Beiträge von Ati

    Gertrud Hirschi dürfte nicht nur Yoga-Schülern und/oder auch –Lehrern in der Schweiz nicht ganz unbekannt sein. Sie leitet seit beinahe drei Jahrzehnten eine Yogaschule in Zürich; bietet in der Ulmer Gesundheits-Akademie interessierten Yogalehrern Weiterbildungen an und macht ihr Wissen im Bereich Yoga, Mudras oder Meditation nebenbei in Vorträgen und Kurzseminaren im In- und Ausland sowie Büchern oder dem mir hier vorliegenden Buch-Karten-Set einem breiteren Publikum zugänglich.


    Egal ob jung oder alt, gesund oder gesundheitlich eingeschränkt, beweglich oder weniger beweglich: Mit Yoga kann jeder etwas für seine Gesundheit tun und – bei richtiger Anwendung – sehr schnell persönliche Fortschritte erkennen. Bevor ich mich intensiver damit befasst habe, war mir gar nicht bewusst gewesen, wie eingeschränkt ich beispielsweise in meiner Beweglichkeit bereits war. Bedauerlicherweise ließ ich mich anfangs viel zu leicht abschrecken. Das lag jedoch nicht daran, dass Yoga grundsätzlich nichts für mich war, sondern dass ich mir die falschen Kurse, Kursleiter und/oder DVDs für meine ersten Versuche aussuchte. Mittlerweile weiß ich es besser.


    Der Vorteil: Man kann Yoga genau genommen fast überall machen. Mehr als eine bequeme Unterlage und entsprechende Kleidung benötigt man neben der anfänglichen Notwendigkeit den inneren Schweinehund zu überwinden, der eventuell zähnefletschend vor dem überaus bequemen Sofa sitzt und einen am Aufstehen hindert, eigentlich nicht. Okay, ein Spiegel ist in meinen Augen auch noch ganz sinnvoll für alle Übenden. Für Interessierte gibt es glücklicherweise eine Fülle an mehr oder weniger guten Angeboten. Seien es Kurse, Videos oder auch Bücher. Oder das praktischerweise gerade vor mir liegende Buch-Karten-Set YOGA ganz einfach.


    Die darin enthaltenen Karten wurden schon vor knapp zwanzig Jahren vom Bauer-Verlag herausgegeben und bis zur fünften Auflage immer mal wieder überarbeitet. Auch die Idee, die Karten gemeinsam mit einem Buch herauszubringen, ist nicht ganz neu. Ursprünglich war das Begleitbuch allerdings noch eher ein Booklet. Das jetzt im Set enthaltene 112seitige Begleitbuch überraschte mich bereits beim ersten Durchblättern mit der Fülle der darin enthaltenen Informationen. Atmung, Tipps für die tägliche Praxis, ein Ausflug in die Welt der Chakras, Yantras und Mantras – all das kommt neben der eigentlichen Yoga-Thematik nicht zu kurz und wird in einen schlüssigen Zusammenhang gebracht. Man merkt deutlich die Erfahrung der Autorin, die im Übrigen auch auf Meditationen und Mudras (Fingeryoga) und eine Vital-Klopf-Technik eingeht. Wer das Buch aufmerksam liest, wird feststellen, dass Gertrud Hirschi Lebensfreude und Spaß an der Sache damit vermitteln will, was ihr für mein Empfinden auch gut gelungen ist.


    Die 84 Übungskarten bieten neben den eigentlichen Grundübungen auch noch entsprechend beschriebene Varianten. Ich habe noch nicht alle Karten durchprobiert und nachgezählt. Deshalb kann ich ehrlich gesagt nicht sagen, wie viele Varianten es tatsächlich sind (laut Kartonrückseite 180, laut Einleitung S. 8 etwa 170 und laut Beschreibung der Karten an sich auf Seite 29 des Buches sogar 270 – so genau scheint das also irgendwie niemand zu wissen :grin). Doch das ist ehrlich gesagt zunächst einmal nebensächlich.


    Die nach Farben gegliederten Karten (14 x gelb = Drehungen, 13 x blau = Vorbeugen, 12 x grün = Rückenbeugen, je 11 x rot = allgemeine Aufwärm- und Kraftübungen, orange = Seitenbeugen, violett = Umkehrhaltungen, 10 x weiß = Gleichgewichtsstellungen, je 1 x grau = Ruhelage, braun = Meditationshaltung) zeigen auf der Vorderseite eine Schattenrissdarstellung. Diese hebt sich schwarz (statische Grundübung) und gegebenenfalls grau (dynamische Übungsfolge/ Variation) vor dem farbigen Hintergrund ab. Darunter steht ein(e) passende(s) Affirmation/Mantra als Einstimmung auf die Übung beziehungsweise um eventuell darüber zu meditieren. Ferner findet man darauf ein sogenanntes Yantra (eigenes Symbol) für die jeweilige Farb-/Übungsgruppe. Die ebenfalls auf der Vorderseite angebrachten Zahlen von eins bis vier verdeutlichen, welche Übungen man im Stehen, im Kniestand oder der Bauchlage, im Sitzen oder in der Rückenlage absolvieren sollte.


    Praktischerweise kann man sich anhand der Farbsortierungen und Nummerierungen immer wieder neue Übungsfolgen zusammenstellen, mit denen Lockerungen und Dehnungen des ganzen Körpers, die Durchlässigkeit der Meridiane, eine Stärkung des Rückens und bessere Gelenkbeweglichkeit ebenso wie Tiefenentspannung trainiert werden können.


    Auf den Rückseiten der Karten findet man ebenfalls eine Fülle an Informationen. Hier wird die Übung an sich erklärt, die Atemfolge ebenso wie passende Ausgangspositionen/ Vorübungen und nachfolgende Ausgleichsübungen und letztlich auch die Wirkung (egal ob körperlich, geistig oder seelisch).


    Kurzum gibt es also sowohl einfache Anfängerübungen als auch schwierigere für Fortgeschrittene.


    Also Buch lesen, Karten aussuchen und einfach loslegen?


    Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn, wer viele Informationen auf einer 7 x 5 cm großen Karte unterbringen möchte (und man findet auf den Kartenrückseiten wie bereits angedeutet einiges an Informationen), muss eine entsprechend kleine Schrift wählen. Die ist zusätzlich das eine oder andere Mal von einem grau gestalteten Variantenschattenriss unterlegt. Beides erschwert, das einfach so nach den Karten greifen und loslegen etwas. Etwas Zeit muss man also schon aufbringen.


    Und auch sonst gilt: eindeutig JEIN!


    Ja für jene, die Yoga nicht gerade erst neu für sich entdeckt haben und es schon geraume Zeit praktizieren. Wer nicht immer nach dem einmal gelernten Schema-F üben möchte, hat mit dem Set ein probates Mittel gegen Langeweile zur Hand.


    Auch autodidaktisch veranlagte Personen, die eine gesunde Selbsteinschätzung haben, werden mit dem Set alleine bereits gut zurechtkommen, sofern sie sich eingehend mit den Übungskarten und dem Buch beschäftigen. Das allerdings erklärt sich von selbst, denn wenn man sich nicht damit beschäftigen möchte, braucht man sich das Set ja eigentlich gar nicht erst kaufen.


    Trotz der Tatsache, dass alle Übungen samt Varianten mit Sicherheit zu Gesundheit, einer guten Haltung und der Stärkung und Genesung eines vielleicht nicht mehr so ganz perfekten Körpers führen, möchte ich andererseits jedoch ein klares Nein für all jene aussprechen, die absolute Neulinge sind, Yoga einfach mal spaßeshalber ausprobieren möchten oder sich eventuell auch gerne selbst überschätzen. Wer nicht mit der nötigen Einstellung an die Sache herangeht, ärgert sich hinterher möglichenfalls nicht nur über den Preis, sondern muss sich gegebenenfalls auch mit Schmerzen plagen.


    Denn obwohl die Autorin in ihrer Einleitung darauf verweist, dass Yogaübungen ihre Rückenprobleme wie Butter in der Sonne dahinschmelzen ließen, verweist sie auf Seite 106 darauf, dass die Übungen auf den Karten für gesunde Menschen erstellt wurden, und führt auch sonst noch ein paar Kontraindikationen an. Dies muss man jetzt nicht hundertprozentig als Widerspruch in sich sehen, denn mit etwas Selbsteinschätzung kann man durchaus üben, üben, üben. Doch wer überprüft was und ob man überhaupt eine Übung richtig und damit laut Autorin absolut rücken- und nackengerecht durchführt?


    Genau wie bei allen anderen Büchern oder DVDs niemand, das muss jeder für sich tun. Insoweit tut zumindest ein Grundkurs für Neulinge in meinen Augen not, bei dem ein Yogalehrer den interessierten aber bis dahin eben völlig unbeleckten Yogaschüler entsprechend einführt und – noch wichtiger - korrigiert.


    Auch wer sich selbst im Verdacht hat, was auch immer zu verbissen zu üben, sollte die Hände von dem Set lassen. Zwar gibt es grundsätzlich Yogaübungen für jeden, doch die eine oder andere kann bei falscher Ausführung durchaus schaden oder je nach körperlichem Befinden eben kontraproduktiv wirken.


    Fazit:


    Schmälert das alles den guten Eindruck, den YOGA ganz einfach bei mir hinterlassen hat? Eindeutig NEIN! Erstens betrifft das meiste davon nicht das Buch-Karten-Set alleine, sondern wohnt allen Do-it-yourself-Anleitungen inne. Unabhängig davon ist Yoga nichts, was man mal einfach so nebenbei erledigen sollte. Wer sich also ausführlicher sowohl mit dem Thema an sich als auch mit dem Buch-Karten-Set beschäftigt, wird meines Erachtens seine Freude an diesem liebevoll gestalteten Set haben. Nicht nur weil angebotene Kurse vielleicht manchmal einfach nicht in die Tagesplanung passen oder der DVD-Player im entscheidenden Moment mal wieder anderweitig belegt ist. YOGA ganz einfach erleichtert zwar eindeutig die Zusammenstellung neuer Übungsfolgen. Doch die Autorin lief darüber hinaus auch mit ihrer Vital-Klopf-Technik sowie den Ausführungen zum Atmen oder ihren Meditationsvorschlägen offene Türen bei mir ein. Deshalb kann ich YOGA ganz einfach jedem empfehlen, der etwas für sich tun möchte.


    Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)

    Seit mir vor etwa dreieinhalb Jahrzehnten ein vereiterter Milchzahn gezogen werden musste, plagt mich die Angst vor Zahnarztbesuchen. Dafür kann allerdings besagter Backenzahn, so schmerzhaft er auch war, nichts. Vielmehr wurzelt diese Angst in der lebhaften Erinnerung an die überaus resolute Zahnärztin. Noch heute höre ich die barsche, in feldwebelhaftem Ton geraunzte Anweisung, mich nicht so anzustellen. Noch immer habe ich auch – das fasse ich bis heute nicht – die direkt neben dem Behandlungsstuhl platzierten beiden Doggen nicht vergessen. Ob diese Hunde wirklich so groß waren, wie mir meine Erinnerung suggeriert, mag dahingestellt sein. Fakt ist, dass ich heute noch ihr Hecheln und das überaus interessierte Schnüffeln im Ohr habe, nicht nur während der Prozedur an sich, sondern auch als sie mich aus dem Behandlungszimmer geleitet haben. Mein Bruder, der mich damals begleitete, muss bei meiner Gesichtsfarbe, meines Gesichtsausdrucks und angesichts des Umstandes, dass ich auf dem langen Weg zum Bahnhof alle zwei Schritte Blut ausspucken musste, so einen Schrecken bekommen haben, dass er zuließ, dass ich mein angstfeuchtes Patschehändchen in seine deutlich größere und griffigere Hand geschoben habe (was sonst eher nicht so sein Ding war). Sobald ich fortan auch nur das Wort Zahnarzt las, litt ich an Kurzatmigkeit und Herzrasen, Schweißausbrüchen und Magenschmerzen, was samt und sonders stärker wurde, je näher ich einem Behandlungsstuhl kam. Daran konnten weder nette und überaus verständnisvolle Zahnärzte (ohne Hunde) noch Beruhigungsmittel etwas ausrichten. Obwohl ich glücklicherweise mit an sich gesunden Zähnen ausgestattet bin, wurde jeder Kontrolltermin zur Tortour. Der Umstand, dass ich auch zum Kieferchirurgen musste, oder sobald sich die Weisheitszähne bemerkbar machten, fatalerweise bei jedem Eisprung Entzündungen an selbigen bekam, verbesserte die Situation keineswegs. Heute gibt es ja sogenannte „Angst“-Zahnärzte, was eine gute und schöne Sache ist, sofern sich die Zähne daran halten, zu praxiskonformen Zeiten und regulären Terminen Probleme zu bereiten.


    Warum ich das erzähle? Weil mich das vor mir liegende Buch-Karten-Set MUDRAS für Körper, Geist und Seele - Yoga mit dem kleinen Finger daran erinnert hat. Ganz niedergerungen ist meine Angst bis heute nicht. Aber ich halte sie im Fall der Fälle auf einem erträglichen Level. Mit Mudras gehe ich nicht nur dagegen, sondern auch gegen andere Wehwehchen vor, die das Leben so mit sich bringt. Zugegeben, mit dem kleinen Finger allein kommt man beim Praktizieren von Mudras nicht weit. Allerdings muss man sich dabei auch nicht so verrenken wie bei mancher Yogaübung und Mudras strengen eindeutig weniger an. Effektiv sind sie jedoch allesamt, wie ich nach einem Seminar und aus eigener Erfahrung weiß. Ich liebe Mudras. Einfach weil man sie immer und überall praktizieren kann. Ohne Hilfsmittel, ohne lange Vorbereitung. Ob jung oder alt, gesund oder angeschlagen, egal ob im Gehen oder Stehen, im Sitzen oder im Liegen - wer Hände hat, kann sein Glück mit ihnen versuchen.


    Allerdings – ich bin bequem – wende ich die Allermeisten nur im Ernstfall an. Und auf den Gedanken, sie als Orakel zu benutzen (wie auf der Booklet-Rückseite beschrieben), bin ich noch gar nie gekommen. Allerdings hatte ich bisher ja auch noch kein Karten-Set. Mein Wissen um diese nützlichen kleinen Alltagshelfer kann also durchaus noch ausgebaut werden. Wem das zu abgehoben sein sollte, kann diesen Aspekt natürlich auch einfach weglassen.


