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Original von Zwergin
Ich denke schon, dass Nora durch ihre Erfahrungen mit M. auf immer geprägt sein wird und "normaler" Sex ihr nicht mehr den erwünschten Kick geben wird. Ihre Beziehung zu Ian hat meiner Meinung nach gar keine Chance.
Sehr interessanter und absolut berechtigter Gedanke, wie ich finde. Allerdings denke ich, dass man das so allgemein sicher nicht sagen kann. Kommt ja auch immer drauf an, wie erfahren bzw wie weit man in dem Gebiet des Sadomasos fortgeschritten ist.
Wie hier bereits jemand kurz schrieb (ich glaub, es war Alisha), ist BDSM eine Spielart, mit deren Hilfe beide Sexualpartner ihre Grenzen ausloten können. Dies tun sie nicht nur und ausschließlich. Solche Leute haben auch "normalen" Sex, auch wenn ihnen ihre eigene Spielart etwas ganz anderes gibt.
Natürlich gibt es auch diejenigen, die durch sadomasochistische Spielchen ein wenig abstumpfen und für normale Reize - wie wir sie eben kennen - nicht anspringen. Die tun es allerdings nicht aus dem schlichten Ausloten der Grenzen (und nehmen dabei Schmerzen in Kauf), sondern tun es eben wegen der Schmerzen.
Michael manipuliert Nora allerdings sehr bewusst (S.227 f.): "Du wirst meine Bestrafung bald schätzenlernen. Du wirst voller Angst daran denken, weil du weißt, dass ich dir Schmerzen zufügen werde, aber auch voller Erregung, weil du weißt, dass ich es dir hinterher besorgen werde. Am Ende wirst du Schmerz mit Lust assoziieren..."
Das beschreibt Noras Lage eigtl sehr gut und dürfte Antwort genug sein.
Michael und sie sind grundsätzlich anders zu betrachten. Aber das ist nur meine Sicht der Dinge.
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Original von Nordstern
Und immer noch habe ich keinen konkreten Verdacht, was Frannys Tod angeht. Nach dieser Wasserratten-Geschichte würde ich vielleicht sogar Freitod in Erwägung ziehen, klar, es muss sie jemand gefesselt haben und die Muster an ihrem Körper hat sie wohl auch kaum selbst geritzt, aber was ist, wenn sie wie in dieser Geschichte im Wasser wieder selbst ihre Grenze ausloten wollte, jemanden aus der Szene angeheuert hat, sie so zu benutzen und einfach liegen zu lassen?! Ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt...
Ein kleines bisschen vielleicht.
Sehr interessant fand ich übrigens, dass Michael plötzlich im Lokal aufkreuzt, indem Ian und Nora essen. Er stellt sich als Biologe mit Verhaltensforschung als Spezialgebiet vor und erklärt, dass der lauteste Balzruf zumeist der attraktivste auf das Weibchen ist. Als ich das las, musste ich ungeheuerlich lachen!
Michael beweist wirklich Nerven aus Drahtseilen! Kommt mit einer Offensive, um Nora für sich zu gewinnen und verdeckt um ihre Gunst zu kämpfen. Sein Ziel ist völlig klar: Er will Ian ausstechen, der ihm ein Dorn im Auge ist, da er Nora für sich allein haben (besitzen) möchte.
Ich frag mich, ob er weniger reizvoll für sie ist, wenn sie was Frannys Tod angeht, Gewissheit hat. Ich glaube nicht...
Auf Seite 233 beschreibt Nora, dass sie sich fühlt, als würde sie in einem großen Labyrinth umherirren, indem Michael ein großer Magnet ist, der sie fortan in eine Richtung zieht, in der sie nicht hin will. Harris Dienstzeichengrad ist der Gegenpol dessen, der es mit Michael aufnehmen kann. Sehr metaphorisch.
Die Wasserratten-Geschichte fand ich persönlich sehr aufwühlend, verstörend und ging mir ungeheuerlich nah!
... und dennoch kann ich mich eher mit Nora identifizieren, als mit Franny.