das dunkle Netz der Lügen“ drehte. Ich muss gestehen ich habe das Buch nicht gelesen und auch erst hinterher bemerkt, dass es da einen Vorgängerband gibt. Man kann also diesen zweiten Roman ohne Probleme lesen, wenn man das Vorgängerbuch nicht kennt.


    Eheliche Gewalt, Ehebruch, Sorgerechtsstreitigkeiten, Erpressung, Raub und Mord, die Wirtschaftskrise. Eine Plage der Gegenwart? Mitnichten. All dies begegnet uns auch in Kaffkes zweitem historischen Kriminalroman. Doch das ist es nicht allein. Hier wird auch klar, wie undenkbar den Menschen von damals unser heutiges Leben vorkommen müsste, könnten sie denn einen Blick darauf werfen. Unser relativ leichter Zugang zu Grundnahrungsmitteln und Wasser, medizinischer Versorgung oder auch eine Verbrecherjagd mit allen verfügbaren technischen Mitteln.


    Kaffke führt ihre Leserschaft nicht nur in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts in einen damals noch als Vorort existierenden Stadtteil Düsseldorfs um sie dort an einem Kriminalfall teilhaben zu lassen. Sie unterhält darüber hinaus detailreich und verknüpft in spielerischer Leichtigkeit verschiedene Handlungsstränge. Historische Kulissen, wie etwa ein Stahlwerk oder die seit den 1960er-Jahren nicht mehr vorhandene Altstadt, sind genauso geschickt eingeflochten. Die dargestellten Charaktere – ob nun Haupt- oder Nebenfiguren, Sympathieträger oder eher verhasste Gestalten – sind klar und lebendig gezeichnet. Und das, obwohl man gleich von Anfang an mit vielen zurechtkommen muss. Sie sind nicht extrem selbstlos, besonders schön oder allzu heroisch. Viel eher sind es Menschen, die einem im täglichen Leben begegnen könnten. Harmonisch scheint es einzig im Haus der Protagonistin zwischen ihr und ihrem Ehemann zuzugehen. Ansonsten sind alle Stärken und Schwächen, alle Tiefen und Höhen der menschlichen Psyche vorhanden. Die Figuren gehören allen sozialen Schichten an. Teilweise wurden sie mitleiderregend, Verständnis heischend oder auch abstoßend gezeichnet – doch immer detailliert und lebendig. Kein Charakter wirkt aufgesetzt oder unglaubwürdig. Es gibt Personen, die vielleicht auf den ersten Blick überflüssig wirken mögen, auf den zweiten jedoch sehr gut hineinpassen. Alle sind sie sorgfältig konstruiert – genau wie die Handlung. Alles und jeder trägt einen kleinen Part zum großen Ganzen bei.


    Mit klarer Sprache schildert die Autorin die damaligen Lebensumstände. Sie bedient sich dabei – wie bereits erwähnt – mehrerer Handlungsstränge. Erzählt werden sie alle aus der Sicht eines unbeteiligten Dritten. Kaffke schafft eine etwas düstere Grundatmosphäre, die die harten Lebensumstände umso glaubwürdiger wirken lässt. Obwohl dieser Roman eindeutig in das Genre des Kriminalromans passt, ist das Verbrechen darin nicht im Vordergrund. Diebstahl, Mord, Körperverletzung, Erpressung – all das kommt vor. Doch obwohl die Nebenschauplätze, wie etwa die Arbeit in der kräftezehrenden Stahlhütte, der halbwegs sichere, nicht weniger harte Alltag der Näherinnen, die Plackerei von Mägden und Knechten, fast genauso viel Raum einnehmen, wirken sie nicht störend oder überdeckend. Vielmehr vereint sich alles zu einem sehr real wirkenden Bild des Lebens zu dieser Zeit, an diesem Ort.


    Die Wortwahl der Autorin sorgt einerseits dafür, dass sich die Geschichte locker und flüssig lesen lässt. Der stetige Wechsel von gut zu böse, von fatalistisch zu tatkräftig, von reich zu arm, von Handlungsstrang zu Handlungsstrang, erfordert jedoch etwas Konzentration. Zwar verknüpft die Autorin die Einzelstränge sehr verschickt und sauber und lässt keinen davon im Nichts verlaufen. Gleichzeitig liegt hier jedoch auch eine kleine Schwäche. Durch diesen stetigen Wechsel weiß der Leser zwangsläufig mehr als die Figuren. Das lässt ihn einerseits mitfiebern oder mitleiden, andererseits raubt es stellenweise etwas von der Spannung einer Geschichte, die weniger auf besonders schwierig zu lösenden Fällen, als vielmehr auf Abgründen der menschlichen Spezies und ihrer psychologischen Beweggründe fußt.


    Fazit


    Einige verknüpfte Kriminalfälle vor einem authentisch wirkenden historischen Hintergrund. Trotz kleinerer Schwächen habe ich mich gut unterhalten gefühlt und möchte vier von fünf Punkten vergeben.


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