Beiträge von pepperann

    Kennt ihr Alice Lidell? Die Alice, die durch den Kaninchenbau ins Wunderland rutschte? Ich kenne sie nicht, aber ihre Ururenkelin Alyssa - zumindest hatten wir eine literarische Begegnung. Eine bizarre um ganz genau zu sein, denn Alyssa redet mit Blumen. Und Insekten. Besser gesagt diese reden mit ihr. Antwort gibt sie ihnen eigentlich keine. Sie tötet sie, um sie zum verstummen zu bringen. Töten und zu skurrilen Collagen zusammen setzen. Das ist Alyssas Art ihr Erbe zu umgehen. Den Fluch, der seit Alice' Reise ins Wunderland auf den Frauen der Familie lastet. Alyssas Mutter hat man deswegen in die Klapse gebracht. Weggesperrt, nachdem sie versucht hat Alyssa umzubringen. Doch seit einem Besuch bei ihrer Mutter weiß Alyssa, dass es nicht deren Schuld war. Dass es die Stimmen sind, die sie dazu bringen Dinge zu tun. Böse Dinge. Und es gibt scheinbar nur eine Möglichkeit den Fluch zu brechen: sie muss ins Wunderland und Alice' Fehler beheben. Eine Gefahr nicht nur für Alyssa ....


    Was für eine spannende Geschichte!! Ich habe die erste Hälfte des Romans geradezu verschlungen. Immer mehr geheimnisvolle Dinge geschehen um Alyssa herum. Dinge, die unheimlich sind, und von denen ich unbedingt wissen wollte woher sie kommen und wohin sie führen. Nichts ist vorhersehbar, alles kann und spielt mit den Möglichkeiten des literarischen Wunderlandes der Fantasie.


    Da ich "Alice im Wunderland" nie in der Originalromanvorlage gelesen habe, die Geschichte aber durch einige andere Ausgestaltungen der Story kenne, bin ich mir gar nicht so sicher, ob man diese beiden Romane miteinander vergleichen sollte. Wer den einen mag, muss meiner Meinung nach nicht unbedingt den anderen mögen. Im Klassiker gibt es viele Anspielungen, die nur von Zeitgenossen Carrolls verstanden werden konnten, oder eben jenen, die sich mit dem 19. Jahrhundert besonders gut auskennen. Da die Autorin da aber doch irgendwie einen roten Faden aufgegriffen hat, musste sie eine Wahl treffen, in welcher Form sie die Idee umsetzt. Sie hat sich dafür entschieden sich der Zeit anzupassen und hat einen modernen Jugendroman geschrieben, dessen Protagonistin irgendwie echt freaky ist. Bunte Dreadlocks unterscheiden sie schon rein optisch von der biederen Vorfahrin. Beim Zusammentreffen mit echt fiesen Gestalten beweist sie dann auch noch, dass sich über die Jahre der Mut der Familie Lidell aufbauen konnte.


    Alyssas Reise ins Wunderland ist echt bizarr. Sollte es das Genre Soft Horror noch nicht geben, hat A.G. Howard es nun erfunden. Nervenkitzel und ein Bösewicht, der so abstoßend wie anziehend zugleich ist, überzogen von einer rosaroten Zuckerguss beschichteten Lovestory, die mir manchmal etwas zu klebrig war, aber damit wieder in so einem starken Kontrast zur düsteren Atmosphäre steht, dass es schon fast wieder passend ist. "Dark Wonderland: Herzkönigin" ist der Auftakt einer Reihe, von der ich nicht - nicht mal ansatzweise - was uns noch erwarten wird. Überraschend, spannend, lesenswert.

    "Ein Glaubensbruder, dachte Kamil, und ihm wurde übel. Der Junge hatte das Gesicht eines Chinesen, aber trotzdem nur einen Gott. Offenbar glaubte er, Allah mit dem Verstümmeln anderer Menschen zu erfreuen."


    Am Anfang des Romans stand für mich leider kein Garten, sondern erst einmal eine große Hürde, erwachsen aus den geschichtlichen Hintergründen dessen, was in Kamils Vergangenheit geschehen war. Ich hatte das Gefühl mitten in ein Ereignis hineingeworfen worden zu sein und brauchte einige Seiten bis ich mich wieder orientieren konnte, was mir auch nur unter der Zuhilfenahme von Wikipedia gelang. Nachdem ich mir jedoch historische Grundkenntnisse über Chinesisch-Turkestan aneignen konnte, folgte ich dem Roman in der Gleichmäßigkeit ähnlich eines Kamels in der Karawane. Doch es war nicht der Zwang, der mich immer weiter trieb, sondern Kamils Erzählungen über ein Junge und ein Mädchen, die sich jedem Sturm entgegenstellten und eine Liebe entwickelten, die über jegliche Grenzen bestand hat.


    "Mit den Karawanen wurden Vorstellungen, Irrlehren transportiert, aber auch der feste Glaube an Gott. Und natürlich alles andere, was der Mensch mit sich führt: Hingabe, Liebe, Sehnsucht, bisweilen aber auch unbändiger Hass."


    Kamil und Rahila kennen sich von Kindesbeinen an. Aufgewachsen in einer Zeit, die besonders für Frauen und Männer gefährlich war. Beherrscht von stupidem Denken des Fanatismus und Macht gieriger Besserwisser. Die beiden lernen sich kennen, teilen ihr Schicksal, stehen füreinander ein. Aus Freundschaft wird Liebe, die sich gern in deren Poesie verloren hätte, aber immer wieder von einer grausamen Realität eingeholt wird. Jahre später erinnert sich Kamil an diese Liebe, erzählt der kleinen Nora davon, mit der er gefangen genommen wurde. Die Vergangenheit holt ihn in dieser Situation der Gefahr wieder ein, doch die Erinnerung an Rahila lässt sein Herz trotz all der Dunkelheit immer wieder leuchten.


    "Kleine Kinder haben ein großes Herz. Es passt allerhand hinein: die wunderbare Götzenmutter der Gnade, der mutige Jesus-Sohn Gottes und Onkel Mohammed, der Gerechte und Edle, zwei Väter und dazu noch der mächtige Vater im Himmel.Dann wächst das Kind, und sein Herz wird kleiner. Die menschen um es herum drücken es zusammen."


    Markus Nummi schlüpft so leichtfüßig in die Rolle seines Protagonisten, dass sich der Roman liest wie ein Erfahrungsbericht. Dank seiner bildlichen Schreibe, die gekonnt zwischen klaren und poetischen Worten hin und her springt, bekommt der Leser ein Gefühl für Land und Leute. Wird entführt in eine faszinierende Szenerie, die ebenso verlockend wie verwirrend grausam sein kann. "Am Anfang ein Garten" ist eine Geschichte darüber, wie stark die Unterdrückten sind, wie stark Liebe macht, wie sie Hoffnung weckt und Unbändigkeit aufflammen lässt. So, dass das schier Unerträgliche ertragbar sein kann. Eine Geschichte, die berührt, die fasziniert und Gänsehaut verursacht. Die fein und stark zugleich ist.

    "Während sie die Stufen zur Bibliothek hinablief, konnte Furia die Geschichten schon riechen: den besten Geruch der Welt."


    Furia Salamandra Faerfax lebt gemeinsam mit ihrem Vater, ihrem kleinen Bruder Pip und einigen Bediensteten auf einem Landgut in England. Tiberius Faerfax ist Bibliomant, verfügt über magische Fähigkeiten und hat sich dem Wohle der Bücher verpflichtet. Furia, die Schlafleserin ist, liebt Bücher genauso sehr wie ihr Vater, ihre verstorbene Mutter und viele Generationen vor ihr. Auch sie wird später einmal über bibliomantische Kraft verfügen, was jetzt schon deutlich zu spüren ist.


    Als Furia ihren Vater auf einen seiner "Sprünge" begleitet, werden sie angegriffen. Tiberius bezahlt mit dem Leben und ihr Bruder Pip wird gefangen genommen. Furia steht plötzlich ganz allein da, ohne ihre bibliomantischen Kräfte nutzen zu können, denn dafür benötigt sie ein Seelenbuch, das sich ihr jedoch noch nicht offenbart hat. Sie hat keine andere Wahl, als nach Libropolis zu gehen. Die Stadt, in der sowohl Liebhaber, als auch Gegner der Literatur ein und aus gehen. Unverhofft gerät sie einen Kampf, der schon seit langem begonnen hat und scheinbar nur auf Furia gewartet hat.




    Man kann es drehen und wenden wie man will, egal welchen Roman Kai Meyers man in die Hand nimmt, er ist und bleibt ein Meister der Phantastik. Nicht alle seine Geschichten haben mich so sehr begeistert wie "Die Seiten der Welt", aber ich komme nicht umhin zu sagen, dass er sein Handwerk versteht. Immer und immer wieder begeistert er mich welch atemraubende Atmosphäre er zu schaffen vermag, ganz ohne großes Tamtam und Action, sondern lediglich mit der Fähigkeit die richtigen Worte am richtigen Ort zu platzieren.


    In "Die Seiten der Welt" schöpft er die Möglichkeiten der Phantastik voll aus. Er zieht einen großen Kreis um Gut und Böse, vereint Realität mit Märchenhaftem und lässt das Unmögliche möglich werden. Und das Alles in einem Setting, das ein jedes Buchliebhaberherz höher schlagen lässt. Seelenbücher, ausgefallene Bibliotheken und magische Lesezeichen sind nur ein rudimentärer Ansatz dessen, was Kai Meyer, der Zauberkünstler der Phantastik, aus seinem Hut zaubert. Ich habe mich in Furias Welt so wohl gefühlt, dass ich mit ihr dort drin gelebt habe und trotz vieler Gefahren am liebsten dort geblieben wäre.


    " 'Geh und kämpf deinen Kampf, Finnian. Entzünde deine Feuer und sprenge in die Luft, was du für richtig hälst. Du hast recht: Was du da planst, ist tatsächlich etwas ganz Großes, aber es wird dich überrollen, ehe du begreifst, was du angerichtet hast.'"


    Es hat mir sehr gefallen wie leichtfüßig Kai Meyer eine Brücke zwischen Literarischer Fantasie und Realität baut. Er versteckt Themen wie Terrorismus und Rebellion im fließenden Lauf der Handlung, wirft Fragen auf, wie die unseres Schicksals, das ebenfalls wie ein Buch bereits vorgeschrieben sein könnte oder eben auch nicht und regt so mit seiner Geschichte nicht nur zum Träumen, sondern auch zum Nachdenken an. Ein rund um gelungenes Werk für Bibliomanten und Buchliebhaber, für Leser die sich entführen und fesseln lassen wollen. Ein Abenteuer von dem ich mich nun erholen und Kräfte sammeln werde, um in der Fortsetzung auch wieder an Furias Seite kämpfen zu können.

    "Nicht alle Mädchen waren wild auf Champagner. Ich trank am liebsten Malzbier. Willie trank nur, was nach Benzin stank und in der Kehle brannte, und sie war trinkfester als viele Männer. Ich hätte sie jetzt gern an meiner Seite gehabt, denn sie hätte gewusst, wie man mit John Lockwell umgehen musste."


