Beiträge von pepperann

    Nordkanada. Die Einsamkeit der Wälder bietet Schutz, um zur Ruhe zu kommen. Das Leben ausklingen zu lassen. Es nach eigenem Gefallen zu leben und nach eigenem Gefallen zu beenden. Das ist Freiheit.


    Deshalb fühlen sie sich dort wohl. Tom und Charlie, ihre Hunde, und früher auch ihr Freund Ted. Er ist vor kurzem verstorben. An Altersschwäche. Dass es das heute noch gibt. Im Wald ist eben alles möglich. Der Wald hat sein eigenes soziales System.


    „Der Tod ist ein alter Freund. Sie sprechen häufig von ihm. Er begleitet sie schon so lange, dass sie seine Nähe zu spüren meinen.“


    Diese Erfahrung macht auch die Fotografin, als sie auf der Suche nach Ted, der als einer der letzten Überlebenden der großen Brände unter dem Namen Boychuck bekannt wurde, auf Tom und Charlie trifft. Den beiden geht es gut in ihren Hütten im Wald. Sie möchten nicht gestört werden, aber die Fotografin interessiert sich sehr für die Zwei, für die Geschichten, die den alten Männern anzusehen sind. Die ihnen das Leben auf die von Falten zerfurchten und vom Wetter gegerbten Körper geschrieben hat.


    „Das hohe Alter schien ihr ein Hort der Freiheit zu sein, wo man sich keinen Zwängen mehr unterwirft und seinen Geist auf Wanderschaft schicken kann.“


    Kurze Zeit später taucht eine zweite Frau auf. Zart wie ein Vöglein, bis vor kurzem eingesperrt in einen Käfig, der ihr Schutz und Sicherheit wie Enge und Bedrängnis gleichermaßen geboten hat. Sie und Charlie nähern sich an. Auf seine alten Tage scheint er tatsächlich noch einmal die Liebe zu finden. Zart halten sie aneinander fest. Stützt einer den anderen. Passen sie aufeinander auf. Denn Glück ist so zerbrechlich.


    „Wenn der Schmerz dich zerfrisst, bleibt kein Raum für andere Gefühle.“


    Ich empfinde „Ein Leben mehr“ als eins dieser besonderen Bücher. Leise und eindringlich erobert es mein Herz mit seinen starken Protagonisten, die so viel Leben auf dem Rücken tragen. Denen Erlebnisse ins Gesicht geschrieben stehen und denen nichts so wichtig ist wie Freiheit. Die Freiheit ihr Leben selbst zu gestalten und es nach eigenem Ermessen zu beenden. Trotz ihres starken Willens wissen sie, dass Leben bedeutet aufeinander zuzugehen, Kompromisse zu schließen und es mit jenen zu teilen, die ihnen etwas bedeuten. Einem Hund, einem Freund, einer Liebe.




    Ich liebe das Setting des Waldes. Bewege mich auf vertrautem Terrain, rieche den Duft der Bäume, spüre die Ruhe des Blätterrauschens und verstehe, warum Tom, Ted und Charlie sich ausgerechnet dorthin zurückgezogen haben, warum die Fotografin immer wieder zurückkehren muss und warum Marie-Desneige dort gleichermaßen Freiheit wie Angst spürt.


    „Wenn die Strömung dein Boot abtreibt, musst du eben anders rudern.“


    Wie die Wurzeln der alten Eichen Wasser aus dem Boden aufnehmen, sauge ich jeden Satz Sauciers in mich auf. Lese langsam, bedächtig und bewusst, möchte kein Wort verpassen. Lege das Buch immer mal wieder zur Seite, weil ich nicht möchte, dass es endet. Und dann ist es doch soweit. Ich kann es nicht umgehen. Verbringe meine Zeit zu gern in Charlies Hütte, mit Tom am See. Habe den Roman in all seiner Schönheit, aber auch Traurigkeit genossen. Vergessen werde ich sie nicht. Die alten Männer ebenso wenig wie die beiden kauzigen Frauen.


    „Zum Glücklichsein braucht es nicht viel, man muss es nur wollen.“


    Ich habe mir viele Zitate notiert, herausgeschrieben und weiter empfohlen. In Begleitung von Saucier, ihrer Geschichte über Glück, Natur, Liebe und Freiheit, bin ich auf meiner eigenen Lebenstreppe eine Stufe weiter gestiegen. Ein Gefühl, das die Richtigkeit meiner Buchauswahl bestätigt.

    Albertos Enkel Tino ist entsetzt. Sein Großvater kennt seinen eigenen Geburtstag nicht. Das kann doch nicht sein, denn Geburtstag ist doch einer der schönsten Tage des Jahres. Als Tinos Vater Juan bei einem Autounfall schwer verletzt wird, bekommt der Junge Albträume. Um ihn davor zu schützen, der Trauer zu entgehen und dem Vater Zeit zu geben, in Ruhe genesen zu können, beschließt Alberto mit Tino eine Reise zu machen. Sie begeben sich auf die Suche nach Albertos Geburtstag.


    Wann ihm dieser verloren gegangen ist, weiß der alte Mann nicht mehr. Ihm fehlt ein Teil seiner Erinnerungen. Da er in einem Waisenhaus aufgewachsen ist, gibt es auch keine Familie, bei der er sich erkundigen kann. Das Leben dort ist ihm noch gut im Gedächtnis, alles was davor war, ist wie ausgelöscht. Das Waisenhaus soll der erste Anlaufpunkt auf der Reise sein. Ob Großvater und Enkel dort Albertos Geburtstag finden werden?


    Um sich dem mysteriösen Verlust von Albertos Geburtstag zu nähern, nutzt Autorin Diana Rosie die Technik auf zwei Ebenen zu erzählen. Eine dieser Ebenen ist die Gegenwart, in der Alberto und Tino im Mittelpunkt stehen. Zwischen ihnen ist eine tiefe Verbundenheit zu spüren. Sie sind einander sehr zugetan und vertraut. Der Umgangston zwischen beiden ist verständnisvoll und von großer Herzlichkeit. Die Passagen, in denen sie im Mittelpunkt stehen, strahlen so viel Wärme aus, dass diese problemlos auch vom Leser zu spüren ist.


    Die andere Ebene spielt in der Vergangenheit. Sie beginnt am 7. März 1937. Der spanische Bürgerkrieg ist bereits seit einem halben Jahr im Gange. Die Bewohner des Waisenhauses sind ebenfalls davon betroffen, denn das Essen wird knapp und der Streit zwischen Kirche und Bürgertum bedient sich auch an Unschuldigen und Kindern. Langsam arbeitet sich die Autorin von dort aus rückwärts, bis zu dem Tag, an dem Alberto geboren wurde.


    Mit diesem handwerklich gut erarbeiteten Stilmittel, gibt sie dem Roman den richtigen Kick, um aus einer herzlichen Erzählung eine Geschichte mit spannendem Hintergrund werden zu lassen. Ganz nebenbei lernt der Leser auch noch was über spanische Geschichte.


    Der Buchumschlag dieses kleinen, aber feinen Romans macht mit einem Mix aus unterschiedlichen Papierstrukturen nicht nur haptisch etwas her, sondern spiegelt durch die Farbkombination aus rot und orange Tönen perfekt die warmherzige Atmosphäre des Romans wieder.


    „Albertos verlorener Geburtstag“ ist eine wirklich herzliche Geschichte, in der die Beziehung zwischen Großvater und Enkel eine tragende Rolle spielt. Die aber auch dafür steht, dass verzeihen notwendig ist, um mit sich selbst im Reinen zu sein. Die davon erzählt wie unberechenbar das Leben sein kann und wie wichtig es ist, im hier und jetzt zu leben und die Zeit mit den Menschen zu verbringen, die einem am Herzen liegen, anstatt mit dem Schicksal zu hadern. Feinfühlig, liebevoll und mit ganz viel Wärme erzählt.

    ACHTUNG!! „FIREFIGHT“ IST DER FOLGEROMAN VON „STEELHEART“. MEINE REZENSION KANN SPOILER ZU DIESEM ENTHALTEN.


    „Firefight“ ist der zweite Roman von Brandon Sandersons All-Age-Fantasy Trilogie über Superhelden-Kräfte und perfekt geeignet, um den Leser dazu anzustacheln, den Erscheinungstermin von Band drei „Calamity“ sehnlichst zu erwarten.


    Nachdem David Steelheart, einen der mächtigsten Epics, Herrscher über Newcago, getötet hat, geht der Kampf gegen die Epics weiter. Mit seinem Team, den „Rächern“ zieht es ihn in die Stadt, die einst unter dem Namen New York bekannt war. Das heutige Babilar wird von mehreren Epics heimgesucht. Doch das scheint den Bewohnern dort wenig auszumachen. Trotz Überflutung und als Naturkatastrophen getarnten Angriffen, scheinen sich die Anwohner mit der Herrschaft der Epics arrangiert zu haben. Für David ein ganz neues Lebensgefühl.


    Dieses Verhalten bestärkt ihn in seinem Wunsch zu beweisen, dass nicht alle Epics von Grund auf schlecht sind, sondern irgendein Trigger dafür verantwortlich ist, dass sie sich zu dem verwandelt haben, was sie heute sind. Mit seiner Ansicht steht er allein, denn sogar der Prof, Anführer der Rächer und selbst ein Epic, glaubt, dass die Nutzung der Kräfte das Böse im Menschen auslösen.


