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Original von Paradise Lost
Was ich schon die ganze Zeit fragen wollte, "Raoul" klingt ja eher irgendwie französisch oder spanisch als nach Heiligem Land. War der Name dort üblich (vielleicht durch die Kreuzfahrer) oder auch eher außergewöhnlich?
Das war im Heiligen Land tatsächlich ein relativ verbreiteter Name, durch die starke Präsenz französischer Kreuzfahrer.
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Also da hatte ich dann schon kurzfristig das Bedürfnis ihr mit einer Bratpfanne Vernunft einzuhämmern. das ist wohl der letzte Rest Naivität des kleinen Bauernmädchens, der sich in der Gauklerin aufrecht erhalten hat.
Naja, sie hat eben die ganze Zeit gehofft, doch noch in ihr altes Leben zurück zu können. Wie gesagt, im Ordo zu leben war für mittelalterliche Menschen extrem wichtig - nur dort hatten sie so etwas wie rechtlichen Schutz. Und natürlich hofft sie, dass Ulrich ihr hilft, selbst wenn er inzwischen eine andere hätte, wäre es seine Aufgabe. Normalerweise würde so ein Anliegen einer Gauklerin wirklich ungehört bleiben. Aber der König ist für diesen Fall nicht zuständig, genausowenig wie die Kirche. Ulrichs Vater ist ihr Herr, ihn muss sie überzeugen, wenn sie das schafft, ist die Sache aus der Welt.
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Breit gegrinst hab ich über eines der schönsten Wörter unserer Sprache, die alte Zwiderwurzen. Ich hör das einfach zu gern. Und zu Gertraut hat es auch gepasst wie die Faust aufs Auge.
ich auch
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Gab es solche Szenen schon bei den Ritterfestspielen (Pferde auf der Tribüne, Kampf mit Fackeln)?
naja, Tribüne .. ich glaube, das hätte das Publikum dann doch ungewollt dezimieren können Mit Fackeln kann ich mich auch nicht erinnern, aber es ist eine gute Idee Reiten auf die (leere) Königsloge und durchs Feuer ja, das gibt es schon mal beim Turnier!
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Ich dachte ja erst "Morbus sacer" wäre ein Schlaganfall, weil ich den Eindruck hatte, Hermann wäre irgendwie halbseitig gelähmt, habe dann aber im Internet nachgelesen, dass es sich dabei wohl um Epilepsie gehandelt hat.
Naja, so genau konnte man das damals nicht differenzieren. Morbus sacer taucht auch im Zusammenfall mit Symptomen des Schlaganfalls auf. Hier habe ich tatsächlich einen Schlaganfall gemeint.
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Eine Freundin, die das Buch einige Zeit vor mir gelesen hat, hat mich gestern darauf hingewiesen, dass das Cover ja scheinbar genau die Szene von S. 389, letzter Absatz, wiedergibt, als Anna sich in Benediktbeuern befindet (wegen dem Tuch über den Haaren) und im Sonnenuntergang auf die Türme schaut. Ist das wirklich absichtlich so gewählt und extra für das Buch gemacht worden? In Zeiten von doch häufig recht einfallslosen (und oft auch noch mehrfach verwendeten) Motiven fände ich das sehr begrüßenswert.
Oh, das habt ihr gemerkt? Chapeau! Ich wollte ohnehin eine Szene dieser Art haben, schon um an das Lied "Stetit puella" aus den Carmina anzuspielen ("Stand ein Mädchen im roten Kleid, wenn jemand sie berührte, raschelte das Kleid.") Dann kam der Coverentwurf (soweit ich weiß, wurde er direkt und ausschließlich für dieses Buch gemacht), und ich fand, dass er gut zu dem Lied passte. Und habe die Szene in Benediktbeuern entsprechend umgearbeitet ...
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Die Jagd nach der Carmina (bzw. der Vagantenbeichte, aus Annas Sicht) zieht sich wie ein dünner roter Faden durch die Geschichte und bestimmt zum Teil das Schicksal der Figuren, allerdings hätte für meinen Geschmack gerne noch etwas mehr Hintergrund zur Entstehung und vielleicht einige der anderen Lieder mit dabei sein dürfen, da hatte ich mir einfach einen etwas größeren Anteil an der Gesamthandlung erhofft.
Zur Entstehung gibt es nur wenig verlässliche Info, vieles ist Spekulation. Ich habe versucht, die drei Theorien über den Herkunftsort (Neustift, Maria Saal und Seckau) miteinander in Einklang zu bringen (übrigens eigenständig, diese Version ist nirgendwo sonst nachzulesen) und im Kontext der politischen Umstände in Brixen und Umgebung zu lösen. Vor allem war mir wichtig, die Lebenswelt der Carmina darzustellen, in diesem Zusammenhang erscheinen ja auch die Lieder. Ich habe jetzt gar nicht nachgezählt, aber ich meine, es sind 12, die im Roman erwähnt werden.
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Alles in allem auf jeden Fall ein unterhaltsamer Mittelalterroman, der durch die Zusatzinfos hier in der Leserunde noch mehr an Tiefe für mich gewonnen hat. Vielen Dank an Julia für die freundliche Begleitung, die wirklich schnelle Beantwortung der Fragen und die interessanten Anmerkungen!
Danke!! Mir macht es auch viel Spaß, und ihr stellt wirklich interessante Fragen!