    Josie ist gerade mal sieben Jahre alt, als ihre Mutter Louise beginnt als Prostituierte zu arbeiten. Im Bordell von Willie Woodley kann sie mit ihrer Tochter unterkommen. Für Josie wird die resolute Bordellbetreiberin und deren Angestellte schon bald zu einem Familienersatz. Louise Moraine taugt weder als Mutter, noch hat sie sonst irgendwelche Zwischenmenschlichen Fähigkeiten. Josie ist häufig auf sich allein gestellt, denn Louise' Interessen beschränken sich auf Geld, Gold und Schmuck. Deswegen wundert es auch niemanden, als sie sich in den Gangster Cincinnati verliebt. Als Josie sie nach einem Akt der häuslichen Gewalt aus dessen Fängen rettet, sind weder Louise noch der Gauner erfreut darüber. Wer hat sich wohl mit dem Falschen angelegt? Louise, Josie oder Cincinnati?


    "Wir arbeiteten alle Hand in Hand - eine Bordellbetreiberin, eine Englisch-Professorin, eine stumme Köchin, ein Mulatte und ich, ein Mädchen mit einem Eimer voller Lügen, die sie verstreute wie Konfetti."


    "Ein Glück für immer" hat es auf meine Liste der Jahreshighlights 2014 geschafft, so begeistert bin ich von Ruta Sepetys neustem Roman. Erzählt wird dieser aus der Perspektive von Josie Morraine, die zum Zeitpunkt der Handlung, die in den Fünfziger Jahren spielt, etwa 17 Jahre alt ist. Entbehrung und Ablehnung durch die eigene Mutter haben sie nicht demütigen können, sondern eher dazu geführt, dass sie härter und widerstandsfähiger geworden ist. Einen Löwenanteil an ihrer Stärke, an ihrem Verhandlungsgeschick und der Fähigkeit Menschen zu durchschauen, haben sicher auch Willie Woodley, sowie deren Chauffeuer Cokie, die schon früh erkannt haben, dass Josie anders ist als ihre Mutter, auch wenn sie einen kleinen Teil ihrer Gene nicht leugnen kann. In einer kleinen Buchhandlung, in der sie auch ein eigenes Zimmer bewohnt, verdient sie sich ein paar Groschen dazu. Ihr Traum aufs College zu gehen, sich dem Morast abzuwenden, in den sich ihre Mutter immer wieder hinein begibt und in den sie mit Vorliebe Josie mit hinein zieht, scheint aufgrund der hohen Studiengebühren nicht möglich zu sein. Doch irgendwelche Vorteile muss ein Leben zwischen Prostituierten, Gaunern und einer beinharten Geschäftsfrau doch gebracht haben. Und wenn es nur ein starker Wille ist ...


    "Ich wollte immer noch glauben, dass mich meine Flügel, egal wie zerfetzt und fadenscheinig, von hier forttragen konnten."


    "Ein Glück für immer" ist bis in den letzten Zipfel spannend. Eine Atmosphäre, fesselnd wie ein Gangsterfilm der 50er, sorgt für Pfeffer in diesem Roman. Nicht nur Protagonistin Josie wächst dem Leser sofort ans Herz, sondern auch die beiden Jungs, die ihr Leben begleiten. Der eine ein James Dean, Mädchenschwarm und Gossenjunge, der andere gebildet, sensibel, verletzlich. Ganz zu schweigen von der etwas derben Willie Woodley und dem gutmütigen Cokie. Ein Hauch von Nostalgie weht durch die Seiten und spiegelt genau das Gefühl wieder, was schon der schön gestaltete Buchumschlag und auch das Buchcover hergeben. Eine Mischung aus Gefahr , Glamour und Sehnsucht macht "Ein Glück für immer" unwiderstehlich. Die Schreibe der Autorin hat mir so gut gefallen, dass ich mir sofort ihren Debütroman "Und in mir der unbesiegbare Sommer" kaufen musste. Ein kleiner Schimmer von Poesie strahlt durch Sepetys Worte, die schön und sehr ehrlich sind. Die manchmal zuschlagen wie ein Hammer und doch so viel Hoffnung freisetzen. Ein Roman, der so stark und besonders ist wie seine Protagonistin.

    "Die Mama weiß nicht, dass sie keinen Geburtstag haben will. Es gibt vieles, was die Mama nicht weiß. Bald gehen wir wieder nach Hause, hat die Mama gesagt. Immer wieder hat sie die Mama das gefragt, und immer wieder hat die Mama geantwortet: 'Bald.' Und dann stimmt das gar nicht."


    Augusta und ihre Mama haben ihre Sachen gepackt und machen jetzt Urlaub bei Eduard. Das hat die Mama zumindest gesagt, doch die Zeit bei Eduard zieht sich ganz schön hin. Augusta möchte jetzt gerne zurück zum Papa. Da hat sie doch auch all ihre Sachen. Ihr Lieblingsspielzeug, ihr Bett und eben den Papa. Die Mama hat gesagt, dass sie bald zum Papa zurückgehen, aber eigentlich hat die Mama eh vieles versprochen, was sie dann nicht eingehalten hat, was man eigentlich nicht darf. Einen eigenen Garten z.B., denn den wünscht Augusta sich schon ganz lange. Weil die Mama keine Zeit hat und ihr Versprechen nicht hält, macht Augusta sich allein auf den Weg zum Papa.


    " 'Wann darf man mit dem Denken anfangen? Mit vierzig?'
    'Wie bitte?'
    'Eine altersgemäße, aber selbstständige Auseinandersetzung mit den Dingen führt dazu, dass die Kinder Werte wie etwa die von > gut < und > richtig < später auch als ihre eigenen zu erkennen vermögen. Während ...' [...]
    'Was soll so ein Kind denn bei mir lernen? Dass es noch nicht mal lachen darf über Dinge, die unseren Alltag manchmal so rätselhaft, ja, und auch komisch machen? Mit den Geschichten, die ich mit ihren Kindern lese, oh ja, die ich ihren Kindern zutraue, möchte ich ihnen vor allem eins zeigen: dass ich sie ernst nehme.'"


    Völlig unaufgeregt skizziert Autorin Andrea Heuser den Ablauf einer Mutter-Tochter-Beziehung einer Familie, die in Trennung lebt. Kleine Szenen eines "normalen" Alltags verfließen mit Momentaufnahmen aus der Vergangenheit, der eigenen Geschichte der Mutter, zu einem Strom aus Schwierigkeiten und Missverständnissen. Sehr bildlich zeichnet Andrea Heuser ihre kurzen Kapitel in feiner, leichter Sprache, wechselt zwischen den Gedanken der Mutter und der Tochter so mühelos hin und her, als wären die beiden aus einem Guss, obwohl gerade eine große Barriere zwischen ihnen steht, die vor allem bei Augusta zu vielen Enttäuschungen führt.


    "Und morgen, morgen ist nicht heute. Einfach nur ein anderer Tag, mit Augusta in ihrem Zimmer, mit Eduard im Wohnzimmer oder im Garten, und sie selbst mit irgendetwas Alltäglichem beschäftigt."


    Sehr realistisch stellt Autorin Andrea Heuser, die bereits mit Preisen ausgezeichnet wurde, die Situation des neuen Beziehungsgefüges und die damit einhergehenden Konsequenzen dar. Augusta, die aus ihrem kindlich naiven Blickwinkel nicht versteht, warum auf einmal alles anders ist, warum die Mutter sich verändert und warum die Kommunikation so schlecht geworden ist. Miteinander reden ist schwierig, die Wahrheit auszusprechen noch viel mehr, Schuldgefühle lähmen die Zunge ebenso wie der Wunsch allen gerecht zu werden.


    "Auch einen Gutenachtkuss hat sie ihr heute nicht gegeben, sondern nur rasch ihr Gesicht gegen sie gedrückt. Vielleicht, weil auf ihrem Mund kein Platz mehr für einen Kuss ist, denn da sitzt ja jetzt die Farbe vom Lippenstift."



    "Augustas Garten" ist ein sehr menschlicher Roman, sehr dicht an der Realität, herrlich unspektakulär und gerade deswegen hebt sich Andrea Heuser Debüt auch von anderen Romanen ab. Sprache und Layout decken sich, passen in ihrer schlichten Schönheit perfekt zusammen und machen "Augustas Garten" zu einem wahren Lesegenuss.

    Fer lebt bei ihrer Oma Jane. Ihre Eltern sind verstorben. Über deren Tod weiß das Mädchen nichts genaues. Ein Geheimnis umgibt die Umstände, wie sie aus dem Leben verschieden sind. Fer weiß nur, dass es irgendwie damit zu tun hat, dass die Großmutter über gewisse Fähigkeiten verfügt. Zaubertränke brauen und Menschen heilen kann. Als Fer eines Tages einen Hund vor den Fängen aggressiver Wölfe rettet, der sich später als Junge entpuppt, spürt sie, dass es an der Zeit ist dem Geheimnis ihrer Eltern auf den Grund zu gehen.


    "Winterkind" ist ein Roman, der mich in einem Wechselbad der Gefühle zurücklässt, die von total genervt bis hin zu Gänsehaut alles umfassen. Ich weiß nicht, wann ich in letzter Zeit einmal so unschlüssig gewesen wäre, ob ich das Buch richtig gern mochte oder ob es dann doch eher nicht so gut war. Damit sorgt Sarah Prineas dafür, dass ich über ihr Buch nachdenke, darüber reden möchte und es sicher auch noch eine ganze Weile im Kopf behalten werde.


    "Fer drehte sich um und sah sie an. Sie spürte, dass zwischen ihr und dem Mädchen eine schwache Verbindung bestand. ES war dasselbe Gefühl, dass sie auch gegenüber dem Hirsch auf der Lichtung empfunden hatte, nur weniger intensiv. Als wäre der Faden, der sie verband so fein wie ein Spinnenetz."


    Sarah Prineas, die schon erfolgreich eine Reihe namens "Der magische Dieb" veröffentlichte, hat in ihrem Roman "Winterkind" eine Welt geschaffen, die mich sehr stark an Narnia erinnert. Das stört kein bisschen, denn Narnia ist in einer ganz anderen Epoche entstanden. "Winterkind" wirkt viel zeitgemäßer, sprachlich angepasst, ohne den Anschein zu erwecken aufgesetzt oder kopiert zu sein. Dennoch ist die Sprache, die Schreibe eines der größten Probleme, die ich mit dem Roman hatte. Ich bin ein wenig erstaunt, dass die Autorin an der Universität in Iowa kreatives Schreiben und Literatur unterrichtet, denn irgendwie fehlte mir beim Lesen dieses Gefühl, dass es "rund" läuft. Es gibt ein Auf und Ab in Sprache und Ausdruck, ebenso wie in der Spannung. Hebt Sarah Prineas den Spannungsbogen hoch und höher, haut sie plötzlich eine Information raus, die ihn rapide abflachen lässt, was ich manchmal echt ärgerlich fand. Erst zum Ende hin gelingt es ihr die Spannung nicht nur rapide aufzubauen, sondern auch über einen längeren Zeitraum zu halten, was noch mal für einen wirklich guten Abschluss des Romans führt. Prinzipiell hatte ich das Gefühl, dass der Leser zu viel verraten bekommt. Dabei geht es noch nicht mal unbedingt um wichtige Handlungsstränge, sondern vielmehr um kleine Details. Ich hätte mir gewünscht, sie hätte mehr der Fantasie ihrer Leser überlassen.