    Da ich „Steelheart“ sehr mochte, habe ich aufgeregt der Veröffentlichung von „Firefight“ entgegen gefiebert. Leider fiel mir der Einstieg in den Roman dann etwas schwer, denn trotz Action geladener Szenen, fehlt „Firefight“ die Rasanz, die ich an „Steelheart“ so mochte. Auch die Orientierung fiel mir zunächst etwas schwer, in meinem Gedächtnis war leider doch nicht so viel haften geblieben, wie ich mir gewünscht habe und hätte ich vorher gewusst, dass es das eShort „Mitosis“ gibt, das zwischen Band 1 und 2 angesiedelt ist, hätte ich mich damit erst wieder eingelesen.


    So dauerte es also ein Weilchen, bis ich wieder mitten im Geschehen war. Vielleicht ist das aber auch eine Taktik von Sanderson. Seinen Roman zunächst so unscheinbar wirken zu lassen wie seine Protagonisten, hinter denen etliche Geheimnisse und verborgene Fähigkeiten stecken. Denn „Firefight“ zieht mit großen Schritten an und nach etwas mehr als der Hälfte brannte der Roman vor Spannung, die bis zum Ende des Buches nicht mehr abglühte und das Feuer, das schon „Steelheart“ entfachen konnte wieder zum Lodern brachte.


    Mit Hilfe von einigen wirklich fiesen Überraschungen, hat Sanderson den Spannungsbogen ordentlich angezogen. Zudem gewährt er dem Leser mehr Einblick in die Persönlichkeiten seiner Figuren. Ein näheres kennenlernen hat statt gefunden, die Distanz zwischen Leser und Charakteren wird immer geringer und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das alle gut sind und überleben. Aber das wäre ja viel zu langweilig und würde auch gar nicht zu Sanderson passen, der es immer wieder schafft mich mit den Inhalten seiner vielseitigen Roman zu verblüffen. Ich freue mich nun schon sehr auf „Calamity“, den Abschlussband, in dem Sanderson sicher noch mal für viel Spannung, Action und Überraschungen sorgen wird.

    ACHTUNG!! „ORIGIN“ IST DER 4.BAND DER LUX-REIHE. MEINE REZENSION ENTHÄLT SPOILER ZU BAND 1-3!


    Teil drei der Lux-Serie, „Opal“, konnte mich mit einer etwas dahin plätschernden Handlung nicht immer fesseln, endete aber mit einem Cliffhanger, der dafür sorgte, dass ich – und viele weitere Fans der Serie – den Erscheinungstermin von „Origin“ kaum erwarten konnten. Das warten hat sich gelohnt, wir wurden nicht enttäuscht, denn Band 4 der Bestseller Reihe knüpft genau dort an, wo sein Vorgänger endete – im Lager von Daedalus.


    Dort befindet sich Katy. Gefangen, um Tests rund um ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten unterzogen zu werden. Ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit, unter anderem aber zum Zweck eine Waffe aus ihr zu machen bzw. sie als solche zu nutzen, sollte es zu einem Kampf kommen. Für Daemon ein unerträglicher Gedanke. In seinem Eifer sieht er keine andere Möglichkeit, als ebenfalls ins Lager von Daedalus zu gelangen. Was er dort entdeckt, ist schockierender, als alles, was er je zuvor gesehen hat.


    Eine Meinung zu „Origin“ mitzuteilen, ohne zu viel zu verraten, ist wirklich schwer. Die bereits angesprochene Entdeckung, die Daemon macht, ist schwerwiegend und sehr überraschend. Diese Spannung möchte ich nur ungern vorweg nehmen. Deshalb fasse ich mich ganz kurz. „Origin“ ist ein Übergangsband, der zwar eine große Überraschung für den Leser parat, aber keinen richtigen eigenen Dreh hat. Dennoch hat er eine sehr wichtige Stellung inne, denn er bereitet den Leser auf den Fünften Teil „Opposition“ vor, der im April erscheinen wird. Dies ist der Finalband der Lux-Serie und wenn ich mir anschaue, welche Gedankengänge und Handlungen in „Origin“ aufgeworfen werden, erwartet uns im letzten Teil richtig viel Spannung, Action und verblüffende Momente. Ich glaube, dass wir uns warm anziehen können, denn das Finale wird sicher wie eine Bombe einschlagen und dafür sorgen, dass sich die Reihe fest einbrennt. Bis dahin heißt es allerdings ausharren.


    „Origin“ ist der erste Teil der Reihe, der von zwei Sprechern gelesen wird. Wie gewohnt leiht Merete Brettschneider ihre weiche und angenehme Stimme, um die Handlung zu erzählen. Diesmal nimmt sie allerdings nur die Sprechrolle von Katy ein. Die Passagen, die aus der Sicht von Daemon erzählt werden, liest Jacob Weigert, geübter Sprecher und Schauspieler, der perfekt in diese Rolle passt und Daemon das gewisse Etwas verleiht, dass insbesondere die Herzen seiner weiblichen Fans höher schlagen lässt.

    30 Soldaren marschieren in Hagetmau ein. Einem jener Örtchen des Reichs Akitanien, das demnächst fest in die Hand der König von Nafarroa übergehen soll. Es ist nur eins der sieben Heere, die in die sieben Ortschaften Akitaniens einziehen, um – jedes auf seine Art – Volk und Land einzunehmen. Die Hagetmauer haben es eigentlich noch ganz gut getroffen, denn der Capitar der Soldaren versucht auf friedlichem Wege und mit viel Geschick in Kommunikation und Kriegsführung das Volk dazu zu bringen, sich der noch jungen nafarroanischen Königin zu unterwerfen. Doch da hat er seine Rechnung ohne die hagetmauer Bevölkerung und einen maßgeblichen Wink des Schicksals gemacht.


    Tobias O. Meissner ist für mich einer der ganz Großen am Fantasy Himmel. Meine Meinung bilde ich mir aus seiner literarisch hochwertigen Sprache und Geschichten, die zum Teil sehr kritisch Zeitgeschehen bzw. Entwicklungen aus der realen Welt decken. Die Anziehungskraft seiner Bücher entsteht nicht aus rasanter Action, sondern einem gut durchdachten Konzept, dem er einen ganzen Roman durch treu bleibt, ohne sich ablenken zu lassen.


    „Sieben Heere“ ist von allen Büchern, die ich von ihm bereits gelesen habe, der Roman, der am schlichtesten gehalten wird. Was keinesfalls negativ zu sehen ist, denn dies geschieht über klare Sprache und Struktur, der Leser kann sich auf das Wesentliche konzentrieren, ohne sich mit dem – was steckt dahinter? - zu beschäftigen und wird geistig doch stark gefordert.


    Hagetmau gerät eigentlich durch einen dummen Zufall in die Situation sich entscheiden zu müssen, den Nafarroanern den Kampf anzusagen oder sich zu fügen. Einige der Dorfbewohner sind sehr renitent, andere ängstlich und um ihr eigenes Wohl besorgt. Keiner von ihnen ist in Kampfkunst oder Kriegsführung ausgebildet, keiner kann einschätzen, welche Kreise es zieht, wenn sie beginnen sich zu wehren. Können sie die Königin von Naffaroa einschüchtern oder bringen sie sich in viel größere Schwierigkeiten, als ihnen lieb ist. Der schildbürgerliche Eindruck, den sie zu Beginn machen, beginnt sich zu wenden und schon bald entwickeln die Ereignisse ein Eigenleben.


    Tobias O. Meissner gelingt es eine fesselnde Atmosphäre aufzubauen, die sich vor allem dadurch trägt, dass der Leser sich immer wieder damit konfrontiert sieht, dass er selbst darüber nachdenkt, wie er entscheiden würde, welchen Schritt er als nächstes gehen würde und wie wenig einsehbar ist, welche Folgen damit einhergehen. Ein Ende, das alles und nichts möglich macht, hat bei mir den Wunsch geweckt, möglichst bald die Fortsetzung des Epos lesen zu können.

    Dorrigo Evans' großes Laster sind die Frauen. Er kann nicht mit ihnen, er kann nicht ohne sie. Er hat nicht das Gefühl, sich an nur eine binden zu können. Bis eben jene eine kommt, auf die er wie ein Magnet reagiert. Angezogen wie auch abgestoßen von ihrer Schönheit, ihrer Art zu sein, mit ihm zu spielen, zu schlafen, zu lieben.

    „Die Gefühle eines Mannes stimmten nicht immer mit dem Leben überein. Manchmal stimmen sie mit gar nichts überein.“


    Überwältigt von Gefühlen, die ihm bisher unbekannt waren, weiß er nicht recht damit umzugehen. Statt für sie in den Kampf zu ziehen, rettet er sich in den Kampf um sein Land. Der zweite Weltkrieg ist für ihn die Möglichkeit zur Flucht, nicht wissend, wie sehr er dies einmal bereuen wird. Denn was er dort erlebt – insbesondere als er in japanische Gefangenschaft gerät – hat er in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt.


    „Der Krieg drängte, der Krieg verstörte, der Krieg löste auf und entschuldigte.“


    Dorrigo Evans ist ein Mensch, der sich viel mit sich selbst beschäftigt hat. Der sein Leben lang versucht hat nach Außen ein gewisses Bild zu verkörpern. Schon vor dem Krieg, als er noch Angst vor der Liebe hatte, und auch nach dem Krieg, als ihm die dort erlebten Gräueltaten zu der Erkenntnis kommen lassen, dass nur die wahre Liebe die einzige Rettung von Geist und Körper sein kann.


