Ich mag Steffi von Wolff! Ich mag ihren Humor, ihren Schreibstil und ich finde sie in Interviews immer unglaublich sympathisch. Da ich noch einige ungelesene Bücher von ihr in meinen Bücherregalen stehen habe, wollte ich nun unbedingt etwas mehr von ihr lesen, doch leider war “Rostfrei” ein Schuss in den Ofen.
Wenn man sich den Klappentext durchliest, merkt man schnell, dass die Geschichte etwas überspitzt dargestellt sein könnte und dieser Verdacht bestätigt sich leider recht schnell, denn es passieren so viele Dinge, die einfach nicht authentisch sind und viel zu überspitzt dargestellt werden. Ich hätte mir gewünscht, dass das Thema Alter ein bisschen intensiver und eventuell auch ein bisschen ernster behandelt wird, allerdings kann man das auch nicht wirklich verlangen, wenn man ein Buch von Steffi von Wolff liest, die für ihren Humor und Sarkasmus bekannt ist.
Der Schreibstil ist an sich ganz nett und die Geschichte liest sich trotz einiger Schwächen einigermaßen flüssig, auch der Humor war jetzt nicht übermäßig schlecht, aber leider konnte mich “Rostfrei” nicht so begeistern, wie ich es im Vorfeld erhofft habe. Hätte ich die Autorin zuvor nicht gekannt, hätte ich das Buch eventuell sogar abgebrochen, aber da ich weiß, dass Steffi von Wolff es normalerweise besser kann, wollte ich unbedingt am Ball bleiben.
Die Idee, dass eine 97-jährige aus ihrem Alltag flüchten will, kann ich ja noch einigermaßen nachvollziehen, da ein letztes Abenteuer mit Sicherheit nicht schlecht ist und man dies auch durchaus gönnen kann, aber leider ist die Darstellung sowas von verrückt, überspitzt und stellenweise auch holprig, dass es einfach keinen Spaß macht, Juliane auf ihren Wegen zu begleiten. Sicherlich, sie ist mit ihrer Ehe und ihrem Sohn nicht unbedingt immer glücklich, aber muss man dann wirklich in diesem Alter noch die Flucht ergreifen? Konnte man da nicht anders vorgehen? Eine authentischere, weniger skurrile Darstellung wäre sicherlich spannender gewesen, wenn auch eventuell ein bisschen humorloser.
Auch die Charaktere haben mir nicht immer gefallen. Juliane ist an sich eine recht offene und sympathische Protagonistin, die für ihr Alter noch relativ fit ist. Sie blickt auf ihr Leben zurück und wünscht sich mehr Abwechslung und möchte auch nicht mehr die Wäsche ihres fast 70-jährigen Sohnes waschen. Dazu wird sie von ihrem Mann relativ oft gedemütigt, missachtet und ausgenutzt. Natürlich versteht man da, dass sie aus ihrem Leben ausbrechen möchte, aber ist es wirklich authentisch, wenn jemand mit 97 Jahren noch einmal ganz von vorne anfangen möchte? Und dann auch noch auf die Art und Weise, die im Buch thematisiert wird? Tut mir leid, aber das ist mir zu skurril. Juliane schlittert von einem Chaos ins nächste und dabei werden Ideen verarbeitet, die alles andere als lustig sind. So wird u.a. ihr Tod vorgetäuscht, nur damit ihr Ehemann und der Rest der Familie nicht mehr nach ihr sucht und sie somit in aller Ruhe von vorne anfangen kann.
Die anderen Charaktere sind zwar an sich recht nett beschrieben, aber stellenweise so uninteressant, dass man sie schnell wieder vergisst und nicht sonderlich beachtet. Eigentlich schade, denn so sollten Charaktere keinesfalls auf den Leser wirken.
Das Cover ist ganz nett und durchaus passend, aber leider nicht unbedingt der größte Hingucker. Dagegen ist die Kurzbeschreibung sehr gut geschrieben und der Inhalt ausführlich zusammengefasst. Schade, dass der Inhalt da nicht mithalten konnte.
Insgesamt war “Rostfrei” leider eine große Enttäuschung. Zum Glück habe ich bereits einige Bücher von der Autorin gelesen, denn so weiß ich, dass dieses Buch wohl tatsächlich nur ein Ausrutscher ist. Ich werde der Autorin somit weiterhin treu bleiben und hoffe einfach, dass die nächsten Bücher besser sind. Echte Fans von Steffi von Wolff werden sicherlich auch mit diesem Buch Spaß haben, wer einfach nur einen humorvollen Frauenroman lesen möchte, sollte von “Rostfrei” lieber die Finger lassen!