Hallo,
dies ist meine erste Leserunde und auch mein erster Simon-Beckett-Roman. Das Buch erinnert mich atmosphärisch an Hakan Nesser, unspektakulär und leise mit guten Charakterzeichnungen und einer untergründigen Spannung. Die wird gleich zu Anfang aufgebaut durch die Figur Hunter, der ein Geheimnis hütet. Aber es wird nicht gleich verraten, ob ihm etwas Schlimmes zugestoßen ist oder er selbst etwas Schlimmes getan hat, weshalb ich ihn als möglichen Täter nicht ausgeschlossen habe (gut für mich, die ich den Klappentext nicht gelesen habe!). Die Spannung verlagert sich dann auf den Fall. Die düstere Atmosphäre wird verstärkt durch die einzelnen Sätze, die eigene Absätze bilden und einen Sachverhalt knapp und präzise zusammenfassen, etwas Drohendes oder Schlimmes antizipieren (z.B.: Vor Ende des Tages sollte sich das ändern) oder vage zurückblicken.
Ungewöhnlich finde ich die Verwendung eines Ich-Erzählers. Das kenne ich sonst nur aus den hard boiled Romanen von Chandler, Hammett usw., heute wird es eher selten verwendet, in Romanen, die in der Tradition dieser Schule stehen, so Hugh Lauries The Gun Seller.
Wegen der Diskussion um Lyn und ihre vermeintliche Unvernunft habe ich noch Mal zurückgeblättert und tatsächlich ist zu dem Zeitpunkt, als sie zu ihrem Lauf aufbricht, die Identität der Toten nicht bekannt. Auch für den toten Hasen, der erst auf dem Weg liegt und dann verschwunden ist, gibt ihr Beckett eine nachvollziehbare Begründung ein.
Die forensischen Aspekte werden nicht unötig ausgestellt. Ich bekomme die Infos, die ich zum Nachvollziehen der Argumentation benötige. Ob diese Infos auf Fakten beruhen, kann ich als Laie natürlich nicht beurteilen.
Bei einem oberflächlichen Vergleich mit der englischen Leseprobe sind mir zwei kleinere Abweichungen aufgefallen.
Das Buch gefällt mir von der ersten Seite an, das Lesen macht wirklich Spaß, und mittlerweile bin ich schon auf S. 216.