    „Der schmale Pfad durchs Hinterland“ ist ein Wechselbad der Gefühle. Für Protagonisten, wie für Leser. Der Einstieg ist mir etwas schwer gefallen, denn Flangan erzählt auf verschiedenen Ebenen, wechselt währenddessen häufig die Zeit, zeigt einen Dorrigo Evans, den ich erst sehr viel später, als ich erfahren habe, was er alles durchlebt hat, verstehen kann.


    „Es war, als lebe der Mensch allein, um Gewalt auszuüben und damit die Ewigkeit der Herrschaft zu sichern. Die Welt würde sich nicht verändern, die Gewalt war immer schon da gewesen und würde sich niemals auslöschen lassen, Männer würden sterben durch die Fäuste und Gräueltaten anderer Männer, bis ans Ende der Zeit und die gesamte Geschichte der Menschheit war eine Geschichte der Gewalt.“


    Das Leben spielt ungerecht, ist geprägt von Ironie und einer Härte, die nur schwer nachzuvollziehen ist. Im Krieg stehen diese Regeln erst recht Kopf. Das unterste wird zuoberst gekehrt. Wer weiß denn noch, wer er wirklich ist? Dies ist einer von Flanagans roten Fäden, die er an manchen Stellen so fest zuzieht, dass es mir die Kehle zuschnürt. Er hat kein Mitleid mit seinen Charakteren. Lässt sie Dinge erleben, die mir als Beobachter den Druck auf den Magen verstärken. Die Frage - wer Opfer ist, wer Täter - verschwimmt. Denn letztendlich sind im Krieg alle Opfer. Auch wenn es sich um fiktive Figuren handelt, sind ihre Kriegserlebnisse in Gefangenschaft leider nur zu real. Verdrängung ist vermutlich die einzige Chance danach weiter leben zu können.


    Oder eben die Liebe.


    „Und er dachte: Wie leer die Welt ist, wenn man seine Liebe verliert.“


    Sehr eindringlich kreisen Flanagans Worte um Krieg und Liebe. Sorgen dafür, dass ich den Roman verschlinge, an einigen Stellen aber so bedrückt bin, dass ich ihn gern zur Seite legen würde, weil ich selbst kaum aushalten kann, was die Männer in japanischer Kriegsgefangenschaft durchmachen müssen. Nicht jeder von ihnen zerbricht daran. Liebe, Hoffnung, Glaube an Wunder, Erinnerungen an schöne Dinge halten sie aufrecht. Freiheit entsteht im Geiste. Und genau dort nehme ich „Der schmale Pfad durchs Hinterland“ in seiner vollen Intensität auf. Froh darüber diesen beeindruckenden Roman, von dem mir mehr Gutes, als seine drückende Stimmung im Gedächtnis bleiben wird, für mich entdeckt zu haben.

    Die Dornhain Mädchen gehen den unterschiedlichsten Aufgaben nach, als ihr Vater, der Reeder Victor Dornhain sich das Leben nimmt. Lavinia, die jüngste der Drei, dient als Telefonistin dem deutschen Reiche, Nele verbringt ihre Zeit mit Lavinias Ehemann Konrad in der Schweiz, damit dieser dort weiter genesen kann, und Ellinor bleibt als Erbin des Dornhain Vermögens in der elterlichen Villa in Hamburg zurück. Allein mit der Last, die der Vater ihr nicht nur mit seinem Tod, sondern auch der Enthüllung eines prekären Geheimnisses, auferlegt hat.


    Während das private Umfeld der Dornhain Mädchen zusammen zustürzen droht, entwickelt sich ein politischer Umbruch, für den Nele einst gekämpft hat, dessen Auswirkungen sie aber in dieser Form nicht gewollt hat. Kaiser Wilhelm II. erklärt seinen Rückzug. Arbeiterproteste und Aufstände durch gewaltbereite Mitbürger, die sich davon ein freieres Leben und Unabhängigkeit von der oberen Bevölkerungsschicht versprechen, krempeln den Alltag der Familie völlig um und werden zur unübersehbaren Gefahr.


    Romane, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen, üben seit einer gewissen Zeit eine große Faszination auf mich aus. Obwohl ich froh bin, nicht zwischen zwei Weltkriegen, Arbeiterevolten und einem Zeitalter, in dem Frauen so wenige Rechte hatten, aufzuwachsen, finde ich es spannend auf literarischem Wege dorthin zu reisen. Eine Zeit, in der viele Menschen Not leiden mussten, in der das Land aber auch in großer Aufbruchsstimmung war, Hoffnungen geschürt wurden und Entwicklungen vonstatten gingen, die vielleicht nicht so schnelllebig waren wie heute und für uns nun zum Alltag gehören, damals aber als revolutionär galten. Um einen authentischen Roman darüber zu schreiben, ist eine ausführliche Recherche von Nöten. Eine aufwendige Arbeit, die von Micaela Jary sehr gewissenhaft betrieben wird und ihren Lesern den Genuss bereitet, einiges über die beschriebenen Gegebenheiten des Zeitalters zu lernen.


    Und das ganz nebenbei. Ohne belehrend zu wirken. Viel mehr noch – sie bietet großartige Unterhaltung. Versteht ihr Handwerk in solchem Maße, dass sie mühelos das eine mit dem anderen verknüpft und Historie in eine Geschichte einbettet, die einen großen Sog entwickelt. Mit dem zweiten Band noch mehr, als mit Teil eins. Ich lese mich immer mehr hinein in die Geschichte, fühle mich schon als Teil der Dornhain Sippschaft und genieße die Zeit mit ihnen. Versuche mich Großmutter Charlottes mahnenden Blicken zu entziehen, runzle die Stirn über Livis Eigenschaft sich in jeden adretten, gut situierten Mann zu verlieben, hege große Sympathien für Nele und Klara und bin sehr gespannt, wie Ellinors Entwicklung weiter gehen wird. In wie weit wird man sie als Erbin der Reederei akzeptieren? Und wie werden sich die Dornhain Schwestern weiterhin in die historischen Ereignisse des Landes, die mir als Leser ja zum Teil bekannt sind, einfügen?


    Micaela Jary hat eine wundervolle Familien Saga entworfen, in der die Bedeutung vier starker Frauen im Vordergrund steht. Vier Frauen, die trotz gleichen Blutes, sehr unterschiedlich sind und mit viel Liebe zum Detail entworfen wurden. Figuren, die sich authentisch in die Historie Deutschlands einfügen.


    „Sterne über der Alster“ ist eine ausgesprochen gelungene Fortsetzung des Romans „Das Haus am Alsterufer“ und hat mir sogar noch ein bisschen besser gefallen, als der Vorgänger. Mit Begeisterung bin ich zwischen die Buchseiten getaucht und habe mich von der Atmosphäre der Kaiserzeit und den widrigen Umständen, denen Familie Dornhain ausgesetzt war, mitreißen lassen. Wer den ersten Teil mochte, der wird an der Fortsetzung seine wahre Freude haben. Wer noch keinen Band der Saga oder anderen Roman der Autorin gelesen hat, der sollte dringlichst damit beginnen.

    Ob Zufall oder Schicksal - für Daniel steht außer Frage, dass er den Hut von Präsident Mitterand mit nach Hause nimmt, als dieser seine Kopfbedeckung im Restaurant liegen lässt. Dass er ihm ein gänzlich neues Selbstbewusstsein und Lebensgefühl vermittelt, ahnt er zu diesem Zeitpunkt nicht.


    Nicht nur sein Leben nimmt unerwartet eine positive Wendung, sondern auch das all der anderen Finder und Träger des Hutes, denn der denkt gar nicht daran auf einem Kopf zu bleiben und - als wisse er ganz genau, wann seine Aufgabe erfüllt ist – wechselt er beständig seine Besitzer. Und verteilt an jeden von ihnen ein kleines bisschen Glück.


    „Der Hut – er allein war verantwortlich für Ereignisse, die seinem Leben eine neue Wendung gaben. Davon war Daniel überzeugt. Seit er ihn trug, machte der Hut ihn durch seine bloße Gegenwart gegen die Unbilden des Alltags immun.“


    Wer kennt sie nicht, diese Bücher, die den Leser dazu bringen, immer mal wieder vor Rührung seufzend die Hand auf die Brust zu legen? Die ein entrücktes Lächeln aufs Gesicht zaubern, weil die Geschichten, die in ihnen stecken einfach nur glücklich machen. Genau solch ein Buch ist „Der Hut des Präsidenten“. Liebenswert, hoffnungsvoll und herzlich.


    Ganz warm ist mir ums Herz geworden, als ich den Hut des Präsidenten dabei begleiten durfte, wie er Menschen, die sich unglücklich fühlten, die zurück gezogen lebten oder im Begriff waren auch weiterhin einen Lebensweg zu beschreiten, der sie niemals froh gemacht hätte, eine neue Perspektive eröffnete. Klingt ein bisschen nach Zauberei, ist es aber ganz und gar nicht, denn ein kleines bisschen Selbstbewusstsein hier, ein Lob, eine Gemeinsamkeit und schon bekommt das Leben wieder neuen Schwung.


    Antoine Laurain hat die Veränderungen im Leben seiner Protagonisten sehr authentisch dargestellt. Sie alle sind nachvollziehbar und lassen mich als Leser darüber nachdenken, ob ich nicht auch schon durch kleine Gesten und Nettigkeiten in der Lage bin, meinem Gegenüber ein wenig Freude zu schenken.