    Das Booklet enthält eine kurze Beschreibung zur Anwendung der Karten, leicht auch für absolute Laien verständlich. Wer Angaben zur Zeit sucht, die man investieren muss oder soll, der wird sie lediglich bei den Einsteigertipps im Booklet, nicht jedoch auf den farblich sortierten Karten finden. Das liegt nicht daran, dass sie vergessen wurden, sondern – darauf weist Gertrud Hirschi hin – daran, dass die benötigte Zeit bei jedem individuell ist.


    Die Karten selbst sind, wie bereits erwähnt, farblich sortiert. Alle Übungen auf roten und orangenen Karten dienen dazu, Kraft zu tanken. Übungen für geistige Frische findet man auf den gelben, grüne beinhalten Übungen für inneres Gleichgewicht und Harmonie, blaue solche für Ruhe und Entspannung.


    Klingt unwahrscheinlich? Ist es aber nicht. Wie man (nicht nur) aus der Traditionellen Chinesischen Medizin weiß, haben wir an unserem Körper (Rücken, Hände, Füße, Ohren) Punkte, die über Meridiane direkt mit unseren Organen verbunden sind. Wer nachsehen will, welcher Handbereich zu welchem Organ gehört, kann dies anhand des Booklet-Schaubildes (S. 25) tun. Diese Punkte werden mit den Mudras stimuliert. In Verbindung mit der Konzentration auf das Innere, auf die Atmung, einer eventuellen Visualisierungsübung und zusammen mit einer kurzen Vorabmassage, kann man so gezielt Selbstheilungskräfte aktivieren, die innere Balance wiederfinden, sich fokussieren. Das ist natürlich eine stark vereinfachte Betrachtungsweise, aber es lohnt sich auf alle Fälle, Mudras einmal auszuprobieren. Einfach weil sie eine Möglichkeit darstellen, etwas ohne fremde Hilfe für sich zu tun. Wer sich mit Spiritualität, Transformation und Wandel beschäftigt, kommt ebenfalls nicht zu kurz, denn Übungen dazu findet man auf den violetten Karten.


    Auf der Kartenvorderseite findet sich jeweils eine Mudra-Zeichung vor einem auf jeder Karte anders gestalteten, gemalten Hintergrund. Dieser Hintergrund bezieht sich auf Wirkung oder den Namen des Mudras. Hinzu kommt ein(e) Affirmation/Mantra. Auf der Rückseite findet sich die Bezeichnung des Mudras, eventuell wem es ursprünglich geweiht wurde, seine Wirkung, ein Visualisierungsvorschlag und ein(e) weitere(s) Affirmation/ Mantra.


    Was positiv anzumerken ist, ist das Register im Booklet ab Seite 33. Darin führt die Autorin eine Reihe von Beschwerden und die dazu passenden Karten bzw. Mudras auf. Wirklich schade ist jedoch, dass eine explizite Beschreibung zur Haltung und Lage der Finger bzw. der Hand selbst meist auf den Karten fehlt. Nicht immer ist alles selbstredend bereits durch die Zeichnung erklärt. Dies kann Laien die Sache etwas erschweren.


    Abschrecken lassen müssen sie sich davon jedoch auch nicht, denn egal ob im seelisch-geistigen Bereich oder doch eher bei körperlichen, akuten oder chronischen Beschwerden. Unabhängig von seinem Problem oder Anliegen, wird jeder etwas für sich in den 68 Karten finden. Darauf finden neben ältere, bereits von der Autorin in ihren anderen Büchern eingesetzte Mudras, wie auch einige neuere. Es sind natürlich nicht ihre eigenen, denn Mudras sind Handhaltungen, die in fernöstlichen Kulturen seit Jahrhunderten bekannt sind.


    Fazit:


    MUDRAS für Körper, Geist und Seele - Yoga mit dem kleinen Finger bietet empfehlenswerte Alltagshelfer. Das liebevoll gestaltete Set ist allerdings noch etwas ausbaufähig, was die genauere Beschreibung einzelner Mudras betrifft. Dafür gibt es einen kleinen Punktabzug.


    Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)


    Das DVA-Cover zeigt einen Frauenkopf im Scherenschnittstil vor einem türkisblauen Hintergrund, einige exotisch anmutende Blüten und einen kleinen Kolibri. Ein einfach gestaltetes Cover also, dass sich mit dem gar nicht einfachen Leben einer einfach gehaltenen Frau beschäftigt.


    Es stimmt, das Buch ist keines, das man mal eben so nebenei liest. Es ist bedauerlicherweise vermutlich auch keines, das Massen begeistern wird. Vermutlich auch wegen des Schreibstils, der leicht und gleichsam gefühllos distanziert wirkt. Und das bei einem so unrühmlichen wie unmenschlichen Kapitel der Menschheit. Sklaverei, die bedauerlicherweise noch nicht in allen Teilen der Welt ein abgeschlosses Thema ist. Levy hat sich eingehend damit beschäftigt und das merkt man. Sie hebt den Finger ohne belehrend zu wirken. Ihr Buch rührt an, ohne pathetisch zu wirken. Es erschüttert und stößt ab,. Es stimmt nachdenklich und wühlt auf. Und es lohnt sich, wenn man es zu Ende liest.


    Wie bereits erwähnt, sind ihre Erlebnisse aufwühlend, was im krassen Gegensatz zu dem leichten und gefühlskalten, distanzierten Erzählstil steht. Anfangs hat mich das etwas gestört. Allerdings ging mir bald darauf auf, dass dies die einzig logische Art ist, so etwas zu erzählen. July und die anderen Sklaven wurden von klein auf mit der Nase darauf gestoßen, nichts wert zu sein. Keine Gefühle und Rechte zu haben. Sie wurden mit unabänderlichen Tatsachen konfrontiert ohne eine Wahl zu haben. Wer gewöhnt ist, eigene Entscheidungen treffen zu dürfen, sich einfach umdrehen und gehen zu können, würde vieles sicher anders erzählen. July musste jedoch ihre Gefühle tief in sich verschließen. So tief, dass vielleicht nicht einmal sie selbst sie wiederfand. Nicht nur um sich vor Schmerz und Enttäuschungen zu bewahren, sondern einfach, um in einem solchen unmenschlichen System zu überleben. Und eben dieser gewählte Erzählstil verstärkt das eigentlich Erzählte in meinen Augen.


    Trotz all dieser Erfahrungen lässt July in ihrer Geschichte keinesfalls nur Trostlosigkeit und Wut, sondern gleichfalls Freude, Hoffnung und spitzbübisch auch eine gewisse Keckheit erkennen. Sie mag in den Augen ihrer Besitzer keine Intelligenz und Bildung besessen haben, die man aus Büchern lernen kann. Doch sie ist aufmerksam und besitzt die Bildung, die einem das Leben beschert. Manches erscheint so übertrieben, dass sofort klar ist, dass July sich diese Wendung ausgedacht hat; dass der Wunsch auf ein besseres Leben der Vater des Gedanken war. July, die die Sklaverei mit allen Höhen und Tiefen noch erleben musste, bedient sich dabei eines in dieser Zeit antrainierten Verhaltens. Mit ihren Übertreibungen und Verschleierungstaktiken, ihren Lügen und Ausweichmanövern schützt sie sich auch im Nachhinein noch vor Demütigungen, will imponieren oder beschämen.

    Und hier noch meine Meinung dazu:


    Viel findet sich nicht im Netz, wenn man Lauren Grodstein eintippt. Die in New Jersey geborene und aufgewachsene Autorin lebt noch heute mit ihrem Ehemann und Sohn dort. Sie unterrichtet kreatives Schreiben und Literaturwissenschaft in Camden. Ihre bisherigen Arbeiten wurden bereits in mehrere Sprachen übersetzt. So auch ihre Novelle „A friend of the familiy“, die im Februar letzten Jahres von Klett-Cotta auf den deutschen Markt gebracht wurde.


    Eigentlich könnte alles perfekt sein. Der Internist Pete Dizinoff hat Elaine geheiratet, die er liebt. Die beiden haben Alec, ein Wunschkind, mittlerweile mehr oder weniger erwachsen. Das eigene Haus, die eigene Praxis, genügend Geld also, und dazu noch Joe und Iris, gute Freunde aus Studienzeiten in der Nachbarschaft. 20 Jahre heimeliges Mittelstands-Klischee in den Vereinigten Staaten.


    Nun ja, nicht ganz. Denn Wunschkind hin oder her – Alec ist nicht unbedingt der Schwiegermuttertraum schlechthin. Trotz aller Förderung schafft er die Schule mehr schlecht als recht, kommt mit Drogen in Kontakt, weiß nichts mit sich anzufangen, wirft ein teures Studium hin und will Künstler werden. Was macht der stolze Vater? Er knirscht mit den Zähnen und versucht dennoch die perfekte Grundlage für die Zukunft seines Sohnes zu schaffen.


    Das Cover (blauer Himmel mit nur ein paar Wölkchen, ein schlichtes Haus, davor zwei männliche Figuren) ist schlicht und ich hätte beim Betrachten desselben ebenso wenig wie durch den Titel herausgefunden, worum es geht. Denn es geht weniger um besagte Freundin, als um Petes Leben, in dem alles auseinander fällt. Oder vielmehr alles auseinanderfiel. Sein guter Ruf als Arzt, seine Freundschaften, seine Ehe, seine Familie - alles ist anders und nichts scheint gut. Mit Die Freundin meines Sohnes lässt Lauren Grodstein ihre Leserschaft auf Petes Leben zurückblicken, lässt sie mit ihm auf ein Urteil warten und erfahren, was zum abrupten Ende dieses ach so amerikanischen Idylls führte. Lässt ihn erzählen, was passiert ist.


    Hier offenbarte sich für mich ein kleines Manko. Pete stellt sich bereits mit der Schilderung seiner aktuellen Lebenssituation voller Selbstmitleid und wenig sympathisch vor. Das hätte mich das Buch beinahe weglegen lassen. Nach einem anschließenden ausführlicheren Rückblick auf die Umstände, die zu eben dieser Situation führten, lässt die Autorin ihre Hauptfigur an diesen Anfang anknüpfen und beendet dadurch die Geschichte. Das eine oder andere konnte man sich jedoch bereits nach dieser anfänglichen Vorstellung denken.


    Grodsteins Hauptfigur offenbart sich von Anfang an also wie bereits erwähnt nicht unbedingt als der sympathisch-nette Typ von nebenan. Vielmehr wird schnell deutlich, dass er ein Kontrollfreak ist, der letztlich nicht einmal vor Gewalt zurückschreckt, um seinen Willen durchzusetzen. Er ist hochmütig und in seiner Hochmütigkeit falsch, da er beispielsweise auf seine Freunde und deren Leben herabblickt. Doch warum? Weil er grundsätzlich ein schlechter Mensch ist?


    Sicher nicht. Pete ist tatsächlich vielleicht nicht der sympathisch-nette Typ von nebenan. Aber er könnte nebenan oder sogar mit uns wohnen. Seine Taten und Denkweisen entstehen aus dem Wunsch, alles richtig zu machen. Seine Motivation ist die Liebe. Nicht zur Freundin seines Sohnes, wie man jetzt vielleicht vermuten könnte, sondern die zu seinem Sohn. Der eine oder andere mag das aus seinem Leben eher anders herum kennen (Mutter kann Sohn nicht loslassen, Vater die Tochter). Doch Alec ist Petes Wunschkind von seiner Traumfrau Elaine. Für Alec wünscht er sich ein gutes und sicheres Leben. Da passt es überhaupt nicht, dass der sich ausgerechnet in die in den Schoß ihrer Familie zurückkehrende Laura verliebt. Sie ist einige Jahre älter als Alec, die Tochter von Petes eingangs erwähnten guten Freunden Joe und Iris gleich nebenan. Ausgerechnet Laura, die mit 17 unbemerkt schwanger wurde, das Baby in einer Toilette zur Welt brachte und tötete. Ausgerechnet Laura, die danach erst in der Psychiatrie und dann in der Fremde verschwand. Ausgerechnet Laura – genauso interessant wie labil - verdreht Alec völlig den Kopf. Pete versucht alles, um diese Beziehung zu unterbinden. Darüber vernachlässigt er seine Tätigkeit als Arzt. Prompt unterläuft ihm ein fataler und tödlicher Fehler und er landet vor Gericht. Darüber setzt er seine Freundschaft mit Lauras Eltern aufs Spiel, weil er etwas anrührt, das jahrelang nur oberflächlich übertüncht wurde, um den Schein der Normalität zu wahren. Ein Ereignis, das nie richtig aufgearbeitet wurde. Seine Ehe, seine Familie, sie gerät allein dadurch in Gefahr, weil er nicht davor zurückschreckt, auf seiner Sicht der Dinge zu beharren. Während Petes Frau Elaine Mitleid für Laura empfindet, Alec die Welt nicht mehr versteht, Iris für ihre eigene Tochter kämpft, obwohl sie sie für damals hasst, ist sie in Petes Augen einfach eine Mörderin und gefährlich. Sie ist nichts für seinen Sohn, der auch noch verkündet, mir ihr nach Paris gehen zu wollen. Um das zu verhindern, sucht Pete ein letztes Gespräch mit Laura. Es eskaliert und Laura dreht den Spieß um. Sie wehrt sich nicht nur gegen Petes Versuche sie von Alec zu trennen, sie bringt ihn in Misskredit.


    Was grundsätzlich wie ein gutbürgerliches amerikanisches Idyll anmutet, erweist sich sukzessive als oberflächlich gut funktionierende Farce mit etlichen schwelenden Konflikten und jeder Menge Unverständnis. Denn natürlich gab es einen Grund, warum Laura die damalige Schwangerschaft verschwieg. Natürlich gibt es auch einen Grund, warum Alec so ist wie er ist. Und natürlich gibt es 1.000 Gründe den Schein zu wahren, die allesamt wichtiger scheinen, als die wirklichen Probleme. Pete und seine Familie sind bei weitem nicht die Vorzeigetypen, als die er sich und sie selbst gerne sieht. Er wirkt stellenweise arrogant und in seinem Eifer alles richtig zu machen wie bereits erwähnt wenig liebenswürdig. Doch genau das macht ihn wiederum menschlich – wer ist schon perfekt?


