Erstmal möchte ich mich für diesen interessanten Thread bedanken und natürlich auch für die Bücherliste. Ich hab davon gleich mal ein paar auf meinen Amazon-Wunschzettel geparkt.
Es ist immer wieder spannend, wie so eine Diskussion sich entwickelt. Es wurde gefragt, warum gerade in Fantasyromanen so häufig unterdrückte Frauen zu finden sind. Und jetzt sind wir ganz allgemein bei Emanzipation und Feminismus angekommen.
Mich hat es jedenfalls zum Denken angeregt. Ich erlebe in der Grundschule und auch privat immer wieder Dinge, die mich zweifeln lassen, ob sich in den letzten 100 Jahren in dieser Hinsicht wirklich was getan hat. Und ich frage mich auch, warum das so ist.
Beispielsweise muss ich im Handarbeitsunterricht immer wieder diese Frage (in Variationen) beantworten: Warum muss ich als Junge häkeln/stricken/sticken/nähen? Das ist doch nur etwas für alte Omas.
Wenn wir aber mit der Laubsäge, Raspel oder Feile arbeiten, dann beschwert sich kein Mädchen, dass das aber nur was für Opas ist.
Oder man braucht nur Kataloge für Spielzeug anschauen oder im Kaufhaus durch die Spielwarenabteilung gehen: Rosa Krempel für Mädchen, Blaues Zeug für Jungs. Dann auch noch lauter Haushaltswaren für die Mädchen: Spielküche, Staubsauger, Bügeleisen, alles in hübschem Rosa gehalten. Für Jungs: Bohrmaschine, Werkbank, Säge usw. in den männlichen Farben Blau, Grün, Grau.
Über die vorherrschende Kinderkleidung muss ich wohl nichts sagen, davon können die meisten hier wohl ein Lied singen.
Es muss doch möglich sein, die Kinderküche in einer neutralen Farbe zu halten (bei Ikea gibts die ja auch in weiß und mein kleiner Neffe liebt sie).
Mittlerweile gibt's auch Lego-Produkte speziell für Mädchen und speziell für Jungs. Bei den Mädchen sind dann mehr rosa Steine drin, bei den Jungs mehr blaue. Außerdem sind die Mädchen-Sets mit solchen Themen bestückt: Küche, Schönheitssalon, usw. Warum? Bisher war Lego doch für jedes Kind geeignet. Ohne da einen Unterschied zu machen.
Was ich damit sagen möchte: Anstatt die Unterschiede zwischen Mann und Frau kleiner zu machen, werden sie verdeutlicht und die Trennlinie schon sehr früh gezogen. Die Kinder erfahren durch Medien und das Spielzeugangebot, welche Rollen sie zu spielen haben und was die Welt scheinbar von ihnen erwartet. Und das leben sie dann auch so weiter. Und sie ahmen ihre Vorbilder nach. Das sind die Eltern und die Erzieherinnen im Kindergarten, die Lehrerinnen in der Schule. Und auch da muss ich bewusst die weibliche Form wählen, weil hier Frauen die Norm sind. Ich kenne ganze 2 Grundschullehrer, und keinen einzigen Erzieher oder Kinderpfleger.
Jedenfalls ahmen Mädchen Frauen nach und Jungen Männer. Und wenn der Vater keine Hausarbeit erledigt, dann wird das der Sohn nicht so ganz verstehen, wenn er das nun aber machen soll.
Mit Büchern ist es so ähnlich wie mit dem Spielzeug: es gibt eine gewisse Norm. Verschiedene Stereotype, die immer wieder auftauchen. Weil es sich verkauft. Wie die rosa Mädchensachen. Es gibt auch andere Dinge, aber die muss man schon gezielt suchen. Ein Ausnahmebuch findet man nicht mal eben im Vorbeigehen. Und oft erkennt man auch erst, wenn man ein gutes Stück gelesen hat, dass man wieder das gleiche Stereotyp in der Hand hält. Und es ist gekauft und der Verlag ist in seiner Annahme bestätigt, dass Schema F immer noch gut läuft und produziert mehr davon.