    „Der Hut des Präsidenten“ ist ein kleines, zartes Büchlein und doch so kraftvoll, denn in ihm wohnt ein ganz großes Herz, das den Leser noch lange Zeit später wärmt.

    Zum ersten Mal in ihrem Leben verbringen Ember und ihr Bruder Dante den Sommer am Meer. Es soll ihnen die Möglichkeit einer kleinen Auszeit von ihrer Jungdrachenausbildung bieten. Während diesem Zeitraum müssen sie sich fast ausschließlich in ihrer menschlichen Form bewegen. Wissen über diese Spezies haben sie bisher nur theoretisch sammeln können, so dass ihnen dieser Sommer ermöglicht ihre Kenntnis auch um praktische Erfahrungswerte zu erweitern. Ein Sommer unter Gleichaltrigen, so der Plan der Lehrer. Doch dann kommt alles anders, als beabsichtigt.


    In ihrem neusten Fantasyroman für Jugendliche greift Kagawa auf die Fantasyfiguren zurück, die ich am liebsten mag: Drachen. Die amerikanische Autorin setzt sie jedoch ganz anders ein, als ich es aus anderen Fantasybüchern gewöhnt bin. Zu „Talon“ passt diese Form der Drachen als Gestaltwandler, als junge Menschen in Ausbildung, die an eine Organisation gebunden und eigentlich auch nicht „böse“ sind, richtig gut. Das Buch bekommt dadurch das gewisse Etwas, das Kagawas Leser von ihr gewohnt sind, und das dafür sorgt, dass sich die Romane von der breiten Masse der romantischen Jugendliteratur abheben.


    Denn die klassische Jugendlovestory bildet die eigentliche Grundlage „Talon“s. Die weibliche Hauptfigur wird dargestellt von Ember. Jung, hübsch und mutig. Eine kleine Rebellin, die Schwierigkeiten hat, sich den Konventionen der Organisation zu beugen. Ihr männlicher Gegenpart ist Garrett, der ebenfalls angehöriger einer militärischen Einheit ist. Einer, die sich dem Kampf gegen Drachen verschworen hat. Bisher war er einer der besten und erfolgreichsten Soldaten der St. Georg Kämpfer, doch dann trifft er Ember, die schon bald dafür sorgt, dass seine Gefühle Kopf stehen.


    Garrett ist jedoch nicht der einzige männliche Charakter, der sich gern in Embers Gegenwart aufhält. Riley, ein Einzelgänger, ein von der Organisation aus der Drachengemeinschaft Ausgestoßener, interessiert sich ebenfalls für das junge (Drachen-)Mädchen und ist als wilder Kerl mit Bad Boy Image mein persönlicher Liebling der Geschichte.


    Kagawa hat ein Jugendbuch geschrieben, das auf einer guten Fantasybasis aufgebaut ist, vorrangig aber eine Jugendliebesgeschichte ist und sich somit ins Genre Romantasy einordnen lässt. Die Schreibe der Autorin ist locker, flüssig und gut zu lesen. Obwohl es der Geschichte ein wenig an Spannung fehlt und sie inhaltlich nicht gänzlich neu ist, war „Talon“ für mich nette Unterhaltung für Zwischendurch.

    Antoine ist von seinen Eltern nie wirklich geliebt worden. Sein Vater unfähig solch starken Gefühle zum Ausdruck zu bringen, seine Mutter nicht in der Lage sie zu entwickeln. Sie hat es wenigstens mal versucht, doch dann kam der Tod einer ihrer Zwillinge dazwischen und sie wusste keinen anderen Ausweg, als die Flucht anzutreten. Feige hat sie ihre Kinder zurückgelassen bei einem Mann, der sich mit Feigheit bestens auskennt, denn die Feigheit ist es, die ihn davon abhält, Gefühle zuzulassen.
    „Ohne die Liebe einer Mutter gedeiht man krumm. Wächst man schief.“


    Antoine und seine Schwester – der Zwilling, der noch lebt – sind die Zurückgebliebenen. Verlassen von der Liebe, die Eltern ihren Kindern geben sollten, leben sie in einer Art Symbiose. Dann lernt Antoine eine Frau kennen. Schön, wild, scheinbar mutig. Schnell brennt er für sie, doch ebenso schnell erlöschen die Flammen, in denen sie gemeinsam getanzt haben. Antoine ist wieder derjenige, der zurückbleibt. Doch nun gibt es eine Tochter, die er liebt. Bei einem späteren Versuch wieder eine Familie zu werden, denn irgendwann soll sich der Kreislauf aus familiärer Zerrüttung mal lösen, kommt noch ein Sohn hinzu. Antoine wäre so gern ein guter Vater. Doch hemmt ihn das Gefühl, es nicht zu können. Er traut seiner Zuneigung nicht, traut sich selbst nicht und begeht eine Tat von schockierender Brutalität.


    „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“ so ein berühmtes Zitat Napoleons. Aber was ist erlaubt, wenn Liebe fehlt? Wenn ein Kind aufwächst, ohne die Liebe der Eltern? Was macht das aus ihm?


    Antoine hat nie die Liebe erfahren, die er benötigt hätte. Weder von seinem Vater noch von seiner Mutter. Wie soll er lieben erlernen, wenn er der Liebe nie begegnet ist? Wie soll er sie weitergeben? Es entsteht ein Kreislauf, der sich über mehrere Generationen erstreckt. Entrinnen kaum möglich. Oder doch? Welchen Weg gibt es heraus aus diesem Teufelskreis, der das Leben kalt und leer werden lässt?


    „Man wächst schlecht ohne den Schatten einer Mutter. Man wächst schief. Man wird zum Dornenstrauch.“


    Als Pädagogin mit psychologischem Hintergrundwissen, fallen mir mehrere Wege ein. Wege, die steinig und beschwerlich sind und möglicherweise erst nach Jahren und in folgenden Generationen Erfolg zeigen. Der Weg, den Delacourt für seinen Protagonisten gewählt hat, hat mich umgehauen. Wie ein Faustschlag in die Magengrube, so dass eine bedrückende Übelkeit in mir aufstieg, als ich die entscheidenden Worte gelesen habe. Und doch ist sein Weg ebenso realistisch wie die anderen Möglichkeiten, die bestehen. Wenn ich von realistisch rede, dann meine ich nicht, dass es der richtige Weg ist, dass es aber eben ein Weg ist, den Menschen, denen Liebe fehlt, einschlagen.


    „Mein Vater hatte wahrscheinlich niemanden geliebt, und unter all dem Unglück, das er mir vererbt hat, war vielleicht auch dieses: die Unfähigkeit, sich lieben zu lassen. Seine größte Schwäche und fortan auch die Schwäche von uns allen.“


    Delacourt ist für mich ein Meister der Worte. Er versteht sie gekonnt einzusetzen, mit ihnen zu jonglieren, Leser zu verzaubern. Gefühle mitten ins Herz zu schreiben. Fein, poetisch, leise. Ganz ohne Schnörkel. In „Wir sahen nur das Glück“ besonders bedrückende Szenen, ganz ohne Dramatik und Theatralik. Ganz einfach so wie sie sind. Traurig, bewegend, ergreifend.


    „Warum begegnet man denen, die uns gefehlt haben, gerade dann, wenn man sie verliert?“


    Dass Delacourt in „Wir sahen nur das Glück“ so zuschlägt, habe ich nicht erwartet. Eine Handlung, die mich schockiert hat. Die mich das Buch für kurze Zeit zur Seite legen ließ, um Luft zu holen. Durchzuatmen und mich dem zu stellen, was folgen würde. Trotz all der Traurigkeit, die im Buch mitschwingt, all der Ohnmacht, mit der Antoine belegt ist und die sich wie all die in der Geschichte mitschwingenden Gefühle auf den Leser überträgt, ist es auch ein Roman, der Hoffnung einen Raum bietet. Der ihr mehr und mehr erlaubt an die Oberfläche zu treten und zu zeigen, dass es immer einen Ausweg gibt und dass die Chance den Teufelskreis der Generationen zu durchbrechen für jeden zur Verfügung steht.

    „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
    Es ist der Vater mit seinem Kind;
    Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
    Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.


    So der Beginn einer meiner Lieblingsballaden. Es ist „Der Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe. Eine Ballade von schöner Wortwahl und klingendem Versmaß, aber ebenso traurigem Inhalt, denn der kranke Junge, der in seinen Fieberträumen den Erlkönig erblickt, kann nicht gerettet werden. Er stirbt oder aber fällt dem Erlkönig zum Opfer, je nachdem, wie man das Gedicht interpretiert. Dem Erlkönig wird die Bedeutung zugetan, Kinder zu stehlen. Keiner weiß was in seinen geheimen Höhlen im Wald mit ihnen geschieht. Eine Adaption der Kindesentführung und möglichem Missbrauch. Zu Goethes Zeiten ein unaussprechliches Thema, gern verpackt in Sagen und Mythen.


    Das Thema Kindesentführung, inklusive des sagenumwobenen Erlkönigs, greift Tanja Heitmann nun in ihrem neusten Roman auf. Protagonist Silas Sterner verschwindet als 7-jähriger spurlos und kriecht 10 Jahre später aus dem Unterholz. Von Narben übersät und ohne jegliche Erinnerung. Schon als Kind hat er irgendwie zwischen den Welten gelebt, immer wieder von einem Reiter gesprochen, den weder er, noch irgendein anderer Mensch zu Gesicht bekommen hat. Silas hat jedoch nie etwas deutlicher vernommen, als den donnernden Hufschlag eines Pferdes zwischen den Erlen.