    Die Autorin springt zwischen den Figuren hin und her, erzeugt durch Andeutungen Spannung – die allerdings durch die eine oder andere langatmige oberflächliche Passage gebrochen wird. Ihre Charaktere sind nicht wirklich diffus, aber auch nicht sonderlich klar herausgearbeitet. Man erkennt durchaus Laura als gleichermaßen schwach wie berechnend. Pete ebenso fatalistisch hilflos wie fanatisch. Dennoch scheint hier etwas zu fehlen. Hinzu kommt, dass der Lesefluss etwas ins Stottern kommt, weil Grodstein in Petes Schilderung der Vorfälle auch noch Zeitsprünge eingebaut hat und auf klitzekleine Nebenschauplätze ausweicht, die nicht zwingend für die Geschichte gewesen wären. Und doch tragen auch diese Abschweifungen, in denen Pete auf an und für sich nebensächliche Erfahrungen seines Lebens eingeht, dazu bei, seine Sorge und Liebe zu Alec herauszuarbeiten.


    Und keines von Petes Problemen wirkt so erfunden, dass man den Kopf schütteln müsste. Alle muten, genau wie seine aus Verzweiflung entspringenden Handlungen und die daraus resultierenden Folgen, real und nachvollziehbar an. Grodsteins Roman zeigt, dass Geld und gut situierte Verhältnisse nicht vor Fehlentscheidungen und Problemen bewahren und sie bisweilen nicht nur nicht abmildern, sondern sogar verstärken können. Die gesamte Entwicklung von Petes Geschichte ist nicht immer akzeptabel aber durchaus nachvollziehbar und gerade dadurch erschreckend. Man stellt sich zwangsläufig die Frage, wie weit sich Eltern in das Leben ihrer erwachsen werdenden Kinder einmischen dürfen. Inwieweit sie sie vor Fehlern bewahren dürfen. Was falsch verstandene Liebe und was natürliches Schutzbedürfnis ist.


    Fazit:


    Die Freundin meines Sohnes lässt sich trotz kleinerer Schwächen leicht lesen, ohne zum Lesequickie zu verkommen. Es soll ein Thriller sein, ist jedoch nicht das spannendste Buch, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Dennoch konnte ich es nicht einfach so weglegen. Es zog mich langsam aber unaufhörlich bis zum Schluss. Denn durch die Nachvollziehbarkeit bestimmter Handlungen und Gedanken blieb bis zur letzten Seite der Wunsch, zu erfahren, wie die Sache ausgeht.

    Und hier noch meine Meinung:


    Der Einband des vor mir liegenden Romans ist in einem warmen Rot gehalten. Er zeigt vorne eine Frau mit aufgestecktem Haaren in einem roten Kleid von hinten, wobei das Muster des Kleides und das Muster rot tapezierten Wand, vor der sie steht, identisch ist. Automatisch dachte ich dabei „das könnte jeder sein“ und faktisch passt es damit zu den lebendig wirkenden Romanfiguren, die tatsächlich durchaus neben uns wohnen könnten – Zeitrahmen hin oder her. Der Titel der deutschen Übersetzung ist stimmig und doch auch wieder nicht. Denn tatsächlich erscheint zu der eigentlich eher klein angedachten Geburtstagsfeier Emeralds nicht nur ein ungeladener Gast, sondern gleich mehrere. Allerdings gehen die anderen Überraschungsbesucher eher unter.


    Was erwartet man beim Betrachten des Buches? Oder nach dem Lesen des Klappentextes? Ein Drama? Ein historisches Sittengemälde? Ein Art Gaslicht-Atmosphäre? Einen psycho-pathischen Daueramoklauf und permanente Gänsehaut vom bloßen Umblättern? Es könnte alles sein. Zumal man bei Titeln der Deutschen Verlags Anstalt sicher sein kann, dass es etwas ist, das sich angenehm vom üblichen Mainstream abhebt.


    Mit Der ungeladene Gast bekommt man auch prompt einen Hauch Mystery, reichlich (schwarzen) Humor und feine Ironie. Psychologisch geschickt platzierte Seitenhiebe und Sticheleien mit einem unverstellten Blick auf eine gleichermaßen skurril versnobte wie teil-weise verarmte feine Gesellschaft. Auf verkrustete Strukturen und wenige Möglichkeiten. Auf gewünschtes Sein und tatsächlichen Schein.


    In Jones Roman gibt es fast ein Dutzend näher beschriebener Charaktere. Trotz dieser Fülle bleibt keiner von ihnen eindimensional. Sie zeigen sich vielschichtig und letzten Endes trotz aller Fehler nicht ganz so auf sich selbst bezogen sind, wie sie anfänglich wirken. In den acht Kapiteln zeigt sich, dass manches aus purem Eigennutz und anderes dann doch eher aus Eigenschutz geschieht. Fast alle lassen sich erschreckend leicht manipulieren und gewinnen dadurch noch an Echtheit.


    Und so wird man mit eher leisen Tönen durch die Geschichte gezogen. Direkt hineingezogen hat es mich zugegebenermaßen nicht in Jones Roman – dafür gab es einige zu vorhersehbare Wendungen. Dennoch konnte ich das Buch nicht einfach weglegen. Denn zusätzlich zu den vorhersehbaren Wendungen kamen beim Lesen auch Fragen auf. Die wollten beantwortet werden, konnten es aber nicht gleich, da die Autorin mehrfach teils humorvolle, teils bitterböse oder arrogant wirkende Ausweichmanöver startete und vom eigentlich Offensichtlichen wegführte.


    Da ist eine scheinbar ganz normale Familie. Der Stiefvater macht sich auf, Gelder zu besorgen, um das Anwesen und den Lebensstandard seiner angeheirateten Familie zu be-wahren. Ein finanziell etwas in Schieflage geratenes Familienidyll? Nicht ganz, denn seine Stiefkinder bilden sich viel auf sich ein und lehnen ihn ab. Jedenfalls wird das im Bezug auf Emerald und ihren Bruder Clovis deutlich. Imogen, Smudge genannt, das dritte Kind im Bunde bleibt größtenteils sich selbst überlassen und kann ihre liebenswert kindlichen und doch sehr exzentrischen Einfälle - etwa ein Pony in ihr Zimmer zu bringen – in die Tat umsetzen. Emeralds Mutter Charlotte offenbart sich größtenteils als verantwortungslose, egoistische, ja oberflächliche Frau. Der reiche Nachbar John wirkt engstirnig und bigott, die ankommenden Freunde Ernest und Patience dagegen bodenständig und verlässlich. Da gibt es die verhärmte Haushälterin Florence und natürlich ist da noch Der ungeladene Gast Charlie Travesham-Beechers.


    All das wird genauso leicht und fast spielerisch erzählt wie die Ankunft der verunglückten Zugreisenden, die dringend ein Quartier für die Nacht brauchen. Das bekommen sie zwar, wirkliche Zuwendung und Versorgung erfahren sie jedoch nicht, da es sich nur um Passagiere der dritten Klasse handelt, die man in den Augen der Familie getrost übersehen kann. Zwar lässt Jones das eine oder andere Mal so etwas wie ein schlechtes Gewissen bei dieser aufkommen, wirklich hilfsbereit wirkt sie jedoch nicht, steht doch immerhin Emeralds Geburtstagsfeier an, die ihre absolute Aufmerksamkeit verdient. Dem verspätet eintreffenden Zugreisenden Travesham-Beechers der ersten Klasse geht es da schon anders und er wird nicht nur wegen seiner fast bezwingenden Ausstrahlung geradezu hofiert.


    Die Welt Emeralds und ihrer eigentlichen Gäste gerät durch das Auftauchen der ver-unglückten Zugreisenden dennoch kurzfristig aus den Fugen. Die Autorin setzt dabei nicht auf Schockeffekte im großen Stil. Dafür webt sie langsam und stetig um ihre Figuren eine dichte, vielschichtige und bildhafte Atmosphäre, deren eigentliche Spannung sich manchem Leser eventuell erst auf den zweiten Blick und für einige eventuell gar nicht erschließen wird. Doch es lohnt sich dranzubleiben, denn alle ihre Charaktere – außer der kleinen Smudge - machen eine Wandlung durch. Lernen dazu, was anfangs unmöglich erscheint. Und das alles in einem Zeitraum von wenigen Stunden.


    Fazit:


    Der ungeladene Gast startet (fast zu) behutsam und nimmt erst nach einer Weile an Fahrt auf. Was nicht grundsätzlich schlecht ist, sondern dafür sorgt, dass Jones eine wie bereits erwähnt überaus bildhafte Kulisse für und mit ihren authentischen Figuren schafft. Doch genau deshalb würde ich den Roman auch eher als unterhaltsam denn spannend bezeichnen. Der dezent-spukige Effekt steigert sich zudem so behutsam, dass man bald erkennt, worauf er hinausläuft. Letztlich fügt er sich zwar so passend ein, dass man ihn dennoch nicht missen will. Trotzdem bleibt das Ende etwas unbefriedigend. Beinahe als wäre etwas gestrichen oder in letzter Sekunde abgewandelt worden. Alles in allem habe ich mich jedoch gut unterhalten gefühlt.

    Allen Menschen recht getan, ist ja bekanntlich eine Kunst die keiner kann. Tommy Jaud bildet da keine Ausnahme. Und obwohl mich die diversen Kritiken und Meinungen bis vor ein paar Wochen eher dazu brachten, das Buch nicht zu kaufen, hat das Schicksal es anders mit mir gemeint. Heute bin ich dankbar dafür.


    Die anstehende Zugfahrt von Köln nach Hamburg brachte mich dazu, quasi in letzter Minute noch etwas zum Lesen zu erstehen. Das vorsichtshalber dafür mitgeführte Buch war einfach zu langweilig und die Fahrt zu lang, als dass ich sie ohne Alternative überstanden hätte. Nachdem meine Bücherregale ohnehin in den letzten Jahren unzählige Vampire, ähnlich übernatürliche Wesen und Serientätern in sich aufgenommen haben, war wieder einmal Zeit für etwas unverfänglich Lustiges. Und da mich das schreiend orangene Cover mit dem putzig-dämlich starrenden Erdmännchen förmlich anbettelte, es mitzunehmen, landete Jauds Hummeldumm in meinem Reisegepäck.


    Mal ehrlich, das Tierchen ist putzig und niedlich. Und niedlich fand ich auch die Idee, auf den Seiten unten rechts ein Daumenkino einzubauen. Es zeigt das Erdmännchen mit einem Adapter jonglierend oder die Nase rümpfend.


    Die Lektüre des Buches sorgte für verwunderte Blicke (meiner Mitreisenden auf mich). Das lag an der Art und Weise, wie Jaud seinen Protagonisten und dessen Reisegefährten beschreibt. Nach dem dritten Lacher meinerseits las mein Nebenmann fleißig mit und irgendwann ernteten wir gemeinsam seltsame Blicke.


    Teils klischeehaft, teils bitterböse offenbart Jaud auf erfrischende und liebevolle Art seine Figuren und lässt sie von einer klamaukartigen Szene in die nächste taumeln bzw. fahren und situationskomische Höhepunkte erleben. Ihre Eigenheiten, wie etwa Dialekt, Vorlieben, oder Wesenszüge, fordern der Geduld des Reiseführers Bahee einiges ab. Etwas überzeichnet hat Jaud sie, dennoch kann man sich jeden einzelnen von ihnen gut vorstellen und mit ihnen fühlen. Ihre kleinen und größeren Schwächen, ihre Eitelkeiten und die Fähigkeit zum Selbstbetrug machen sie lebendig. Jeder, der schon einmal eine Rundreise mit lauter unbekannten Mitreisenden gemacht hat, wird teilweise sehr gut nachfühlen können, was die Truppe so durchmacht, kann man sich doch seine Mitreisenden dabei selten aussuchen. Und obwohl Matze sich stellenweise als teils cholerischer, teils eifersüchtiger Unsympath herauskristallisiert, kann man ihm das meiste lächelnd nachsehen und möchte ihn tröstend in die Arme nehmen. Für den Markierungs-Aktion hätte ich persönlich ihm allerdings neben einer kräftigen Abreibung auch für den Rest der Fahrt einen Knebel und einen Platz im Kofferraum verpasst.


    Fazit:


    Wie bereits erwähnt, ist Hummeldumm keine hochgeistige Literatur – aber die habe ich bei Jaud weder erwartet noch brauche ich sie (jedenfalls meistens), um mich gut unterhalten zu fühlen. Man taucht nicht nur durch den Schreibstil sondern auch wegen der Erzählweise schnell in die Geschichte ein. Das Buch lässt sich auch mit kleineren Störungen leicht und flüssig weiterlesen. Sein Roman ist ein amüsanter Lesequickie, den ich mit vier von fünf Punkten jedem ans Herz legen kann, der mal wieder lachen will.

    Nachdem seine Bücher weder im Original noch in Übersetzungen jahrelang nur schwer bis gar nicht erhältlich waren, veröffentlicht die Deutsche Verlagsunion nach dem Tod (1992) des 1926 in Yonkers (New York) geborenen Autors sukzessive sein Gesamtwerk – darunter auch die Übersetzung des 1978 im englischen Original veröffentlichten Romans Eine gute Schule.


    Yates, gilt als einer der größten Existenzialisten und Fatalisten der Moderne - nicht nur in den Augen des Zeit-Redakteurs, der das einmal über ihn schrieb. Dennoch fand er zu Lebzeiten weniger durch seine Romane Beachtung, sondern machte vielmehr mit Alkoholproblemen oder Abstürzen in die Psychiatrie auf sich aufmerksam. Dessen ungeachtet zählt er zu den wichtigsten Autoren der Amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Was ihn tatsächlich in seine Exzesse trieb, bleibt sein Geheimnis. Eine durch eine Scheidung der Eltern verkorkste Kindheit? Die eigene Scheidung und der damit verbundene Sorgerechtsstreit um seine Töchter? Eine schwerwiegende Erkrankung? Seine Erlebnisse als Soldat im zweiten Weltkrieg? Oder die harten Zeiten der Wirtschaftskrise? Wer weiß?


    Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller, der wir sieben Romane und zwei Erzählbände verdanken, verfasste Yates in den späten 1960ern für eine kurze Zeit Reden des US-Senators Robert Kennedy und war als Journalist und Werbetexter tätig. Sein erster Roman wurde bereits 1961 veröffentlicht. Obwohl er zunächst wohlwollend aufgenommen wurde, geriet er bald in Vergessenheit. Eben dieser Roman kam vor ein paar Jahren mit Leonardo Di Caprio und Kate Winslet unter Regisseur Sam Mendes verfilmt unter seinem deutschen Titel Zeiten des Aufruhrs ins Kino. Meine erste Berührung mit Yates.


