Beiträge von pepperann

    Amanda, Codename Iris, ist Mitglied der geheimen Organisation Annum Guard. Sie reist durch die Zeit, um Verbesserungen am Weltgeschehen vorzunehmen und so für die Menschheit gefährdende Ereignisse abzuwenden. Bisher hat das recht gut geklappt, aber seit die neue Chefin da ist, bekommt Amanda besonders viel Aufmerksamkeit. Leider in negativer Form. Alles was sie macht, stößt bei Bonner auf Missfallen.


    Diese verkennt jedoch Amandas eigensinnigen Kopf. Vor allem dann, als Mitglieder des Annum Guards spurlos verschwinden und Amanda in Aufzeichnungen – die sie verbotenerweise angeschaut hat – auf den Vermerk einer Person namens „XP“ stößt. Wer ist dieser geheimnisvolle Fremde? Was hat er mit den Entführungen zu tun? Gemeinsam mit den anderen Agenten begibt sie sich auf die Suche. Verbotene Ermittlungen und voller Einsatz. Darunter leidet nicht nur ihre offizielle Arbeit, sondern auch ihre Beziehung zu Abe, ihrer großen Liebe und Enkel des Gründers von Annum Guard.


    Den ersten Band der Zeitreise-Saga „Die achte Wächterin“ habe ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Spannend vom ersten bis zum letzten Satz. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Autorin Meredith McCardle dies im Folgeband wiederholen kann, denn eine ganze Serie durchweg spannend zu halten, ist nicht gerade einfach. Brillant hat sie diese Schwierigkeit gemeistert, mich wieder Seite für Seite ans Buch gefesselt und den ganzen Roman mit einem Ende abgerundet, das als mieser, fieser Cliffhanger bezeichnet werden kann. Ich war so geschockt, geflasht, in Panik versetzt und entrüstet, dass ausgerechnet das passiert, dass ich den letzten Abschnitt direkt mehrmals lesen musste und sofort wissen wollte, wie es weitergeht. Da nun ein wenig Wartezeit angesagt ist, habe ich mich erstmal wieder beruhigt und hoffe einfach, dass die Autorin im nächsten Band für ein Happy End sorgen wird.


    Auch im zweiten Band habe ich den lockere Erzählton der Autorin als angenehm empfunden. Er ist eingängig und flüssig, so dass die Seiten nur so dahin fliegen. Neben Spannung und der lässigen Schreibe, gefällt mir vor allem Protagonistin Amanda ziemlich gut. Sie ist dickköpfig, zielstrebig - in einer etwas eigenen Kombination aus Faulheit, aber dem unbedingten Drang ihre Ideen durchzusetzen- und trotz dieser, in einer Gemeinschaft durchaus zu Reibereien führenden Charaktereigenschaften, sehr liebenswert und hilfsbereit. Sie ist risikofreudig und handelt manchmal unüberlegt, was ihre Mitmenschen auf die Palme, dem Leser aber jede Menge flotte und meist unvorhersehbare Handlungsstränge bringt.

    Courtney ist fünfzehn Jahre alt, als sie die behütenden Mauern des Internats verlässt und zu ihrer Mutter, einer Schauspielerin, in eine Hotelsuite zieht. Die Mutter begründet ihre Entscheidung damit, dass Courtney im Internat keinen Anschluss zu Gleichaltrigen findet und somit wohl sehr unglücklich sein muss. Ihre täglich gleichbleibende Müdigkeit und die daraufhin geäußerten Bedenken eines Arztes bestätigen die Mutter in der Richtigkeit ihres Beschlusses.


    Courtney – tatsächlich ungeübt im Umgang mit Gleichaltrigen – findet sich recht schnell in das neue Leben, bestehend aus spätem aufstehen, Cocktails, bis in die Nacht reichende Abendessen, ein. Sie verliebt sich in einen jungen Darsteller, für den sie nur ein amüsantes Zwischenspiel ist und da die erste Erfahrung mit Männern fast ebenso prägend für zukünftige Beziehungen ist, wie das Verhalten der Eltern, fällt es der hübschen Courtney nur sehr schwer eine ehrliche und ernsthafte Beziehung einzugehen.


    „Aber sie wollte auch nicht, dass Al sich schlecht fühlte, schließlich musste man als Frau mit Zudringlichkeiten er und konnte nicht alle Schuld dem Mann zuschieben.“


    Courtneys Leben wird bestimmt von Oberflächlichkeiten und einem durch die Mutter vorgelebten Rollenbild der Frau, das nicht gerade dazu beiträgt, dass Courtney Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit aufbaut. Vorgetäuschte Tatsachen, falsche Freundschaften und das Wahren eines falschen Scheins, der nicht durchsickern lässt, dass Courtneys Leben bzw. das ihrer Mutter längst nicht so golden und glitzernd ist, wie die Schauspielerin es sich wünscht, sorgen dafür, dass Courtney nie in der Realität ankommt.


    Schon im Internat zeigt sie depressive Züge. Von jeher Spielball der Mutter, als eigenständige Persönlichkeit nicht wahrgenommen, sondern nur schönes Beigepäck, sorgen dafür, dass Courtney sich zunächst mehr und mehr zurückzieht und später ebenfalls hinter der Mauer der eigenen Scheinwelt versteckt.


    „Noch am selben Abend hatte er beim Abendessen zu seiner Frau gesagt: 'Warum soll das Kind nicht schlafen, wenn es doch nichts hat, wofür sich das Wachsein lohnt.'“


    Autorin Pamela Moore hat „Coktails“ im Alter von achtzehn Jahren geschrieben und damit bahnbrechenden Erfolg gehabt. In den Fünfzigern bekam der Roman Kultstatus. Doch all der Ruhm und Erfolg konnten Pamela nicht davon abhalten im Alter von 26 Suizid zu begehen.


    Die Vermutung, dass Pamela Moore mit ihren Protagonistinnen Courtney und deren Freundin Janet verschwimmt, liegt Nahe. Ihrem Suizid sind ebenfalls Depressionen vorangegangen und so ist „Cocktails“ sicher auch ein wenig biografisch.


    „Dergleichen bekam Courtney schon seit frühester Kindheit immer wieder zu hören. Man hatte ihr die Verantwortung übertragen, wie sie ein Kind niemals haben dürfte, sie war mit Wahrheiten konfrontiert worden, von denen ein Kind nichts wissen sollte, bis es sich von selbst entschließt, aus dem Elfenbeinturm der Phantasie in die Tiefebene Babylons hinabzusteigen.“


    Dass „Cocktails“ Kultstatus erreicht hat, liegt sicher nicht nur daran, dass viele von Depression Betroffene sich im Roman wiedergefunden haben, sondern vor allem auch daran, dass sie einer ganzen Generation aus der Seele spricht. Courtney sieht viele Dinge mit der Unbekümmertheit, die in der Jugend an der Tagesordnung ist. Die den kindlichen Teil der Denkweise widerspiegelt, die sich gerade auf dem Weg zum Erwachsen werden befindet. Auf der anderen Seite ist die Schwermut, die Melancholie, die Jugendliche auf diesem Lebensabschnitt begleitet, deutlich spürbar. Eine Melancholie, für die es häufig keine Erklärung gibt, die aber immer wieder auftritt und den Sog nach unten einleitet.


