Beiträge von Demosthenes

    So, jetzt bin ich auch damit fertig, war ja nicht so umfangreich, also gerade die richtige Lektüre für einen Nachmittag.
    Spannend und flüssig geschrieben und ein paar interessante Aspekte haben dafür gesorgt, daß ich gar nicht merkte, wie die Zeit verging. Aber ein paar Anmerkungen habe ich doch. So fiel mir auf, daß es in Antjana doch ein paar Geheimgänge zuviel gab. Eine befestigte Stadt, deren Verteidigungsmauern so löchrig wie schweizer Käse durch diese Gänge sind, na, das ist schon ein wenig schwer zu verdauen. Andererseits gefiel mir die unausgesprochene Aussage über Rollenspiele und in andere Rollen schlüpfen doch sehr gut. Die Moral dieses Rollenspielfimmels von Levin bestand letztlich in der Einsicht, daß auch das eine Flucht vor der Realität darstellt und im Grunde nichts bringt.
    Es gab da noch so einige Einsichten, auf die ich aber nicht näher eingehen will. Auf jeden Fall ist das Buch eine hervorragende Lektüre für junge Menschen, die neben Spannung auch noch etwas daraus lernen können.
    Alles andere wurde ja bereits gesagt. :wave

    Klappentext
    Hier spricht "Slippery" Jim:
    "Innerhalb unseres Universums gab es höchstens ein halbes Dutzend Männer, die es mit mir aufnehmen konnten. Ich wechselte meine Persönlichkeit wie andere ihre Hemden, knackte spielend jede Bank des Sonnensystems, klaute bei Bedarf Raumschiffe, und wenn ich Lust hatte, fing ich einen Krieg an. Bis mich eines Tages die Polizei erwischte - was blieb ihr anderes übrig: ich wurde Polizei-Agent."
    So wurde Jim di Griz der seltsamste Rekrut im Spezialkorps der Planetenliga. Und als er eines Tages die Nase voll hatte, gab er damit das Startzeichen zu einer rasanten Menschenjagd durch die gesamte Galaxis.


    Und damit war die "Stahlratte" geboren. Es handelt sich um den ersten Band einer Serie von Harrison, der einen genialen Gangster zu einem ebenso genialen Agenten werden läßt. Womit natürlich nicht gesagt sein soll, daß di Griz sich immer so gesetzestreu verhält.
    Ein humorvoller SF-Thriller, dessen Nachfolgebände ebenso brillant geschrieben sind und einfach den Leser bis zur letzten Zeile fesseln. Schade, daß Amazon kein Bild davon hat.

    grrrrrrrrrrmmmmmmmmmlll :fetch
    Ihr habt Recht. Die haben tatsächlich schon wieder einen Fall von verschiedenen Titeln für ein Buch produziert. Ich hab die Beschreibung von Sonnenkreis jetzt auch gelesen und festgestellt, daß sie identisch ist. Ich finde das von den Verlagen langsam wirklich unverschämt.

    Klappentext
    Die junge Sopranistin Pamela ist zum ersten Mal in Wien, um hier die Pamina in Mozarts "Zauberflöte" zu singen. Seltsamerweise kommt ihr die Stadt unbestimmt vertraut vor; unheimlich auch, dass der Klang der historischen Instrumente eigenartige Empfindungen in ihr wachruft: Menschen in altertümlicher Kleidung begegnen ihr, sie läuft durch die Gassen der alten Kaiserstadt - und findet sich plötzlich im Wien des 18. Jahrhunderts wieder: als mittellose Putzmacherin.


    Der Zufall will es, dass sie Mozart kennen lernt, und die beiden sind nicht nur aus musikalischen Gründen voneinander angetan. Bald erkennt Pamela, dass Mozart in eine Verschwörung verstrickt ist, die etwas mit der Arbeit an seinem neuen Meisterwerk zu tun hat. Während sie dem Geimnis auf den Grund geht, gerät sie mitten hinein in die mysteriösen Umtriebe von Freimaurern und anderen geheimen Bünden. Als Zeugin eines brutalen Frauenmords selbst von Mördern bedroht, zieht sich das Netz düsterer Machenschaften immer dichter um sie zusammen.


    Unvermittelt findet sie sich im Zentrum einer seit Jahrtausenden währenden Verschwörung, bei der das Schicksal der ganzen Welt auf dem Spiel zu stehen scheint. Und Pamela weiß: Sie muss das Komplott aufdecken, will sie einen Weg zurück in ihre eigene Zeit finden. Alle Spuren führen zu Wolfgang Amadeus Mozart - und dem Geheimnis der Zauberflöte.