    Jetzt kommt das große Aber: trotz all dieser Schwächen, die ich aufgezeigt habe, habe ich mich in dem Buch wohl gefühlt. Ich habe es gern gelesen. Habe mich ein bisschen gefühlt wie Protagonistin Fer, als sie in der anderen Welt ankommt und spürt, dass sie dahin gehört. Es ist die Mischung aus Magie, wilden Tieren und einer fantastischen Welt, die mich immer wieder angelockt hat und dafür gesorgt hat, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe. Zudem mochte ich nicht nur Protagonistin Fer sehr gerne, sondern auch Rook, den Puck, und all die guten und schlechten Wesen, die uns auf der anderen Seite des Pfads begegnen. "Winterkind" mit seinem wunderschönen Cover, das eine Zierde für jedes Bücherregal ist, strahlt etwas märchenhaftes aus. Eine Atmosphäre, die nicht neu erfunden, aber eben erfolgreich ist und perfekt in die vorweihnachtliche Winterstimmung passt.

    " 'Weißt du, was eine wahre Dame ausmacht?', sagte sie mit weicher Stimme. 'Herzensgüte. Nur darum geht es, um Herzensgüte, und du verfügst über diese Eigenschaft in höchstem Maße, Amy Carrell.' "


    Amys Leben scheint an einem Tiefpunkt angekommen zu sein. Ihre Karriere als ernsthafte Tänzerin geht nicht so recht voran, deshalb leidet sie immer an einem finanziellen Engpass und ihr Freund macht auch mit ihr Schluss. An einem der romantischsten Orte der Welt, kurz vor Weihnachten. Schlimmer kann's kaum noch kommen und das Einzige, das sie jetzt vermutlich noch trösten kann, ist Weihnachten im Kreis ihrer Familie. Doch wie soll sie von London zu ihren Lieben in die USA kommen, wo sie doch kaum Geld hat etwas zu Essen zu kaufen?


    Da kommt ihr Georgias Anzeige in der Zeitung ganz recht. Die rüstige alte Lady sucht eine nette Person, die sie nach New York begleitet. Auch, wenn es eigentlich Arbeit ist, bekommt Amy die Möglichkeit zumindest einmal kurz bei ihrer Familie vorbeizuschauen. Sie hätte nie gedacht, dass es so viel Freude macht eine alte Dame auf ihrer ersten Reise über den Kontinent zu begleiten. Und noch weniger hätte sie gedacht, dass so eine feine Frau wie Georgia so ein bedrückendes Geheimnis im Herzen trägt.


    Ich habe mich dazu entschieden "Drei Tage Manhatten - Begleitung gesucht" in der Vorweihnachtszeit zu lesen, da es inhaltlich ja auch in den Tagen rund um das Weihnachtsfest spielt. Das wunderschöne Cover, auf dem das verschneite London und ein verliebtes Pärchen zu sehen sind, stimmt den Leser perfekt auf die Stimmung im Roman ein. Das weihnachtliche Flair geht zwar im Laufe der Geschichte etwas verloren, wird aber vom Leser kaum bemerkt, denn in gleichem Maße, in dem das Weihnachtsgefühl sinkt, steigt die Spannung. Man möchte nur noch wissen, was es mit Georgias Vergangenheit auf sich hat, warum sie nicht mehr mit ihrer Familie spricht, fliegt dabei durch die Seiten und bemerkt erst am Ende wieder, dass ja eigentlich Weihnachten war.


    Trotz dieses kleinen Verlustes ist das Buch für mich die perfekte Begleitung für die Vorweihnachtszeit. Gerogia und Amy sind zwei so herzliche und aufrichtige Charaktere. Es ist ein Vergnügen sie beide zu begleiten und mit ihnen die Adventszeit zu verbringen. Vor allem Gerogias Geschichte, die den Leser mitnimmt in eine vergangene Zeit, in der Frauen noch eine andere Stellung in der Gesellschaft haben und für ihre Bildung kämpfen müssen. Dies hat das Naturell der alten Dame in höchstem Maße geprägt und sie zu einer wirklich beeindruckenden Persönlichkeit werden lassen. Auch Amy ist eine liebenswerte Protagonistin, die den Leser mit ihrer direkten Art begeistert. Gemeinsam entführen sie uns in das vorweihnachtliche New York, ein winterliches England und eine Geschichte über Menschlichkeit, Vertrauen, Ziele und die große Liebe.

    " 'Du singst dein eigenes Lied, Pumpkin, und du tanzt nach deiner eigenen Melodie. Du siehst die Welt mit anderen Augen als wir. Und weißt du was? Manchmal wünschte ich, jeder sähe sie mit deinen Augen. Ich weiß, dass die Welt dann ein besserer Ort wäre.' "


    Candice ist ein ganz besonderes Mädchen. Anders als andere. Seltsam, behaupten Manche, ein bisschen autistisch wieder andere, dabei Candice einfach nur sie selbst. Niemand sonst ist so echt wie das junge Mädchen, dessen Familie in ein ganz schönes Chaos zerfallen ist. Ihr Vater und ihr reicher Onkel Brian sprechen nicht mehr miteinander, ihre Mutter hat Brustkrebs und ihre Schwester Sky ist als Baby gestorben.


    "Familien sind anfällig. Meine starb nicht, als Sky starb, aber sie musste einen schweren Schlag hinnehmen und war danach voller blauer Flecken und humpelte."


    In der Schule hat sie noch nie wirkliche Freunde gehabt. Wie auch, wenn man zwar sehr gut mit Wörtern umgehen kann, es einem aber sehr schwer fällt diese auch auszusprechen. Dann taucht Douglas Benson, der Junge aus einer anderen Dimension auf und Candice fasst neuen Mut all die Dinge anzugehen, die zur Zeit echt schwierig sind.


    Der preisgekrönte Autor Barry Jonsberg hat in "Das Blubbern von Glück", das in acht verschiedenen Ländern verlegt wurde, eine Protagonistin erschaffen, die das Leserherz berührt. Mit ihrer echten, direkten Art, mit der sie Schwierigkeiten ins Auge blickt, mit der sie ungeachtet jeglicher Rückschläge für jeden Menschen einsteht, ist sie wirklich etwas besonderes. Sie zeigt wie wichtig Familie und ein starker Zusammenhalt sind. Wunden heilen nicht, aber irgendwann tun sie weniger weh, vor allem dann, wenn es jemanden gibt, dem man am Herzen liegt.


    "Er wirkte Magie und baute Luftschlösser und ich liebte ihn dafür.
    Mir war nach Weinen zumute und so tat ich es.
    'Warum weinst du, Candice?', fragte Dad.
    'Ich bin glücklich', antwortete ich. [...]
    Ich gurgelte und plärrte. Wenn ich weine, bin ich ziemlich unbeherrscht."


    "Das Blubbern von Glück" hat so einen schönen Buchumschlag, das man schon beim Anschauen richtig gute Laune und Lust aufs Lesen bekommt. Doch es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen in Candice Leben, aber nach jedem Regenschauer, kommt auch wieder Sonne und manchmal zeigt sich sogar ein Regenbogen. Das Zeichen dafür, dass man die Hoffnung nie aufgeben darf. Candice Geschichte ist eine Geschichte über Freundschaft, Familie und ganz besonders über Mut. Über Ehrlichkeit und darüber, wie gut es tut, nicht alle Dinge so genau, so ernst zu nehmen. Es ist eine Geschichte, die dem Leser gut tut. Eine, die ein Wirbelwind aus unterschiedlichsten Emotionen ist, durch die man hindurchfegt und am Ende vom schönen Wortgeblubber ganz glücklich ist.

    " 'Sie unterschätzen ihre Fähigkeiten, Gabor. Sie können etwas bewirken. Seien sie ihr Held, und Sie werden sehen, dass Sie das Schicksal der Kinder verändern können.' "


    Gabor, der Tangotänzer, der Verführer, der Mann mit dem badabing! Ehrgeizig und zielstrebig auf seinem Weg nach oben. Das große Geld verdienen, Angesehen sein, Mitstreitern den Rang abspenstig machen. Sollte dies alles gelungen sein, ist Gabor glücklich. Oder etwa nicht? Benötigt man denn noch mehr zum glücklich sein? Und wann hat er überhaupt verlernt wie das geht? Oder ist er einfach noch nie glücklich gewesen? Wie sehr hat man sein Glück selbst in der Hand? Wie abhängig ist man darin von seinen Mitmenschen, seiner Familie?


    "Gabor lächelte. Er mochte Vinnie. Eine große Klappe und immer mit dem Kopf voran. Selbstverständlich ohne Helm."


    Eine Verkettung unglücklicher oder vielleicht auch glücklicher Umstände führt dazu, dass Gabor in den Fängen von Kathrin Bendig landet. Die resolute Dame ist Leiterin einer Förderschule und außerdem ziemlich fähig im Lesen von menschlichen Auren. Gabors ist düster und so sieht sie sich dazu gezwungen ihm zu seinem Glück zu verhelfen. Gabor hingegen ist völlig entsetzt, als Kathrin ihn dafür engagieren möchte eine Truppe bleicher, bewegungsgehemmter und verstörter Förderschüler im Tanzen zu unterrichten. Freiwillig möchte er dies nicht tun, doch Kathrin erpresst ihn auf unerhörte Weise und so bleibt ihm nichts anderes übrig als sich seinem Schicksal zu ergeben und von einem Fettnäpfchen ins andere zu treten. Der Weg zum Glück ist nun mal steinig und beschwerlich.





    "Und diesmal würde sie nicht mehr darauf vertrauen, das Richtige zu tun. Sie würde gar nichts tun. Denn es war besser, niemandem zu vertrauen. Nicht mal sich selbst."


    Wie ein Blitz bin ich durch "Der Club der Traumtänzer", den neusten Roman des sympathischen Autors Andreas Izquierdo, geschossen. Kaum in der Lage das Buch überhaupt aus den Händen zu legen, emotional völlig aufgewühlt, die Augen mit Tränen gefüllt, die sich nicht mehr unterteilen lassen in Tränen der Trauer oder des Lachens. Ist es nicht wundervoll, wenn ein Buch den Leser durch ein Emotionskarussell aus Freude, Rührung, Mitleid und Glück schickt? Wenn es sich so den Weg zum Leserherz bahnt und sich dort ganz fest einzunisten mit all seiner Schläue, schönen Worten, Witz und Tiefgründigkeit?


    "Diese Angst, die ihre Fühler überallhin ausstreckte, vor der du dich nicht verstecken konntest, weil sie jedes Versteck kannte."