    „Was ich für dich empfinde … Dafür ist keine übernatürliche Gabe verantwortlich, sondern es ist meine Entscheidung, begriff Edie. Keine, die ich in meinem Kopf getroffen habe, sondern mit meinem Herzen.“


    Der Hufschlag eines Pferdes ist auch das, was Edie als erstes wahrnimmt, als sie mit ihrem Vater, der sich eine Auszeit seiner Ehe nimmt, auf Wasserruh eintrifft. Sie ist auch diejenige, die dem 17-jährigen Silas zum ersten Mal begegnet. Die anwesend ist, als er aus einer Höhle in der Erde kriecht. Doch warum? Warum ausgerechnet sie? Welche mysteriöse Verbindung besteht zwischen den Beiden? Oder ist es reine Einbildung, weil Edie dabei ist, sich in Silas zu verlieben? Welche Geheimnisse verbirgt er vor ihr?


    Zu Anfang kommt die Spannung des Romans etwas schleppend in Gang, doch dann prescht Tanja Heitmann, die bereits erfolgreich einige belletristische Romane, sowie Jugendbücher, darunter die Reihe „Schattenschwingen“ veröffentlicht hat, in vollem Galopp nach vorn. Ein Geheimnis reiht sich ans andere und ich habe nichts sehnsüchtiger erhofft, als hinter Silas Rätsel zu kommen. Gekonnt kombiniert sie die sagenumwobene Geschichte des Erlkönigs mit Romantik. Verbindet Mysteriöses und Fantasy mit der realen Welt. Ich liebe solch ein Spiel mit Einbildung und tatsächlich erlebtem, besonders dann, wenn ich als Leser so mit hineingezogen werde, dass ich irgendwann nicht mehr weiß, was denn nun reell ist und was nicht.


    „ 'Was du eine Gabe nennst, ist alles andere als ein Geschenk. Denn wenn du wie ein Licht in der Dunkelheit strahlst, lockst du nicht bloß Nachtfalter an.“ '


    Ein weiterer Pluspunkt des Romans sind neben der wunderbar geheimnisvollen Atmosphäre, die Charaktere. Ganz vorn natürlich Edie und Silas, die im Mittelpunkt stehen und die Geschichte mit ihrer Gabe, ihrem feinen Gespür für Mysteriöses tragen. Aber auch die Nebenfiguren haben es in sich. Sind sehr gut ausgewählt, kreiert als sympathische Außenseiter. Etwas verrückt, aber mit viel Herz.


    „Nebelsilber“ ist ein spannendes Must Read für alle Fans der Romantasy. Ohne Kitsch, aber mit viel Spielraum für Spekulationen, vereint Autorin Tanja Heitmann die geheimnisvolle Sage um den Erlkönig, den Prinz der Dunkelheit, der kleine Kinder entführt, und der Möglichkeit, sich den Feinheiten und Eigenarten der Natur „zwischen den Welten“ zu öffnen. Abgerundet mit einer netten Liebesgeschichte und einem sehr stimmigen Ende, hat mir dieser Roman ein sehr kurzweiliges (innerhalb weniger Stunden verschlungen!) Lesevergnügen bereitet.

    Helen McDonald hat ihre eigene Geschichte niedergeschrieben. Spannend und lesenswert berichtet sie von einem Tier, das sicherlich bisher noch keinen großen Raum in den Köpfen der Menschheit eingenommen hat und für mich seit diesem Roman eine noch größere Faszination ausübt.


    Helen ist von Kindesbeinen an von der Falknerei begeistert. Liest alles, was sie darüber in die Finger bekommt und kann gar nicht anders, als Falknerin zu werden. Begleitet wird sie auf diesem Weg von ihrem Vater, der ihr mit Rat und Tat, mit Lebensweisheiten und als ruhender Pol zur Seite steht. Mit seinem Tod bricht diese Stütze weg. Helen fällt in ein Loch. Der einzige Weg dort hinaus ist die Erfüllung ihres größten Wunsches: die Abrichtung eines eigenen Habichts.


    Ich mag Greifvögel sehr, schaue mir gern Flugschauen von Falknern an und betrachte sie so häufig, wenn ich im Morgengrauen in die Natur hinausgehe. Doch noch nie habe ich mich so eindringlich mit ihnen, ihren Charakterzügen, befasst, wie durch das hören von Helen McDonalds Roman „H wie Habicht“. Ein Roman, der jedoch nicht nur etwas für Liebhaber der Falknerei ist, sondern so viel mehr. So klug, so weise, erzählt sie von Freiheit, der Sehnsucht nach Leben und den damit einhergehenden Schwierigkeiten.


    Der Leser / Hörer begegnet verschiedenen Lebensgeschichten. Ganz vorn steht Helen, die einen Verlust aufzuarbeiten hat, die sich nun ganz neu definieren und mit diesem neuen Ich eine Harmonie finden muss, um wieder glücklich werden zu können. Immer wieder berichtet sie aus dem Leben des Schriftstellers T.H. White, geboren 1906, Verfasser des Romans „Der König von Camelot“, der später zum Disneyfilm „Die Hexe und der Zauberer“ wurde, und Autor des Werkes „The Goshawk“, dem Roman, der Helen in vielerlei Hinsicht prägte. White, der – ähnlich wie Helen – versuchte einen Habicht zu zähmen, dabei jedoch weniger Erfahrung und helfende Hände zur Seite hatte, als Helen. Beide durchlaufen eine ähnliche Erkenntnis: ein Habicht ist ein Wild- und kein Haustier. Man kann sich arrangieren, nebeneinander herleben, miteinander leben, aber der Habicht wird immer seinen Instinkten folgen.


    Auf eine besondere Art fühlt sich Helen mit White verbunden. Es ist die Angst vor dem Leben, die beide teilen. Falsche Wege zu beschreiten, den ersten Schritt zu gehen, mit Menschen zu kommunizieren und nicht nur mit Greifvögeln. Bei Helen ausgelöst durch den schweren Verlust ihres Vaters, bei White durch die Umstände, dass er sich von anderen männlichen Mitmenschen seiner Zeit unterscheidet.


    „H wie Habicht“ wird von Cathlen Gawlich ganz wunderbar gelesen. Durch ihre Art, die Worte vorzutragen entsteht die Form der Melancholie, von der Helen sich befallen fühlt. Ich denke, dass der Roman an sich schon sehr intensiv wirkt, durch die sanfte Stimme der Schauspielerin und Synchronsprecherin, die mir bisher nur als nervige Rose aus der Serie „Two and a Half Men“ bekannt war, und hier deutlich ihre Wandlungsfähigkeit zeigt, eine noch eindringlichere Wirkung hat. Die Intensität der Erzählung, die klugen, nachdenklich stimmenden Worte der Autorin, sind mir sehr unter die Haut gegangen. Ich empfehle „H wie Habicht“, egal ob in gedruckter oder gesprochener Form, sehr, sehr gerne weiter.

    Mark hat Krebs. Heimtückisch , hinterhältig, mit der Möglichkeit daran zu sterben. Vorher möchte Mark aber zum Mount Reinier. Gemeinsam mit seinem Hund Beau bricht er dorthin auf. Ohne Erwachsene. Nicht mehr länger nur der kalten Hand seiner Krankheit ausgesetzt, sondern auch den Gefahren des Lebens ausgesetzt. Zurück lässt er seine Eltern und seine beste Freundin Jessie, die als einzige eine Ahnung hat, wohin er geht, sich aber genau so sehr um ihn sorgt, wie alle anderen. Denn Marks Reise kann mit dem Tod enden.


    Ja, es ist wieder mal eine Geschichte über ein sterbenskrankes Kind. Themen, denen man in der Wirklichkeit nicht begegnen möchte und die in der Literatur in letzter Zeit schon sehr häufig auf's Papier gebracht wurden. Und dennoch lohnt es sich sehr, einen Blick auf Marks Geschichte zu werfen, denn sie unterscheidet sich. Sie ist kein Roman über eine Krankheit. Sie ist ein Roman über Hoffnung, Mut und die Kraft der Freundschaft.


    Die Beziehung zwischen Mark und Beau ist so, wie sie nur zwischen einem Kind und einem Hund sein kann. Es herrscht eine Eintracht, die Erwachsene nicht verstehen. Beau ist Marks Begleiter, sein Freund, sein Beschützer. Sie verstehen sich blind und können sich aufeinander verlassen. Ungebrochenes Vertrauen in jeder Lebenslage. Egal, ob prügelnde Jugendliche oder ein wilder Schneesturm. Füreinander einstehen ohne eine andere Gegenleistung zu verlangen, als uneingeschränkte Zuneigung.


    Aber auch die Freundschaft zwischen Jessie und Mark ist besonders. Sie weiß, was in Marks Kopf vorgeht. Versucht ihn zu verstehen, auch wenn es nicht immer leicht ist. Sie passt in der Schule auf ihn auf. Verteidigt ihn tapfer. Egal, was die anderen sagen. Egal, ob sie Junge und Mädchen sind. In einer Freundschaft zählen keine Äußerlichkeiten.