    Umschlagtext
    Das Geheimnis der Zauberflöte: Die Verschwörung um Mozarts unsterbliches Meisterwerk.Durch eigenartige Umstände gelangt eine junge Sängerin in das Wien des 18. Jahrhunderts und damit in das Netz eines freimaurerischen Komplotts, in dessen Zentrum Mozart und seine neue Oper stehen. Ein magischer Liebesroman, ein kunstvolles Kostümstück und ein fesselnder Thriller voll historischer Bezüge - verführerisch wie eine Laterna magica.


    Es fällt mir schwer, das richtige Genre zu finden. Aber ich denke, unter Fantasy ist dieser Roman bestens aufgehoben. Kastner versteht es wieder, seine Leser völlig in den Bann der Handlung zu ziehen. Vor Spannung vergisst man glatt die Zeit und kann das Buch erst wieder zur Seite legen, wenn die letzte Zeile gelesen ist. Auch wenn man am Ende in Versuchung gerät, "Elvis lebt" zu rufen, dieses Buch sollte man schon gelesen haben.

    Mir gefiel das Buch überhaupt nicht. Die Orks wurden zu menschlich geschildert und ihre ganzen Aktionen liefen dem bisher verbreiteten Bild einfach zuwider. Ich werde es nicht in meine Bibliothek aufnehmen.

    In gewisser Weise kann ich Marlowe schon verstehen und, so unverständlich Euch allen das sein mag, ihm mich anschließen. Ich glaube kaum, daß dieser Thread entstanden wäre, wenn diese Frau ihre neun Babys hätte abtreiben lassen. Das Ergebnis wäre dasselbe gewesen, nur die Akzeptanz größer und niemand hätte sie verurteilt. Aber die Kinder wären auch tot gewesen - nur legal. Und das auch für die Gesellschaft, die sich jetzt so aufregt.

    Hallo BJ,
    bedingt gebe ich dir Recht, daß der Hinweis "die Gesellschaft ist schuld" einfach Unsinn ist. "Die Gesellschaft" sind wir doch alle und müssen uns somit an die eigene Nase fassen.
    Churchill hat es, glaube ich, besser auf den Punkt gebracht. Wir haben in den Jahren seit dem letzten Krieg eine gesellschaftliche Wandlung erlebt, die nicht immer zum positiven gelang. Gerade das Zusammenleben in Mietshäusern wie deinem zeigt, daß der Einzelne reichlich isoliert ist. Du selbst betonst ja auch, daß du eine "Kontrolle", wie sie Churchill angesprochen hat, nicht möchtest.
    Gerade diese persönliche Freiheit, diese Loslösung von der Familie, begünstigt aber solche Auswüchse. Der Trend geht auch weiterhin eindeutig in Richtung Singledasein. Somit werden wir an solche Nachrichten gewöhnen müssen. Zum Fall selbst kann ich sagen, daß eine Frau, die neun ihrer Kinder tötet, einfach krank ist. Ich bin mir da ziemlich sicher, daß Gutachter der Täterin eine Schuldunfähigkeit bescheinigen werden und damit auch eine Strafunfähigkeit. Statt in den Knast gehört sie meiner Meinung nach in die geschlossene Psychiatrie.

    Warum sollte die Menschheit nicht ins All aufbrechen? Es gibt dort noch so unendlich viel zu lernen, was auf der Erde mit Sicherheit nicht gelernt werden kann. Sicher, auch unseren Planten haben wir bis heute noch nicht ganz begriffen, doch denke ich, von außen betrachtet wird die Erde uns noch wesentlich mehr zu vermitteln haben.
    Die Raumflüge sollten also m. E. weitergehen. Mag sein, daß sie wirklich eine Investition in die Zukunft der Menschheit sind.

    Damit hast du eigentlich schon alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt. :-) Ich kann mich dem nur noch anschließen.
    Mit dem alten Dessauer habe ich mich nur am Rande beschäftigt, als ich über die Entwicklung der Waffentechnik im 18. Jahrhundert recherchierte. Gerade von ihm und den Preussenkönigen kamen einige interessante Anstöße. Zwangläufig beschäftigt man sich dann auch ein wenig mit den Personen.
    Dieses Inkognitogehabe sehe ich allerdings nicht unbedingt als authentisch an, es kommt mir eher wie eine nachträgliche Verklärung im Volksmund vor. Ähnliche Geschehnisse wirst du auch bei den Wurzelsepp-Romanen Mays um die Gestalt des Bayernkönigs Ludwig II finden. Allerdings würde mich auch nicht wundern, wenn dieser kautzige Fürst tatsächlich solche Unternehmungen gemacht hätte. Lassen wir das also offenstehen und jeder mag sich selbst seine Gedanken dazu machen. :lache
    Aber ich freue mich, wenn dir dieses Buch so gut gefallen hat. Hie und da mal einen weiteren Karl May zu lesen wird sich sicher lohnen.