    Bereits aus der Titulierung „großer Existenzialist und Fatalist“ kann man schließen: Kein sehr fröhlicher Film nach keiner sehr fröhlichen Romanvorlage. Überhaupt gibt es in all seinen Romanen keine fröhliche oder hoffnungsmachende Grundnote. So hoffnungsvoll vielleicht seine Figuren auch von ihrer Form von Glück träumen mögen, alle enden ohne Happy End. Ja noch nicht einmal mit etwas, das auch nur entfernt an ein Happy End erinnern könnte.


    Trostlos und trist, so ist auch Eine gute Schule aufgebaut. Das persönliche Drama und Unglück auch darin keine hoffentlich schnell vorübergehende Begleiterscheinung des Lebensalltags sondern bitterer Kern. Auch dieser Roman erzählt von der Hoffnungslosigkeit des amerikanischen Mittelstandes. Einer Klasse also, deren Leben ansonsten eher schön gemalt oder gar nicht beachtet wird. Mit einfachen, klaren Worten, ohne Schnörkel und Beschönigungen, erzählt Yates in Eine gute Schule die Geschichte des jungen William Grove, der Anfang der 1940er auf kleines, privates Internat in Neuengland kommt. Es wird gesagt, dass Eine gute Schule der persönlichste Roman Yates‘ ist. Tatsächlich spielt er in dem Zeitraum, in dem er selbst zur Schule ging. Wie viel davon autobiografisch und was schriftstellerisch erdacht ist – diese Frage kann er uns heute nicht mehr beantworten.


    Seine Hauptfigur Grove ist jedenfalls 15 und ein Außenseiter. Doch ist er das wirklich? Im Grunde sind alle Charaktere in dem Roman – und davon lernt man mit Yates einige kennen – Außenseiter. Obwohl der eine oder andere von ihnen eher auf der Gewinnerseite zu stehen scheint, gewinnt keiner von ihnen wirklich. Alle scheitern früher oder später an einer stumpfen Realität und doch überleben die meisten irgendwie. Grove kann nur dank eines Stipendiums auf diese Schule, denn sein Vater bringt das Schulgeld kaum auf. Seine Mitschüler lassen ihn das spüren, wie sie überhaupt jede Schwäche anderer gnadenlos ausnutzen. Er erlebt Erniedrigungen und Zurückweisungen, nur weil seine Mutter darauf hofft, dass ihm durch den Besuch dieser Schule die Möglichkeit gegeben wird, in höhere Kreise aufzusteigen. Etwas was ihr selbst verwehrt war. Einzig die Mitarbeit an der Schülerzeitung scheint dem Jungen einigermaßen Freude zu bereiten.


    Im Grunde zeigt sich Grove jedoch genauso berechnend wie die anderen, nutzt Vorteile wenn sie sich ergeben und lässt andere zurück, wenn er sich etwas davon verspricht. Das teils grausam anmutende, bisweilen melodramatisch und seltsam erwachsen wirkende Zusammenleben pubertierender Jungen prägt seinen Alltag.


    Doch Yates lenkt unseren Blick nicht nur auf Grove und seine Mitschüler allein. Da ist die Schule an sich, die eigentlich nur dank einer schrulligen Gönnerin überleben kann, die den Traum von einer guten Schule hat. Einer Schule, die etwas bewegt und in der Jungen sich entwickeln können. Einfach, weil sie selbst als Frau diese Möglichkeit in dieser Form nie hatte. Der Autor lässt uns auch gleichermaßen unverstellte wie flüchtige Blicke auf die Lehrerschaft und ihre Familien werfen. Denn auch diese haben ihre Probleme und Sorgen. Seitensprünge, Krankheiten, Süchte und Zukunftsängste. Nicht nur weil die Schließung der Schule droht, sondern weil es da auch noch diesen drohenden Krieg gibt. Ein Krieg der dafür sorgt, dass manche der Schülern sich freiwillig melden. Die zurückgebliebenen Schüler erhalten erste Todesnachrichten der Freiwilligen und wissen, dass sie spätestens nach Abschluss der Schule eingezogen werden, es ist nur eine Frage der Zeit.


    Über den gesamten Roman baut sich angesichts der Erlebnisse keine große Spannung auf. Tatsächlich plätschert er in seiner Tristesse gleichsam vor sich hin, ohne je wirklich langweilig zu sein. Der stellenweise flüchtige wie gleichermaßen eindringliche Erzählstil des Autors lässt den Lesefluss nicht wirklich versiegen, entwickelt sich aber für mich auch nicht in einen reißenden Strom.


    Jahre nach Kriegsende lässt Yates Grove einen Blick zurückwerfen und auch dabei wird klar, dass es zwar irgendwie weitergegangen ist, aber natürlich auch deutlich schlechter hätte kommen können. Hoffnung? Nein, die sieht anders aus. Also typisch Yates eben. Klar und irgendwie am realen Leben.



    Fazit


    Mit Eine gute Schule hält man ein bedrückendes Buch in Händen. Keines dass man einfach so nebenbei lesen sollte und kann. Wer ein Happy End liebt sollte auf alle Fälle die Finger davon lassen. Aber mal ehrlich: Wer erwartet das schon bei jemanden, der für seinen existenziellen und fatalistischen Erzählstil gerühmt wird?

    Ich selbst habe es zwar glücklicherweise nicht. Aber kenne drei Leute, die davon geplagt werden. Allen dreien hat eine Cystusteekur sehr gut geholfen, zusammen mit dem bereits erwähnten Knabbern der Fische. Der Tee wird getrunken und in Umschlägen auf die betreffenden Stellen verwendet. Vielleicht hilft der Tipp ja jemandem.

    Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber wenn ich auf Kochbüchern in Wasser fallende knackig rote Tomaten (Vorderseite) und grüne Erbsen (Buchrückseite) sehe, dann muss ich automatisch an Gesundheit denken. Satt rot sind übrigens auch die Buchdeckelinnenseiten sowie die Schmutzblätter vorne und hinten oder auch das Lesebändchen. Der in Goldschrift gedruckte Titel Exemplarisch vegetarisch lässt dann auch gar keine Zweifel mehr zu.


    Dass vegetarische Küche gesund ist, versprechen im Grunde schon die Zutaten. Lecker ist sie zudem - jedenfalls wenn ich daheim oder bei Freunden gegessen habe. Auf Speisekarten angewiesen sieht die Sache mancherorts bedauerlicherweise anders aus. Zusammen mit meiner Nichte musste ich mehrmals die frustrierende Erfahrung machen, dass der Einfallsreichtum mancher Köche sich diesbezüglich traurigerweise auf mit Käse überbackenes Gemüse oder Nudeln beschränkt. Dabei gibt es doch so viel mehr.


    Jedes einzelne Kochbuch, das den Horizont erweitert, tut also not. Und gleich vor ab: Exemplarisch vegetarisch zeigt auch prompt, dass die vegetarische Vollwertküche nicht nur lecker sondern auch süß und herzhaft sein kann und nicht nur aus Selleriestangen mit einem Dip besteht oder dem, was ich speisekartentechnisch erlebt habe. Die Autorin Brigitte Klingel, die bereits ein Rezept für geräucherten Tofu kreierte, als es diesen noch nicht als praktisches Fertigprodukt in entsprechenden Geschäften gab, hat mich zudem noch neugieriger gemacht


    Ich kann nicht behaupten, dass ich meine Ernährung absolut vegetarisch oder gar vegan ist. Doch erstens bin ich jetzt auch nicht der absolute Fleischesser und zweitens gibt es immer mehr Leute in meinem Familien-, Freundes- und/oder Bekanntenkreis die Überempfindlichkeiten und Allergien auf bestimmte Dinge entwickeln. Insoweit … ja, mein Interesse war sofort geweckt, als ich dieses Buch im Programm von Königsfurt-Urania entdeckte, die die dritte, völlig überarbeitete Ausgabe im September 2011 auf den Markt brachte. Zuvor wurde Exemplarisch vegetarisch über die SK-Publikationen Verlags GmbH vertrieben.


    Normalerweise animiert mich größtenteils der Fototeil bereits zum Kauf eines Kochbuches, obwohl ich immer daran verzweifle, dass meine Gerichte anders aussehen, als die auf den Fotos im Kochbuch. Anders als in den meisten Kochbücher in meinen Regalen – und da stapeln sich einige – sind in diesem zu den 480 darin aufgeführten Rezepten der vegetarischen Vollwertküche jedoch sehr wenige Fotos fertiger Gerichte. Fotos sind jedoch trotzdem auf jeder Seite zu finden und zwar nicht nur im Rahmen der thematischen Unterteilung auf den Seiten oben links beziehungsweise rechts. Die Gewichtung liegt jedoch eindeutig auf den Rezepten.


    Die einzelnen Themenbereiche sind nach einem Vorwort der Autorin, zwei Seiten Wissenswertem und vier Seiten für Selbstgemachtes (etwa Gluten, Kokosmilch, milchsaures Gemüse, oder ähnliches) Hauptgerichte / Indische Küche / Vegetarische Schmankerl / Suppen, Soßen, Süßes, Drinks / Backwaren & Süßigkeiten / Anhang. Zur besseren Übersicht ist am Seitenanfang ein kleines Foto sowie ein farbiger Trennbalken zu den Rezepten abgebildet, die von Kapitel zu Kapitel wechseln. An jedem Kapitelanfang kommt ein kleines Inhaltsverzeichnis und man findet dort auch weitere wissenswerte Informationen oder grundlegende Hinweise.


    Was ich als sehr gut empfunden habe, waren zum Beispiel die Hinweise, wodurch eventuell nicht vorhandene oder vielleicht auch nicht gemochte Zutaten ersetzt werden können. Ebenso die Tipps wie etwa die für eifreie Kuchen und Torten. Und dann noch die Grundrezepte. Etwa für Seitan. Oder dass zu einem Rezept auch verschiedene Varianten abgedruckt wurden. Die Rezeptüberschriften zeigen zudem kleine Piktogramme, die darauf hinweisen, ob etwas glutenfrei oder eine Variante ist bzw. ob ein Rezept vielleicht ganz vegan ist (bei einigen Rezepten findet sich dieser Begriff zudem in der Überschrift wieder).


    Kalorienzählen ist lästig und bringt bei den meisten nichts. Dennoch vermisse ich diese Angabe oder auch Nährwertangaben im Allgemeinen bei den Rezepten. Andererseits, wer sich vollwertig und gesund ernährt, braucht sich um solche Angaben eigentlich auch keine Gedanken zu machen.


    Ebenso fehlt manches Mal eine wenigstens grobe Zeitangabe. Bei routinierten Köchen fällt dies vermutlich weniger ins Gewicht, Neulinge oder weniger erfahrene Köche wäre damit aber sicherlich geholfen.


    Doch nun zu den eigentlichen Rezepten. Etliche von ihnen kann man nachmachen oder nachkochen, ohne erst groß im Reformhaus einkaufen zu gehen. Doch es gibt natürlich auch welche, in denen Zutaten wie flüssiges Lecithin oder Carob oder Hiziki-Algen vorkommen. Glücklicherweise gibt es aber heute genügend Geschäfte, wo man diese Dinge bekommt. Die Rezepte sind sehr übersichtlich dargestellt. Links die Zutaten, rechts die Zubereitung (wie in Kochbüchern meist üblich). In der Regel finden sich zwei Rezepte pro Seite. Die einzelnen Arbeitsschritte sind leicht nachvollziehbar.


    Ob nun einfache aber schmackhafte Alltagsküche, Pastagerichte oder exotisch-indisches Essen, leckere Suppen und Soßen oder süße Verführungen – außer für absolute und unabweichliche Fleischfreaks dürfte in diesem Kochbuch für jeden etwas dabei sein. Single-Rezepte, schnelle Rezepte oder etwas längerer Kochspaß, es wird wie gesagt jeder bedient.


    Den Mozzarella habe ich schon nachgemacht und war verblüfft, wie einfach das ging. Ebenso das Auberginen-Curry, bei dem ich endlich meine ersten eigenen, gerade noch rechtzeitig ausgereiften Garten-Auberginen zum Einsatz bringen konnte. Die Müsli-Makronen habe ich in Müslistangen umgewandelt. Sie wurden mir genau wie die veganen Bananen- und die veganen, zuckerfreien Hirsemuffins förmlich aus der Hand gerissen, so dass mir nur ein paar Krümel blieben (was für meine Hüften vermutlich ohnehin besser ist). Über meinen pikanten Tofusalat mache ich mich in ein paar Minuten her, der erste Probehappen war schon mal nicht schlecht und macht eindeutig Lust auf mehr.


    Fazit


    Leicht nachvollziehbar bekommt man mehr oder weniger schnell eindeutig leckere Ergebnisse. Empfehlenswert.

    Ich habe mich mit diesem Buch ebenfalls gut unterhalten gefühlt. Hier meine Meinung dazu:


    Das Cover zeigt vor einem bläulichen Hintergrund grüne Blättchen, bläuliche Blüten, einen Teller mit glacierten Muffins, einen offenen, leeren Picknickkorb, Picknickbesteck und ein paar Frauenfüße in roten Schuhen. Je süßer das Leben …. Klingt mit Blick auf das Cover wie ein Satzanfang und könnte enden mit „desto schlimmer die Spätfolgen (Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes)“. Doch der Blick in die Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches zeigt, dass man mit dieser Vermutung daneben liegt.


    Kinder, einen Partner, ein aktives Leben und beruflichen Erfolg zu haben – damit steht man auf der Sonnenseite, auf der süßen Seite des Lebens. Bitter wird es für diejenigen, die plötzlich in einem persönlichen Albtraum erwachen. Wie etwa Julia, die mit dem Tod ihres Sohnes nicht nur das bisher gute Verhältnis zu ihrer Schwester, sondern auch alle Freude am Leben verloren hat. Mark, ihr Ehemann, der nicht nur seinen Sohn verloren hat, sondern dem auch seine Frau immer mehr entgleitet. Oder Livvy, besagte Schwester, deren Mann plötzlich vor dem beruflichen Nichts steht und die Angst davor hat ein Kind zu bekommen. Edie, die ungewollt schwanger wird und sich mit einem ungeplanten Karriereknick abfinden muss und Richard ihr Mann, der die Hoffnung nicht aufgibt, dass Edie damit klar kommt. Hannah, die nicht nur vor dem Ende ihrer musikalischen Karriere sondern auch vor dem Beziehungsaus mit Philippe steht. Oder Rosa, die sich sehnlichst ein Kind wünscht, weitab von ihrem Vater lebt, den sie nach dem Tod der Mutter aber mitversorgen möchte. Leon, Rosas Vater, der auf ein langes Leben zurückblickt und sich nach seiner toten Frau sehnt. Und da ist noch Madeleine, die nach dem Tod ihres Mannes einen Neuanfang wagt, der sich anfangs jedoch nicht so recht entwickelt. Und Connie, die eigentlich von Anfang an gar keine richtige Zukunft hat, obwohl die Anlagen dafür durchaus gegeben sind. All diese Figuren spielen zusammen mit anderen größere oder kleinere Rollen, und alle haben sie anfangs eigentlich nichts oder wie in Julias und Livvys Fall nichts mehr miteinander zu tun.


