Zitat
Original von licht
Gefühle kann Dir keiner abstreiten, aber eine sachliche Diskussion läßt sich so nicht führen. Es ist ja vergleichsweise einfach: Entweder es gab eine Zunahme solcher Erkrankungen oder es gab sie nicht. Eine andere Möglichkeit, über die man reden könnte, gibt es schlicht nicht. Du kommst ja sicher auch nicht auf die Idee, mit deinem Mathelehrer darüber zu diskutieren ob 2+2 wirklich vier ergibt, nur weil Du das Gefühl hast, dass es manchmal mehr und manchmal weniger sein könnte (was gerade in Bezug auf die Wahrnehmung von Zeit durchaus vorkommen kann.)
Darum bedarf es zu einer sachlichen Auseinandersetzung über diese Frage klarer Fakten, die die eine oder andere These / Behauptung unterstützen. Dann kann man vielleicht über den Aussagewert der Fakten streiten, aber man bekommt eine Ahnung von den tatsächlichen Verhältnissen und kann Gefühle etwas kanalisieren.
Darum wiederhole ich meine Bitte: bring doch Argumtente, Fakten und Begründungen für deine Behauptungen, dann können wir darüber reden. Eine Behauptung einfach so in den Raum zu stellen, bringt keinem etwas.
So, dann möchte ich nun endlich etwas dazu sagen.
Ich muss mich wohl geschlagen geben und zugeben, dass es mir wirklich nur um mein Gefühl ging und ich keine großen Fakten auf den Tisch legen kann.
Du hast natürlich Recht, dass man allein auf der Grundlage seiner Gefühle und Wahrnehmungen (die nun mal bei jedem verschieden sind) keine vernünftigen Diskussionen führen kann.
Ich muss auch sagen, dass ich mit dem Thema nicht so intensiv betraut bin, dass ich da jetzt einen Ordner voller Statistiken habe, den ich anbringen könnte um mein Gefühl zu stützen.
Von daher muss ich einfach zugeben, dass ich keine Fakten habe, sondern mich einfach auf meine Wahrnehmung stütze.
Das damit niemandem geholfen ist in einer großen Diskussion, ist mir klar.
Ich hoffe ich hab mich dadurch jetzt nicht selbst aus der Diskussion geworfen und gelte nicht als inkompetent und unischer. Oder was auch immer mir man auch vorwerfen mag.
Ich bin nun mal erst 19 Jahre alt, dass sollte ich vielleicht dazu sagen. Ich weiß durch Erzählungen und durch die Schule wie das Leben damals, im Mittelalter oder auch im 18. / 19. Jhd. abgelaufen sein könnte. Und ich sehe was im Moment in der Welt los ist. Wie sich die Menschen durch jede Krise, sei es die Finanzkrise, die Umweltkrise oder eine Familienkrise. Seien es die schlimmen Nachrichten im Fernsehen. Der Anstieg von Gewalt, Hass und Terror. Oder was auch sonst. Ich nehme wahr, dass sich die Menschen dadurch noch tiefer in den Untergrund ziehen lassen. Die Menschen werden unfreundlicher, hasserfüllter und driften in eine Welt ab, wo sich alles nur noch um Negativschlagzeilen dreht.
Meine Englischlehrerin fragte uns einmal - kurz nach einem Amoklauf in einer Schule - was wir davon halten, wie es uns damit geht.
Bald jeder in meinem Kurs sagte, dass es schlimm sei und dass man trauern sollte um die Verstorbenen und die Angehörigen.
Natürlich ist das schlimm, aber soll ich mich bei jeder schlechten Nachricht die ich im Fernsehen höre, in der Zeitung lese, im Keller verkriechen und trauern?
Mir ist das Ausmaß solcher Taten bewusst, ich habe Mitleid mit den Angehörigen, mit den Zurückgebliebenen, ich habe eine gewisse Wut auf denjenigen der solch eine Tat begannen hat, aber ich muss trotzdem mein Leben weiterleben und darf mich nicht davon noch tiefer ins Dunkel ziehen lassen.
Denn das Leben ist schon hart genug.
Das wollte ich dazu noch loswerden. Vielleicht ist mein Standpunkt ein bisschen klarer geworden. Ich will niemandem etwas aufzwängen und ich wollte auch niemanden angreifen oder so.
Aber eine Diskussion lässt sich mit meinen "Argumenten", meine Gefühlen, meinen Wahrnehmungen nicht wirklich führen, das sehe ich schon ein.
Noch kurz zu Robert Enke:
Ich muss gestehen, dass ich die Trauerfeier im Stadion mehr als übertrieben fand. Ich kann das einfach nicht nachvollziehen.
Natürlich, er war ein Mann der in der Öffentlichkeit stand und er war der Torhüter der Nationalmannschaft.
Aber eine größere Trauerfeier als bei Konrad Adenauer???
Weswegen? Weil er sich selbst für den Tod entschieden hat?
Weil er ein guter Torhüter war?
Weil er ein Idol vieler war?
Nein, das erschließt sich mir nicht.
Tut mir Leid.
Ich möchte damit auch niemanden beleidigen, aber ich fand das übertrieben.
Liebe Grüße,
Phantasia