    Andreas Izquierdo hat einen ganz wundervollen Roman gezaubert. Einen Roman, der nicht nur vom Glück handelt, sondern mich trotz vieler, vieler Tränen der Rührung auch sehr glücklich gemacht hat. Der zeigt wie gut es ist, wenn man sich die Zeit nimmt hinter eine Fassade zu blicken, wie wichtig es ist zuzuhören und wie viel wir von Kindern lernen können. Ein Roman der entzückt und begeistert mit Charakteren, die wirklich keine einfache Vergangenheit haben, die jedoch lernen mutig und stark der Gegenwart ins Auge zu blicken und die Zukunft mit all ihren Facetten auf sich zukommen zu lassen. Gabor der Frauenheld hat es geschafft auch mich zu verführen, mit all seinem Charme, seiner Authentizität, seinem Witz und seinem Herz, das zunächst unter viel Schutt begraben liegt und für so viel Gänsehaut sorgt. Für mich ist "Der Club der Traumtänzer" definitiv nicht nur optisch eins der schönsten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe und ich kann es nur jedem, wirklich jedem, ans Herz legen!

    " 'Aber es tut gut, mal wieder mit einem Kind zu tun zu haben. Ich hatte ganz vergessen, wie hell ihr seid. Das Licht im Dunkel der Welt.Wirklich, so ist es, ihr strebt der Zukunft als Flammen entgegen: voller Hoffnung, mit dem Glauben an Veränderung.[...]' "


    ANDERS heißt eigentlich gar nicht ANDERS, sondern Felix Winter. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ist es dazu gekommen, dass Felix ins Koma fiel. 263 Tage lang. Genau so lange, wie seine Mutter mit ihm schwanger war. Aus solch einem langen Koma zu erwachen ist ja auch eine Art Geburt. Felix kann sich an nichts mehr aus der Zeit vor seiner Kopfverletzung erinnern. Und irgendwie verhält er sich seitdem sonderbar. ANDERS eben.


    "Fast jeder Mensch, da machte sie selber bestimmt keine Ausnahme, war in irgendwelche Zwänge eingebunden, wurde von inneren und äußeren Einflüssen bestimmt, die sich seinem Willen und seinem Zutun entzogen. Aber wer zwischen vollmundig und malzig lebte, der lebte unmöglich wirklich."


    Er ist sehr viel sensibler geworden. Kann scheinbar in seine Mitmenschen hineinblicken, ihre Gefühle viel feiner wahrnehmen. Eine Sensibilität, die man Kindern nicht zwangsläufig abspricht und die auf dem Weg zum Erwachsen werden oftmals verloren geht. Autor Andreas Steinhöfel spielt in seinem neusten Roman "ANDERS" mit diesem Thema, gibt ihm einen Hauch sagenhaftes, mystisches, lässt den Gedanken, dass ein Kind aufgrund seiner Betrachtungsweise der Dinge, Menschen und Gefühle oftmals eine ganz andere Wahrnehmung hat, aber auch sehr real erscheinen. Eine Gedankenreise, auf der ich ihm nur allzu gerne folge.
    "Sie sind nur zwei Jungen in einem Baum, und mal fällt Licht auf ihre Gesichter, mal Schatten."


    Licht und Schatten, damit lässt es sich gut spielen. Im Schatten sehen viele Dinge ANDERS aus, als im Licht betrachtet. Jeder Mensch hat eine Schattenseite. Bei manchen ist sie größer als bei anderen, bei manchen tritt sie stärker zum Vorschein als bei anderen. Bestimmt werden diese Schattenseiten durch Erfahrungen, die wir im Leben gemacht haben. Eine Dynamik, die sich durch jedes Leben hindurchzieht und uns mal mehr mal weniger auf die Schattenseiten des Lebens zieht. Auch die Menschen in ANDERS Umgebung erleben gute wie schlechte Dinge. Vergessen dabei die wichtigen Feinheiten des Lebens im Blick zu halten: die Menschen, die man gern hat, Freundschaft, Liebe und Glück. Und manchmal muss erst etwas ANDERS werden, bevor man den Blick wieder auf wirklich Wichtiges richten kann.


    " '[...] Klingt Herzschlag anders, wenn man verliebt ist?' "


    "ANDERS" ist mein erster Roman des preisgekrönten Autors Andreas Steinhöfel (ganz gewiss nicht mein letzter), der mich begeistern konnte, indem er mich einfach da abgeholt hat, wo ich stehe. Der mit wunderschönen Worten eine Geschichte erschaffen hat, deren Held zwischen Licht und Schatten lebt und dementsprechend wechselhaft auch Sympathien bei mir erringen, mich aber dennoch auf eine besondere Art mitnehmen konnte. "ANDERS" ist ein wunderbarer Roman, der eben ANDERS ist, der oberflächlich gelesen eine spannende Geschichte beinhaltet, die tiefgründig so viel Wahres enthält. Vom Königskinder Verlag so wunderschön schlicht und eindringlich in Szene gesetzt. Passend und verdient, hebt sich der Roman damit aus einer breiten Masse von Kinder- und Jugendbüchern ab.

    Ich habe "Ladivine" gelesen und etwas Seltsames ist geschehen: ich bin hin und her gerissen, auf und ab katapultiert worden, von einem Roman, der seine ganz eigene Wirkung auf den Leser hat. Stark, eindringlich und immer in Bewegung, so dass er sicherlich noch lange im Kopf derer bleibt, die sich auf Marie NDiayes Erzählkunst einlassen können.


    "Die Entscheidung, die Clarisse offenbarte, daß sie genauso fanatisch hartnäckig agieren konnte wie ihre Mutter, nahm zunächst die Gestalt einer diskreten Kälte an, die sich kaum von derjenigen unterschied, die vorgeherrscht hatte, als sie noch zusammengelebt hatten, zwei dunkle Blumen."


    Der Anfang von "Ladivine" ist so poetisches rum Geplänkel, Gefasel über Gefühle und was weiß ich, dass einem aufgrund der Länge der Sätze fast schwindelig wird. Nach 50 Seiten scheint es mir, als wisse ich noch gar nichts, rein überhaupt nichts, über irgendjemanden, der im Buch auch nur ansatzweise eine Rolle spielt. Doch dann geschieht ein Wandel. Plötzlich Überfall artig und doch flüssig harmonisch, ensteht ein solcher Sog, dass ich mich nicht entziehen kann und Seite um Seite lesen muss, ohne das Buch auch nur für einen Moment aus der Hand legen zu können. Meine Geduld zahlt sich aus. Ich werde belohnt mit einem Roman, der in die Tiefe der familiären Verstrickungen, des Strudels aus Erlebtem, Erlernten und Ererbtem geht und eine nahezu unfassbare Faszination auf mich ausübt.


    "Wie verquer und niederträchtig sie sich fühlte neben der Dienerin, die in ihrer Zuneigung so leicht, so klar und tapfer war!"


    Malinka schämt sich wegen ihrer Mutter, die so kläglich ausschaut, dass Malinka sie insgeheim "die Dienerin" nennt. Verachtung schimmert durch jede Pore, jeden Blick, jeden Gedanken, mit dem Malinka ihre Mutter belegt. Verachtung, die Malinka durch dieses Verhalten auch auf sich zieht. Sie verlässt die Mutter, nennt sich fortan Clarisse, blickt einem völlig anderen Leben entgegen, begegnet diesem wunderschönen Mann, heiratet ihn und bekommt mit ihm eine Tochter, die sie zu ehren der Mutter, mit der sie sich zumindest gedanklich ausgesöhnt hat, "Ladivine". Die Dienerin bekommt weder das Mädchen noch Richard Riviére, den Ehemann, jemals zu Gesicht.


    "Ruhig betrachtete sie ihr künftiges Leben und stellte sich vor, wie es von zwei Geboten regiert würde, Vorder- und Kehrseite ein und desselben Auftrags: Malinkas Mutter zu verleugnen und Richard Riviére zu lieben, und dabei beiden gegenüber niemals auch nur die geringste Pflicht zu versäumen."


    Aus Angst ausgegrenzt zu werden, nimmt Malinka dieses falsche Leben als Clarisse an, bemerkt aber nicht, dass sie sich damit selbst abschottet und mehr und mehr in ihre eigene Wirklichkeit zurückzieht. Sie verliert sich, hält Emotionen und Empfindungen so sehr zurück, dass sie aus ihr herausweichen und eine starre Mauer um sie herum bauen. Sie ist die eigentliche Dienerin. Unterworfen von Ängsten und Zwängen.


    "Gewiß, sie hatte Richard Riviére innig, Ladivine und die Dienerin leidenschaftlich geliebt, aber hatte es zwischen ihnen je einen echten Gleichklang gegeben?"


    Ein sanfter Übergang führt uns von Malinka zu Ladivine. Sie ist nun Mittelpunkt der Erzählung, die immer so wirkt, als würde die wichtigste Protagonistin über sich selbst in der dritten Person reden. Ladivine ist das Produkt der Erziehung, der ihrer Eltern, das Produkt der Lebensform, die jeder für sich gewählt hat. Während Malinka versucht hat in Clarisse' Schatten zu verschwinden, tut Ladivine alles, um gesehen zu werden, die Eltern aus der Trägheit, in die sie im Laufe der Zeit gerutscht sind, zu befreien.


    "Wenn sie in der Nacht oder am frühen Morgen auf ihrem Roller nach Hause fuhr und sich matt fühlte, des Lebens müde, wenn sie dabei gedemütigt war von der Absurdität eben dieser Niedergeschlagenheit, denn nichts zwang sie zu tun, was sie tat, dann war sie böse auf Richard und Clarisse Riviére, die zu Hause friedlich schliefen, sie haßte sie, kurz und erbittert für die absolute Willensfreiheit, die sie ihr ließen, und für die Achtung, die sie ihr immer entgegenbringen würden."


    Im letzten Teil des Romans nähern wir uns Richard Riviére, der Malinka einstmals verlassen hat. Aus einem Bauchgefühl heraus, das ihm näher brachte, dass diese Plastik, zu der Malinka als Clarisse geworden war, nicht echt genug für ihn ist. Durch diesen Vorgang lernt der Leser das Konstrukt von Ladivines Familie, die der Schatten einer Lüge ist, von allen Seiten kennen. Spiralförmig nähern wir uns dem Inneren dieses Konstrukts, bis wir tief drin stecken und nicht mehr heraus kommen. Selbst dann nicht, wenn die letzte Seite, die noch einmal Gänsehaut verursacht, gelesen ist. Ein Buch, das nachhaltig in Bewegung versetzt.


    "Und dieses Gefühl, außerhalb seiner selbst zu stehen und zugleich vollkommen bei sich zu sein, in der berauschenden Intimität seiner plötzlich offenen und klaren Person und gleichwohl befreit von allen Sorgen und Schuldgefühlen, von den bitteren Tagen und der Unruhe - so kurzlebig dieses Gefühl auch war, es war unbezahlbar."


    Nichts ist wie es scheint. Es bleibt was gegeben wurde. Kindheit und Familie beeinflussen nun mal die Persönlichkeit zu der wir uns entwickeln. Sowohl positiv, als auch negativ. Es bleibt ein ewiges Labyrinth, in dessen Gängen aus Wiederholungen, gefüllt mit Spiegeln, die unsere Biografie reflektieren, wir herumirren und auch Ecken geraten, in denen Rebellion gegen das, was wir erlebt haben, eine Rolle spielen und ebenso unsere Handlungen beeinflussen. Wir bewegen uns auf der Spur des Lebens, das uns unsere Eltern, Großeltern usw. mit auf die Reise gegeben haben, immer auf der Hut, vor lauter Kampf um eine eigene Identität nicht das Wesentliche und vor allem Stärken der eigenen Persönlichkeit und der Ahnen, zu übersehen. Sprachgewaltig, intensiv und manchmal ein bisschen aufdringlich, aber unglaublich passend umgesetzt von der Autorin Marie NDiaye. Eine Autorin, die mich sehr beeindruckt hat, mit ihrem Werk und die sicherlich auch noch durch andere Bücher ihren Weg in mein Regal finden wird.