    Eine weitere Rolle kommt einem essbaren Kettenbrief zu, dem Freundschaftsbrot der Amish. Ein Teigbeutel davon liegt eines Tages zusammen mit ein paar fertiggebackenen Scheiben des Brotes selbst auf den Stufen vor Julias und Marks Haus. Zusammen mit der Anleitung wie es weiterverarbeitet, gebacken und geteilt werden soll.


    Mit diesem einen Beutel beginnt eine liebevolle, stille Geschichte, die in der amerikanischen Kleinstadt Avalon spielt und das Leben aller oben erwähnten Figuren ändert. Die von Verzweiflung und Reue aber auch von Werten wie Freundschaft, Zusammengehörigkeit, Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit, Treue und Liebe erzählt. Die Figuren müssen alle einen Neuanfang wagen, mögen die Ursachen dafür auch noch so unterschiedlich oder die Wege dazu noch so weit sein. Es gelingt ihnen, weil ihnen etwas widerfährt, was wir uns alle immer wieder ins Gedächtnis rufen sollten. Dass man mit eigentlich wenigen Mitteln viel erreichen kann. Mit kleinen Geschenken und Gesten den Blickwinkel anderer ändern kann. Dass das, was vielleicht schon nervt nicht einfach so passiert, sondern durchaus auch einen Sinn haben kann. Die Idee mit dem Kettenbrief fand ich in diesem Zusammenhang gelungen. Das Rezept mit der Anleitung für die Teigbehandlung des Freundschaftsbrotes ist übrigens hinten im Buch abgedruckt. Es erinnerte mich prompt an das „Hermännchen“, der vor etlichen Jahren durch diverse Kühlschränke und Backöfen geisterte und den einen auf den Wecker ging, während andere hellauf begeistert davon waren. Und, um wieder zum Roman zurückzukommen, die Botschaft am Ende des Buches von der Person, die alles ins Rollen brachte, fand ich tröstlich, weil sie die Person, die sie brauchte, genau zum richtigen Zeitpunkt erreichte.


    Es gab zugegebenermaßen Passagen die etwas langatmig waren, allerdings hat mich keine dazu gebracht, das Buch beiseite zu legen. Auch eine latente Vorhersehbarkeit kommt darin vor. Doch durch die Art und Weise wie Gee ihre Charaktere gestaltet hat, gewinnt das Buch eindeutig. Ihre Figuren sind lebensnah gezeichnet. Die Verzweiflung, die Hoffnungen und Wünsche, all das könnte jeder von uns empfinden. Was ihnen geschehen ist, könnte jedem von uns passieren. Obwohl der Fokus ständig zwischen den Hauptfiguren und nebenbei zu etlichen weiteren Figuren schwenkt, verläuft keiner der einzelnen Handlungsfäden im Nichts. Das mag für den einen oder anderen den Lesefluss etwas ins Stocken bringen. Doch die Autorin verknüpft geschickt alle und alles miteinander und webt eine so dichte Atmosphäre, so dass man trotz der eben erwähnten Längen in den Roman eintauchen kann.



    Fazit:


    Wer Wert auf wachsende Spannungsbögen legt, der sollte die Hände von Je süßer das Leben lassen. Wer jedoch Bücher mag, die durch ihre stille Unaufgeregtheit, ihre Charaktere und Warmherzigkeit berühren, ohne dabei kitschig zu werden, dem kann ich diesen Roman empfehlen.

    Ich gebe zu, ich brauche manchmal einfach einen. Einen Quickie, der mich in seiner Leichtigkeit und Schnelligkeit wieder aufmuntert. Nach einem stressigen Tag etwa, oder wenn ich Kopfweh habe oder der Schlaf einfach nicht kommen will, oder auch nach einem Buch oder Film, der mir nachgeht. Kürzlich war es wieder soweit. Nach einer Dokumentation über Schweinemastbetriebe, die mich zwei Nächte lang im Traum verfolgt hat, musste dringend einer her. Die Nachrichten zur Lage Europas und mit für mich seltsamen Ansichten mancher Politiker taten ein übriges. In mir schrie alles nach einem Quickie. Das musste nichts Neues sein, nichts wirklich Aufregendes. Ein Quickie eben. Ein schneller Griff ins entsprechende Regal bescherte mir einen solchen, verfasst von Valerie Frankel.


    Das Cover (rothaarige Frau mit farblich nicht zum Buchinhalt passenden Augen, die über die Schulter sieht und lächelt, die Skyline einer Großstadt, ein Zauberstab mit Sternspitze) und der Name der Autorin zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht. Die in Brooklyn lebende Frankel veröffentlicht nicht nur regelmäßig in verschiedenen Zeitschriften sondern hat auch bereits mehrere Romane und Sachbücher geschrieben. Bis auf zwei Ausnahmen nicht ins Deutsche übersetzt und nur bedingt erhältlich. Verhext und zugenäht ist eine der beiden Ausnahmen, Blondine ehrenhalber die andere – beide erschienen bei Ullstein. Frankels Schreibstil ist locker, leicht und die Themen in der Regel das, was ich gerade brauchte. Sofort fiel mir wieder etwas ein, was ich vom ersten Lesen noch im Gedächtnis hatte: Eine Szene, in der Emma (die Hauptfigur) geräuschvoll feucht geküsst wird, was sie gedanklich einen Vergleich mit einem glibberigen Rohrreiniger ziehen lässt.


    Also Badewasser in die Wanne und mit einem wohligen Seufzer sowohl in selbige wie auch in die Geschichte eintauchen. Das geht im Fall von Verhext und zugenäht ganz fix. Die Geschichte spielt in der Gegenwart und handelt von Emma. Einer Hexe, die um die Butter auf ihren Brötchen und vor allem ihre Wohnung zu finanzieren, eine Art Partnervermittlung betreibt. Nicht mit Zaubertränken und ähnlichem, ihre Magie besteht darin, durch Berührungen Bilder zu vermitteln. Bilder ihrer Kundinnen, die sie deren Traumpartnern ins Gehirn pflanzt, in der Hoffnung, dass besagte Männer sich danach um ihre Kundinnen bemühen und sich verlieben – wobei das ganz allein Sache des Pärchens ist, denn Emma will diesen nur erleichtern, die erste Hürde in Sachen Beziehung zu nehmen. Bekanntlich hat alles zwei Seiten und so ist Emmas eigenes Liebesleben ein komplettes Desaster, die Männer sind ihr bisher, spätestens wenn es zur Sache ging, davon gelaufen, denn da wird durchaus berührt und wie die meisten von uns, verfügt auch Emma über ein lebhaftes Kopfkino.


    Bis, tja bis sie William Dearborne begegnet. Der ist nicht nur ein gefeierter Künstler und Softwareentwickler sondern auch noch Junggeselle. Und er und Emma erleben aufgrund einer Verwechslung ihren sprichwörtlich heißesten Kuss, der dafür sorgt, dass der eine die andere nicht vergessen kann und umgekehrt. Das ist angesichts von Emmas Begabung ein zweifaches Dilemma, denn unabhängig von der Angst, ihn genauso zu vergraulen, wie alle anderen, ist er eigentlich auch der Mann, auf den sie ihre neueste Kundin angesetzt hat.


    Obwohl es eine Liebeskomödie ist, dreht sich fortan nicht alles nur noch um den dennoch omnipräsenten William Dearborne. Dazu bleibt sein Charakter zu blass. Emma dagegen wird sehr gut dargestellt. Sie wirkt sympathisch, aufgeweckt, augenzwinkernd, selbstironisch. Die Nebencharaktere bestehend aus Freunden, Bekannten, Kunden und einem Halunken zeigen sich skurril, berechnend, ichbezogen, witzig, normal und überaus passend zu Emma. Emmas finanzielle Situation und die daraus resultierenden Folgen, ihre Verkupplungskünste, die Versuche ihre Freundin vor dem falschen Mann zu bewahren – all das findet neben der eigentlichen Liebesgeschichte noch Platz. Viele Gespräche drehen sich um Sex, ohne wirklich plump zu wirken. Ein Hauch Erotik, witzige Erwiderungen und/oder Wortspielereien und natürlich Emmas Versuche ihren neuesten Auftrag professionell zu erledigen, wofür sie nach dem ersten unerwarteten Zusammentreffen mit Dearborne ihre ganzen Verkleidungskünste aufwenden muss, um nicht aufzufallen - all das unterhält auf leichte, angenehme Art.


    Das Tempo ist flott, was mich dann allerdings kurz bevor ich das Bad verließ, daran erinnerte, dass mir beim ersten Lesen das Ende des Romans nicht so gefallen hat. Ich war neugierig, wie ich es beim zweiten Lesen empfinden würde. Leider hat sich an meinem Urteil nichts geändert. Von der Thematik – wir wissen schließlich alle wie romantische Liebeskomödien ausgehen – hat es durchaus gepasst. Was mich letztlich gestört hat war, dass das Tempo extrem angezogen hat und die letzten Kapitel im Superschnelldurchlauf gestaltet sind. Das könnte an der Übersetzung liegen, oder an Streichungen oder einfach daran, dass die spritzig-witzige Grundidee ausging. Doch was auch immer es ist, es fehlt eindeutig etwas. Da hätte ein weiterer Lacheffekt gutgetan oder einfach eine größere Streichung. So bleibt das Ende etwas unbefriedigend, schmälert den Gesamteindruck im Großen und Ganzen jedoch nicht sehr.


    Fazit:


    Eine Geschichte um Magie und Liebe oder vielleicht auch die Magie der Liebe oder liebe Magie. Vor allem dass Emma zwar eine Hexe, aber gleichzeitig auch eine ganz normale junge Frau ist, hat mir gefallen. Verhext und zugenäht ist und bleibt ein Lesequickie für mich, der für mehrfache Lacher und hochgezogene Mundwinkel sorgt. Ein Buch, das man getrost kurz oder auch länger beiseitelegen und dann einfach weiterlesen kann. Eins das eintauchen lässt, in eine mehr oder weniger heile Buchwelt. Eins mit dem man abschalten kann. Eins für fast jede Gelegenheit also.


    Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)

    Der AcabusVerlag hat mich schon mehrere Male mit einem lesenswerten amüsanten oder ernsthaften Buch überrascht und so schaue ich regelmäßig in sein Angebot hinein. Vor einiger Zeit landete dadurch der Debütroman von Sven R. Kantelhardt mit dem Titel Die Chroniken des Mönchs – Abenteuer unter Heiden auf meinem SuB.


    Wofür das R. in seinem Namen steht, weiß ich nicht; aber Kantelhardt wurde 1976 in Gießen geboren. Er studierte Humanmedizin und Ökotrophologie, promovierte 2003 und arbeitet als Neurochirurg. Daneben reist er gerne, interessiert sich für Geschichte und verfasst Fachartikel in medizinischen Zeitschriften.


    Die Chroniken des Mönchs – Abenteuer unter Heiden ist, wie bereits erwähnt, sein Debütroman. Die Covergestaltung ist Schwarz mit einem schmalen Streifen Grau, in das ein Ausschnitt eines handschriftlichen Skripts eingebettet scheint, wie es Mönche in ihren Skriptorien verfassten. Ferner zeigt es eine hölzerne Stele einer slawischen Gottheit, zu deren Fuße sich einige Knochen befinden. Damit passt sie schon mal zur Inhaltsangabe, die folgendes verrät.


    Zitat

    Das Siedlungsgebiet Schleswig-Holstein im 9. Jahrhundert: Sachsen, Abodriten und Wikinger treffen aufeinander. Teilweise bereits christlich, teilweise noch heidnisch, stehen sich die Stämme meist feindlich gegenüber. Es ist eine Zeit der Umbrüche. Grausamkeiten, Kriege und Raubzüge sind an der Tagesordnung. In seiner „Hamburgerischen Kirchengeschichte“ aus dem Jahr 1076 berichtet Adam von Bremen knapp von einem fast vergessenen Abenteuer. „…wo Burwido gegen einen Kämpen der Slawen einen Zweikampf bestand und denselben tötete. Zum Andenken daran ist auch an jene Stelle ein Stein gesetzt.“ Dieses Ereignis hat der Autor in eine lebendige Geschichte aus dem frühen Mittelalter eingebunden.So schreibt der Mönch Wilfrith eine Chronik über die Ereignisse des Winters 880/881, eine Geschichte voller Abenteuer, Glauben und Zweifel, Kampf und Liebe. Von Hamburg aus bricht er mit einer Handvoll Gefährten auf und durchquert die Sümpfe, Wälder und Meere jenseits des limes saxoniae und des Danewerk, um seinen verschollenen Lehrer, den Missionar Dietrich, zu suchen. Doch die Reise führt weiter als Gedacht und die Zeit drängt, denn der nordelbischen Heimat droht eine unerwartete Gefahr ….


    Gleich eingangs führt der Autor eine Liste der Hauptfiguren auf, die teils geschichtlich belegt sind. Es folgt ein Inhaltsverzeichnis und der Prolog bevor Kantelhardt seinen Mönch mit der eigentlichen Chronik in 16 Kapitel tätig werden, und das Buch mit einem Epilog, historischen sowie medizinischen Anmerkungen, einer Erklärung alter Maßeinheiten, Hinweisen zur Schreibweise der Ortsnamen und zwei Karten inklusive dazu passender Legende ausklingen lässt. Die einzelnen Kapitel beginnen jeweils mit einem großen, verzierten Initial und in den Kapiteln wiederum gibt es Unterteilungen nach einzelnen Personen, die nicht immer wirklich chronologisch sind.


    Doch was erwartet den Leser in der Geschichte selbst? Keine Mainstreamgeschichte – das wird jedem sehr schnell klar. Ortsnamen, die ungewöhnlich klingen, etwa Hammaburg für Hamburg oder Starigard für das holsteinische Oldenburg. Und auch die eine oder andere Bezeichnung mag gewöhnungsbedürftig sein. Diese werden zwar sehr gut erklärt, doch genau das dürfte den einen oder anderen beim Eintauchen in die Geschichte oder im Lesefluss selbst stören. Die Erklärungen erfolgen nicht im zeitnahen Verlauf der Geschichte. Vielmehr befinden sie sich am Ende der betreffenden Kapitel. Wenn man – wie ich etwa – wissen will, was sie bedeuten, blättert man natürlich sofort hin und her. Und genau das stört dann in der Fülle, in der sie vorkommen. Zudem startet die Geschichte eher gemächlich und die Ausführlichkeit, mit der Kantelhardt manches beschreibt, stört die angekündigte Spannung.