    „Cocktails“ ist ein zeitloser Coming-of-Age Roman, der die Stimmung einer Generation wiedergibt, die damit fertig werden muss, sich selbst zu finden. Zwischen Glanz und Gloria, zwischen himmelhochjauchzend und der Vorstellung, dass es unendliche Möglichkeiten gibt, treten Weltschmerz, Frust, die Sehnsucht nach Liebe und Ängste, die schier unbezwingbar scheinen. Im ersten Augenblick wirkt die Schreibe der Autorin leicht und süffig wie ein Cocktail. Macht der Leser sich die Mühe genau hinzuschauen, entdeckt er die ernste wie dramatische Geschichte eines jungen Mädchens.

    Die Schwestern Lucille und Wrenny sind familiär auf sich allein gestellt. Ihre Mutter ist weggegangen. Wohin wissen sie nicht. Wann sie wieder kommt, wissen sie auch nicht. Die Familie ist einfach nicht mehr, was sie mal war, seit die Sache mit ihrem Vater geschehen ist.


    Lucille weiß, dass sie sich nicht über Wasser halten können, wenn sie nicht schnellst möglich einen Job findet. Warum nicht in einer Bar, in der sie knapp bekleidet servieren muss? Nachts arbeiten, auf die kleine Schwester aufpassen und zur Schule gehen – Lucille steht vor einer Aufgabe, die sie wenn überhaupt nur mit Hilfe von Freunden schafft.


    „Vertrauen. Was heißt das überhaupt? Wenn du einem Menschen vertraust, drückst du ihm ein Messer in die Hand, das er dir in den Bauch rammen kann. So viel weiß ich.“


    Einer dieser Freunde ist Digby. Sie kennen sich schon von Kindesbeinen an, doch seit kurzem haben sich diese Gefühle verändert. Lucille versucht dieses flaue Gefühl zu verscheuchen, dass sie bei seinem Anblick überkommt. Versucht die wohlige Wärme, die jede seiner Berührungen bei ihr auslöst, zu ignorieren, denn Digby ist schon lange in einer Beziehung. Und noch mehr Unruhe kann sie in ihrem Leben gerade nicht gebrauchen.


    Lucilles Leben ist also gerade so turbulent, wie das farbenfrohe Cover. Gemessen an den Farben durchläuft sie familiär eher schwarz- und brauntöne. Einziger Farbklecks ist ihre kleine Schwester Wrenny, die ein echtes Herzchen und wirklich sehr liebenswert ist. Sie sollte diese Erfahrung nicht machen müssen, weder Mutter noch Vater greifbar zu haben. Viel zu sehr versucht sie erwachsen zu sein und ihrer Schwester nicht zur Last zu fallen. Daneben bleibt viel zu wenig Raum um ein Grundschulkind zu sein, dass seine Nachmittage mit spielen und die Abende umrahmt von Elternliebe verbringt.


    „Ich spüre ihn mehr, als ich ihn sehe, als er näher kommt.
    Ich spüre ihn mehr, als ich ihn sehe, als er die Hand neben meine legt.
    Ich spüre ihn, dann sehe ich ihn, als er seine Hand in meine flicht, einen Finger zwischen jeden Finger.“


    Eine rot-orange Aura umgibt die Beziehung zwischen Lucille und Digby, zwischen denen es vor Spannung nur so knistert. Estelle Laure baut hier eine Liebesgeschichte ein, die süchtig macht. Das Spiel mit dem Feuer, die dem entgegen gesetzte Vertrautheit, Gefahr und Geborgenheit.


    „Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance“ ist genau das, was Cover und Titel versprechen. Ein Roman, der vom Glück der Freundschaft erzählt, der zeigt, wie wichtig es in der Not ist, Menschen zu haben, die unterstützen. Trotz des bitteren Beigeschmacks, den die Geschichte der beiden Schwestern hat, weil sie von den Eltern nun mal keinen Rückhalt erwarten können und viel zu jung auf sich allein gestellt sind, überwiegen die freudigen Elemente des Romans. Wärme, Herzlichkeit und erste Liebe. Lucille und Wrenny sind allein, aber glücklicherweise nicht einsam.

    „Die rote Wand“ beginnt 1915. Der erste Weltkrieg zieht gen Süden, erreicht die Dolomiten, die damals als Grenze zwischen Österreich und Italien dienten. Laut Berichten hat ein als Soldat verkleidetes Mädchen an den Kämpfen teilgenommen hat. Viktoria Savs ihr Name, bekannt als „das Heldenmädchen der drei Zinnen“.


    Auf der Geschichte Viktoria Savs' gründet David Pfeiffers dritter Roman. Basierend auf den Daten und Fakten, die er recherchieren konnte, gefüllt mit fiktiven Handlungen und Personen, abgerundet zu einem Roman, der durch klare und karge Sprache einem Bericht ähnelt, einem Kriminalroman an Spannung aber nicht nachsteht.


    Die Protagonistin wird von Pfeiffer als „das Mädchen“ bezeichnet. Gefühlt reduziert er sie damit auf ihr Geschlecht und setzt sie zugleich auf einen Sockel. Denn in ihrem Umfeld ist das Mädchen als weibliche Person fehl am Platz. „Das Mädchen“ ist sie in ihrem Inneren, im verborgenen, denn nach außen ist sie DER Soldat. Einer von vielen, die ihr Leben gelassen haben im Kampf, und in der Anonymität des Krieges untergegangen sind.


    „Sie fragt sich, was losgeht, wenn es losgeht. Wer auf wen schießen wird, von wo die Gefahr droht. Bisher wirkt alles nur wie ein Spiel, das mit großem Ernst aufgeführt wird.“


    Wieder einmal wird man der Brutalität des Krieges bewusst. Sinnlose Gewalt, die so viele unschuldige Opfer fordert. Wer überlebt, ist meist nur noch eine Hülle. Wie der Vater, dem das Mädchen einst in die Dolomiten folgte, so auch die Tochter. Beide aufgefressen von den Erinnerungen an das, was sie in den Dolomiten erlebt haben.


    Die Dolomiten sind ein beliebtes Urlaubsziel. Auch uns zieht es jedes Jahr dorthin. Für mich mit ein Grund „Die rote Wand“ zu lesen, denn ich weiß gerne über die geschichtlichen Hintergründe Bescheid. Vielerorts sind noch die Schauplätze des Krieges zu sehen. Für mich haben sie nun ein Gesicht bekommen.


    Trotz seiner emotionslosen Sprache, ist es Pfeiffer gelungen zahlreiche Emotionen auszulösen. Von Wut über Entsetzen bis hin zu Trauer, hat er den Krieg und seine Folgen – vor allem für die einfachen Leute, für die Unschuldigen – eindringlich veranschaulicht und einen spannenden, bewegenden, sowie historisch interessanten Roman geschrieben.

    Die junge Irin Eilis möchte und ihre Familie finanziell unterstützen. Um einen besseren Job ausüben zu können, wandert sie nach Amerika aus. Dort angekommen nimmt sie eine Stelle als Verkäuferin an und besucht nebenher eine Schule, an der sie zur Buchhalterin ausgebildet wird.


    In einer kleinen Pension, in der mehrere alleinstehende Frauen unterschiedlichen Alters leben, findet sie eine Unterkunft. Ein richtiges Zuhause ist das für sie jedoch nicht. Ihren fehlen Trubel und familiäres Beisammensein. Heimweh plagt sie.


    Einziger Trost ist Tony, der freundliche junge Mann, den sie beim Tanz kennengelernt hat. Ein echter Freund, der sich von Eilis mehr wünscht als nur Freundschaft. In der Stunde der Not bindet er sie mit einem Versprechen, das sie in einen großen Gewissenskonflikt treibt und von ihr eine Entscheidung fordert, die ihr Leben auf ewig beeinflussen wird.