    Dan Gemeinhart hat einen sehr emotionalen Roman geschrieben, der davon erzählt, dass das Leben manchmal düstere Schatten auf uns wirft. Dass es nie leicht ist, dass aber immer irgendwo ein Licht zu finden ist, dass uns den Weg leuchtet und aus der Dunkelheit heraus hilft. In welcher Form auch immer es uns begegnet.


    Gelesen wird das Hörbuch von Autor, Übersetzer und Hörbuchsprecher Andreas Steinhöfel, der den Mark spricht und dessen Charakter ganz wunderbar darstellen kann, und der Theaterschauspielerin Birte Schnöink, die Jessies Kummer um Mark, aber auch ihr Vertrauen, ihre Hoffnung auf ein gutes Ende, passend wiedergibt.


    „Die wirkliche Wahrheit“ ist ein sehr kluger Roman. Tiefgründig, emotional, aber auch sehr klar. Als Hörbuch so passend eingelesen, dass ich dieses sehr gerne weiterempfehle.

    Stell dir vor, morgens klingelt es an der Tür – du öffnest in der Hoffnung Kaffeeduft aus dem Treppenhaus aufzuschnappen – und vor dir steht der Tod und sagt dir, dass er eben der Tod ist und du mitkommen musst. Da guckste erst mal nicht schlecht, denn damit rechnet ja keiner, dass da der Tod vor der Tür steht, um dich abzuholen.


    Dem Mann vor der Tür zu glauben, dass er der Tod ist, ist nicht leicht, aber schnell stellt der namenlos bleibende Protagonist, der aus der Ich-Perspektive erzählt, fest, dass es sich bei dem Typen, der ihm ziemlich ähnlich sieht, nicht um einen Komiker handelt, sondern tatsächlich um den Tod. Und dann passiert noch mehr unglaubliches. Etwas, was selbst der Tod nicht glauben kann – die Ex-Freundin steht vor der Tür und durch irgendwelche unerklärlichen Fügungen wird das Sterben nun verschoben.


    Dafür fahren der Protagonist, Ex-Freundin Sophia und der Tod zur Mutter des Protagonisten. Ein Roadtrip der ganz besonderen Art.


    „Wie schlecht gelaunte Kometen auf ihren elliptischen Bahnen hatten wir uns eine kurze Zeit glühend begleitet, nur um dann durch die jeweils wirkenden Anziehungskräfte wieder auseinandergetrieben zu werden. Wir waren in unserer Skepsis, mit der wir durchs Leben gingen, zu deckungsgleich. Wir hoben uns nicht auf in unserer konstant schlechten Laune, wir verstärkten sie ins Unermessliche.“


    Ich bin schon ganz lange Fan von Thees Uhlmann. Schon seit ich Tomte höre, spätestens aber seit ich ihn das erste Mal live gesehen habe. Er schreibt großartige Texte, ist sympathisch und – wie man bei uns auf dem Land sagt – einfach ein Echter! So locker, wie er auf der Bühne rüber kommt, scheint ihm auch das schreiben von der Hand zu gehen. Sein Roman liest sich flüssig, trotz wörtlicher Rede wie in einem Theaterstück, sobald die Dialoge länger werden oder vielleicht auch gerade deswegen. Der Leser ist sofort drin in der Geschichte. Uhlmanns unkonventioneller, von einer eigenen Leichtigkeit geprägter Erzählton ist so wundervoll besonders.


    Sein Humor großartig. Von trockener, lässiger Art, obwohl sein Protagonist eher einen Stock im Allerwertesten hat und der Tod versucht alle jemals gehörten flachen Witze auf den Tisch zu bringen. So ein Roadtrip ist aber immer auch da, um sich weiterzuentwickeln und so schafft es sogar der Tod seine Fähigkeiten als Komiker auszubauen.


    So ein Komiker ist Uhlmann trotz allem angewandten und wirklich witzigen Humors nicht. Er ist ein guter Erzähler, jemand, der unterhalten kann, ohne den Ernst außen vor zulassen oder besser gesagt, ihn geschickt zu verpacken.


    „ 'Da hat sie recht. Du versuchst durchs Leben zu kommen wie ein Hydrant aus Gummi! Unbeweglich, aber elastisch', pflichtete der Tod ihr bei.“


    Wie gut er Ernst und Humor verknüpfen kann beweist er schon viele Jahre in seinen Songtext. Völlig problemlos transportiert er diese Fähigkeit in „Sophia, der Tod und ich“. Der Tod ist schon eine ernste Sache. Vor allem für diejenigen, die zurückbleiben. Und doch ist er allgegenwärtig. Etwas, das uns alle irgendwann betrifft. Aber vorher bietet uns das Leben so viele Möglichkeiten es in vollen Zügen zu genießen. Und genau das ist es, was Thees Uhlmann in seinem starken, lesenswerten Debüt vermittelt. Einem Roman, der vor Leben nur so strotzt. Ich hoffe sehr, dass des bei diesem einen Ausflug des Wortkünstlers in die Sparte der Schriftstellerei bleibt.

    Große Umbruchstimmung im Reich Annur. Kaiser Sanlitun wurde ermordet. Welches seiner drei Kinder wird nun den Thron besteigen? Seine Tochter Adare ist oberste Ministerin am Hof, steht aber nicht in der Reihe der Thronfolge, weil sie eine Frau ist. Sein Sohn Valyn lebt auf einer einsamen Insel. Unter eiserner Hand wird er dort zum Krieger ausgebildet. Der rechtmäßige Thronfolger Kaden lebt in einem Mönchskloster und lernt dort unter strenger Anleitung die Fähigkeiten eines Mönches. Ob diese ihm irgendwann beim regieren helfen können, ist nicht sehr sicher.


    Werden Sanlituns Mörder versuchen auch seine Kinder zu töten? Und welche geheimnisvollen Wesen treiben sich in den Bergen ums Kloster herum? Reißen Ziegen und fressen Mönche? Ein Wettlauf gegen Machtgier, sagenumwobene Wesen und die Zeit beginnt.


    „Der verlorene Thron“ ist mir vor allem durch die Begeisterung einer Bloggerkollegin ins Auge gestochen. Dennoch habe ich nicht mit dem gerechnet, was Brian Staveley für den Leser kreiert hat – drei richtig gute Hauptfiguren, Handlungsstränge auf mehreren Ebenen und eine extrem spannende Geschichte, die ich von der ersten Zeile an verschlungen habe. Die insgesamt über 700 Seiten dann innerhalb von drei Tagen. Ich bin immer noch hin und weg, wie es dem Autor gelungen ist, mich so sehr zu fesseln. Und das, obwohl mir seit meiner ersten Begegnung mit Sanlituns Mörder klar war, wer es ist, die Auflösung dazu aber erst sehr viel später kommt.


    „Der verlorene Thron“ ist der Auftakt einer Fantasytrilogie. Besser kann ein Autor seine Leser nicht an Folgebände fesseln, als Staveley es getan hat. Seine flüssige Schreibe und Fähigkeit eine Geschichte so zu erzählen, dass man immer mehr davon hören möchte, ist nur das Tüpfelchen auf dem „i“.


    Zunächst einmal beschäftigen wir uns intensiv mit den drei Protagonisten Adare, Kaden und Valyn. Lernen sie und ihr Leben kennen. Jedes für sich aufregend genug, auch ohne den Hintergedanken, dass einer von ihnen möglicherweise den Thron besteigen wird. Außer Adare weiß zunächst auch keiner der Nachkommen davon. Die beiden Söhne haben genug mit ihrer eigenen Ausbildung zu tun, die geprägt ist von Entbehrung, Gewalt und Disziplin.


    Besonders angetan hat es mir Valyn bzw. die Handungsebene, in der Staveleys auktorialer Erzähler von dessen Ausbildung als Elitekrieger, als Beschützer von Krone und Thron, berichtet. In seiner Einheit scheint es einen Saboteur zu geben, möglicherweise jemanden, der ihm nach dem Leben trachtet, möglicherweise aber auch jemand ist, der ganz andere, höhere Ziele verfolgt.


    Staveley hat den perfekten ersten Teil geschaffen. Er macht einige Andeutungen, lässt den Leser erste Vermutungen aufstellen, von denen manche zerschlagen, andere aber mitgenommen werden können zu Teil zwei „Thron in Flammen“. Durch den Wechsel der verschiedenen Ebenen ist der Leser den Protagonisten manchmal einen Schritt voraus, was die Spannungskurve ebenso in unerwartete Höhen schnellen lässt, wie die Kapitelwechsel, wenn es gerade richtig aufregend ist. Der amerikanische Fantasyautor versteht sein Handwerk und so ist ihm ein Roman gelungen, den Fans des Genres High Fantasy ganz unbedingt lesen sollten.

    Edward Feathers, Old Filth genannt, ehemals Kronanwalt in Hongkong, vorbildlich, tadellos und ein Gentleman höchster Güte. Physisch, wie psychisch in den Rahmen dessen passend, was man zu Zeiten einer intakten Monarchie von einem Mann erwartet.
    Seine Laufbahn klingt vorbildlich. In der Schule stets bemüht, schafft er die Aufnahmeprüfungen am College, verteidigt sein Vaterland, so gut er kann, heiratet, ist erfolgreich und kehrt nach einer großartigen Laufbahn als Richter wieder nach England zurück. An Edward Feathers liegt kein Haar krumm. So scheint es zumindest nach außen.


    Als er nach dem Tod seiner Frau Betty eine Reise antritt, begegnet er den Schatten der Vergangenheit. Den Geistern, die er weitestgehend verdrängt hat und die nun bereit sind ihren Frieden mit ihm zu schließen.


