Julian ist 22 und ist derzeit Flusspferdpfleger bei Professor Beham. Die Aufgabe das Zwergflusspferd, das eins der letzten seiner Rasse ist, zu versorgen, hat er angenommen um sich abzulenken. Denn erst vor Kurzem ist die Beziehung zu seiner Langzeitfreundin Judith in die Brüche gegangen. Die Trennung verlief in beiderseitigem Einverständnis und doch fühlt sich Julian etwas mehr davon betroffen. Er hat das Gefühl Judith zu vermissen, für uns Hörer / Leser stellt sich schnell heraus, dass er lediglich Opfer seiner eigenen Gewohnheit ist.
Dies ändert sich erst, als er Aiko kennenlernt. Die eigensinnige uneheliche Tochter des Professors, die vehement französisch mit ihrem Vater spricht, obwohl dieser behauptet, dass er dieser Sprache überhaupt nicht mächtig ist. Sie bringt wieder etwas Schwung in Julians Leben, sorgt allerdings auch dafür, dass er sich selbst zunächst immer unsicherer wird. Seine Suche nach sich selbst, ist auch mit ihr noch lange nicht abgeschlossen.
Ich mag es eigentlich gar nicht Bücher als "Porträt einer Generation" zu bezeichnen, da man keine Generation über einen Kamm scheren kann. Geiger schreibt hier von der Sinnsuche, den Möglichkeiten über den eigenen Lebensweg zu bestimmen. Gedankengänge mit denen wir uns vermutlich ganz besonders im Alter des Erwachsenwerdens beschäftigen.
"Selbstporträt mit Flusspferd" und ich haben eine Weile gebraucht, bis wir eins wurden. Bis ich mir sicher war Geigers Gedanken zustimmen zu können und einen Weg mit ihnen beschreiten zu können. Julian hat es mir nicht ganz leicht gemacht. Die Trägheit mit der er in seinem Leben, das eigentlich aus Neugier, Spannung und ausprobieren bestehen sollte, begegnet, hat mich ein wenig abgestoßen. Adam Nümm hat dieses Gefühl, das mir sehr fremd ist, so perfekt umgesetzt, dass ich mich lange Zeit fehl am Platz fühlte. Erst Aiko konnte dies ändern, auch wenn sie mit ihrer dreisten, unentschlossenen und teils rücksichtslosen Art eher keine Sympathien bei mir wecken konnte.
Mein liebster Charakter (außer dem Flusspferd) ist der Professor, der all die Eskapaden und Versuche der jungen Leute, einen geeigneten Weg einzuschlagen, mit Ruhe und Gelassenheit aufnimmt. Die Ruhe, die bei Julian fehl am Platz ist, dem Professor aber gut zu Gesichte steht.
Und so landen wir doch wieder bei dem Begriff "Generationenroman", denn man sollte zwar jedes Mitglied einer Generation individuell betrachten, kann ihnen aber einige Eigenschaften zuschreiben, für deren Erfüllung sie in ihrem Lebensabschnitt zuständig sind. Auch, wenn ich ein wenig gebraucht habe mit Julian und dem zu ihm gehörigen Erzählton zurecht zu kommen, hat mich Arno Geiger im Endeffekt überzeugen können.