    Klappentext:



    Kalifornien 1970. Bean Holladay und ihre ältere Schwester Liz sind Teenager, als ihre geniale Mutter mal wieder von der Bildfläche verschwindet. Für die Mädchen zunächst nicht weiter beunruhigend. Sobald Probleme am Horizont auftauchen, ergreift ihre Mutter die Flucht. Doch dieses Mal scheint die Sache ernst zu sein …


    Nachdem die Fürsorge bei den Mädchen auftaucht, wissen sie, dass sie sich schnellstens aus dem Staub machen müssen. Mutterseelenallein legen sie den langen Weg nach Byler, Virginia, zurück, dem Heimatort ihrer Mutter. Dort betreten sie eine Welt, die anders ist als alles, was sie bisher erlebt haben. Sie lernen ihren verschrobenen, aber liebenswerten Onkel Tinsley kennen, erfahren erstmals, dass ihre Mutter aus einer wohlhabenden Familie stammt, und erkunden staunend das familieneigene Anwesen. Bean und Liz gefällt es in ihrer neuen Umgebung, sie merken jedoch bald, dass sie in dem konservativen Ort zuweilen anecken. Und weil sie sich nichts gefallen lassen, haben sie plötzlich den mächtigsten Mann der Gemeinde gegen sich. Ein mitreißender Roman über zwei mutige Mädchen, die sich gegen die Welt der Erwachsenen auflehnen.





    Autorin:
    (Quelle: Hoffmann und Campe)



    Jeannette Walls wurde in Phoenix, Arizona, geboren. Sie studierte am Barnard College und arbeitete über zwanzig Jahre als Journalistin in New York. 2006 erschien ihr internationaler Bestseller Schloss aus Glas, der in 23 Sprachen übersetzt wurde. Eine Kinoverfilmung ist in Arbeit. Ein ungezähmtes Leben, die 2009 veröffentlichte Romanbiographie über ihre Großmutter, belegt seit Jahren die deutschen Bestsellerlisten. Walls lebt mit ihrem Mann in Virginia.




    Eigene Meinung:




    " >>Ich schätze, Julius Johnson hat sich gedacht, wenn ein dünnes weißes Mädchen den Mumm hatte, es mit Maddox aufzunehmen, dann sollte er nicht nachstehen.<<"



    Es gibt Bücher, die sind so wundervoll, dass man dies mit eigenen Worten kaum zu beschreiben weiß. "Die andere Seite des Himmels" ist so eins dieser Bücher. Eins der Sorte, an die man immer und immer wieder denken muss, an die man sich mit viel Wärme und Herzlichkeit zurückerinnert und die man nie, aber auch wirklich niemals vergessen wird.



    Hauptverantwortlich hierfür ist ein Mädchen, das nicht nur anders ist als Gleichaltrige, sondern vor allem über jede Menge Mut verfügt. Tapferkeit, von der sich jeder eine Scheibe abschneiden kann.



    Liz Holladay und ihre jüngere Schwester Jean, genannt Bean, sind oft auf sich allein gestellt. Ihre Mutter ist Künstlerin, lebt in ihrer eigenen Welt, redet sich alles passend, ist oftmals unzufrieden und flüchtet dann vor sich selbst und dem Leben an sich. Bisher ist sie immer nur für kurze Zeit weggewesen und hat die beiden Mädchen mit ausreichend Nahrung und Geld zurück gelassen, damit sie in Abwesenheit der Mutter auch weiterhin versorgt sind. Einen Vater haben die Mädchen nicht. Also rein biologisch schon, aber Liz´ Dad ist ein Schuft, der die Mutter verlassen hat und Beans Vater ist tot.



    Als wieder einmal das Leben über Charlotte Holladay hereinbricht läuft sie wie so oft davon und lässt die Mädchen allein. Da sie Angst haben von den "Fliegelflageln" ins Heim gesteckt zu werden, machen sie sich alleine auf den Weg zu ihrem Onkel Tinsley nach Byler. Dem Heimatort ihrer Mutter. Dort erleben sie jedoch nicht nur schöne Dinge, vor allem nicht, als sie sich gegen Jerry Maddox, dem meist gehassten Mann der Gegend, zur Wehr setzen ...



    Dies ist mein erster Roman der Autorin Jeannette Walls, die ich aufgrund der Kraft ihrer Schreibe viel älter eingeschätzt hätte. Ihre Schreibe ist so lebendig, so authentisch und qualitativ hochwertiger Erzählkunst, gepaart mit dem nötigen Quentchen Fantasie, das man meiner Meinung nach benötigt, um eine gute Geschichtenerzählerin zu sein. Gekonnt vereint sie Tragik, Gefühl, Herzlichkeit und vielleicht auch ein Häppchen Ironie, so dass sich die Handlung der Geschichte sehr deutlich in Emotionen des Lesers widerspiegelt.



    Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der Protagonistin Bean, die wie schon eingangs von mir erwähnt, ein ganz besonderes Mädchen ist. Etwas naiv, aber vor allem mit dem Herz am rechten Fleck, findet sie in Tynsdale nicht nur neue Freunde, sondern vor allem endlich ihre Identität. Ihre Schwester Liz trifft es jedoch mit einer ganz anderen Härte. Sie wird Opfer von Machtgier und der Tatsache, dass es leider Menschen gibt, die ihre Machtpositionen auf ganz grausame Art ausnutzen. Hier wird deutlich wie beeinflussbar die Menschheit, aber vor allem auch einzelne Personen sind. Wie stark sich Abhängigkeit sowohl auf eine breite Masse, als auch individuell auswirken kann.



    Jeannette Walls verpackt in ihrem neusten Roman nicht nur die Kritik an Machtspielchen, sondern geht in einem wie ich finde passenden Maß auch auf weitere wichtige Gesichtspunkte ein. Das wären zum Einen, entsprechend des Handlungszeitraums, Rassentrennung und die Tatsache, dass manche Menschen eben gleicher sind als andere, zum Anderen aber auch etwas, dass mir besonders ins Auge sticht, da ich in eben diesem Bereich arbeite. Es geht darum zu welchen Menschen, welchen Persönlichkeiten Kinder heranreifen können. Was ist entscheidend, um ein solch tapferer Mensch wie Bean zu werden? Persönliche Ressourcen, positive oder negative Erlebnisse oder aber der Umgang mit den "richtigen" Menschen? Jeannette Walls bringt uns hier zum Nachdenken darüber, wie wichtig Zuneigung, Liebe und Vertrauen vor allem während des Heranwachsens sind. Man könnte nun endlos und ausufernd darüber berichten, aber ich denke das wichtigste ist: Lest "In einem anderen Himmel" !!!



    Fazit:


    "In einem anderen Himmel" ist einer der herzlichsten und trotz grausamen Ereignissen, herzerwärmendste Roman, den ich seit langem gelesen habe. Lest dieses Buch und macht Bekanntschaft mit der wundervollen, einzigartigen und überaus tapferen Bean Holladay!!!

    Klappentext:
    In einer Welt, in der keine Tiere mehr existieren, kommt sich auch der 12-jährige Kester manchmal vor wie der Letzte seiner Art. Zumindest in dem Mentorium für Problemkinder, in dem er lebt und wo alle so tun, als sei mit ihm etwas nicht in Ordnung. Als er dann auf einen Schwarm sprechender Tauben trifft, denkt Kester, jetzt werde er völlig verrückt.


    Aber diese Tiere haben ihm etwas mitzuteilen …
    Sie befreien Kester und bringen ihn in die Wildnis zu einem Ort, an dem die letzten wilden Tiere verborgen vor der Welt überlebt haben. Ihr weiser Anführer, ein mächtiger Hirsch, bittet Kester um Hilfe, und gemeinsam begeben sie sich auf eine große Reise, begleitet von einem vorwitzigen Wolfsjungen, einer eitlen Katzendiva, einer tanzenden Feldmaus, einer philosophischen weißen Taube und einem eigensinnigen Mädchen namens Polly.


    Autor:
    (Quelle: cbj)
    Piers Torday stammt ursprünglich aus Northumberland. Er begann seine Karriere als Autor am Theater und für Live-Comedy-Shows. Zuletzt schrieb er fürs Fernsehen und entwickelte dort Programmideen. Piers' Vater ist der berühmte Autor Paul Torday (Lachsfischen im Yemen). »Die Große Wildnis« ist Piers' erster Roman.


    Eigene Meinung:
    Egal wie hin und her gerissen ich in meiner Meinung über das Buch "Die große Wildnis" bin, eins kann ich auf jeden Fall schon mal vorwegnehmen: Es ist etwas besonderes!!
    Der 12-jährige Kester lebt in einer Art "Besserungsanstalt" für Problemkinder. Denn seit seine Mutter Laura an der roten Pest verstorben ist, redet er nicht mehr. Seit ca. 6 Jahren bringt er kein einziges Wort mehr heraus. Egal wie sehr er sich auch anstrengt, nichts passiert. Aber eigentlich ist das auch egal, denn im Mentorium hört ihm sowieso keiner zu. Man verspottet und hänselt ihn, aber wirklich reden will eh keiner zu ihm. Bis er plötzlich eine Stimme in seinem Kopf hört, die von niemand anderem kommen kann als von den Insekten in seinem Zimmer. Ist er jetzt womöglich auch noch verrückt geworden??!
    Denn nicht nur er hört sie Tiere, sie scheinen auch zu hören, was er mit ihnen redet. Als dies geschieht in seinem Kopf und scheint ja nun wirklich nicht real zu sein. Als die Tiere, angeführt von einer Kakerlake, dem General, jedoch eine irrsinnige Rettungsaktion starten, um ihn aus dem Mentorium zu befreien und ihn dann in einen Wald bringen, wo er schon von einem Schwarm Tiere erwartet wird, die es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte, denn sie wurden von der roten Pest ausgerottet, da wird Kester plötzlich klar: der Traum ist Wirklichkeit. Und ehe er sich versieht wird er zum Retter ernannt. Ob das funktioniert nach all den Jahren in Gefangenschaft, in einer Welt, die trostlos und leer ist?
    Piers Torday hat einen Roman erschaffen, der in einer dystopischen Welt spielt, in der Menschen von einer Krankheit befallen wurden, die sie sich nicht erklären können. Wie es so oft der Fall ist, wird die Schuld auf andere geschoben. Hier sind es die Tiere, denn sie sind wehrlos und der Willkür, der Macht, aber auch den Ängsten der Menschheit ausgeliefert. Eine Welt, die vielleicht ein bisschen überzogen dargstellt ist, aber dennoch in ihrer Entstehung Parallelen zu den Problemen aufweist, die in der Realität nicht abzuweisen sind. Umwelt- und Tierschutz werden hier, gut verpackt in ein spannendes Abenteuer, für Kinder und Jugendliche dargestellt. Sprachlich ist der Roman definitiv der Zielgruppe von Kindern ab 10 Jahren angpasst, inhaltlich im Gunde auch, allerding werden sicher nicht alle Kinder dieser Altersklassen ihr Augenmerk auf die von Torday angesprochene Problematik wenden können, da es sicher teilweise noch an Verständnis mangelt.
    Die Schreibe des Autors ist, wie gesagt, leicht verständlich, aber dennoch muss man sich erst darauf einlassen können, was bestimmt dem Zielpublikum Kinder, die sich von der märchenhaften Fantasie Tordays viel mehr anstecken lassen können, als manch festgefahrener Erwachsener, der zum Buch greifen wird, leichter fallen wird.
    Ein großes Lob bekommt der Autor von mir für seine Herzlichkeit, das Ausleben von Emotionen, die auch mich packen konnten und für seine Liebe zum Detail, mit der er vor allem die Figuren so wunderbar konstruiert hat. Selbst das kleinste Insekt hat so viel Charakter, dass es authentisch und lebendig wird. Dabei setzt Torday nicht nur Gefühl, sondern auch Humor ein, kreiert Figuren, die wir lieben, aber auch welche, die wir hassen können. Eine Eigenschaft, die einem Roman so viel Leben einhaucht, das man sich gern darin verliert.


