Trübe Zahlen zum Start der Buchmesse
In Leipzig startet die zweitgrößte Buchmesse in Deutschland. Der Beginn des viertägigen Spektakels mit 1500 Autoren und zigtausend Besuchern hätte optimistischer ausfallen können: Der Buchhandel musste einen Umsatzrückgang verkünden.
Zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse muss die Branche in Deutschland schlechte Nachrichten verkünden: Der Buchhandel hat das Jahr 2010 mit einem Umsatzminus von 3,6 Prozent begonnen. Das Geschäft lief im Januar und Februar wegen des kalten Winters und des Fehlens eines umsatzstarken Bestsellers schlechter als 2009, wie der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder, sagte. 2009 war der Umsatz noch um 2,8 Prozent gestiegen. Honnefelder lässt sich die Stimmung nicht vermiesen: "Wir sind sehr gut gestimmt für 2010, das Minus der ersten beiden Monate schreckt niemanden." Hoffnungsträger der Buchbranche für die Zukunft sind digitale Lesegeräte, so genannte E-Reader. So erwartet der Börsenverein für das laufende Jahr den "Aufbruch in die multimediale Zukunft". Auf der Leipziger Messe, zweitgrößter Branchentreff in Deutschland nach der Frankfurter Buchmesse, und dem dazugehörigen Literaturfest "Leipzig liest" werden bis Sonntag 1500 Autoren und mehr als 2000 Aussteller aus 39 Ländern erwartet. 2009 zählten die Veranstalter 147.000 Besucher. Auch die beiden Literaturnobelpreisträger Günter Grass und Herta Müller wollen in diesem Jahr kommen. Schon am ersten Messetag wird der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen. Er ist mit 45.000 Euro dotiert, die sich auf drei Kategorien aufteilen. Nominiert ist unter anderem Jung-Autorin Helene Hegemann mit ihrem umstrittenen Debüt "Axolotl Roadkill". Der erste Preis ist schon verliehen Mit einem Preis wurde am Mittwochabend die Messe auch eröffnet: Der Historiker György Dalos erhielt den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Völkerverständigung. Laudatorin Lerke von Saalfeld würdigte den gebürtigen Ungarn beim Festakt im Leipziger Gewandhaus als "Mitteleuropäer, der in der europäischen Geistesgeschichte bestens beheimatet ist". Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Der Preis wird traditionell zur Eröffnung am Vorabend des ersten Messetages verliehen. Der 1943 in Budapest geborene Dalos wurde für sein gesamtes Werk gewürdigt, besonders aber für sein jüngstes Buch "Der Vorhang geht auf. Das Ende der Diktaturen in Osteuropa" (2009). Er leitete 1995 bis 1999 das Collegium Hungaricum Berlin und lebt heute als freier Schriftsteller in Berlin und Budapest. Mit dem Preis würdigen die Stadt Leipzig, der Freistaat Sachsen, die Leipziger Messe und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels seit 1994 Persönlichkeiten, die sich als Buchautor um das gegenseitige Verständnis in Europa, vor allem mit den Ländern Mittel- und Osteuropas, verdient gemacht haben.