    Eilis, das gute Mädchen. Die treue Seele. Beißt in jede saure Zitrone, die das Schicksal ihr entgegen streckt. Geduldig und fast ein bisschen lethargisch. Manche Chance ergreift sie, aber manche eben auch nicht. Große Gefühle und vor allem die Äußerung derer, hat sie in Irland zurück gelassen. Wie gern hätte ich sie an den Schultern gepackt und gerüttelt. Ihr zugeflüstert, dass es ihr erlaubt ist, ihre Meinung zu sagen und den Weg einzuschlagen, den sie sich wünscht.


    Aber es ist nun mal nicht das Jahr 2016, sondern 1950 und da tickten die Uhren noch anders. Es ist eine Zeit des Umbruchs. Frauen erlangen mehr und mehr Autonomie, müssen aber erst lernen mit dieser neu gewonnenen Freiheit umzugehen. Vor allem dann, wenn zwei so unterschiedliche Kulturen wie die der Amerikaner und die der Iren aufeinandertreffen.


    Colm Tóibín, der vielfach ausgezeichnete irische Autor, zeigt offen seine Liebe zu seinem Geburtsland. Protagonistin Eilis wirkt in den Passagen in Irland viel freier, viel fröhlicher. Ihre Landsleute bestechen durch Sympathie und Offenheit.


    Amerika hingegen ist viel schwieriger zu verstehen und liegt mit seiner Art schwer auf Eilis Schultern. Dort muss farbigen Frauen extra erlaubt werden in öffentlichen Geschäften einzukaufen, aber keine der weißen Verkäuferinnen möchte sie freiwillig bedienen oder mit ihnen sprechen.


    Das Miteinander dort ist für Eilis ungewohnt. Das Land der Möglichkeiten ist für sie ein Land der Pflichten.


    Es tut mir ein wenig Leid, dass Eilis so schlecht aus ihrer Bahn herausgleiten kann. Ich hätte es ihr gegönnt, denn ihre ungesunde Blässe nimmt mit jedem Tag in Amerika zu. So zumindest mein Bild von ihr. Ich hab sie sehr gern gemocht, gern begleitet.


    Im Januar diesen Jahres ist „Brooklyn“ in deutschen Kinos angelaufen. Ich werde mir den Film ganz gewiss ansehen. Nicht nur, weil ich den Roman sehr gern gelesen habe, sondern auch weil mich interessiert, wie Eilis Gefühl des fremd Seins umgesetzt wurde.

    Olivia traut ihren Augen kaum, als ihr auf der Hochzeit ihrer Schwester der Trauzeuge ihres zukünftigen Schwagers vorgestellt wird. Denn dieser ist ihr nur allzu bekannt. Es ist Alex, ihr ehemals bester Freund, der Mensch, dem sie einmal mehr vertraut hat, als jedem anderen. Er ist ihr Peter Pan. Ihre große Liebe.


    Doch das ist Vergangenheit. Eine Nacht hat alles kaputt gemacht. Olivia ist nach Berlin geflohen, um ihre Freiheit zu finden und alles zu vergessen. Selbst ihre Eltern besucht sie nicht mehr, um nicht an frühere Zeiten erinnert zu werden. Doch nun steht Alex wieder vor ihr und mit ihm all die Gefühle, die sie einmal für ihn hatte. Gute wie schlechte …


    Beim Rückblick auf den Roman entfährt meinen Lippen ein Seufzer. All die Gefühle, die sich zwischen den beiden Protagonisten abspielen, sind immer noch frisch in meinen Gedanken. Dazu kommt eine gewisse Verliebtheit in Alex. Einen der heißesten sympathischsten Protagonisten ever. Alex ist ein Kumpel, ein echter Freund, ein Kämpfer, ein witziger Typ, der ziemlich gut aussieht. Das sind zumindest die Bilder, die Autorin Claudia Balzer mit ihren Worten in meinem Kopf von ihm zeichnet.


    Und obwohl er schier unfehlbar (aber keinesfalls einer von der langweiligen Sorte) ist, hat Olivia mit ihm gebrochen. Es muss tatsächlich etwas schwerwiegendes vorgefallen sein, sonst wäre dieses Traumpaar sicher nicht auseinander gegangen.


    Aber was ist es? Was hat Olive so sehr verletzt, dass sie alle Mauern hinter sich abreißt und eine ganz dicke neue um sich herum aufbaut?


    Die Ursache dafür bleibt lange, lange Zeit verborgen und obwohl ich ziemlich gut darin bin solche Geheimnisse aufzudecken, blieben sie für mich bis zur Auflösung unergründlich. Voller Spannung habe ich jedes Aufeinandertreffen zwischen Olive und Alex aka Wendy und Pan verfolgt. Habe mitgefiebert, ob seine Bemühungen sie zurück zu erobern fruchten und ob sie ihm endlich ihr gut gehütetes Geheimnis verrät.


    „Flying Hearts“ ist eine turbulente Liebesgeschichte voller Humor und Spannung. Die Luft zwischen den beiden Protagonisten knistert so stark, dass ich es regelrecht spüren konnte. Auf der anderen Seite schlägt die Autorin aber auch ernste Töne an. Beachtliche Unterhaltung, die aufgrund der durchweg sympathischen Charaktere zu einem Roman abgerundet wird, der mir große Lesefreude beschert hat.

    Bevor ich im Frühlingsprogramm des Verlags Hoffmann und Campe auf den Titel „Als Hemingway mich liebte“ aufmerksam wurde, war Ernest Hemingway kein Thema für mich. Ich weiß wohl, dass mein Großvater die Verfilmungen seiner Werke wie „Für wen die Stunde schlägt“ im Kino angeschaut und auch „Der alte Mann und das Meer“ gelesen hat, aber was interessieren mich alte Männer. Ein Gedanke, den ich wohl nicht zu Ende gedacht habe, denn wie sich nun herausstellt ist Hemingway eine sehr faszinierende Schriftsteller Persönlichkeit gewesen.


    Naomi Wood widmet sich in ihrem Roman „Als Hemingway mich liebte“ den Frauen an seiner Seite. Zahlreich hat er sich verliebt, geheiratet – nur selten auch wieder entliebt, glaubt man der fiktiven Geschichte der jungen britischen Autorin. Sicher hat sie viel Sekundärliteratur gelesen, bevor sie ihren Roman geschrieben hat, denn er wirkt auf mich sehr gut recherchiert und wirklich glaubwürdig. Dennoch frage ich mich ständig wie es ihr gelingen konnte Hemingway so authentisch, so lebendig, so zum greifen nahe darzustellen. Offenbart er sich in seinen Büchern so sehr, dass es ein leichtes ist, ihn in eine Romanfigur zu stecken? Naomi Wood hat es nicht nur geschafft mich mit ihrem eigenen Roman zu begeistern, sondern auch meine Neugierde auf Hemingways Werke zu wecken.


    „ 'Das passt gut. Ich werde lieber von Spitzbuben gelesen, als von Kritikern.' “


    „Als Hemingway mich liebte“ beginnt im Jahr 1926. Hemingway verbringt seinen Urlaub in Antibes. Gemeinsam mit Frau und Geliebter. Erstere stellt ihn vor die Entscheidung „sie oder ich“. Ein roter Faden, der sich durch Hemingways Leben bis hin zu Mary, Frau Nr. 4, zieht. Er ist von einer Ruhelosigkeit geprägt, die ihn von einer Liebe zur nächsten treibt. Immer wieder den Wunsch nach Veränderung, nach großen Gefühlen im Gepäck. Den Wunsch wieder intensiv fühlen zu können, denn er selbst rudert mehr und mehr ins Abseits seines eigenen Selbst, verliert sich in Wehmut, Lethargie und Depressionen. Ist seine eigene Biografie dafür verantwortlich? Seine Arbeit als Kriegsberichterstatter, wo er schreckliche Dinge durchlebt oder die Energie, die das Schreiben, die Kreativität manchmal einfordern?