    Fazit:
    "Die große Wildnis" ist ein Fabel ähnliches Abenteuer, das schön verpackt mit dem Finger darauf zeigt, wie sehr Macht- und Geldgier unsere schöne Tierwelt zerstören können. Es ist als ob die Tiere aus dem Talerwald aufbrechen, um, gemeinsamen mit zwei Kindern, die ein reines Herz voller Mut und Tapferkeit, wieder Ordnung und Freude in eine dystopische Welt zu bringen. Man sollte viel öfter mal die Ohren für die Belange der kleinen Wesen, egal ob Kind oder Tier, öffnen, das legt uns Piers Torday auf sehr herzliche, gefühlvolle und bewegende Art nahe.

    Klappentext:
    Die Engel sind auf die Erde gekommen, doch sie haben nicht Frieden und Freude, sondern Elend und Zerstörung mit sich gebracht: Weltweit liegen die Städte in Trümmern, und die Menschen trauen sich vor Angst kaum noch auf die Straße. Als eine Gruppe Engel die kleine Schwester von Penryn entführt, haben sie sich jedoch mit der Falschen angelegt. Die Siebzehnjährige zieht los zum Hauptquartier der Engel, um ihre Schwester zu befreien. Aber dafür braucht sie Hilfe – und die kommt ausgerechnet von Raffe, einem flügellosen Engel ...


    Autorin:
    (Quelle: Heyne fliegt)
    Susan Ee war zunächst Anwältin, bevor sie beschloss, ihre Leidenschaft für die Literatur zu ihrem Beruf zu machen. Sie studierte Kreatives Schreiben in Stanford und Clarion West und arbeitet nun als Autorin und Filmemacherin. Sie lebt in San Francisco, Kalifornien.


    Eigene Meinung:
    "Angelfall" wurde von so vielen Buchbloggern empfohlen, dass ich einfach nicht drum herum kommen konnte diesen dystopischen Jugendroman zu lesen. Aufgrund der Begeisterung der anderen waren meine Erwartungen natürlich ausgesprochen hoch, was einem Buch gegenüber eigentlich nicht fair ist, denn diese zu erfüllen ist dann eben doch nicht ganz einfach. So erging es dann auch der armen Susan Ee und ihrem Debüt. Ich gebe es ehrlich zu: Ich habe ihr unsere Übereinkunft nicht einfach gemacht. Doch spätestens ab der Hälft des Buches war es einfach um mich geschehen. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und habe die restlichen 200 Seiten in einem Rutsch durchgelesen, so sehr konnte mich die Geschichte um Penryn und Raffe, das apokalytische Setting des Kriegs zwischen Engeln und Menschen, bannen.
    Die Protagonistin des Buches ist Penryn, 17 Jahre alt, alleinerziehende Schwester. Ihre Mutter ist krank, sieht Monster wo andere keine sehen - was nicht heißt, dass dort keine sind - ist mitunter sehr gefährlich. Penryns kleine Schwester Paige ist 8 und sitzt im Rollstuhl. Als sie von Engeln entführt wird, weiß Penryn, dass ihr Leben von nun an nur noch einem Ziel gilt: Ihre Schwester zu retten!
    Die Engel haben Paige in ihren Horst gebracht. Raffe, dessen Flügel Penryn gerettet hat, als ein düster aussehender Engel ihm diese im Kampf herausgeschnitten hat, soll sie dort hinführen. Da sie ihm das Leben gerettet hat, ist er ihr auf irgendeine Art verpflichtet. Soweit Engel sich eben Menschen, die sie als niedere Wesen sehen, verpflichtet fühlen. Doch irgendetwas geschieht da zwischen Penryn und Raffe, die sich unvorstellbaren Grausamkeiten stellen müssen, in einer Welt, in der Recht und Ordnung auf den Kopf gestellt wurden und unbekannte Dämonen blutrünstige Pfade ziehen. Wird es Penryn gelingen ihre Schwester Paige zu retten, bevor sie den Grausamkeiten der Engel in die Finger gerät?
    Penryn ist eine der modernen Charaktere, die emanzipiert, taff und selbstbewusst sind. Mit ihrem Redepensum erinnerte sie mich - anfangs ein bisschen zu sehr - an Hauptdarstellerinnen zeitgenössischer Sitcoms, weshalb ich zunächst nicht so den Draht zu ihr fand. Spätestens nach ihrer Campprügelei, bei der sie bewiesen hat, dass sie so weit durchgeknallt ist sich in gefährliche Situationen zu manövrieren und dann nicht den Kopf in den Sand zu stecken, hatte sie bei mir einen Stein im Brett. Sie hat sich von der quasseligen Teenagerin zur Actionheldin gemausert. Raffe hingegen war ich sofort verfallen. Groß, muskulös, böse, undurchdringlich, unwiderstehlich.
    Die Handlung ist extrem rasant. Actiongeladen und manchmal schockierend blutrünstig. Und obwohl der Kampf Engel gegen Menschen bzw. gute Mächte gegen Böse, nicht neu ist, hat man das Gefühl etwas ganz Neuem zu begegnen. Immer wieder wird der Spannungsbogen bis auf die höchste Spitze getrieben um dort Szenen zu durchlaufen, bei denen sich mir der Magen umdrehte. Dank der Schreibe der Autorin, die so gar nicht nach Erstling klingt, so bildlich dargestellt, dass es mir fast gelingen würde die Geschichte zu zeichnen. Zum Ende gelangt die Handlung dann noch mal zu einem unerwarteten Höhepunkt. Susan Ee hat damit eine tiefe Sehnsucht in mir geweckt unbedingt weiter lesen zu wollen.
    Fazit:
    Obwohl oder auch gerade weil Engel in "Angelfall" eine gewichtige Rolle spielen und die Autorin mir das Gefühl vermittelt hat, eine ganz neue Geschichte zu ergründen, bekommt sie von mir die Auszeichnung teuflisch gut!! Protagonisten die mich fesseln und eine schier zum zerreissen gespannte Dramatik machen diesen Roman extrem lesenswert!!

    Klappentext:
    »Geschichten sind wie Melodien!« Mit diesen Worten verzaubert Alex Hobdon die junge Buchhändlerin Faye Archer vom ersten Augenblick an. Als er sein Skizzenbuch in ihrem Laden vergisst, tut Faye etwas völlig Untypisches: Sie schreibt Alex über Facebook an, und aus ein paar kurzen Chats entwickelt sich eine berührende Liebesgeschichte. Doch dann erfährt Faye, dass Alex ein Geheimnis verbirgt, das so unglaublich klingt, dass es eigentlich nur wahr sein kann, und Faye muss sich entscheiden, ob ihre Liebe zu Alex stark genug ist, dieses Geheimnis zu teilen ...


    Autor:
    (Quelle: Heyne)
    Christoph Marzi, Jahrgang 1970, wuchs in Obermendig nahe der Eifel auf, studierte in Mainz und lebt heute mit seiner Familie im Saarland. Seit dem großen Erfolg seiner Saga um die Uralte Metropole (Lycidas, Lilith, Lumen und Somnia) ist er einer der erfolgreichsten deutschen Phantasik-Autoren.


    Eigene Meinung:
    "Geschichten sind wie Melodien."
    Dieses Zitat führt den Leser durch Marzis neusten Roman "Die wundersame Geschichte der Faye Archer" wie ein roter Faden. Melodien sind Fayes Leben, die, um sich den Lebensunterhalt zu sichern bei dem vermutlich einzige Shaolin Buchhändler der Welt arbeitet, eigentlich aber Musikerin ist. Holly Go! wie Holly, die Protagonistin aus "Frühstück bei Tiffany", so lautet ihr Künstlername, mit dem sie bei Auftritten in eine völlig andere Rolle schlüpfen kann. Doch welche der beiden ist die reale Person? Faye, die die Melodien des Lebens aufgreift, oder Holly, die sie vertont und ihren Zuhörern ahe bringt.
    Protagonistin Faye, die mir seltsamerweise auch eher als Holly im Kopf bleibt, war mir zunächst eher unsympathisch. Ich fand sie etwas nervig, etwas oberflächlich, was ihr in der Handlung auch ein klein wenig zum Verhängnis wird. Je weiter die Geschichte sich entwickelt, desto mehr schlich sie sich in mein Herz. Mica, Fayes Chef im Buchladen und Yogalehrer, mochte ich von Anfang an. Er bringt mit seinen Weisheiten, seinem Glauben an Schicksal, Karma und Glück, ein kleines bisschen Magie in den Roman oder auch ins Leben.
    ">>Die wenigsten Menschen erkennen das Glück, wenn sie es sehen."<<
    Real oder nicht Real? Schein oder Wahrheit? Das sind Fragen, die für Marzis Romane typisch sind. Immer wieder spielt er mit den Illusionen der Handlugsstränge und denen der Leser. Dies kennt man schon aus seinen Büchern aus der alten Metropole und dem begegnet man auch in diesem Roman, der eigentlich zeitgenössisch ist und irgendwie doch nicht in der Gegenwart spielt. Wer also ein Buch erwartet, das mit "Lycidas", "Lyra" etc. identisch ist, der darf ein bisschen tolerant sein und seinen Horizont um eine weitere schriftstellerische Seite Marzis erweitern.
    Der Roman beginnt leicht und lässt uns zunächst vermuten, einer gewöhnlichen Geschichte einer gewöhnlichen jungen Frau zu begegnen. Die erste Illusionen, die Marzi uns auftischt. Dann geraten wir in eine Liebesgeschichte, die so bezaubert, dass man schnell wissen möchte wann und wie die beiden zueinander finden, bis wir uns plötzlich in einem Rausch aus Raum, Zeit und Verwirrungen wiederfinden. Spannung, die mich dazu brachte, den Roman innerhalb kürzester Zeit zu verschlingen. Lediglich das Ende überrennt mich dann doch ein bisschen. Da geht es mir ein wenig zu schnell, wofür ich kleine Minuspukte vergebe.
    Fazit:
    Ich bin mal wieder beeindruckt. Beeindruckt davon, wie mühelos Marzi der Sprung zu einem Roman wie diesem gelingt. Einem Roman, der nur ganz tief im Inneren Ähnlichkeiten zu vorangegangenen Werken aufweist. Er ist und bleibt für mich der Meister der Worte, der Poesie und der Emotionen, denn egal auf welche Art er den Leser anspricht, er schafft es immer wieder diesen mit seinen klugen Worten zu berühren und in Bann zu ziehen. Und wer die Augen offen hält, der findet zwischen all den Illusionen, die Marzi schafft, jeder sein eigenes kleines Stück Wirklichkeit.
    ">> Keiner muss die Seele eines Buches suchen. Die Seele des Buches findet den Leser. Das tut sie immer.<<"

    Klappentext:
    Während die kräuterkundige Terca jeden Tag erneut einen Grund braucht, sich nicht umzubringen, sucht der Krieger Rudynar Pole das Vergessen im Alkohol. Doch der junge Magier Pirmen benötigt sie beide. Denn nur mit ihrer Hilfe kann er die schreckliche Horde des Gottbettlers aufhalten, die eine Stadt nach der anderen erobert und kurz davor ist, die ganze Welt zu beherrschen. Pirmen weiß, dass diese Aufgabe eigentlich unmöglich zu erfüllen ist. Aber nur wenn er Erfolg hat, kann er vielleicht auch seine eigenen Dämonen überwinden.