    Doch durchhalten lohnt durchaus, denn was einerseits die Spannung stört, vermittelt andererseits eine bedrückende Atmosphäre, zeichnet harte Lebensumstände und anschauliche Ereignisse. Kantelhardt verzettelt sich bei seinen Beschreibungen nicht und er geht nicht sehr zartfühlend mit seinen Figuren um. Die Handlung spielt im tiefsten Winter, unter widrigen Wetterbedingungen, in Sümpfen und Wäldern. Doch das ist es nicht alleine. Denn um Dietrich zu suchen, müssen Wilfrith und seine Gefährten es auch mit Heiden aufnehmen, ohne auch nur andeutungsweise zu wissen, ob ihre Suche tatsächlich zum Erfolg führt oder ob der vermisste Lehrmeister noch lebt. Sie verlassen eine zwar harte aber doch halbwegs sichere Heimat und begeben sich unter Heiden in die Fremde.


    Das schlicht gehaltene Cover spiegelt sich nicht nur die Inhaltsangabe, sie passt auch hervorragend zu der von Kantelhardt gewählten schlichten Sprache. Überflüssige Darstellungen seiner Figuren lässt er weg. Manche Dialoge wirken zugegebenermaßen flach. Doch die kurz gehaltene Erzählweise reflektiert das damalige Leben sehr gut. Seine in den Roman einfließenden Recherchen, die nicht immer im korrekten Kontext von ihm wiedergegeben werden (worauf er in seinen historischen Anmerkungen hinweist), lassen Die Chroniken des Mönchs – Abenteuer unter Heiden jedoch gleichfalls üppig ausfallen. Illustrativ wird die gefahrvolle und beschwerliche Suche beschrieben. Plausibel wirkt auch die Schilderung der Glaubenskonflikte oder die ungleichen Lebensanschauungen der Figuren. Missionieren bedeutete damals Lebensgefahr. Und diese Gefahr bekommt man trotz des stellenweise unterbrochenen oder durchhängenden Spannungsbogens durchaus gut vermittelt.


    Fazit:


    Keine ganz leichte Kost, kein Lesequickie. Kantelhardts Debütroman verlangt dem Leser etwas Durchhaltevermögen ab und gehört nicht zu den spannendsten Büchern die ich gelesen habe. Aber er ist nach heutigem Wissen um die damalige Zeit lebensnah und eindrücklich gestaltet, vermittelt einiges über das Leben im Mittelalter. Und irgendwann, ohne es zu merken, tauchte ich wider Erwarten darin ein. Deshalb möchte ich für Die Chroniken des Mönchs – Abenteuer unter Heiden drei von fünf Punkten vergeben.


    Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)

    Margaret Elphinstone, die 1948 in Kent geboren wurde, studierte an der Universität von Durham. Sie lebt heute in Glasgow und ist Professorin für Englische Literatur und Kreatives Schreiben und lehrt seit 2003 an der dortigen Universität von Strathclyde. Davor unternahm sie ausgedehnte Studienreisen und lebte und arbeitete in unterschiedlichen Bereichen in Island, Grönland, Labrador und den Vereinigten Staaten sowie auf den Shetlandinseln. Die Mutter von zwei Kindern veröffentlichte bislang mehrere Romane und Kurzgeschichten. Teilweise entstanden die Ideen dazu während ihrer Arbeit, etwa bei archäologischen Aufgrabungen oder einer Gärtnertätigkeit. Von 1990 bis ins Jahr 2001 erhielt sie mehrfach verschiedene Preise vom Scottish Arts Council (Writer’s Bursary, Travel Award, Spring Book Award).


    Doch zum Buch. Darin geht es um Aila, die mit ihrer Familie zwischen dem Großmutterberg und dem die Welt umgebenden Meer lebt. Ihre Familie gerät in große Not, als ihr Bruder eines Tages spurlos während der Jagd verschwindet. Der Kampf ums tägliche Überleben wird plötzlich härter als er angesichts der damaligen Zeit ohnehin bereits ist. Zumal nach dem Bruder auch die Mutter ihre übliche Arbeitskraft und den Rückhalt nicht mehr einbringen kann, weil sie sich auf die Suche nach ihrem Sohn macht. Der Zusammehalt der übrigen Familie, der sich daraus ergibt, schweißt noch Generationen später die Mitglieder des Alk-Clans zusammen. Laut Verlagsseite steht mir ein außergewöhnlicher und fesselnder Roman bevor, der in der Steinzeit spielt und zugleich als Parabel auf den Zustand unseres Planeten 8000 Jahre später gelesen werden kann.


    8.000 Jahre. Damit wird Elphinstones Leserschaft von ihr in das frühe Mesolithikum – also die frühe Mittelsteinzeit – befördert. Eine Zeit also, die aufgrund der nacheiszeitlichen Wiederbewaldung zu einer gravierenden Veränderung der bisherigen Lebensweisen führte, egal ob es die Jagd, den Fischfang oder die Herstellung diverser Gerätschaften betraf. Eine Zeit also, die sich die meisten von uns nicht mal eben einfach so vorstellen können. Schon allein deshalb, weil es in Schottland, wie die Autorin selbst abschließend anführt, nur wenige archäologische Funde oder Überlieferungen davon gibt. Und man wird in eine Geschichte befördert, deren Idee nicht ganz neu ist.


    Ein solcher Zeitsprung stellt für Autoren meist eine Stolperfalle dar. Man kann natürlich aus dem Vollen schöpfen und der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Doch wie schafft man es, den Alltag der Romanfiguren darzustellen? Lebendig darzustellen, genau wie die Welt um sie herum? Mit Worten ganz klar. Und welchen Sprachstil wählt man? Den, den man den damaligen Menschen unterstellt, oder doch den, den die Leserschaft leichter und angenehmer empfindet, weil er unserer heutigen Sprachvorstellung entspricht? Wie immer der Autor sich auch entscheiden mag, irgendwo wird er garantiert damit anecken.


    Wer flüchtig liest, wird auch prompt wenig Freude an dem Buch haben. Elphinstone wählt zum einen einen relativ modernen Stil und lässt ihre Leserschaft zum anderen aus verschiedenen Perspektiven am Geschehen teilhaben, indem sie unterschiedliche Personen zu Wort kommen lässt. Sprichwörtlich, denn das Buch besteht aus Lagerfeuererzählungen, die sich über mehrere Abende verteilen. Dadurch gelingt es ihr, die Natur mit all ihren Gegebenheiten bildhaft vorzuführen. Bei ihren Figuren wird dies jedoch schon zum Problem. Durch die von der Autorin bevorzugten kurzen Sätze wirkt nicht nur der Schreibstil etwas stockend, sondern auch die Handlungs- und Lebensweise ihrer Figuren nahezu fatalistisch.


    Dies mag bewusst so gewählt sein, um zu verdeutlichen, dass diese Punkte dem damaligen Überlebensinstinkt geschuldet sind. Doch dieser Stil lässt – sofern man sich nicht darauf einlässt - keinen rechten Lesefluss aufkommen und verlängert diverse Passagen bis hin zur Langatmigkeit. Abgesehen davon sprechen ihre Erzähler dabei zwar relativ modern. Gleichzeitig bedienen sie sich aber auch eher bildhafter Umschreibungen, für die ein Glossar mit Erklärungen hilfreich gewesen wäre. Größtenteils erklären sich bestimmte Handlungen oder Begriffe von selbst im Lauf der Geschichte. Durch das Fehlen eines Glossars, ist der Leser jedoch auch genau darauf zwingend angewiesen, um das ganze lesefreundlicher zu machen.


    Fazit:


    Lohnt es sich deshalb, Die Nacht der Jägerinnen nicht zu lesen? Nein, denn das Buch spricht sicher nicht nur Leser(innen) von Auel an. Die Idee Geschichte an sich mag nicht neu sein, nichtsdestotrotz ist sie ausgereift. Elphinstone verknüpft die einzelnen Perspektiven und lässt keinen Handlungsfaden offen. Als Leser taucht man – sobald man sich an den Schreibstil gewöhnt hat – in gewisser Weise selbst am Lagerfeuer auf. Man findet sich nicht in der Geschichte wieder, aber man möchte wissen, wie es weitergeht, selbst wenn man sich mit jedem Erzähler an eine andere Sichtweise gewöhnen muss. Um zu erfahren, wie der Clan mit Bakars Verschwinden, der dadurch ausgelösten Veränderung von Alaias Mutter und der Tatsache umgeht, dass das Leben weitergeht und weitergehen muss. Wie er immense und zum Teil Angst machende Veränderungen meistert, welche Stärken mit was für Schwächen kompensiert werden müssen. Mit Geschehnissen also, die es bis heute gibt, und die die Inhaltsangabe mit Hinweis auf die Parabel andeutet.


    Insgesamt betrachtet ist Die Nacht der Jägerinnen jedoch trotz der an sich ausgereiften und zu Ende gedachten Geschichte nicht wirklich rund. Der Roman war kein wirklich absoluter Lesegenuss für mich, bot aber dennoch Unterhaltung. Deshalb gibt es dafür von mir drei von fünf Punkten.


    Copyright © 2012 Antje Jürgens (AJ)

    Auch hier zeigt sich - zwei Leser bringen unter Umständen zwei Meinungen. Mir hat die Geschichte gefallen, weshalb ich meinen Eindruck hier posten möchte:


    Im März 1965 wurde die in Sydney lebende Autorin italienischer Abstammung geboren. Nachdem sie mit 15 Jahren von der Schule abging, gelangte sie auf einigen Umwegen an eine Schule zurück und unterrichtete 10 Jahre lang Geschichte und Englisch. Im Jahr 1992 erschien ihre erste Novelle, die einige Jahre später nach ihrem eigenen Drehbuch verfilmt wurde. Nachdem Marchetta während ihrer Tätigkeit als Lehrerin ihre zweite Novelle vollendete, gab sie ihre Lehrtätigkeit 2006 auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Bereits 2008 erschien dann die englische Originalausgabe (Finnikin of the Rock) der mir vorliegenden deutschen Hardcoverversion Winterlicht. Es handelt sich dabei um den Auftaktroman einer Jugendbuch-Fantasyreihe mit dem Titel Lumatere Chronicles und es ist nur eines von weiteren Projekten der Autorin. Ihre Novellen wurden bislang in 17 Sprachen übersetzt und sie erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen für ihre Arbeiten.


    Optisch ist mir der Roman von Melina Marchetta ebenfalls sofort ins Auge gestochen. Ich liebe Hardcoverbücher, meist schon wegen der Umschläge. Im Fall von Winterlicht ist dieser in bläulich-schwarzen Tönen gehalten (hinten hell, vorne dunkel), und darüber hinaus noch vorne mit einer schwarz glänzenden Prägung mit silbrigen Lackglanzelementen versehen, die Eiskristallen oder Schneeflocken ähneln. Er zeigt ferner das Gesicht eines Mädchens und im Hintergrund Äste sowie einen zunehmenden Mond rechts und links von ihr. Das Motiv der Prägung findet sich übrigens auch im Inneren des Buches an den Kapitelanfängen wieder. Dort natürlich einfach grau gedruckt. Im Buch finden sich gleich anfangs auch zwei gezeichnete Landkarten.


    Mit Winterlicht überrascht die Autorin ihre LeserInnen mit sehr realistischen Darstellungen, schneidet ethische Themen genauso an wie politische. Dadurch fällt es etwas aus dem Rahmen dessen, was ich erwartet habe. Die Idee dazu ist zugegebenermaßen nicht neu (ein verratenes, verfluchtes Land hofft auf Rettung, diese wird durch eine rätselhafte Prophezeiung in Aussicht gestellt). Doch das muss sie auch nicht sein, wenn die Umsetzung gut ist. Im Fall von Winterlicht finde ich die Geschichte über Freundschaft und Liebe, Hoffnung und Mut und von Zusammenhalt auch in Zeiten der Entwurzelung, der Trauer, des Verrats und des Leids gelungen.


    Marchetta zeichnet ganz eigene Figuren und lässt diese einiges erleben. Wie bei vielen Fantasygeschichten dauert es auch bei Winterlicht, bevor man darin abtauchen kann und sich dort sicher zurechtfindet. Bevor die eigene Fantasie sich auf die der Autorin einstimmt sozusagen. Doch wenn das geschieht, dann fällt es schwer, das Buch beiseitezulegen und wieder in der Realität aufzutauchen.


    Der Klappentext verrät, dass auf Lumatere eine dunkle Bedrohung liegt. Ein Fluch verhindert, dass man es einfach so betreten oder verlassen kann. Doch jeder Fluch lässt sich bekanntlich brechen. Finnikin (einer von vielen Flüchtlingen, die gerade noch so aus Lumatere herauskamen) etwa weiß, wie man speziell diesen Fluch brechen kann. Man muss den rechtmäßigen Thronerben zu seinem Thron verhelfen. Als er sich aufmacht, seine Aufgabe zu erfüllen, treffen er und sein Begleiter auf Evanjalin. Finnikin verliebt sich in sie, obwohl sie eigentlich dem neuen König versprochen ist. Mit ihr an seiner Seite versucht er, die Bedrohung für Lumatere abzuwenden.


    Wie bereits erwähnt, zeichnet die Autorin ganz eigene Figuren. Sie erscheinen fragwürdig und unsympathisch oder genau gegenteilig. Immer jedoch authentisch und individuell. Man fühlt ihre Emotionen – Freude wie Hass, Ängste wie Stärken, Hoffnungslosigkeit wie Mut. Oder immer wieder die in einem Jahrzehnt gewachsene Sehnsucht, in die Heimat zurückzukehren, zu den eigenen Wurzeln. Bildhaft und facettiert führt Marchetta ihre LeserInnen in eine ganz eigene Welt (die der unseren vor vielen, vielen Jahren stellenweise vielleicht nicht ganz unähnlich ist, sofern man die fantastischen Elemente weglässt).