    Im Grunde ist Hemingway die Randfigur des Romans. Er und sein Verhalten leben mehr zwischen den Zeilen, als seine Ehefrauen es tun. Sie sind es, die im Mittelpunkt stehen. Frauen, die ihm den Rücken stärken, Frauen, die sein Blut zum Kochen bringen, Frauen, die sich sein Leben lang um ihn kümmern, auch dann noch, wenn er wie sie bereits neu verheiratet sind. Jede einzelne von ihnen von ausgesprochen interessantem Charakter. Sie kennenzulernen war mir eine große Freude. Gerne habe ich meine Lesezeit mit ihnen verbracht.
    „Was nun wiederum sie ängstigte: dieses Grauen, das in ihm lauerte, hart wie Quarz. Was ist es, was ihm so furchtbar zusetzt? […] Er fürchtet sich vor der brutalen Gewalt seiner Traurigkeit, aber das ist noch mehr, etwas was sie nicht benennen kann und er auch nicht.“


    Am liebsten mochte ich Hadley. Dass sie seine erste Liebe war, hat ihr vielleicht eine Sonderstellung eingebracht. Klug, großmütig, herzlich, hat sie die Dramatik, die ihn begleitete, neutralisiert. Doch auch sie konnte den Schriftsteller, der ein bisschen mit dem Altern zu kämpfen hatte, der zur „verlorenen Generation“ gehörte, dessen Genie nahe am Wahnsinn lag, der zu viel trank und seine Frauen schlug, ihnen aber trotzdem Respekt entgegen brachte, ja auch sie konnte ihn nicht vor der Dunkelheit in seiner Seele bewahren.


    Naomi Wood ist es gelungen die Atmosphäre einer Ära einzufangen. Gebannt verschlang ich Seite um Seite, fühlte mich in der Zeit versetzt, lebte, liebte und litt mit all den zahlreichen Hemingways und freue mich darauf schon bald Bekanntschaft mit Ernests eigener schriftstellerischer Leistung zu machen.

    Glaubt ihr daran, dass Liebe Flügel verleiht? Dass ein Mensch sich einfach in die Lüfte erhebt, um den Menschen zu retten, der ein Teil des eigenen Herzens ist? Nicht? Dann habt ihr wohl noch nie von der fliegenden Frau gehört ...


    Die kleine Zahera ist schwer krank. Eine Wolke in ihrer Lunge nimmt ihr die Luft zum atmen. Eine Wolke, wie die am Himmel. Aus Asche, entstanden bei einem Vulkanausbruch. Grund dafür, dass der Luftraum gesperrt ist. Providence, Zaheras Adoptivmutter, muss aber schnellst möglichst zu ihrem kleinen Mädchen. Es bleibt ihr wohl nichts anderes übrig, als selbst das Fliegen zu erlernen. Das ist zumindest die Geschichte, die Fluglotse Léo seinem Friseur erzählt, jenem Mann, der seinen Bruder bei einem Flugunglück verlor.


    Providence würde alles auf sich nehmen, um Zahera zu retten. Sie ist willensstark und von gutem Herzen. Das imponiert ihren Mitmenschen und so ist es nicht verwunderlich, dass sie hier und dort Hilfe bekommt. Z.B. vom chinesischen Pirat oder tibetanischen Mönchen. Und irgendwie brauchen wir doch alle ein bisschen „Happy End“ in unserem Leben.


    „ ' […] Die Menschen, die sich durchs Leben kämpfen müssen, brauchen Geschichten, die gut ausgehen. Wir alle brauchen Hoffnung, wissen sie. […]' “


    „Das Mädchen, das eine Wolke, so groß wie der Eiffelturm verschluckte“ ist eine Art modernes Märchen und auch irgendwie auch doch nicht. Die Grausamkeiten eines Märchens lässt Autor Romain Puertolas, der bereits mit seinem Debüt „Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte“ Leser zum Lachen gebracht hat, außen vor. Die Realität ist grausam genug und lässt kleine Waisenmädchen an schweren Krankheiten leiden. Puertolas ist mehr dafür Hoffnung zu schüren und Mut zu machen.


    Das ist ihm mit seinem etwas verrückten, sehr humorvollen und äußerst berührenden Roman über eine Liebe so groß und mächtig, dass sie alle Hindernisse überwindet und Brücken baut, wo der Strom nur allzu reißend und höllisch wirkt, auch wirklich gelungen. Mit einem Lächeln auf den Lippen und voller Herzenswärme, erzählt er von aufrichtigen Gefühlen und ganz viel Menschlichkeit. „Das Mädchen, das eine Wolke so groß wie der Eiffelturm verschluckte, ist ein ganz besonderer Roman, der viele, viele Leser verdient hat, denen er ganz gewiss ein Lächeln ins Herz zaubern wird.

    Jedes Jahr verbringt Abby mit ihren Eltern Ferien in Acadia, einem Nationalpark in Kanada. Ihr Vater arbeitet in dem dortigen Ferienpark als Reverend und nimmt seine Familie mit. Abby liebt die Ruhe und das familiäre Miteinander. Ihre ältere Schwester Virginia hingegen möchte ihre Freizeit lieber in Clubs und auf Partys, vor allem aber in Gesellschaft mit Jungs verbringen.


    In Acadia geht jährlich alles seinen gewohnten Gang. In diesem Jahr gibt es jedoch eine ganz neue Attraktion. Juspinn, der junge Magier, der mit seinen Vorstellungen voller Illusionen und seinem unglaublich guten Aussehen für mächtig Wirbel sorgt. Selbst Abby kann sich seinem Charme nicht verwehren. Fühlt sich magisch von ihm angezogen. Bei genauerer Betrachtung stellt sie fest, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Eine dunkle Aura umgibt ihn. Hat er möglicherweise damit zu tun, dass im Camp plötzlich Streit und Missgunst ausbrechen?


    Es fällt mir etwas schwer meine Meinung zu „AnimA“ auszudrücken, denn ich blicke sehr zwiegespalten auf den Roman zurück.


    Zunächst hat mich das wirklich wunderschöne Cover des Romans angesprochen, das hervorragend zum Inhalt passt. Neugierig geworden habe ich mir Klappentext und die Leseprobe angeschaut. Der Gedanke an einen Roman, der sich mit dem Kampf zwischen Gut und Böse beschäftigt, hat mich sofort gereizt und die ersten Seiten lesen sich auch locker weg. Dann ist mir eine enge Verbindung zu einem Film, der ebenfalls in einem Feriencamp spielt und von einem Mädchen erzählt, das Daddys Liebling ist und die Welt zum Guten verändern möchte ins Auge gestochen und hdie Ähnlichkeiten haben mich irgendwie total gestört. Es ist jedoch nicht so schlimm, dass der Spaß am Buch verdorben ist und nach einiger Zeit entwickelt sich die Geschichte auch in eine ganz andere, völlig unerwartete Richtung.


    Kim Kestner gelingt es Spannung aufzubauen. Immer wieder habe ich mich gefragt, worauf sie wohl hinaus möchte und war dann überrascht, welchen Verlauf die Geschichte nimmt. Leider ist der Spannungsbogen aber sehr unbeständig und die Handlungen oft sehr holprig. Immer dann, wenn ich gerade in Fahrt gekommen bin, kam wieder ein Stolperstein, entweder die Ereignisse betreffend oder auf der sprachlichen Ebene, denn auch die fühlt sich für mich eher durchwachsen an.


