"Bunker" ist der dritte Roman der Überraschungs-Erfolgsautorin Andrea Maria Schenkel, deren ungewöhnlicher und beeindruckender Erstling "Tannöd" vor kurzem im Kino lief. Wie schon in "Tannöd", einem sehr elegant, anspruchsvoll und eigenwillig konstruierten Kriminalroman, arbeitet die Autorin auch in "Bunker" wieder mit verschiedenen Erzählperspektiven und Zeitebenen, die sich vermengen, abwechseln, ergänzen, aber auch widersprechen. Zwei Ich-Erzähler geben die Vorgänge auf ganz eigene Art und nicht immer chronologisch wieder: die Entführte Monika und der Täter Dimitri. Hinzu kommt eine sehr knappe auktoriale Ebene, in der die Rettung der verletzten Monika durch eine Notoperation beschrieben ist.
Während jedoch "Tannöd" und auch der zweite Roman "Kalteis" auf authentischen Kriminalfällen und realen Begebenheiten und Personen beruhen, ist "Bunker" Schenkels erster rein fiktionaler Roman. Und das Buch legt offen, dass die pure Fiktion nicht die Stärke der Autorin ist. Der Plot des Romans ist äußerst verworren und wenig mitreißend, die holprige und fragwürdige Story ist nicht zwingend und nicht stringent (manches ergibt schlichtweg keinen Sinn), die Beschreibungen der Orte geraten zu lang und umständlich, tendieren ins Banale, und die Figuren wirken durchweg blass und willkürlich konstruiert.
Beiträge von santandera
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Kurzinhalt:
Der russisch-finnische Bauunternehmer und Ex-Detektiv Viktor Kärppä, wird vom Polizisten Korhonen unter Druck gesetzt, die Herkunft eines verschmutzten Heroins festzustellen, dem bereits mehrere Junkies zum Opfer gefallen sind. Viktors Bruder Aleksej gerät in Verdacht, der neue Drogenboss zu sein, was der Mafia in St. Petersburg gar nicht gefällt. Viktor führen die Ereignisse nach Russland ...Kurzbeurteilung:
Sehr zäher und schwerfälliger Hardboiled-Krimi, der zwar lakonisch ist, aber zugleich seltsam desinteressiert, oberflächlich und belie-big erscheint. Düstere Stimmung, kaum Plot, keine Spannung. Fade.Selten habe ich einen Roman gelesen, der mich als Krimi so gelangweilt und als Drama so kalt gelassen hat wie "Bruderland". Und das ist umso erstaunlicher und ernüchternder, da in den letzten Jahren viele sehr gute, lakonische, unterkühlt-witzige, überraschende und ungewöhnliche Krimis aus Finnland in Deutschland erschienen sind. Der Erstling von Matti Rönkä, "Der Grenzgänger" (ebenfalls bei "grafit" erschienen), wurde nicht von ungefähr vor kurzem mit dem Deutschen Krimipreis 2008 ausgezeichnet. Der zweite Roman des Autors jedoch hat mich mehr als enttäuscht.
Zwar ist auch "Bruderland" durchaus lakonisch und mitunter witzig zu nennen (vor allem in den hingerotzten Dialogen nach Chandler-Art), aber über weite Strecken wirkt die Handlung beliebig und einfallslos, ja beinahe abgedroschen, und die Figuren sind so oberflächlich und uninteressant gezeichnet, dass man keinerlei Bezug zu den Personen aufbaut und sich stets fragt, warum und für wen diese Geschichte überhaupt erzählt wird.