    Was anfangs idyllisch wirkt, wird gleich darauf durch die Schilderung dessen zerstört, was mit der Königsfamilie und den Bewohnern Lumateres passiert. Das geschieht in wenigen Absätzen, recht grob umfasst. Warum und weshalb es geschehen ist, stellt sich erst im Laufe der größtenteils aus Finnikins Sicht erzählten Geschichte und seiner Reise mit seinen Mitstreitern heraus. Es fehlen anfangs Informationen zu den darin erwähnten Ereignissen, Namen und Ländern. Doch diese offenbaren sich sukzessive und nach und nach zeichnet sich das Ausmaß des Leides von Lumatere und seinen Bewohnern beziehungsweise den Flüchtlingen ab. Obwohl Marchetta an schönen Erlebnissen und Gegebenheiten teilhaben lässt, verschont sie ihre Figuren und LeserInnen andererseits auch nicht vor weniger schönen und gewaltreichen Einblicken. Trotz überraschender Wendungen steuern die Figuren beharrlich ihre Ziele an.


    Hierbei allerdings gibt es ein kleines Manko, denn die Autorin bemüht selbst für einen Fantasy-Roman etwas zu oft den guten alten Zufall, was die eine oder andere Szene konstruiert wirken lässt. Und wer vermutet, dass der Fokus auf der im Klappentext angedeuteten Liebesgeschichte liegt, liegt falsch. Sie bleibt genau das: eher angedeutet. Allerdings fehlt sie nicht unbedingt zwingend, da sie sich bei aller Knappheit nachvollziehbar und still entwickelt. Kapitelübergreifend gibt es leider trotz aller Bildhaftigkeit auch die eine oder andere Länge. Doch all das wird durch das sprachliche und erzählerische, lesenswerte Niveau der Geschichte überspielt, die etwas abseits des Mainstream-Geschmacks liegen dürfte.


    Fazit:


    Ich gebe zu, ich bin weit außerhalb der eigentlichen Zielgruppe, die der Ravensburger Buchverlag mit diesem Titel ansprechen möchte. Dennoch habe ich mich trotz der gerade erwähnten kleineren Schwächen mit Winterlicht gut unterhalten gefühlt. Und ich frage mich schon, wie Froi – einer der Figuren – sich im zweiten Teil der Chroniken von Lumatere weiterentwickelt. Deshalb möchte ich dem Roman vier von fünf Punkten geben.

    Die Covergestaltung des zweiten Bandes der Strange-Angels-Reihe ist gelungen und passt in seiner samtig wirkenden Ausführung exakt zum ersten Teil, der – nebenbei erwähnt – zuerst gelesen werden sollte, bevor man in Dru’s Geschichte in Verraten eintaucht.


    Übergangslos setzt die Autorin an die in Verflucht erzählten Ereignisse an. Diverse Rückblicke erleichtern zudem das Eintauchen in die Geschichte. Ein flüssiger Schreibstil und die Umgangssprache lassen auch jetzt die Figuren lebensecht, wenn auch das eine oder andere Mal etwas blass, und die Atmosphäre düster wirken. Gleichzeitig schafft St. Crow es, die fantastischen Elemente glaubwürdig mit der Realität zu verweben.


    Auf ihrer Flucht, die Dru zusammen mit Graves in eine Schule für übernatürliche Wesen (Werwölfe und Vampire) führt, zeigt diese sich zorniger als im ersten Teil der Geschichte. Nicht nur weil Graves, der durch einen Angriff mittlerweile selbst zum Werwolf wurde, dort eher angenommen wird als sie selbst. Auch weil sie mit ihrer heranreifenden Bestimmung nicht so ohne Weiteres zurechtkommt. Abgesehen davon ist da noch Christophe, der Vampir, der für Verwirrung bei ihr sorgt. Und ganz unabhängig davon, ist ihr Versteck nicht so sicher, wie es sein sollte. Graves, der im ersten Teil bereits sehr zuverlässig und loyal, aber eher noch schüchtern daherkam, mausert sich mehr und mehr und beschützt sie so gut es geht. Doch im Lauf der Geschichte wird klar, dass Dru nach wie vor in Gefahr ist und weiter fliehen muss.


    Das Ganze gestaltet sich anfangs eher zäh. Nahezu die Hälfte des zweiten Bandes beleuchtet Dru’s inneren Zwiespalt. Kämpfe, wie im ersten Teil, habe ich allerdings dennoch nicht zwingend vermisst. Während Graves sich in Richtung Alphatier entwickelt (wobei er auch in diesem Band wieder sehr erwachsen wirkt), zieht Dru sich erst einmal zurück. Während ihm etwas beigebracht wird, wird sie oftmals vor den Kopf gestoßen und mit seltsamen Andeutungen oder Schweigen abgespeist. Sie tritt sehr lange auf der Stelle, stellt sich wie ein bockiger Teenager an. Gleichzeitig wird genau dadurch ihre Vereinsamung und Verstörung hervorgehoben, was mich letztlich dazu bewogen hat, an der Geschichte dranzubleiben. Auch der seltsam diffus dargestellte, mehrfach um Vertrauen bittende und lange Zeit untergetauchte Christophe trägt nicht unbedingt dazu bei, die Spannung zu erhöhen. Neu hinzukommende Figuren ebenso wenig. Und wie im ersten Teil, kommt es auch im zweiten Band zu gewissen Längen durch Wiederholungen. Im Grunde genommen geschieht also anfangs im Gegensatz zu Verraten sehr wenig, was wohl zum größten Teil an Dru’s Passivität liegt. Doch irgendwann berappelt sich nicht nur die Autorin, sondern auch Dru und es kommt etwas mehr Tempo in die Geschichte.


    Dru muss sich ihren Ängsten und ihrer ungewissen Zukunft stellen. Und wie bereits im ersten Teil, geht die Autorin nicht sehr zartfühlend mit ihr um. Wenn Dru leidet, dann richtig. Sie springt nicht auf wie die Stehaufmännchen anderer Geschichten, wenn sie einsteckt. Sie ist kein porentief sauberes, durchgestyltes Püppchen mit Nahkampfausbildung. Sie ist, bei allem was sie erlebt, ein unsicheres, normales Mädchen, das schon mal bewusstlos zusammenklappt und dem der Rotz übers Gesicht läuft. Und das an einem Ort, an dem sie so gut wie niemandem trauen kann und zu einer Zeit, in der sie sich gleich von zwei männlichen Figuren angezogen fühlt, die beide die Führungsrolle übernehmen wollen.


    Fazit:


    St. Crow spinnt den eigentlichen Handlungsfaden in dem 384 Seiten starken Buch also nicht unbedingt sehr viel weiter. Dru befindet sich zu Anfang und Ende auf der Flucht. Über ihr Geheimnis wird der Leser von ihr nicht unbedingt weiter informiert, weil sie selbst im Grunde nicht viel weiß. Dennoch versorgt die Autorin ihre LeserInnen in der aus Dru’s Sicht erzählten Geschichte mit weiteren Hintergrundinformationen. Sie lässt Dru’s Mitstreiter und Gegenspieler heranreifen, mal mehr mal weniger sympathisch. Sie beantwortet offene Punkte aus dem Auftaktroman und legt neue Fährten aus. Damit endet dann Verraten genauso offen wie Verflucht und macht Lust auf den Folgeband. Obwohl die Geschichte anfangs des zweiten Teils wesentlich an Tempo verloren hat und dieser nicht unbedingt viel im Bezug auf das Ende der Geschichte preisgegeben hat, bin ich auf den dritten Band gespannt.

    Nein, da kannst du unbesorgt sein. Es geht vorwiegend um auch hier vorkommende Kräuter (Giersch, Gundermann, Schöllkraut, Wegwarte oder Schafgarbe etwa). Ich gebe zu - die Schlüsselblume finde ich hier in Dithmarschen nicht, aber da man die sowieso nicht frei pflücken darf, greife ich auf einen Kräuterversand zurück, wenn ich sie verwenden möchte. Das Buch ist also auch außerhalb Österreichs ein hilfreicher Ratgeber. :flowers

    Irgendwie möchte ich - obwohl der Thread schon älter ist, auch noch meine Meinung dazu schreiben. Die Buchreihe ist .... nein, ich mach es ausführlicher. Allerdings mache ich alle drei Bände der ursprünglich damit angedachten Reihe auf einmal


    Elizabeth Amber
    Knaur
    Der Kuss des Satyrs
    Originaltitel: Nicholas - The Lords of Satyr
    ISBN: 978-3426501535


    Die Nacht des Satyrs
    Originaltitel: Raine
    ISBN: 978-3426506967


    Die Braut des Satyrs
    Originaltitel: Lyon
    ISBN: 978-3426506974



    Laut Verlagsseite ist Elizabeth Amber das Pseudonym einer amerikanischen Autorin, die sich unter diesem Namen zum ersten Mal in den Bereich Romantic Fantasy vorwagte. Wer mehr zu ihr wissen möchte, findet noch die eine oder andere Info auf ihrer (englischsprachigen) Autorenseite.


    Ihre Satyr-Reihe erfreut sich, wenn man diverse Lesermeinungen im Internet so durchsieht, einer durchaus begeisterten Leserschaft. Andere hingegen sind weniger bezaubert davon.


    Bislang sind drei Bände erschienen, der vierte soll 2012 folgen. Grundsätzlich geht es um mystische Wesen – Satyrn – die als Winzer recht erfolgreich mehr oder weniger unerkannt unter bzw. neben den Menschen leben. Doch ihre Weinberge sind bedroht, die Reblaus (von der Autorin ein paar Jahre von ihrem tatsächlichen historisch belegten Ausbreiten verlegt) droht nicht nur in ganz Europa, sondern auch bei ihnen alles zu vernichten. Ihre Ländereien bergen zudem das Portal zur Anderwelt, die immer mal wieder in die Erdwelt zu dringen und diese zu vernichten droht. Die guten Vertreter der Mystik kommen (nicht nur in Gestalt der Satyrn) auch vor. Einer – ein Feenkönig – hat etwa neunzehn Jahre zuvor drei Menschenfrauen geschwängert. Die mittlerweile nahezu erwachsenen Frauen leben als Mischlinge - ohne zu wissen, was sie wirklich sind - bei den Menschen, teils bei Verwandten, teils im Waisenhaus aufgewachsen. Alle haben ein Geheimnis, das sie unbedingt wahren müssen, das aber mit zunehmenden Alter gelebt werden will, bzw. das ein „böser“ Dritter als Druckmittel im Rahmen einer Erpressung benutzt. Alle drei sind unglücklich, da wo sie sind, sehen keine wirkliche Zukunft für sich, fühlen sich einsam. Der mittlerweile sterbende Elfenkönig schreibt an die Satyr-Brüder, damit sie sich auf die Suche nach den drei Frauen machen und sich nach Auffinden mit ihnen vermählen sollen, um ihnen den Schutz zu gewähren, den sie brauchen. Denn böse Anderwelt-Wesen möchten die drei Frauen, um mit ihren übernatürlichen Kräften …. – hier stockt die Grundidee, denn so genau wird gar nicht klar, warum und weshalb ausgerechnet diese drei Frauen so ungewöhnlich mächtig sein sollen, dass sie das Interesse der Anderweltwesen wirklich zwangsläufig erregen oder wie genau der Schutz aussehen soll. Später folgt die Andeutung, dass der Schutz durch die Satyrn darin besteht, dass die Frauen nach ihrer Verbindung mit jeweils einem von ihnen quasi unsichtbar für die Anderweltwesen werden. Doch genau genommen ist das, was in vielen Kapiteln gut hätte erzählt werden können, lediglich in wenigen Sätzen die Vorlage für die Inhaltsangaben. Was nicht angesprochen wird (allerdings in der einen oder anderen Bewertung zutage kommt) ist die Aneinandereihung von Sexszenen, die die tatsächliche Handlung darstellt. Lediglich die anhaltenden Erpressungen bzw. die Erpresser sind, im Rahmen dieser Aneinanderreihung, etwas mehr ausgeführt.


    Lange Rede, kurzer Sinn, Ambers Reihe ist was für Liebhaber eines bestimmten Genres. Obwohl ich selbst der einen oder anderen erotischen Szene durchaus nicht abgeneigt bin, habe ich die Reihe nach einem Gespräch mit meiner Nichte und einem weiteren mit einer Bekannten bereits im Vorfeld gedanklich ad acta gelegt. Dennoch kam einer der Bände als Gewinn eines Rätsels zu mir, einer als Geschenk (bitte so etwas nie mehr!) und der dritte im Rahmen eines Buchwanderpakets – alle etwa zur gleichen Zeit. Da ich grundsätzlich alles lese, was buchartig verpackt auf meinem Lesetisch landet, habe ich mich also irgendwann an die Reihe gewagt. Nachdem ich 2010 mein erstes Buch von allen in meinem ganzen Leben entnervt nach wenigen Seiten und entsetztem Querlesen unvollendet beiseitelegte (genauer gesagt landete „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche, obwohl es ebenfalls ein Geschenk war, postwendend im Mülleimer), gesellten sich aus der Satyr-Reihe gleich zwei weitere Bände zu der Liste-der-nicht-fertig-gelesenen-Bücher dazu. Ich scheiterte ebenfalls nach wenigen Seiten und Querlesen, bei den Bänden um Nick und Raine. Lediglich der Band um Lyon brachte mich dazu, ihn lustlos zu Ende zu lesen. Leider kann ich mich den positiven Meinungen über diese Reihe absolut nicht anschließen. Zwar stimme ich zu, dass es um mystische Wesen geht (Satyre, Elfen, etc.). Doch beim Rest ….


    Fangen wir mit der Beschreibung der Handlungsorte und der Zeit (erste Hälfte 19. Jahrhundert) an. Doch ja, da ist das eine oder andere interessante Detail Rom, Paris, Venedig oder auch die Toskana betreffend. Doch Art und Weise, in der diese Details beschrieben werden, lassen das Interesse schnell erlahmen, wirken sie doch passagenweise trocken wie in einem Geschichtsvortrag.


    Die Figuren? Ja, man kann sie sich vorstellen, trotz ihrer Eindimensionalität. Sie sind nach gut und böse getrennt – wobei gut und böse wie überall einfach eine willkürliche menschliche Beurteilung ist. Wirklich auffallend – und für mich störend – ist das gezeichnete Männer- und Frauenbild. Demnach sind alle Männer außer den Satyrn brutal, korrupt und intolerant, wie die Satyrn eher sexsüchtig und wie etwa der Ziehvater von Jane oder der Bischoff aus „Die Braut des Satys“ zudem noch weichlich-weinerlich. Dominant sind sie trotz eventueller Loser-Tendenzen gegenüber den Frauen jedoch alle – vor allem Jane, Jordan und Juliette gegenüber. Die sind trotz der Umgebung in der sie sich befinden einfach rein und unschuldig, bergen aber wie gesagt ein Geheimnis. Die übrigen weiblichen Wesen sind … Moment ... außer lüstern und unersättlich ist mir nichts im Gedächtnis geblieben.