    Pluspunkte bekommt die Autorin von mir auf jeden Fall für die Figur Juspinn. Er ist geheimnisvoll, undurchdringlich und sexy. Seine düstere Art übt auf mich eine ähnliche Anziehungskraft aus, wie auf die weiblichen Figuren des Romans.


    Meine Lesezeit mit „AnimA“ war also geprägt von Aufs und Abs. Den vor Begeisterung sprühenden Rezensionen einiger anderer Leser kann ich mich leider nicht anschließen, kann ihre Freude am Buch zum Teil aber nachvollziehen. Ich mochte die Figuren der dunklen Seite sehr, der Gegenpol ist mir manchmal etwas zu übertrieben dargestellt.

    Rosie ist ziemlich impulsiv. Das hat auch ihr Ex-Freund Joey zu spüren bekommen, als sein Mustang bei einem von Rosalitas Wutausbrüchen in Flammen aufging. Dumm nur, dass er darüber mächtig verärgert war, Rosies Versuche die Situation zu klären, als Stalking angesehen und deshalb eine einstweilige Verfügung gegen sie erlassen hat. Rosie ist jedoch längst noch nicht fertig mit ihm. Möchte ihm ihre Verzweiflung über sein fremd gehen erklären und ihm sagen, wie sehr sie ihn immer noch liebt.


    Um nicht noch tiefer in den Schlamassel zu geraten, soll sie den Sommer möglichst weit weg verbringen. Dass Nachbarsjunge Matty, der wie ein Bruder für Rosie ist, zu einem Roadtrip aufbricht, kommt Rosies Eltern nur allzu gelegen. Statt die ersten Wochen mit jobben zu verbringen, wird sie von ihren Eltern dazu verdonnert Matty und seine nerdigen Kumpels Logan und Spencer zu begleiten.


    Rosie ist eine tolle Protagonistin. Sie ist temperamentvoll, hat ein Händchen für Fettnäpfchen und jede Menge Ecken und Kanten. Sie kann sich schnell für etwas begeistern - Jungs! - und ziemlich stur sein. Eine gewisse Oberflächlichkeit gehört ebenfalls zu ihren Eigenschaften. Diese kann sie in Gegenwart von Matty und den beiden Brüdern nicht lange aufrecht halten, denn alle drei sind auf ihre Art sehr besonders und tiefsinniger, als sie auf den ersten Blick scheinen. Hinter ihren etwas gewöhnungsbedürftigen Interessen wie Wissenschaft, Star Trek und Country Musik, stecken richtige nette Kerle mit Charakter. Zum ersten Mal in ihrem Teenagerleben erfährt Rosie, dass es wichtiger ist hinter die Fassade zu blicken, als den schönen Schein zu wahren.


    „Wie mein Sommer in Flammen aufging“ ist ein Jugendbuch nach meinem Geschmack. Sehr gerne habe ich mich gemeinsam mit Rosie und den Jungs auf den Roadtrip begeben und gemeinsam mit ihnen interessante Sehenswürdigkeiten besucht, spannende Erlebnisse durchlebt und sie dabei begleitet, wie sie alle ein kleines Stück mehr zu sich selbst gefunden haben.


    Rosies Temperament sorgt während der Fahrt für Spannung und witzige Momente. Auch wenn man ihr immer wieder vorhält, dass sie sich an gewissen Punkten ein bisschen zügeln sollte, finde ich sie genau richtig, so wie sie ist. Für ihre weitere Zukunft wünsche ich ihr, dass sie all das erreicht, was sie sich in ihrem hübschen Dickschädel für die Folgezeit vorgenommen hat.


    Wie ihr seht, habe ich die junge Protagonistin sehr ins Herz geschlossen und bin von der Autorin so gefangen genommen worden, dass ich das Gefühl hatte, selbst Teilnehmerin der Reise zu sein. Ein Leseerlebnis, das mir viel Vergnügen bereitet hat.

    Aristoteles Thibodeau ist die 12-jährige Ich-Erzählerin des Romans „Eine Therapie für Aristoteles“. Eigentlich ist sie die Verfasserin des Buches, denn mit Hilfe des Ratgebers „Einen Roman schreiben in 30 Tagen“ wird sie zur Schriftstellerin werden, um die Familie zu ernähren, und was bietet sich als Themengrundlage besser an, als die eigene Geschichte?


    In Aris Familie geht es ziemlich turbulent zu. Vater Joe ist vor 8 Jahren verstorben. Mutter Diane ist chaotisch, geht leicht in die Luft und immer kurz davor ihren Job zu verlieren. Der 8-jährige Max ist ein schwieriges Kind. Hochsensibel. Explosiv. Und Aris? Die sollte sich eigentlich um die Probleme kümmern, die ein Mädchen ihres Alters beschäftigen. In Wirklichkeit dreht sich ihr Leben aber täglich darum, die Familie zusammen- und auf Spur zu halten.


    Jedes Familienmitglied hat das Gefühl, dass Joe, der Vater fehlt. Dass prinzipiell ein Vater fehlt und dass mit ihm alles einfacher, alles besser wäre. Die drei haben es wirklich nicht leicht. Sie müssen sich durchkämpfen und Überlebensstrategien entwickeln. Das gelingt ihnen nur mittelmäßig, doch in einem sind sie ganz gut: im Familie sein. Denn egal, was passiert, was wieder einmal schief geht – sie sind füreinander da.


    „Eine Therapie für Aristoteles“ ist eins der Bücher, die während des gesamten Leseaktes unterschiedliche Gefühle und Meinungen hervorrufen. Wie kann es sein, dass eine 12-jährige so (alt-)klug ist und das Kommando im Familiensystem übernimmt? Dass sie in diesem Ton ihre eigene Geschichte erzählt und den Blickwinkel eines Erwachsenen einnimmt? Kann man dies als künstlerische Freiheit gelten lassen oder sorgt die Autorin damit für einen unrealistischen Kontext?


    Es ist ein bisschen was von allem und das macht das Buch so besonders. Es polarisiert auf eine eigene, vielleicht etwas skurrile Art und Weise, es wirbelt seine Leser durcheinander und fügt sie wieder zusammen, es fordert sie auf mitzudenken und es berührt, denn keine 12-jährige sollte das Gefühl haben in die Rolle eines Erwachsenen schlüpfen zu müssen.

    Familie Hawthorne scheint perfekt zu sein. Mutter Nora ist als Maklerin so erfolgreich, dass ihr Chef sie darum bittet, nach der Kinderpause wieder bei ihm zu arbeiten. Vater Gabe ist Seniorpartner eines erfolgreichen Unternehmens, Harvardabsolvent und liebt seine Frau auch nach all den Jahren noch. Angela, die Älteste der drei Töchter, ist Klassenbeste und strebt an ebenfalls nach Harvard gehen zu dürfen. Tochter Cecily ist eine hochbegabte Tänzerin und kämpft mit ihrer Truppe um die Weltmeisterschaft und Nesthäkchen Maya ist trotz fehlender Lesefähigkeit ein echter Sonnenschein.


    Doch tief im Inneren des Familiensystems brodelt es. Jedes Familienmitglied trägt Geheimnisse und Lügen mit sich herum, die untergründig schwelen, zu Schuldgefühlen und stetig wachsenden Hindernissen führen. Was passiert, wenn diese wie ein alter Vulkan schlummernden Täuschungen so hoch brodeln, dass eine Explosion nicht mehr abzuwenden ist? Bricht dann die heile Familienwelt zusammen?