    „Er war sagenhaft sauber. Geradezu ostentativ sauber. Der Rand seiner Fingernägel war reinweiß. Die wenigen Haare unter den Fingerknöcheln waren immer noch golden und wirkten stets wie frisch shamponiert, ebenso wie sein lockiges, immer noch rötlich braunes Haupthaar.“


    Der Journalist Daniel Schreiber spricht im Vorwort eine Art Warnung aus. Er betitelt „Der untadelige Mann“ als ein Buch, das man nicht mehr weglegen kann und das den Leser alles um ihn herum vergessen lässt. Ja so ist es. Herr Schreiber hat Recht. Edward Feathers Geschicht fesselte mich vom ersten Moment an und liebend gern hätte ich alles andere bei Seite gelegt, um meine Zeit ausschließlich mit den scharfsinnigen Worten Jane Gardams zu verbringen, hinter denen immer noch ein kleines bisschen mehr steckt, als der erste Blick vermuten lässt.


    Nichts hat Edward bemerkt von all den Schwächen seiner Mitmenschen, von deren Verfall, der sich dort ebenso ausbreitete wie in dem Land, das er einst unter Queen Mary so vehement als seine Heimat anerkennen wollte, obwohl ein Stück seines Herzens immer in Malaysia, dem Land, in dem er geboren wurde, geblieben ist.


    „Jede Minute aufs angenehmste ausgefüllt. Arbeit, Vergnügen, keine Belastungen.
    Und der Sonnenuntergang ebenso zuverlässig wie Filth Heimkehr.“


    Ich habe jeden einzelnen Satz, der von der Autorin Jane Gardam, die jetzt im hohen Alter von 83 Jahren zum ersten Mal von Isabel Bogdan so fein übersetzt wurde, genossen. Habe ihre Worte in mich aufgesogen und Old Filth mit jedem einzelnen mehr ins Herz geschlossen. Ein Gutmensch, der trotz seines Berufs – welch Ironie – so blauäugig durchs Leben geht, dass er nicht bemerkt, dass er seiner Frau nicht das geben kann, was sie sich wünscht, dass er nicht sieht, wie verrückt seine Cousine Babs ist und wie sehr das Alter an ihm nagt. Er ist keinesfalls naiv, aber was zwischenmenschliche Dinge angeht hat er eben wenig Erfahrung. Und die wenige, die er gemacht hat, war alles andere als positiv. Das Schicksal hat ihn nicht mit Samthandschuhen angefasst.
    Und trotzdem schaut er immer nach vorn.


    „Filth hatte es nicht so mit Blumen. Er fand sie nichtssagend, manchmal sogar feindselig. Die Tulpen waren es, dachte er, die sie am Ende erwischt haben.“


    Mit Haut und Haaren bin ich Jane Gardams Schreibe, ihrem britischen Charme und ihrer Fähigkeit den Leser zu bannen, erlegen. Ebenso ihrem wundervollen Protagonisten Edward Feathers, der mich immer wieder zum schmunzeln gebracht hat und den so viele Erfahrungen zu dem gemacht haben, was er ist.


    „Ein untadeliger Mann“ überzeugt auf vielen Ebenen. Vor allem aber durch seine Besonderheit im Ausbau der Charaktere und dieser wundervoll klugen wie ironischen Erzählweise. Ich freue mich sehr darüber, dass der Roman Auftakt einer Trilogie ist und der Hanser Verlag auch den Folgeband übersetzt und unter dem Titel „Eine untreue Frau“ im Mai 2016 veröffentlicht.

    Etta ist 83, als sie aufbricht das Meer zu sehen. Weil sie in letzter Zeit sehr viel vergisst, trägt sie in ihrer Tasche einen Zettel mit den wichtigsten Daten. Wie sie heißt, wie der Name ihres Ehemanns lautet und welche Personen in ihrem Leben von Bedeutung sind. Neben ihrem Mann Otto, ist das vor allem Russell, seit etlichen Jahrzehnten ein treuer Freund des Ehepaars.


    In Ettas Vergangenheit gibt es viele Schatten, die nun wieder durch ihr Blickfeld huschen. Die sie und auch Otto – und das schon seit vielen Jahren – ängstigen und beunruhigen. Ganz tiefe Wunden hat der Krieg hinterlassen, in dem nicht nur Otto gekämpft hat, sondern so viele andere junge Menschen, die dem Paar einmal wichtig waren. Der Krieg hat damals alles verändert und ist nach wie vor in den Köpfen derer, die direkt oder indirekt daran teilgenommen haben.


    „[…] Ich trage dein Foto in der Tasche auf der Seite ohne Pistole. Zum Ausgleich.“


    Etta zeigt typische Verhaltensweisen von Demenzpatienten. Dazu gehört, dass die Vergangenheit sie einholt, für sie wieder präsent wird. Vergangenes fühlt sich gegenwärtig an. Unschöne Dinge – in Ettas Fall – die Grund genug wären, alles hinter sich lassen zu wollen und einfach wegzurennen. Begleitung findet Etta in James, dem Kojoten. Ob es ihn wirklich gibt, oder ob er ein Gespinst ihrer Fantasie ist – ebenfalls ein Symptom von Demenz – kann der Leser entsprechend seiner eigenen Vorstellungen mit in die Geschichte einfließen lassen.


    Autorin Emma Hooper, die mit „Etta und Otto und Russell und James“ ein starkes Debüt veröffentlicht hat, das auf Anhieb in mehreren Ländern erfolgreich war, spielt mit dem Leser. Mit Fantasie und Vorstellungskraft, sowie dem vom Wunschdenken getriebenen handeln. Für einige Handlungen Ettas gibt Hooper klare Handlungsstränge vor, für einiges viele verschiedene und wieder andere bleiben offen, so dass der Leser selbst einfügen kann, wie die Geschichte weitergehen könnte oder was Hooper mit diesem Erzählstrang wohl meint.


    „Wörter sind stark. Das Stärkste überhaupt.“


    Dieses Spiel mit Vorstellung ist das, was Etta täglich begegnet. Nicht selten verliert sie sich in ihrer eigenen Fantasie, muss mit dem vorlieb nehmen, was für sie der Realität entspricht und doch schon lange keine mehr ist. Schwierig für den Betroffenen, aber noch schwieriger für Angehörige. Otto meistert die mit der Krankheit einhergehenden Probleme ganz wunderbar. Treu steht er seiner Etta zur Seite, gibt ihr Freiheit, wartet auf sie, wie sie einst auf ihn und hält sich am steten Glauben fest, dass sie ihn liebt, egal, was sie macht oder wer sie gerade ist. Ein Glaube, der auch die Freundschaft zu Russell seit Ewigkeiten stärkt. Er, der Spurensucher, der Fährtenleser, der kluge Kopf, der immer für seine Freunde da ist. Egal wann, egal wie.


    „Etta und Otto und Russell und James“ ist eine zärtliche, intensive und liebevolle Geschichte über eine Krankheit, mit der umzugehen nicht ganz einfach ist und viel Geduld erfordert. Emma Hooper entwirft zauberhafte Charaktere, die ich schnell lieb gewonnen habe und sehr inspirierend finde. Immer den Kopf oben tragend, immer gewillt weiter zu machen, unbeirrbar in ihrer Liebe und Zuneigung zueinander. Der Aufbau ihrer Geschichte, die in kleinen Kapiteln auf verschiedenen Ebenen, mal in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart, mal von dieser, mal von jener Person, erzählt wird, schafft eine weiche Atmosphäre, durchdrungen von der Härte, mit der das Leben manchmal um sich schlägt. Ganz besonders gut gefällt mir das Ende, das den Charakter des Buches, dem Leser Freiraum für Fantasie und eigene Gedankengänge zu lassen, perfekt einfängt und durchzieht. Eine ganz klare Leseempfehlung.

    Stella ist Hospizschwester und hat für jeden ihrer Patienten ein offenes Ohr. Am liebsten arbeitet sie in der Nacht, denn Zuhause ist diese für sie unerträglich geworden, seit ihr Mann Vincent in Afghanistan verwundet wurde und unter Schlafstörungen leidet. Ein großer Graben ist zwischen ihnen entstanden, denn Stella so gern überwinden würde, der Vincent aber mehr Angst macht, als sein Einsatz im Krieg.


    Hope leidet unter Mukoviszidose. Ein Todesurteil für das junge Mädchen, das noch viel zu wenig in seinem Leben, das schon seit einiger Zeit von der Krankheit beherrscht wird, unternommen hat und möglicherweise die Dinge verpasst, die zum jung sein dazu gehören. Verlieben, das kribbeln im Bauch spüren, Sex mit dem Jungen, den sie wirklich liebt, einfach mal etwas verrücktes tun – all das scheint ihr nicht vergönnt.


    „Es ist genauso wie Hugh gesagt hat: Was ist die Liebe, wenn man nicht um sie kämpfen muss? Was ist das Leben, wenn man nicht jede Sekunde darum kämpft, es zu leben?“


    Hugh lebt allein mit seinem Kater Jake, der eigentlich das Überbleibsel einer misslungenen Beziehung ist. Seit Kurzem hat er einen neuen Freund. Mikey, der mit seiner Mutter ins Nachbarhaus gezogen ist und mit seinen unverblümten Fragen Hughs Gedankenwelt ganz schön durcheinander wirbelt.