    Autor:
    (Quelle: Blanvalet)
    Michael Marcus Thurner, geboren 1963, veröffentlichte erste Romane im Rahmen der PERRY RHODAN-Fan-Edition, bevor er im Jahr 2002 als Stammautor in die ATLAN-Serie einstieg. Seit Anfang 2005 schreibt Thurner als festes Mitglied im PERRY RHODAN-Team. Der Autor lebt und arbeitet in Wien.


    Eigene Meinung:
    Ist es nicht großartig kurz vor Jahresende noch mal so ein Highlight unter die Nase zu bekommen wie es „Der Gottbettler“ ist? Als Fan des Genres Fantasy habe ich schon einige Bücher aus diesem Bereich gelesen und war völlig fasziniert, dass es einem Autor gelingt einen Roman zu konzipieren, der nicht nur von hoher sprachlicher Qualität ist, sondern auch mit Hilfe seiner Charaktere versteht seine Leser völlig in Bann zu ziehen.
    Angst und Schrecken ziehen durchs Land. Grund dafür sind die Horden des Gottbettlers, der blutrünstig und rücksichtslos seine Ziele verfolgt. Es kann jederzeit jeden treffen, keiner kann ihm entkommen. Es ist an der Zeit ihm endlich Einhalt zu gebieten. Dafür sollen die junge Terca und der Krieger Rudynar Pole sorgen, der versucht die Schrecken seiner Kampferfahrungen im Alkohol zu ertränken. Gemeinsam mit dem Magier Pirmen, dessen Meister diesen Kampftrupp weißgesagt hat, ziehen sie in einen schier unmöglichen Kampf. Denn trotz der Spuren, die der Gottbettler hinterlässt, ist nicht ganz klar, wer er wirklich ist.
    Michael Marcus Thurner ist ein wirklich genialer Fantasyroman gelungen. „Der Gottbettler“ spielt im Stile großer Sagen mit dem Mythos eines kampflustigen Barbaren, dessen Spuren auch für den Leser sichtbar, jedoch nicht greifbar sind. Der Name „Gottbettler“ passt in diesem Sinne ausgezeichnet, denn wie sein Namensgeber ist der Glaube an ihn unerschütterlich und seine Anhänger kämpfen für ihn, obwohl sie damit großen Schaden anrichten, zweifeln nicht an seiner Existenz und können dennoch nicht beschreiben wie er aussieht.
    Die Protagonisten Pirmen, Terca und Rudynar Pole sind Charaktere wie ich sie noch nie zuvor erlebt habe. Man kann wohl kaum davon sprechen, dass sie dem Leser ans Herz wachsen, und dennoch kann man sich ihnen nicht entziehen. Ekel und Abscheu sind an manchen Stellen ebenso groß wie die Faszination, die sie auf mich ausüben.
    Und dann lässt der Autor in all dieses Elend inmitten der Kriegsschauplätze auch noch eine Liebesgeschichte einfließen. Wie macht er das, dass er zwei so unterschiedliche Handlungsstränge so gekonnt zu einem verknüpft, dass es nicht nur eine flüssige, sondern auch bannende Erzählung ergibt? Ich bin wahrlich begeistert. Der Mann versteht sein Handwerk und ich hoffe er kehrt nicht nur zu Perry Rhodan zurück, sondern bleibt dem Genre des Fantasyromans treu. Das Ende der Geschichte lässt mich ein wenig hoffen. Es bleibt Spielraum für weitere Gedankengänge.


    Fazit:
    „Der Gottbettler“ ist ein Highlight des Genres Fantasy, das durch Schläue, sehr eigensinnige Charaktere und einer für mich völlig neuen und unerwarteten Geschichte zu begeistern weiß. Es ist nichts für schwache Mägen. Brutal und direkt erzählt der Autor den Mythos eines Mannes der blutrünstig seine Spuren hinterlässt. So authentisch und real, dass der Leser Angst bekommt diesem selbst in die Hände zu fallen. Mehr davon!!

    Klappentext:
    Anna ist sechzehn, als sie Bennett kennenlernt, den geheimnisvollen Neuen an ihrer Schule, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Fast scheint es ihr, als würden sie sich kennen. Doch Bennett stammt aus dem weit entfernten San Francisco. Als die beiden sich näherkommen, vertraut Bennett ihr sein unglaubliches Geheimnis an: Er ist aus dem Jahr 2012 ins Jahr 1995 gereist, um seine Schwester wiederzufinden. Nicht nur Tausende von Kilometern trennen Anna von ihm, sondern ganze 17 Jahre … Nie hätten sie sich kennenlernen dürfen, und beide wissen, dass er nicht bei ihr bleiben kann. Als Bennett tatsächlich verschwindet, steht Anna vor einer Entscheidung, die ihr alles abverlangt und ihr Leben grundlegend verändern wird …
    Autorin:
    (Quelle: cbj)
    Tamara Ireland Stone wuchs im Norden Kaliforniens auf. Sie hat weite Teile Südostasiens und Teile Europas bereist. Inzwischen hat sie entdeckt, wie schön es ist, beim Schreiben an diese Orte zurückzukehren. Tamara ist Mitbesitzerin einer Marketingagentur in Silicon Valley und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in der Bucht von San Francisco. „Zwischen uns die Zeit“ ist ihr erster Roman und wurde in 16 Sprachen übersetzt.
    Eigene Meinung:
    Zeitreiseromane üben sicherlich nicht nur auf mich, sondern auch auf viele andere Leser eine gewisse Faszination aus. Wer würde sich nicht wünschen in der Zeit reisen zu können? Oder wie Bennett, einfach durch teleportieren von einem Ort zum anderen. Schnell und Kostengünstig. Doch auch diese traumhafte Vorstellung hält die ein oder andere Tücke parat. Was ist, wenn man sich in einer anderen Zeit verliebt? In ein Mädchen, das omöglich älter oder jünger ist, wo nie und nimmer die Chance besteht in der Gegenwart miteinander leben zu können?
    Gegenwart ... das ist im Rahmen der Vorstellung durch die Zeit reisen zu können ein sehr dehnbarer Begriff. Denn welche Zeit ist nun wirklich die Gegenwart und welche nicht? Was passiert mit demjenigen in der Zukunft, wenn er sich gerade in der Vergangenheit aufhält? Einen Roman darüber zu schreiben birgt meiner Meinung nach einige Gefahren sich schnell in Umschreibungen zu verlieren ohne diese Fragestellungen zu beachten. Auch Tamara Ireland Stone kann sich nicht ganz davon frei sprechen manche Denkwege einfach übergangen zu haben, weshalb sie von mir einen klitzekleinen Punkt Abzug bekommt, denn im Großen und Ganzen gelingt es ihr doch mich davon zu überzeugen die Geschichte einfach zu genießen und nicht weiter über diese Lücken nachzudenken.
    Eigentlich ist dafür auch kein Raum, denn die Autorin zaubert nicht nur eine romantische Liebesgeschichte aufs Papier, bei der durch die Zeit reisen weniger im Fokus steht, als anfags angenommen, sondern möchte die Leser auch zum mitdenken anregen. Die Autorin selbst sagt, dass dieses Buch im Kern davon handelt, “dass man sich in seinem Leben für einen Weg entscheiden und ihn dann verfolgen sollte, ohne sich durch irgendetwas oder irgendjemanden davon abbringen zu lassen.” Ich denke, dass hat sie selbst auch getan, als sie “Zwischen uns die Zeit” geschrieben hat. Sie hat sehr geradlinig ihr Ziel im Auge gehabt, was man der klaren Struktur und Schnörkellosigkeit des Buches anmerkt. Dennoch ist es ihr gelungen Gefühle und Emotionen einzubauen und diese auch entsprechend auf den Leser wirken zu lassen. Ich glaube auch, dass in Protagonistin Anna ein ganzes Stück Tamara Ireland Stone steckt und vielleicht sogar ein bisschen in jedem von uns geweckt wird, der dieses nette Buch liest.
    Fazit:
    So schnell wie Bennett durch die Zeit reisen kann, so schnell vergeht die Zeit beim lesen. Es macht so viel Freude dieses Abenteuer mit den Protagonisten Bennett und Anna zu erleben, ihre Gefühle zu spüren und mit ihnen zu wachsen, dass man kaum bemerkt, dass man plötzlich schon durch das ganze Buch gereist ist.