    Keins der Familienmitglieder fühlt sich so richtig wohl in seiner Haut. Angela z.B. verbringt so viel Zeit mit Lernen, dass sie das richtige Leben einer Jugendlichen verpasst. Keine Partys, keine Jungs, kein Spaß. Ist der Weg tatsächlich der richtige oder sollte sie gar ihr Ziel noch einmal überdenken?


    Ich lese sehr gerne Familiengeschichten, habe mir im letzten halben Jahr einige zu Gemüte geführt. Die der Hawthornes ist eine der interessantesten, die ich in diesem Zeitraum gelesen habe. Meg Mitchell Moore hat jedem einzelnen Familienmitglied viel Zeit gewidmet, sie in feinster Detailgenauigkeit ausgearbeitet und so starke Charaktere entstehen lassen. Auf den ersten Blick perfekt, hat jeder von ihnen reichlich Ecken und Kanten. Das erweckt sie zum Leben, lässt sie real wirken und macht sie sympathisch.


    Gekonnt hält die Autorin den Leser im Lesefluss. Es entstehen erste Zweifel an den Geschichten der Figuren, der Leser bemerkt, dass da etwas im Argen ist, dass es Behauptungen gibt, die nicht stimmen, weiß aber zunächst nicht, worum es tatsächlich geht. Häppchenweise bekommt er die Auflösung. Nicht zu viel auf einmal, immer so, dass man eben mal noch ein Kapitel mehr lesen möchte. Und noch eins. Und noch eins.


    Meg Mitchell Moore lässt ihre Protagonisten erzählen. Auf verschiedenen Ebenen kommt jeder der Familienmitglieder zu Wort. Es entsteht eine gewisse Nähe zwischen Protagonisten und Leser, die sich zum Ende hin mehr und mehr verstärkt. Einem Ende, das ganz nach meinem Geschmack ist.

    Mia und Jacob waren lange ein Paar. Haben sich geliebt, ergänzt, ihre Herzschläge aneinander angepasst. Doch dann geschieht das Unfassbare – Jacob stirbt bei einem Autounfall.


    „Sogar nach drei Jahren schlug mein Herz immer noch schneller, wenn er nur in der Nähe war. Dennoch schlugen unsere Herzen auf eine Art synchron, weil seins langsam und stetig pochte und meins die Lücken füllte.“


    400 Tage ist das nun her. Mia zählt jeden einzelnen ohne ihre große Liebe. Es verstreicht keine Minute, in der sie nicht an ihn denkt. Ohne ihn weiter zu leben kostet sie so viel Kraft, als würde sie einen unbezwingbaren Berg erklimmen. Um ihm näher zu sein, hat sie Kontakt zu den Menschen aufgenommen, die seine Organe bekommen haben. Es hat ihr gut getan mit ihnen reden zu können. Einer von ihnen hat nicht auf ihren Brief geantwortet. Noah. Derjenige, der Jacobs Herz in sich trägt.


    Mia weiß, dass sie das nicht hätte tun dürfen, aber sie kann nicht anders und fährt zu dem Laden, in dem Noah arbeitet. Ein kurzer Blick auf ihn sollte genügen. Nur ein einziger. Sich wieder abzuwenden ist schwer, denn Noah ist einer der Menschen, die Licht ins Dunkel bringen. Und dann spricht er Mia an, bevor sie weglaufen kann.


    „In diesem Augenblick, als ich ihn so sehe, im Einklang mit dem Meer und der Sonne, spüre ich es wieder. Den deutlichen Sog dessen, was möglich ist.“


    „Mein Herz wird dich finden“ ist eine dieser berührenden Geschichten, die man so schnell nicht wieder vergisst. Mit Tränen in den Augen habe ich nicht nur die letzten Sätze des Romans gelesen, sondern auch schon viele davor. Worte, die Mias Traurigkeit und Melancholie wiedergeben und mich tief im Innern treffen.


    Und dann tritt Noah auf, dessen Leben ebenfalls von einem dunklen Schatten begleitet wird. Der gegen diesen Schatten ankämpft. Der mit Mut und voller Lebensfreude nach vorne schaut. Dem Tod von der Schippe gesprungen, genießt er sein Leben in vollen Zügen. Macht das, was ihm gut tut, was ihn glücklich macht, was sein Herz dazu bringt voller Tatendrang zu schlagen.


    Denke ich an Noah und Mia habe ich ein Bild vor Augen, auf dem Noah weit oben im Licht schwebt und Mia tief unten in der Dunkelheit schwimmt. Ich sehe Noah wie er ihr die Hand reicht und Mia, die zu ängstlich ist diese zu greifen, dann aber doch zupackt. Ist er in der Lage Mia wieder zum strahlen zu bringen? Auch, wenn er erfährt welche Verbindung zwischen ihnen besteht und dass Mia gegen seinen ausdrücklichen Wunsch gehandelt hat?


    „Komm zurück.
    Eine flehende Bitte an Jacob.
    Komm zurück.
    Worte, von denen ich wusste, dass sie das Unmögliche wollten.
    Komm zurück.
    Heute flüstere ich diese Worte – an die Sonne, die über dem Meer untergeht, an das Meer, das bewahrt, was ich heute erlebt habe. Und an Noah Thomas.“


    Jessi Kirbys Schreibe ist wundervoll. Einfühlsam, sanft und zaghaft. Vorsichtig, so wie Mia. Und zugleich energiegeladen wie Noah. Ohne dass sich ihre Schreibe verändert, entwickelt sich der Ton ihrer Erzählstimme passend zum Verlauf der Geschichte. Tief dringt sie unter meine Haut, lässt mich jeden Atemzug, jeden Herzschlag miterleben als sei es mein eigener. Lässt „Mein Herz wird dich finden“ Wort für Wort zu einem Herzensbuch werden.

    Sarah Kuttner mag ich. Ich mag ihre MTV Sendungen, ihre Twitter Posts, ihren Debütroman „Mängelexemplar“ (den zweiten Roman „Wachstumsschmerz“ fand ich extrem öde), ihr Auftreten und ihre rotzige Ironie. Nun hat sie einen dritten Roman veröffentlicht. Mit Meer und Hund und einer Protagonistin, die aus einem ziemlich verkorksten Elternhaus stammt. Klingt nicht wirklich besonders oder groß, ist aber von erstaunlichem Sog. Kuttner plappert nicht nur drauf los. Sie hat was zu sagen.


    Jules Leben kann einfach nicht in geraden Bahnen verlaufen, denn dank der Schattierung ihrer Kindheit hat es bereits in Schieflage begonnen. Mutter und Vater sind getrennt, Mutter kommt mit ihrem Leben nicht klar, ist aber meisterlich darin die Schuld auf Jule abzuwälzen, der Tochter ihre negativen Gefühle aufzudrücken. Besonders die Wut auf den Erzeuger und den Frust über die misslungene Erziehung. Irgendwann hat Jule so oft gehört, dass sie Schuld sei, dass sie sich tatsächlich schuldig fühlt. Frust gegen sich selbst baut sich auf. Frust, dem sie Luft machen muss. Z.B. durch Sex mit ihrem Chef. Ohne Gefühle, denn für Liebe und Geborgenheit hat sie ja ihren Freund Tim.