    Drei Leben, drei besondere Schicksale, in die Rowan Coleman auf sehr gefühlvolle Weise entführt. Alle irgendwie miteinander verbunden und doch hat jeder für sich mit seinen eigenen Schatten zu kämpfen. Doch wo Schatten sind, da ist auch Licht. Und obwohl der Roman so traurige Passagen enthält, dass mir schon zu Anfang die Tränen geflossen sind, ist es eins der schönsten und hoffnungsvollsten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe.


    „ 'Bitte vergesst mich nicht. Vergesst nicht, wie ich euch im Arm gehalten, wie ich euch geküsst und euch mit Liebe überschüttet habe, über und über, in der Hoffnung, dass etwas davon für immer hängen bleibt. Bitte vergesst das nicht. Spürt diese Liebe. Jeden einzelnen Tag, den ihr ohne mich lebt.'“


    Verschlungen innerhalb von nicht mal 42 Stunden. Die Welt völlig ausgeblendet, weil es einfach so faszinierend ist, all diese Menschen näher kennenzulernen, ihre Beweggründe für ihr handeln zu verstehen. Denn neben den Geschichten von Stella, Hope und Hugh bekommen wir immer mal wieder einen der Abschiedsbriefe zu lesen, die Stella von den Patienten des Hospizes diktiert werden. Briefe, die nicht nur Abschiedsschmerz beschreiben, sondern Momente der Erinnerung an schöne vergangene Zeiten. Briefe voller Liebe und Dankbarkeit, Briefe, die um Verzeihung bitten.


    „Zwanzig Zeilen Liebe“ ist ein herzlicher Roman voller Menschlichkeit. Große Emotionen, wahre Liebe und Hoffnung lassen den Leser in den Seiten versinken, vermitteln ihm ein wohliges Gefühl und erinnern daran, wie wichtig es ist, den Menschen, die uns am Herzen liegen, dies auch zu sagen und zu zeigen. Ein Buch, das uns in der Kälte, die derzeit durch die Welt zieht, ein kleines bisschen wärmt.


    „ 'Liebe sollte man nie bereuen', sagte sie. 'Das ist so was wie mein Motto. Ich habe nie bereut jemanden zu sehr geliebt zu haben. Nur, jemanden nicht genug geliebt zu haben.' “

    Alles beginnt mit dem Tod eines einzelnen Mannes. August Leander, der in diesem Moment nichts anderes möchte, als seine Leidenschaft, die Schauspielerei, auszuüben. Mit seinem letzten, dramatischen Abgang, scheint er jedoch eine ganze Abfolge aus Schicksalswegen in Gang zu setzen.


    Eine unerwartet starke Epidemie bricht aus. Befällt Menschen überall auf der Welt. Sorgt für Tod, Angst und den Zusammenbruch der Zivilisation. Nur ein paar wenige überleben. Trotzen der Krankheit, ziehen durchs Land mit der Erinnerung an eine bessere Zeit. Halten sich fest an der Kunst des Theaters, an Musik und Schauspielerei. Den Kampf ums überleben immer im Nacken.


    „Was beim Zusammenbruch verloren ging: So gut wie alles, so gut wie alle, aber es ist immer noch so viel Schönheit geblieben.“


    Schon eine ganze Weile bin ich um das Buch herum geschlichen, bevor ich mich getraut habe es mir näher anzuschauen. Ganz oberflächlich habe ich mich vom Cover, das leider überhaupt nicht meinen Geschmack trifft, abschrecken lassen, ohne zu wissen welch spannende Arbeit Autorin Emily St. John Mandel zwischen die Buchseiten steckt. Nie hätte ich mit einer solch komplexen Geschichte gerechnet. Überraschende Begeisterung durch überraschende Handlungen.


    „Die Hölle ist die Abwesenheit von Menschen, nach denen man sich sehnt.“


    Nichts ist vorhersehbar. Kein Gedankengang, kein Vorgehen der Protagonisten ist berechenbar. Emily St. John Mandel, die mit „Das Licht der letzten Tage“ bereits ihren vierten Roman veröffentlicht hat, besticht mit einer Story, die sich nur schwer beschreiben lässt. Handlungen auf verschiedenen Ebenen, die durch eine sanfte, detailliert und gut gearbeitete Struktur miteinander verwoben sind, ineinander greifen wie ein gut geölte Zahnräder, ergeben nach und nach eine sehr lesenswerte Geschichte. Wie die Steine einer soliden Mauer sind auch die Handlungen Stein für Stein aufeinander gesetzt, bis sie nach und nach zu einem soliden Grundgerüst werden. Auch einzeln einen Nutzen, aber erst als Gefüge von der Bedeutung, die den Leser so begeistert und fesselt.


    „'Das ist doch absurd', beharrte Elizabeth. 'Sollen wir etwa glauben, dass die Zivilisation untergegangen ist?'
    'Na ja', meinte Clark. 'Sie war doch schon immer ein bisschen zerbrechlich, findest du nicht?' “


    In dieses bedeutsame Gefüge setzt sie Figuren, die dem Spiel des Schicksals ausgeliefert sind. Deren Charakterzüge mit den Erlebnissen der Pandemie einhergehen, sich entsprechend ihrer Erfahrungen entwickeln. Ganz oft bekam ich Gänsehaut bei den Erinnerungen an die Zeit vor der Katastrophe, aber noch viel mehr, wenn die Mitglieder der Symphonie durch die verlassene Welt ziehen und dort kleine Fragmente einer einst dagewesenen Zivilisation entdecken. Persönliche Gegenstände, die Momente großer Intimität auslösen und sowohl Figuren wie Leser verletzlich machen. Mit einer perfekten Kombination aus unvorhersehbarer Spannung, einem aus einschneidenden Schicksalsfäden gewobenen Handlungsgefüge und Momenten, die unter die Haut gehen, ist „Das Licht der letzten Tage“ ein Roman, der mich Kapitel für Kapitel begeistern konnte.

    Jenny lebt in einer Lodge in Fairbanks/Alaska. Seit dem Tod der Mutter sind sie und ihr Vater auf sich allein gestellt. Gemeinsam meistern sie den Alltag, empfangen Feriengäste und kümmern sich um diese. Jennys große Leidenschaft sind Schlittenhunde. Ihr Traum ist es am berühmten Iditarod-Schlittenhunderennen teilzunehmen.


    In diesem Winter machen Mike und seine Eltern Urlaub in Fairbanks. Der Sunnyboy aus Kalifornien ist nicht sehr angetan von Eis und Schnee und wiegelt Jennys Versuche ihn ein wenig aufzumuntern und die Vorteile und Schönheit Alaskas zu genießen, rüde ab. Mikes Vater Johnny Cooper ist Journalist und beruflich in Fairbanks, so dass Mike nicht aus freien Stücken mitgereist ist. Als Jenny und Mike unverhofft in Gefahr geraten, entdeckt die Sechzehnjährige jedoch eine ganz neue Seite an dem eigensinnigen "City Slicker".


    " '[...] Man sollte weinen, bis keine Tränen mehr kommen, und dann wieder jeden Tag mit einem Lächeln beginnen. Ich glaube, man kann beides. Um Mom trauern und der Zukunft ins Auge sehen.' "


    Zur Winter- und Weihnachtszeit gehören Geschichten mit Gefühl und winterlichem Ambiente. Die dürfen dann gern auch mal ein bisschen kitschiger sein, als die übliche Lektüre. Hauptsache sie erzeugen ein vorweihnachtliches Grundgefühl. So ähnlich ist es auch mit "Küss mich unterm Nordlicht", dessen Dialoge nicht gerade vor Intellekt strotzen, aber gefühlsbetont genug sind, um nicht nur die Protagonisten in romantische Stimmung zu versetzen.


    Autorin Joanna Wolfe ist ein Pseudonym. Das Alter Ego, das dahinter steckt, hat schon lange Fuß im Genre Liebesroman gefasst hat und bereist selbst gern Länder wie Alaska. Seine Erfahrung mit Land und Leuten sind deutlich zu spüren. Stimmige Landschaftsbeschreibungen, natürliche Settings und die beeindruckende Tierwelt, die im rauen Klima Alaskas ums Überleben kämpft. Eine Atmosphäre, mit der mich Joanna Wolfe begeistern kann.




    Leider viel weniger beeindruckend ist die Sprache des Romans, die sich für mich sehr holprig anfühlt, so dass ich zuerst dachte, dass es Übersetzungsfehler sind, bis ich bemerkte, dass es sich bei Joanna Wolfe ja gar nicht um eine amerikanische Autorin handelt. Zumindest diese Wirkung wird nicht verfehlt. Die Gedankengänge der Jugendlichen hingegen wirken auf mich eher künstlich und aufgesetzt. Und auch die Spannung, die oftmals gut anklingt, kann ihr Niveau nicht über einen längeren Zeitraum halten.


    Die Figur der Jenny gefällt mir recht gut. Sie ist klug, hat eine Engelsgeduld und mutig ist sie als Musher eines Hundeschlittens eh. Meine Gefühle für Mike sind ein Auf und Ab. Mal ist er wirklich toll und liebenswert, kurze Zeit später ist er wieder zickig und übel gelaunt. Von ihm hatte ich mir viel versprochen, aber leider bleibt er eine eher flache Figur. Im Endeffekt ist "Küss mich unterm Nordlicht" das was es mit seinem schön gestalteten Cover verspricht: eine kurzweilige, romantische Liebesgeschichte in der winterlichen Atmosphäre Alaskas.