    Klappentext:
    Nach dem Begräbnis seines Vaters weiß Hercules’ Mutter sich nicht anders zu helfen, als ihren Sohn für den Rest der Ferien zu seinem Onkel zu schicken. Der drückt Hercules 12 Aufgaben aufs Auge, die Hercules gefälligst bis Ferienende zu erledigen hat. Dabei interessiert ihn nur, wie er das schöne Mädchen aus dem Zug wiederfinden kann! Die 12 Aufgaben führen Hercules in einer wilden Schnitzeljagd quer durch Baltimore - und am Ende hat er nicht nur große Gedanken gedacht, gleich sieben Jobangebote auf einmal erhalten und jede Menge anderer Dinge erlebt, nein, er ist hinter das Lebensgeheimnis seines Onkels gekommen, hat die Liebe-auf-den-ersten-Blick aufgetan und schaut mit anderen Augen auf das, was hinter und vor ihm liegt. Temporeich, schräg, kurzweilig - jugendliches Lebensgefühl so treffend zwischen zwei Buchdeckeln zusammengefasst wie selten zuvor.
    Autor:
    (Quelle: Gerstenberg)
    James Proimos lebt mit seiner Frau auf einer kleinen Farm in der Nähe von Baltimore. Er schreibt und zeichnet Bilder-, Kinder- und Jugendbücher.12 things to do before you crash and burn ist sein erstes Buch, das auf Deutsch erscheint.
    Eigene Meinung:
    Herc schafft es seine Mutter restlos zu schocken, denn nachdem all die Gäste auf der Beerdigung seines Vaters diesen durch Lobreden in den Himmel gehoben haben, macht auch er seine Aussage zu seinem Erzeuger: "Er war ein Arschloch".
    Um von ihrem renitenten Sohn eine Auszeit nehmen zu können, wird Herc von seiner Mutter zu seinem Onkel geschickt. Dort erwartet ihn eine Liste mit 12 Dingen, die er während seines Aufenthalts dort abarbeiten soll. Obwohl er zunächst keinen Bock dazu hat, erledigt er diese, mal mehr mal weniger bewusst, dann doch, um am Ende ein Geheimnis zu entdecken, dass schon lange im Herzen seines Onkels schlummert.
    "12 things to do before you crash and burn" hat mich vom ersten Moment an mitgerissen. Das sehr kurze Buch mit sehr kurzen Kapiteln liest sich sehr schnell und hat man die ersten Sätze gelesen, legt man es eigentlich auch erst wieder zur Seite, wenn man auch die letzten gelesen hat.
    Autor James Proimos beschränkt sich dabei auf das wesentliche. Er redet nicht drumherum und bringt alles schnell auf den Punkt. Er bringt im Stil seiner Schreibe die Charakterzüge von Herc und seinem Leben zum Ausdruck, denn auch dieser handelt zügig und spontan. Es ist vermutlich der Sommer, der sein Leben mehr beeinflusst als die Sommer es all die Jahre zuvor getan haben. Herc wird erwachsener und damit wird auch sein Lebensfluss schneller. Schnell und knackig, so ist die Zeit bei seinem Onkel. Mir gefällt das, denn man kann Dinge tot reden oder aber auch auf den Punkt bringen.
    Fazit:
    “12 things to do before you crash and burn” ist die Geschichte von Hercs Sommer des Erwachsen werdens. Es ist der Sommer seines Lebens. Der in dem er die Möglichkeit bekommt altes aufzuarbeiten und Neues und Verrücktes kennen zu lernen. Knackig, effizient und mit viel Spielraum zum Nachdenken bringt Autor James Proimos all das zur richtigen Zeit auf den richtigen Punkt. Hat mir richtig gut gefallen!!

    Klappentext:
    Als der jungen Naave eines Tages ein waschechter Feuerdämon gegenübersteht, gefriert ihr buchstäblich das Blut in den Adern. Denn Feuerdämonen sind die gefährlichsten Geschöpfe der Welt, das weiß Naave aus schmerzlicher Erfahrung – schließlich tötete eines dieser Wesen ihre Mutter.
    Allerdings scheint dieser spezielle Feuerdämon verletzt zu sein, denn er bricht vor ihren Augen bewusstlos zusammen. Äußerst widerwillig hilft sie dem Fremden, nicht ahnend, dass sie damit Ereignisse auslösen wird, die ihre Welt von Grund auf verändern werden.
    Autorin
    (Quelle: Droemer Knaur)
    Stefanie Simon wurde im Hunsrück geboren und studierte in Frankfurt am Main Kunst. Das Interesse an klassischen Sagen und Fantasiewelten brachte sie zum Schreiben. Heute lebt sie als Malerin und Schriftstellerin in Rheinland-Pfalz.
    Eigene Meinung:
    Die junge Naave, die allein in den dunklen Gewässern des Grabens lebt, seit Mutter und Tante einem Feuerdämon zum Opfer gefallen sind, verdient ihren Lebensunterhalt damit, Fische zu fangen und an einen skrupellosen Gastwirt zu verkaufen. Trotz widriger Lebensumstände, opfert sie immer einen Teil ihres durch den Fang erwirtschaftete Belohnung an den Gott Tique ab, von dem sie sich erhofft, dass er sie durch die schwere Zeit führt und ihr eine bessere Bereithält.
    Eines Tages scheint endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem sich das Schicksal zu ihren Gunsten ändern wird. Ein Feuerdämon verirrt sich in ihren Graben. Auf das gefährliche Wesen ist eine Belohnung ausgesetzt und trotz aller Gefahren, die von der Beute ausgehen, versucht Naave diesen Dämon zu fangen. Aus Argwohn wird schnell Neugier und nicht nur das: Tique scheint sie erhört zu haben, denn plötzlich schlägt ihr Leben einen ganz neuen Weg ein ...
    "Feuer der Götter" ist das Debüt der deutschen Autorin Stefanie Simon, was der Leser an keiner Stelle spürt. Als Ausgangspunkt ihres Romans hat sie sich eine ganz neue Welt erdacht, die mich jedoch an den Stellen, an denen sie im Wald spielt, an die bunte und sehr intensive Umgebung des Films "Avatar" erinnert. Zu keiner Zeit hat man jedoch das Gefühl, dass die Geschichte abgekupfert ist. Ich fand es dadurch jedoch auch ein wenig schwierig mich zu orientieren. Dies gelingt jedoch von Seite zu Seite mehr.
    Die Schreibe ist klar und flüssig. Die Autorin verliert sich weder in atmosphärischer Poesie, noch in Beschreibungen der Umwelt. Es geht einzig um die abenteuerlichen Erlebnisse der beiden Protagonisten, die sehr sympathisch sind und schnell die Begeisterung des Lesers wecken. Egal ob die willensstarke Naave, die ums Überleben kämpfen muss, oder der exotische Royia. Beide sind so konzipiert, dass man sie gern begleitet.
    Mein Kritikpunkt ist die Spannung. Es geht zwar abenteuerlich einher, aber so richtig fesseln konnte der Spannungsbogen nicht aufgebaut werden. Es sind mehr die Protagonisten, die den Leser am Buch festhalten, als dass es durch die Handlung geschieht.
    Fazit:
    "Feuer der Götter" ist ein kurzweiliges Fantasyvergnügen, das den Leser mit sympathischen Protagonisten und einem bunten, fantasievollen Setting unterhält.

    Klappentext:
    Was Greg mag: sich in der Schule so unauffällig zu verhalten, dass er nahezu unsichtbar wird. Gelegentlich mit seinem Freund Earl einen Film zu drehen. Seine Ruhe. Was er nicht mag: die Idee seiner Mutter, der todkranken Rachel beizustehen. Womit er nicht gerechnet hat: Rachel selbst, die keinen braucht, der sie bemitleidet, und die ihre ganz eigene Vorstellung von jenen Tagen hat, die ihre letzten sein könnten …
    Die Taktik des siebzehnjährigen Greg ist ganz klar: Sich möglichst aus allem raushalten, so übersteht man die Highschool-Jahre am besten, ohne in irgendeiner unliebsamen Clique zu stranden. Einzig mit dem zynischen Earl ist Greg befreundet – wobei »befreundet« es nicht ganz trifft. Earl und er haben vielmehr ein gemeinsames Projekt. Sie drehen Filme, in denen sie den Klassikern der Filmgeschichte nacheifern. Als Gregs Sandkastenfreundin Rachel an Leukämie erkrankt und Greg sich »um sie kümmern« soll, sieht er nur eine Chance, dem Auftrag nachzukommen und gleichzeitig seinen Prinzipien treu zu bleiben: Greg und Earl drehen einen Film für Rachel. Und irgendwann währenddessen kommt Greg dann doch aus der sicheren Distanz hinter der Kamera hervor und nimmt von Rachel Abschied …


    Autor:
    (Quelle: Heyne fliegt)
    Jesse Andrews hat einen Harvard-Abschluss und lebte schon in Spanien und Deutschland (wo er in einer Jugendherberge arbeitete). Er kommt ursprünglich aus Pittsburgh, Pennsylvania, und wohnt derzeit in Brooklyn, New York. Ich und Earl und das sterbende Mädchen ist sein Debüt-Roman.
    Eigene Meinung:
    Greg ist einer der Schüler, die froh sind, wenn sie in der Versenkung abtauchen können. er ist nicht sehr hübsch, nicht sportlich und immer einer der ersten beim Wettlauf um Fettnäpfchen. Man könnte jedoch auch sagen, dass er ein Individualist ist. Individuell in seinen Interessen, individuell was die Auswahl seiner Freunde angeht und besonders individuell beim anbaggern von Mädchen. So sehr, dass dies bisher immer nach hinten losgegangen ist.
    Dann bekommt er die Nachricht, dass Rachel, eins der Mädchen, mit der er mal ein bisschen befreundet war, Leukämie hat. Eine Krankheit die sich überall in seinem Körper verteilt und im schlimmsten Fall mit dem Tod endet. Seine Mutter erwartet von ihm, dass er sich um Rachel kümmert, was er dann auch mehr oder weniger willig tut. Und trotz dieser eher negativen Erfahrungen und widrigen Umstände, findet er nach und nach in ein relativ normales Sozialleben.
    Bei mir hinterlässt "Ich und Earl und das sterbende Mädchen" eher gemischte Gefühle. Ich hatte mir viel vom Roman versprochen, vor allem was Gefühl und das gewisse Etwas angeht und das wurde nur zum Teil erfüllt.
    Ich glaube die größten Probleme hatte ich einfach mit der Schreibe. Greg erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive und spricht dabei immer wieder den Leser an. Dies entspricht nicht so sehr meinem persönlichen Geschmack und hätte auch noch ein bisschen besser umgesetzt werden können. Dazu kommt dann noch, dass der Roman an einigen Stellen eher holprig und etwas plump übersetzt war.
    Nichts desto trotz ist "Ich und Earl und das sterbende Mädchen" kein schlechtes Buch. Dem Autor ist es auf jeden Fall gelungen mich laut zum Lachen zu bringen. Das ist nicht so ganz einfach und auch, wenn die Witze manchmal eher auf einem "American Pie"-Niveau waren, haben sie mich immer mitreissen können. Ein bisschen getreu dem Motto "Sex sells" lesen wir zwar häufig Titten, Muschi und Fick dich, aber es passt einfach total gut in den vom Autor kreierten Rahmen.
    Auch die Charaktere mochte ich ganz gern. Greg ist ein 17-jähriger Protagonist, der ein bisschen nerdig ist und sich mit seiner Unbeholfenheit nicht unbedingt ins Herz seiner Mitschülerinnen redet, aber ganz sicher von Lesern gemocht wird. Ebenso sein Freund Earl, der in einer großen Familie aus Halb-, Stief- und Vollgeschwistern lebt und deshalb schon früh gelernt hat sich durchzubeißen.
    Am Ende des Buches gelingt es dem Autor dann mich nicht nur zum Lachen zu bringen, sondern auch ein wenig an tieferen Gefühlen zu rühren.
    Fazit:
    "Ich und Earl und das sterbende Mädchen" ist ein Debütroman, von dem ich mir ein bisschen mehr Authentiziztät gewünscht hätte, ebenso wie das gewisse Etwas, das eine Geschichte mit der Grundidee wie dieser, unvergesslich macht. Protagonist Greg konnte mich jedoch häufig zum Lachen bringen, was dem Jugendbuch wieder ein paar Pluspunkt beschert.