    „Und auch in Tim schlummert eigentlich Abneigung gegen Monika, denn Monika ist nicht nur eine arme Wurst, sondern eine arme Wurst, die ihre sechsjährige Tochter fest an der Hand hielt, als sie sich vor ein Taxi warf, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat, eine arme Wurst zu sein. Jemand, der auch die anderen halbgaren Selbstmordversuche nicht ohne Kinderpublikum über die Bühne bringen konnte.“


    Jule befindet sich in einer Spirale, die aus den Erwartungshaltungen der Eltern-Kind-Ebene entstanden sind, die von keiner Seite erfüllt werden können und zu Enttäuschungen führen. Die größte Enttäuschung ist Jule selbst. Das hat man ihr von frühen Kindesbeinen an so eingetrichtert und davon wegzukommen ist schwierig. Sie reitet sich immer tiefer hinein, in diese falsche Gefühlswelt, bis alles draufgeht. Ihr Alltag, ihre Beziehung, ihr Leben wie es bisher war. Ein Leben gefüllt mit Wut und Verachtung. Null Respekt für sich selbst. Ist es der große Knall, der ihr hilft den Dreh zu bekommen und von nun an besser zu leben? Besser mit sich selbst umzugehen?


    Ein Besuch bei ihrem Bruder Jakob in England soll ihr Klarheit bringen. Einsicht. Vielleicht sogar Heilung. Was als Flucht beginnt ist Jules Möglichkeit ihr Schneckenhaus zu verlassen. Den schützenden Panzer, den sie in all den Jahren aus den Worten der Verachtung, dem aufladen aller Schuld, der fehlenden elterlichen Liebe, um sich herum aufgebaut hat. Negative Erfahrungen sind schon so sehr zu ihrem Alltag geworden, dass deren fehlen sie durcheinander wirbeln würde. Zu dem Zeitpunkt weiß sie noch nichts von der heilenden Wirkung eines Hundes und dem vom Meer ausgehenden Gefühl der Ruhe.

    „Ich habe schon wieder kein Ziel, aber ein bisschen Bock auf einen Weg.“


    „180° Meer“ ist das Psychogramm einer jungen Frau, die ihr Leben lang mit Schuld und falschen Erwartungen gekämpft hat. Die von ihren Eltern regelrecht dazu benutzt wurde, damit diese all ihre negativen Gefühle auf ihr abladen konnten, um sich selbst nicht damit auseinander setzen zu müssen. Es zeigt, wie sehr wir in der Schublade leben, in die unsere Kindheit uns hinein gedrängt hat, beeinflusst durch die Liebe und Zuneigung unserer Eltern oder eben fehlen derselbigen.


    Sarah Kuttner erzählt diese Geschichte in einer Leichtigkeit, die von Hoffnung spricht. Die vermittelt, dass es nicht notwendig ist in unseren Schubladen zu verharren, sondern die Möglichkeit besteht, diese zu verlassen. Dies hat mit verzeihen zu tun und dem Wunsch nach vorn zu blicken. Ich finde es erstaunlich wie gut sie dieses Psychogramm zeichnet, wie klar Ursprung und Verlauf dargestellt werden.


    „Aus diesem Gefühl konnte vermutlich nur Verachtung erwachsen, und das ist es eben, was aus all den Jahren übrig geblieben ist: Verachtung. Für mich, weil ich nie stark genug war, um auf meine eigene Persönlichkeit zu bestehen, und für ihn, weil er es zugelassen hat.“


    Sprachlich bleibt sie sich treu. Ist direkt, ehrlich, haut raus, was sie denkt. Erzählt eine interessante Geschichte, ohne um den heißen Brei herum zu reden.


    Und das Ende des Romans? Ja das ist so, wie es sein sollte. Glaubwürdig, echt, realistisch. Gibt Raum zum Denken und der Frage in welcher Schublade wir vielleicht schon viel zu lange verharren und wann wir uns zum letzten Mal etwas Gutes getan haben. Zeit mit Hund. Oder eine Reise zum Meer.

    Rosalie weiß, dass ihre Vorstellungen von Liebe und Beziehung sehr romantisch und vielleicht etwas altmodisch sind, aber sie kann einfach nicht aus ihrer Haut. Auch nicht für ihren langjährigen Freund, der sich eine sportliche und gesundheitsbewusste Rosalie wünscht und keine, die für Schokolade und Kuchen schwärmt.


    Seit einigen Jahren ist sie die Besitzerin einer kleine Papeterie in St. Germain. Damit hat sie sich einen Lebenstraum erfüllt, denn die Postkarten, die sie dort verkauft, hat sie selbst gemalt. Kunst ist schon seit Kindertagen ihre große Passion. Umso mehr freut sie sich, als man sie fragt, ob sie das neue Kinderbuch des etwas eigensinnigen, aber sehr erfolgreichen Autors Max Marchais illustrieren möchte. Ihr Leben verläuft soweit gut, wenn da nicht vor kurzem dieser unverschämte Amerikaner in ihr Leben gestolpert wäre, der behauptet, dass Max' Geschichte vom blauen Tiger geklaut ist und deswegen für mächtig Trubel sorgt. Und dann ist da ja auch noch Rosalies Sehnsucht nach der großen Liebe.


    „Wenn Menschen, die einem etwas bedeuteten, fehlten, verloren merkwürdigerweise auch die Bücher an Bedeutung.“


    Steht der Name Nicolas Barreau auf einem Roman, ist dies die Garantie für eine romantische und herzliche Liebesgeschichte in schönstem Frankreich Ambiente. Romane, mit denen sich der Leser wohlfühlt und denen er, trotz kleiner vorhersehbarer Handlungsstränge, nicht überdrüssig wird. In „Paris ist immer eine gute Idee“ wird dieses wohlige Gefühl, das die Geschichte auslöst, perfekt abgerundet durch die angenehme, warm klingende Stimme von Sprecher Steffen Groth, der als erfahrener Schauspieler mühelos in die unterschiedlichen Figuren schlüpft.


    Figuren, die vom ersten Wort an die Sympathien des Hörers gewinnen. Rosalie, die ein wenig verträumt wirkt, ein gutes Herz hat und mit ihrer Sehnsucht nach Romantik und Liebe die perfekte Protagonistin für einen Liebesroman ist. Robert, der wie ein Wirbelwind in Rosalies Leben tritt und Max Marchais, ganz der geheimnisvolle und eigenwillige Schriftsteller. Jeder mit viel Persönlichkeit ausgestattet und von Barreau mit Herz kreiert.


    Nicht nur Paris ist immer eine gute Idee, sondern auch ein Hörbuch eines Romans von Nicolas Barreau, wenn man einen Liebesroman sucht, der von feiner, ruhiger Stimmlage geschrieben und einer eben solchen eingelesen wurde.

    Jesse DeLaney ist ein ganz normales Mädchen, das mehrere Jobs hat, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können und sich um ihren kranken Stiefbruder kümmert. Zumindest dachte sie das. Doch dann steht dieser gut aussehende Kerl vor ihrer Tür und will ihr das Schmuckstück abkaufen, das sich schon seit vielen Jahren im Besitz ihrer Familie befindet.


    Seit Shane Hayden in Jesses Leben getreten ist, gerät sie nur noch in Turbulenzen. Ihre Kette soll angeblich „Herz des Simurgh“ heißen und von so großer Bedeutung sein, dass gefährliche Männer versuchen es zu bekommen. Shane behauptet sie sei eine Winhexe und zu allem Überfluss gibt es eine unglaubliche Anziehung zwischen ihr und Shane, die Jesse ganz schön durcheinander bringt.


    Shane und Jesse sind zwei richtig tolle Protagonisten für ein Jugendbuch wie „Windfire“, das ich im Bereich Urban Fantasy ansiedeln würde. Shane unnahbar, arrogant wirkend, mutig, sexy. Jesse das hübsche Mädchen von nebenan, das sich, seiner Schönheit nicht wirklich bewusst, tapfer durchs Leben kämpft. Ein Protagonistengespann, das perfekt in das Setting passt, das eine interessante Kombination aus 1001 Nacht und Las Vegas ist. Die Spannung zwischen beiden ist so knisternd, so explosiv, dass sie dem Leser gefühlt aus jeder Seite entgegen springt.


