Ein wirklich heikles Thema ...
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Original von Rosha
Es geht hier meiner Meinung auch nicht so sehr um Moral oder Unmoral. Es ist nun mal Fakt, dass Inzest mit einer deutlich erhöhten Wahrscheinlichkeit behinderte Kinder zu zeugen einhergeht.
Das ist eben nichtFakt, sondern so pauschal falsch. Die erhöhte Wahrscheinlichkeit ist nur dann der Fall, wenn beide Geschwister ein (rezessives) Gen für eine Erbkrankheit in sich tragen.
D.h. die erhöhte Wahrscheinlichkeit besteht NICHT, weil es Geschwister sind, sondern weil vielleicht (!) beide ein krankes Gen in sich tragen - und das könnte genausogut bei einer wildfremden Person passieren.
Wenn man "Kinder könnten behindert sein" als Grund für das Verbot verwendet, müsste man konsequenterweise allen anderen Trägern von Erbkrankheiten ebenfalls die Vermehrung miteinander verbieten - und nach positivem Gentest (= keine Erbkrankheit) Geschwistern das Zeugen von Kindern erlauben 
Geschwisterbeziehungen sind selten - und selbst von den wenigen dürften doch wohl die meisten getrennt voneinander aufgewachsen sein, d.h. sie hätten genausogut zufällig eine nicht verwandte Person mit einem Erbgutschaden treffen können. Oder aber sie tragen keine Erbkrankheit in sich und dann gäbe es kein Argument dafür, den Geschwistern das Kinderkriegen zu verbieten, es einem nicht verwandten Paar mit Erbkrankheit aber zu erlauben.
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Original von beowulf
Ich sehe im Vordergrund die emotionalen Verwirrungen, zwischen Geschwisterliebe, die ja auch eine Form von Vertrauen und Zuneigung darstellt und Sex muss eine klare Trennung gezogen werden, sonst kann ich dann auch gleich erlauben, dass der Vater seine Tochter als Gespielin zu sich ins Bett holt, wenn sie den 16 ist. Die emotionale Vertrauensbasis wird da schwer missbraucht und das hinterlässt heftige psychische Schäden.
Dafür gibt es aber andere Gesetze, die Missbrauch verbieten
Wenn man Geschwisterehe erlaubt, öffnet man deshalb nicht Kindesmissbrauch Tür und Tor.
Damit bleibt noch: "Die Kinder könnten gehänselt werden und müssen davor geschützt werden" (das sagte mir jemand bei einer entsprechenden Diskussion). Könnte eventuell sein - aber grade wenn die Geschwister getrennt aufgewachsen sind, weiß das doch überhaupt keiner? Und es gibt sooo viele andere Gründe, für die Kinder gehänselt oder gar gemobbt werden können ...
Und früher hatten auch uneheliche Kinder ggf. ziemliche Probleme. Heute interessiert das keinen mehr.
Ich sage nicht, dass es besonders wünschenswert ist, dass Geschwister heiraten und Kinder zeugen. Nur sollte man etwas differenzierter an das Thema herangehen als "Irgendwo steht, das Risiko für behinderte Kinder sei höher" (wie gesagt: Selbst wenn, soll das dann jedem mit Erbkrankheit verboten werden? Was ist mit denen, die das gar nicht wissen?).
Und was ist eigentlich mit adoptierten Menschen oder welchen, die aus einer Samenspende entstanden sind? Sollen die vor jeder Beziehung erst einen Gentest machen?
Sollte jeder vorsorglich einen Gentest vor jeder Beziehung machen, weil ja i.d.R. keiner weiß, ob er ein Gen für eine Erbkrankheit hat?
Und Behinderungen durch Mutationen bei der Entstehung des Embryos oder durch die Geburt sind damit ja auch noch nicht ausgeschlossen ...
Eine Beziehung zwischen Geschwistern kommt mir auch falsch vor, nur wie gesagt: Eine wirkliche rationale Begründung dafür gibt es eigentlich nicht, außer "Haben wir noch nie so gemacht", "Wo kämen wir da hin" und "Da könnte ja jeder kommen" ...