    Ja, diese Geschichte hat mich auch beeindruckt. Vor allem aber, weil sich die Person des von Trenck gegen Ende des Jahrhunderts (1793-96) in einem Oberst von Szeckely nochmal wiederholte. Über diesen Mann stolperte ich bei meinen Recherchen zu einer Arbeit über die Kämpfe der alliierten Truppen gegen die französischen Revolutionsarmeen in der Pfalz. Die Österreicher hatten da wohl Erfahrungen umgesetzt, denen andere Heere wenig entgegen zu stellen hatten. Ob Trenck aber dem alten Dessauer tatsächlich begegnete, kann ich leider nicht beantworten. Auf jeden Fall ist diese Episode sehr spannend geschrieben.

    Interessant ist ja auch der Hintergrund der Geschichte. Aber dieses sportliche Wegschnappen von Soldaten liegt einfach in der Natur der vielen Anekdoten über den alten Dessauer. Er war nun mal ein Soldatenfürst und alles militärische sein Steckenpferd. Er war ja auch der erste, der von den Preussen den Drill mit der Waffe übernahm und dadurch entscheidende Vorteile gewann. So hat er auch fast zeitgleich die Papierpatronen eingeführt, um den Soldaten Zeit beim Laden ihrer Vorderlader zu sparen. Eine einfache Rechnung - schneller Laden, höhere Feuergeschwindigkeit, weniger eigene Verluste.
    Dumm war er somit nicht, lediglich ungebildet. Und er war ein Querkopf. Aber anscheinend kam das bei den Menschen damals gut an und so blieb er in den Geschichten erhalten.
    Ach ja, so einige Einlagen, die dir auffielen, findest du in anderen Büchern mit anderen Personen wieder. May hat viele Gags mehrfach verwendet in seinen Büchern. Ebenso einige Charaktere. Die Story mit Heinz, der immer an der selben Stelle unterbrochen wird, findest du im Löwen der Blutrache, wenn der alte Bimbaschi zum hundertelften Mal erklären will, wie ihm seine Nase abhanden kam und auch stets an der entscheidenden Stelle unterbrochen wird.

    Weil du das Thema heiraten angesprochen hast: die Szene, in der das Mädchen dem alten Dessauer eine saftige Ohrfeige verpasste, fand ich direkt köstlich. Auch den dazu passenden Dialog. "Er Himmelelementer, Er!". Die ganzen Dialoge sind in diesen Geschichten lesenswert. Gerade wohl aus dem Grund, weil sich May eben der alten Ausdrucksweise bediente und für seine Zeit modernere Elemente hinzumischte.

    Im Grunde geht es immer nur um Geschichten mit militärischem Hintergrund. Der alte Leopold war zusehr in seine Soldaten "verliebt" und das spiegelt sich in den Anekdoten wieder.
    Eigentlich war es durch Abkommen durchaus nicht statthaft, fremde Landeskinder zu rekrutieren. Dennoch betrieben die Fürsten und Weber dieses "Spiel" schon aus sportlichem Ehrgeiz.
    Die Sache mit dem Backtrog fand ich auch sehr lustig. May verstand sich schon darauf, Situationskomik zu schildern. Man könnte bald denken, er hätte den frühen Slapsticks die Regie vorweggenommen.

    Na, dann will ich mal das Gedicht von Theodor Fontane über den alten Dessauer hier reinstellen. Es steht im Buch auf der Seite 6.


    Der alte Dessauer


    Ich will ein Lied euch singen!
    Mein Held ist eigner Art:
    Ein Zopf vor allen Dingen,
    Dreimaster, Knebelbart,
    Blitzblank der Rock vom Bürsten
    Und jeder Knopf wie Gold -
    Ihr merkt, es gilt dem Fürsten,
    Dem alten Leopold.


    All Wissenschaft und Dichtung
    Sein Lebtag er vermied,
    Und sprach er je von "Richtung",
    Meint' er: in Reih und Glied;
    Statt Opern aller Arten
    Hatt' er nur einen Marsch,
    Und selbst mit Schriftgelahrten
    Verfuhr er etwas barsch.


    Nicht mocht er Phrasen türmen
    Von Fortschritt, glatt und schön,
    Er wußte nur zu stürmen
    Die Kesselsdorfer Höhn;
    Er hielt nicht viel vom Zweifel
    Und wen'ger noch vom Spott,
    Er war ein dummer Teufel
    Und glaubte noch an Gott.


    Ja, ja, er war im Leben
    Beschränkt, wie man's so heißt,
    Und soll ich Antwort geben,
    Warum mein Lied ihn preist?
    Nun denn, weil nie mit Worten
    Er seine Feinde fraß,
    Und weil ihm rechter Orten
    So Herz und Galle saß.