    Was mich zum Thema Erotik bringt, die in manchen Bewertungen so positiv herausgestellt wurde. Zugegebenermaßen, bei Erotik scheiden sich bekanntlich – wie bei vielem anderen - die Geister. Wer die Satyr-Reihe verfolgt, muss schon einiges für sexuelle Spielarten aufbringen. Genau genommen besteht die Reihe lediglich aus mehr oder weniger plumpen, dafür enervierend endlos aneinandergereihten Sexszenen. Und in denen gibt es auch noch den einen oder anderen Part, der wie ein Denkfehler oder schlampiges Lektorat anmutet. Doch wie gesagt, Erotik ist – genau wie Spannung – ein Thema, bei dem sich die Geister schon mal scheiden können. Speziell in dem Band in dem es um Raine geht, kommt jedoch hinzu, dass einige der Szenen abgesehen von zum Teil für Otto-Normal-Leser eher abstoßenden Praktiken auch noch vergleichsweise hölzern beschrieben sind. Ob das an der Übersetzung liegt? Keine Ahnung, jedenfalls könnte man fast meinen, dass dieser Band aus einer anderen Feder stammt. In allen drei Bänden finden sich zudem einige Passagen, die ein rasches Wiedererkennen ganzer Sätze bewirken. Seitenfüller? Der Verdacht drängt sich unweigerlich auf.


    Wer jedoch auf dominante Männer steht (die einfach anscheinend deshalb männlich sind, weil sie entsprechend bestückt alles bespringen, das bei drei nicht auf den Bäumen ist), oder auf Frauen (die nicht nur entsprechend ihrer Zeit eine eher devote Rolle einnehmen), auf Gewalt (ein Wunder, dass die Menschheit überlebt hat), auf Intrigen (die – nun ja – teils mehr als konstruiert wirken und genau wie die Reblausplage genommen auch hätten weggelassen werden können) und eine Grundidee, die - lediglich angedeutet - in einem Wust von Sexszenen untergeht, der hat mit dieser Buchreihe sicher seine helle Freude. Zumindest, wenn er neben wenigen spielerischen Fessel- oder Rollenspielchen, ein wenig Oral-Sex, unzähligen „normalen“ Kopulationen von Analverkehr über Gruppensex und Inzest bis Züchtigung alles in Kauf nimmt. Diejenigen werden sich sicher auch darüber freuen, dass die Autorin flugs ihre Grundidee figurtechnisch betrachtet ausgebaut hat. Wo zuvor nur drei Satyrn in dieser Welt lebten (die die Geschichte anfangs quasi kompakt gehalten hätten, weil explizit erwähnt wird, dass es eben nur drei von ihnen gibt), gesellt sich im nächsten 2012 erscheinenden Buch flugs ein vierter dazu. Ich wage mir nicht vorzustellen, wie weit das noch ausgebaut werden kann. Laut ihrer Autorenseite sollen es zumindest sieben Lord-Satyrs werden….


    Doch: Es gibt natürlich auch positives in den bis jetzt erschienenen Bänden. So fand ich beim Querlesen die Darstellung der Geburt eines kleinen Satyr-Babys recht niedlich (die Satyrn übernehmen die Erstversorgung und eine Schwangerschaft dauert nur 28 Tage). Oder auch, dass die Frauen nicht ganz so perfekt sind (ein Hermaphrodit dürfte für den einen oder anderen Mann natürlich ein Problem darstellen, nicht natürlich für einen omnipotenten und – entschuldigt den Ausdruck – dauergeilen Satyr). Und ich fand es auch recht nett, dass Jane (aus „Der Kuss des Satyrs“), mal eben vertrocknete Pflänzchen heilen oder Juliette (aus „Die Braut des Satyrs“) sich bei einer drohenden Vergewaltigung in Stein verwandeln kann. Die Satyrn verwandeln sich übrigens in der Vollmondnacht durch den „Ruf“, bekommen von der Hüfte abwärts Fell, einen zweiten Phallus und einen heilenden Sucher, wobei das Fell ganz nett, der zweite Phallus in meinen Augen reichlich unhygienisch und der Sucher eine praktische Idee war. Ach ja und Juliettes Art mit ihren Freiern umzugehen, war auch nicht die schlechteste (fantastisch empfängnisverhütend und vor allem konnte sie sich mit nichts anstecken). Oder der Arzt aus „Die Braut des Satyrs“ bekommt eine Strafe für das, was er während Juliettes Geburt getan hat (die man ihm gönnt, angesichts seines Verhaltens gegenüber Juliette an jedem ihrer folgenden Geburtstage) und der, der ihn bestraft findet zwar ein plötzliches Ende, das man ihm aber durchaus gönnt, obwohl er in der gesamten Geschichte zwar geradezu aufdringlich auftaucht und dennoch bis zum Schluss unscheinbar nichtssagend bleibt, weil er eben auch nur eine Figur ist, um die man eine Sexszene drapieren kann).


    Doch die positiven Textstellen halten sich eindeutig in Grenzen, und unterstreichen zudem die hilflose …. tut mir leid, mir fällt kein anderes Wort ein …. Einfältigkeit der drei Mischlings-Frauen. Bei all ihren Fähigkeiten sind sie völlig hilflos, können sich nicht mal andeutungsweise gegen ihre Peiniger wehren und müssen sich letztlich durch einen übernatürlichen, allzeit bereiten Ich-schreib-es-lieber-nicht retten lassen. Doch obwohl sie so schrecklich mitleidheischend hilflos sind, schaffen sie, was andere zum Teil jüngere Mädchen niemals schaffen können. Sie bleiben bis zu ihrem Zusammentreffen mit den Satyrn jungfräulich unschuldig, was angesichts der beschriebenen Lebensweise und ihrem Umfeld mehr als unglaubwürdig wirkt.


    Wie gesagt, die sinnlose Aneinanderreihung von Kopulationsszenen ist das eine, die Praktiken das andere. Stellenweise könnte man der Autorin fast eine Analfixierung unterstellen. So wird etwa in „Die Nacht des Satyrs“ recht enervierend gleich eingangs die Untersuchung Jordans (ich wusste gar nicht, dass das ein italienischer Name ist, denn Jordan wächst in Venedig auf) vor zahlendem Publikum und damit verbunden eine drohende Darmspülung vor einer Art medizinischem Fisting erklärt.


    Quer durch alle Bände erfolgt der stete Hinweis, dass der wirksame Schutz der drei Frauen natürlich nur durch Sex, Sex, Sex - und was war es noch? - ach ja, wie konnte ich das nur vergessen: Sex aufgebaut und gehalten werden kann. Oder dass die armen Satyrn das Zeitliche segnen müssen, wenn sie ihrer Natur (ihr erinnert euch: alles was bei drei nicht auf den Bäumen ist…..) nicht freien Lauf lassen dürfen.


    Fazit:


    „Die Satyr-Brüder sind so sexy, wie man es sich nur wünschen kann.“ (Zitat Paranormal Romance Reviews abgedruckt auf „Die Braut des Satyrs“). Oder „Der beste erotische Liebesroman, den ich je gelesen habe“ (Zitat Paranormal Romance Reviews abgedruckt auf „Die Nacht des Satyrs“). Etwas ähnliches findet sich auch auf dem Auftaktroman „Der Kuss des Satyrs“.


    Keinem dieser Zitate kann ich auch nur andeutungsweise zustimmen. Erotisch? Sexy? Beides sieht in meinen Augen anders aus. Quantität ist nicht gleichbedeutend mit Qualität. Liebesroman???? Hat Liebe immer mit Unterwerfung zu tun? Denn genau das machen ja die drei Halbfeen von vorne bis hinten. Spannung? Falls da tatsächlich Spannung enthalten ist, ist sie mir völlig entgangen. Hier hätte eine größere Betonung der Grundidee (zumindest der in den Inhaltsangaben angedeuteten) eindeutig Not getan. Empfehlenswert? Aus meiner Sicht eindeutig nein und zwar keiner der drei Bände.


    Und doch … nachdem ich die drei Bände in meine Altpapiertonne befördert hatte, kam eine Freundin zu mir und wünschte sie sich als Geschenk für einen anstehenden Geburtstag. Ich habe jetzt tatsächlich zwei Bände bestellt und frage mich ernsthaft, ob mir danach die Freundschaft aufgekündigt wird, weil ich nicht ernsthafter davor gewarnt habe oder ob auch nur eines meiner bisherigen Buchgeschenke ernsthaft gefallen haben kann, wenn sie tatsächlich Gefallen an der Reihe findet….


    2012 © Antje Jürgens

    Zum Buch- und Karten-Set:


    Gewohnt liebevoll ist die Aufmachung des Buch- und Kartensets aus dem Hause Königsfurt Urania. Nahaufnahmen von 49 Kräuter- und/oder Heilpflanzen und Affirmationen zieren nicht nur die Meditationskarten, deren Rückseiten Informationen mit Beschreibung, Vorkommen, Verwechslungsgefahren und Warnhinweisen, Wirkung und weitere botanische Details enthalten. Auch das 192 Seiten starke Buch ist mit entsprechenden Fotos gespickt. Wobei hier nicht nur einfach die auf den Karten abgebildeten Makroaufnahmen verwendet, sondern zahlreiche Zusatzfotos und Zeichnungen verwendet wurden. Das Buch selbst enthält neben diesen Fotos weiterführende Angaben zu den Kräutern, geht auf Volksglauben und nähere Ernteinformationen ebenso wie auf die körperliche Wirkung ein. Darüber hinaus sind zu jedem Kraut Rezepte für die innerliche und/oder äußerliche Anwendung oder für die Küche enthalten. Diese Rezepte sind – egal ob es sich um Küche, Schönheit oder Heilwirkung handelt – leicht nachvollziehbar. Darüber hinaus bietet das Buch auch den einen oder anderen nützlichen Hinweis auf die Wirkung bestimmter Pflanzen im Garten.


    Gegen jede Krankheit ist bekanntlich ein Kraut gewachsen. Manche Kräuter machen jedoch auch krank, weil sie giftig sind oder überdosiert werden. Das Wissen darum ging der Allgemeinheit seit den ersten Hexenprozessen kontinuierlich im Laufe der Zeit, in der immer mehr auf Pharmazie und Schulmedizin zurückgegriffen wurde, zu großen Teilen verloren. Zugegebenermaßen ist es natürlich auch wesentlich einfacher, in die Apotheke zu gehen und sich eine Tablette, ein Pülverchen und/oder eine Lösung zu holen, als beispielsweise einen Kaltansatz eines (eventuell selbst gesammelten) Heilkrauts zu machen und diesen anschließend zu verwenden. Grundsätzlich enthalten diese chemischen Helfer jedoch eigentlich nichts anderes, als die Stoffe, die die Natur uns in der Regel im Überfluss aber teilweise jahreszeitlich beschränkt bereitstellt.


    Chemisch hergestellte Substanzen und Medikamente sind hierzulande teuer und mittlerweile pochen gesetzliche genau wie viele private Krankenversicherungen mehr und mehr auf die Eigenverantwortung ihrer Mitglieder und streichen Leistungen, die wir früher als normal betrachtet haben. Andererseits stellt sich oftmals die Frage, ob man wirklich zur chemischen Keule greifen muss, ob es nicht eine etwas sanftere aber nicht weniger wirksame Alternative gibt. Diesbezüglich muss man sagen: Ja, diese Alternative gibt es. Sogar mehrere davon – nur haben wir vergessen welche, und wie diese anzuwenden sind. Das ist allerdings kein unüberwindliches Problem, denn dieses Wissen ist zwar zu großen Teilen aber glücklicherweise nicht völlig verloren gegangen. Man muss es einfach neu lernen und für sich selbst bewerten.


    Hierbei sollte man vielleicht auch beachten, dass man einiges an Zeit und Geld sparen kann. Etwa, weil man weitaus weniger Unkraut (das es ja eigentlich gar nicht gibt, schließlich handelt es sich um Wildkräuter) jäten muss, wenn man es erntet. Oder weil man nicht mehr Stunden in Gartencentern verbringen muss, um für teilweise sehr hohe Preise mehr oder weniger wirksame Unkrautvernichter zu finden. Oder auch nur, um beim Einkauf frisches regionales Gemüse zu besorgen. Nicht zu vergessen natürlich, dass Schädlinge sich zwar in wahren Heerscharen an normalem Kulturgemüse und –kraut gütlich tun, Wildgemüse und -kräuter jedoch selten bis gar nicht zu beachten scheinen. Wer keinen Garten hat, kann natürlich auch bei einem wohltuenden Spaziergang in der freien Natur suchen (die natürlich entsprechend unbelastet sein muss). Teilweise sind sie ja auch nur dort zu finden. Alternativ bleibt noch der Gang in ein Geschäft (beispielsweise eine Apotheke) um konservierte Kräuter zu kaufen. Der Geschmack und/oder die Anwendung von Wildkräutern mag für den einen oder anderen etwas gewöhnungsbedürftig sein, vieles ist jedoch sehr lecker und hat den positiven Nebeneffekt, dass man gleichzeitig etwas für seine Gesundheit, Vitalität und Wohlbefinden tun kann.


    Das Buch- und Kartenset Wildkräuter: Heilkraft am Wegesrand bietet hierbei nicht nur den sicher für jeden individuell ausbaubaren Grundstock an Wissen, das nötig ist, um mit Wildkräutern zu hantieren. Es ist auch für diejenigen interessant, die sich schon länger mit dieser Thematik befassen. Und es ist auch beim bloßen Lesen des Buches oder Arbeiten mit den Karten eine liebevoll und aufwendig gestaltete informative Wohltat für Körper und Geist.


    Zu den Autorinnen:


    Die 1971 in Österreich geborene Renate Pelzl lernte früh auf Bergwanderungen von ihrem Vater die Vorteile und Schönheit der Natur kennen und lieben. Sie ist ausgebildete Physiotherapeutin und Osteopatin und fotografiert mit Begeisterung etwas, über das sie ihr Wissen zusätzlich erweitert hat: Kräuter.


    Ebenfalls in Österreich geboren (1972) wurde Julia Gruber. Sie hat einen Magistertitel in Architektur und absolvierte nach ihrem Hochschulstudium Ausbildungen in Geomantie, Kinesiologie und Shiatsu. Sie arbeitet als Schamanin und bietet ihren Klienten ihr Wissen über die heilende Kraft von Pflanzen, Tieren und Steinen an.

    Copyright © 07/2012 by Antje Jürgens (AJ)