Waisenmädchen Elaine hat - im Gegensatz zu vielen ihrer Bekannten - nur wenig magische Begabung. Und das in einer Welt, in der Magie im Vordergrund steht, in der ein großer Hexenmeister Herrscher und Gesetz ist. Ihren Stand in der Gesellschaft kann man sich ja schon denken. Häufig wird sie zum Opfer von Spott und Missachtung.
Um über die Runden zu kommen und nicht auf ihren Vormund angewiesen zu sein, der sich ihr gegenüber sowieso schon immer abweisend verhält, hat sie einen Job in der Großen Bibliothek angenommen und muss auch dort herablassende Blicke und Arroganz ihrer Mitmenschen ertragen.
Als sie dort eine geheimnisvolle Kiste öffnet, passiert etwas sehr merkwürdiges. Urplötzlich verfügt sie über großartige, magische Fähigkeiten. In ihrem Geist bilden sich Zaubersprüche, deren Ausmaß sicher auch große Zauberer kaum erfassen können. Doch Macht hat nicht nur seine guten Seiten ...
Autor Christopher Nuttall hat mich von der ersten Seite an in seinen Roman hineinziehen können. Mit einer lockeren und lebhaften Sprache, freizügigen Szenen und einem Schmunzeln auf den Lippen, gelingt es ihm sofort eine Verbindung zum Leser herzustellen.
Protagonistin Elaine hat Ecken und Kanten, was sie auf Anhieb sympathisch macht. Zudem pflegt sie eine Freundschaft mit der selbstbewussten Daria, deren spitze Zunge, sie ebenfalls zu einem Charakter macht, dem man gerne wiederbegegnen möchte.
Das Ende ist relativ rund, endet nicht mit extremer Spannung, aber doch mit ein paar offenen Fragen, die der Autor sicher in den Folgebänden, die bisher noch nicht auf deutsch übersetzt sind, klären wird. Als kleinen Kritikpunkt sehe ich die manchmal enstehenden Löcher, in denen der Leser das Gefühl hat, etwas überlesen oder übersehen zu haben, was vom Autor aber einfach nicht ausreichend ausformuliert oder beschrieben wird. Alles in Allem hat es mir sehr viel Spaß gemacht den Roman zu lesen. Bisher bin ich mir noch nicht sicher, ob ich die Reihe weiterlesen werde. Ich habe Elaine und Daria sehr in mein Herz geschlossen und würde mich sehr auf ein weiteres Treffen mit den beiden freuen, allerdings deutet alles darauf hin, dass der Autor tiefer in die Vergangenheit der Stadt eintauchen wird und die hat einen engen Zusammenhang mit Nekromantie, einer Sache, die nicht so ganz mein Geschmack ist. Die Zukunft wird zeigen, wie ich mich entscheiden werde, bis dahin empfehle ich "Die Wissende" sehr gerne weiter.