    Wir haben viel von Nöten,
    Trotz allem guten Rat,
    Und sollten schier erröten
    Vor solchem Mann der Tat;
    Verschnittnes Haar im Schopfe
    Macht nicht allein den Mann -
    Ich halt es mit dem Zopfe,
    Wenn solche Männer dran.


    Theodor Fontane


    Ich glaube, Karl May hat nach diesem Gedicht seine Romanfigur aufgebaut. Da May allerdings auch die im Volksmund umlaufenden Geschichten berücksichtigte, er betrieb für diese Romane umfassende Recherchen, ist die Idealisierung des Fürsten eigentlich nur eine detailliertere Darstellung der Person im Gedicht. Wenn ich micht nicht täusche, wurde May übrigens bei den Recherchen zu diesem Roman sogar einmal verhaftet, weil er einem kleinen halbverhungerten Jungen aus Mitleid ein Goldstück gab. Erst sein Verleger konnte ihn wieder auslösen durch ein Telegramm, in dem er auf den Hang zur "Wohltätigkeit" des Autors hinwies. Kann aber auch sein, daß es bei den Vorarbeiten zu "Ritter und Rebellen" geschah. Ist schon sehr lange her, daß diese Randnotiz las.


    edit: Ich hab grad mal im Nachwort geblättert. Es war doch bei den Recherchen zu diesem Roman. Aber nicht der Verleger, sondern der Gemeindevorstand von Radebeul depechierte nach Dresden.

    Da warst du aber flott im Lesen, Milla. :-)
    In der Zeit, in der die Geschichten spielen, war es üblich, daß Personen "von Stand" in der dritten Person angesprochen wurden. Selbst die Kinder sprachen ihre Eltern so an. Es war einfach ein Respektsbeweis. Lediglich Vagabunden, Tagelöhner und Bauern hatten keinen Anspruch auf diese Ehrerbietung. Da Karl May diese Geschichten, die ja eigentlich vom Volk erzählte Anekdoten sind, als Humoresken schrieb, tauchen natürlich solche zum Schmunzeln anregenden Wortschöpfungen auf. Allerdings neigte man in dieser Zeit ohnehin dazu, so manchen gängigen Begriff zu verunstalten - allerdings mehr in Richtung auf französisieren.
    Die politischen Gegebenheiten sind in der Tat ein wenig verworren. Man bedenke, daß Deutschland damals ein Konglomerat von Fürstentümern, Königreichen und dergleichen war. Ein "Deutschland" im heutigen Sinne gab es damals nicht. Allein die versteckten und offenen Bezhiehungen, Abkommen und Verbündungen zu überschauen, ist fast unmöglich. Sicher ist aber, daß Anhalt-Dessau sich sehr stark an Preußen anlehnte. Hannover hingegen galt als natürlicher Gegner durch seine starke Bindung an England (Man beachte die Thronfolge). Und gerade die Rivalität zwischen Hannover und Anhalt-Dessau bildet die Grundlage für einen Teil der Anekdoten um Fürst Leopold.
    Übrigens, das Gedicht Fontanes auf der ersten Seite finde ich bezeichnend um die Legenden, die sich um den "alten Dessauer" gebildet haben. Die Schilderungen Mays entsprechen ganz diesem von Fontane vorgegebenen Charakterbild des Mannes.
    Trotz der Augenzwinkerei Mays darf man nicht vergessen, daß der Soldatenwahn um die "langen Kerls" auch ein Stück Unfreiheit dokumentiert. Die Werber waren allgemein nicht beliebt und so stellt die belustigende Dusseligkeit der Werber, die May hier schildert, auch ein Stück Sozialkritik dar.

    Zitat

    Original von Idgie
    Politikverdruss hin oder her. Wer nicht wählt, hat in einer Demokratie meiner Meinung nach auch nicht mehr das Recht an allem und jedem rum zu meckern. Deshalb werde ich auf jeden Fall wählen gehen. :-] Und zwar die SPD.


    Man kann auch die Augen zu machen, stimmt. Aber dann darf man sich nicht beschweren, wenn danach die Karre noch mehr in den Sand gesetzt wird. Von den beiden Großen ist - man verzeihe meine harschen Worte - einer so korrupt wie der andere. Eine Änderung der augenblicklichen Zustände ist von keinem zu erwarten, eher eine Verschlimmerung. Gelb, Grün und Braun sind indiskutabel, also bleibt doch nur noch die dunkelrote Partei übrig, wenn man wirklich sein Kreuzchen machen will. Aber ich bezweifle stark, daß die wirklich besser sind.
    Da ich aber weder Pest noch Cholera will, bleibt mir nichts anderes übrig, weiterhin am Wahltag zu Hause zu bleiben.