    Von Autorin Lynn Raven hatte ich schon viel Gutes gehört, bisher aber noch nichts gelesen. Nun reihe ich mich ein in eine Kette von Fans, die ihre Romane verschlingen. Unbedingt will ich mehr von ihr lesen, denn trotz kleiner Schwächen, konnte sie mich absolut von ihrer Fähigkeit Geschichten zu erzählen überzeugen. Meine Kritikpunkte am Buch sind kleinere Logikfehler, die sich anfühlten, als habe man Teile aus dem Text gestrichen, und eine gewisse Vorhersagbarkeit der Handlung, die zum Teil aber auch durch richtig spannende Ereignisse ausgeglichen werden kann.


    Sprachlich befinden wir uns auf einer leicht verständlichen Ebene. Manche Dialoge wirken ein wenig banal. Darüber hinwegzusehen war für mich kein Problem, denn die Charaktere des Romans haben mich so sehr eingenommen, dass ich einfach gerne meine Zeit mit ihnen verbracht habe.


    Lynn Raven konnte mich mit ihrem Roman „Windfire“ als neue Leserin gewinnen. Rasante Action, die ich mir auch gut als Verfilmung vorstellen könnte, und zwei Protagonisten die, wie ihre Elemente Wind und Feuer, für viel Wirbel sorgen und sich immer nah am Rand der Gefahr bewegen, machen dieses Jugendbuch des Genres Urban Fantasy zu einem unterhaltsamen Roman, den ich gern gelesen habe.

    Penny Lane Rogers, Buchhändlerin, Romantikerin und Jane Austen Fan. Etwas tolpatschig in Beziehungsdingen, impulsiv und in der Lage am Glück vorbei zu schauen. Eben diese junge Dame legt sich abends ins Bett mit dem Wunsch, dass Jane Austen zu ihr kommen und ihr in der Liebe unter die Arme greifen möge. Gewünscht, geschehen. Am nächsten Morgen erwacht Penny Lane neben einer zunächst fremd scheinenden Frau, die sich nach eingehender Betrachtung als ihr großes Idol Jane Austen herausstellt. Und nun?


    Ich habe zu „Jane Austen bleibt zum Frühstück“ gegriffen, weil ich eine pfiffig fluffige Geschichte mit Humor gesucht habe. All das habe ich bekommen und noch ein klein bisschen mehr.


    Manuela Inusa lässt (die arme) Jane Austen mal eben fast 200 Jahre in die Zukunft springen. Kein Wunder, dass sie dort zunächst Orientierungsschwierigkeiten hat. Eine Kutsche ohne Pferde? Diese seltsame Sprache. Und Frauen in Hosen!! Mit viel Charme und Humor lernt Jane das 21. Jahrhundert kennen, findet sich erstaunlich schnell dort zurecht und bleibt trotzdem sie selbst. Die Figur der Jane Austen ist von der Autorin liebenswert und charismatisch kreiert und wirkt dabei so echt, dass ich ein bisschen das Gefühl hatte, die historische Figur Jane Austen zu begleiten. Auch Penny Lane ist eine ganz sympathische Protagonistin. Ebenso ihre durchgeknallten, Beatles verrückten Eltern.


    Im Zentrum der Geschichte stehen die besondere Freundschaft der beiden Frauen, die auf einer Wellenlänge harmonieren, obwohl eigentlich eine so große Zeitspanne zwischen ihnen steht. Beide wünschen sich sehnlichst ihre Ziele erfüllen zu können. Jane, als Autorin erfolgreich zu sein, Penny Lane, die große Liebe zu finden. Gemeinsam kommen sie ihren Wünschen näher.


    Die Schreibe der Autorin ist locker und flüssig. Problemlos springt sie sprachlich zwischen der Ausdrucksweise des 18. und der des 21. Jahrhunderts hin und her, entwickelt damit eine starke Glaubwürdigkeit ihrer Charaktere und gibt ihrem Erzählton eine gute Würze.


    Mit viel Liebe herausgearbeitete Figuren und eine heimelige Atmosphäre, sowie die passende Prise Humor, sorgen für ein wohliges Lesegefühl. „Jane Austen bleibt zum Frühstück“ ist der geeignete Roman, um sich das Wochenende mit Tee, Sofa und Buch um die Ohren zu schlagen.

    Die vielen Leben der Amory Clay


    Amory Clays Leben ist schon immer etwas anders, als das der anderen. Auf Wunsch des Vaters, der später versucht sie mit in den Tod zu reißen, weil er Angst hat allein zu sterben, bekommt sie als Baby diesen androgynen Namen, der für Amorys Gegenüber nicht immer eindeutig als männlich oder weiblich einzustufen ist. Eine Unklarheit, die ihr im späteren Leben zu Gute kommt, denn einer Frau ist es weder in den 30er, noch 40er oder 50er Jahren einfach als Fotografin zu arbeiten. Wird dieser Beruf doch größtenteils von Männern ausgeübt und auch als patriarchalisches Domizil betrachtet.


    Doch Amory lässt sich nicht beirren, hat ihr Ziel klar vor Augen, weiß auch nicht, was sie sonst machen soll, denn außer zum Fotografieren fühlt sie sich sonst zu nichts berufen. Ihr Onkel Greville, in den sie sich unsterblich verliebt, bietet ihr die Möglichkeit erste Erfahrungen als seine Assistentin zu sammeln und verschafft ihr durch finanzielle Unterstützung ein Sprungbrett, das ihr eine erste Reise ins Ausland ermöglicht. Gesellschaftsfotografie ist nichts für sie. Sie will heraus stechen, mit ihren Fotos auffallen, später etwas damit bewirken. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie noch keine 25 ist, als sie in ihren ersten Skandal verwickelt ist und später als Kriegsberichterstatterin in Vietnam lebt.


    „'Du bist sehr impulsiv, Amory, weißt du. Unglaublich eigensinnig.'
    'Unglaublich dumm.'
    'Ja, so kann man es auch ausdrücken. Das könnte dir im Leben noch Schwierigkeiten einbringen.'“


    Wer sich nicht getraut hat, zuzugeben, dass er die Fotografin Amory Clay nicht kennt, deren Namen noch nie zuvor gehört oder eins ihrer Fotos gesehen hat, der darf beruhigt aufatmen, denn obwohl der Roman wie eine Biografie aufgebaut und perfekt mit historischen Ereignissen verwoben, sowie mit Fotografien ausgestattet ist, die wohl überlegt für Untermalung der Geschichte sorgen, ist die eigensinnige Britin eine Boyds Fantasie entsprungene Figur. Wie es ihm gelungen ist so stark, so lebhaft, so authentisch als Mann die Perspektive einer Frau darzustellen, ist für mich ein Rätsel, aber völlig faszinierend. Ich habe nicht das Gefühl einer erfundenen Gestalt nachzurennen, sondern meine Zeit tatsächlich mit Amory Clay zu verbringen, deren Beschreibung ihres Lebens einen unglaublichen Sog entwickelt.


    Bis ins kleinste Detail ist die Figur der Amory Clay durchgeplant. Ihre verschiedenen Entwicklungsstadien, vom jungen Mädchen mit schier unerreichbarem Ziel vor Augen, das im Schatten bedeutender Männer lebt und sich erst einmal verlieren muss, um sich selbst zu finden. Von der jungen Frau, die verschiedene Wege gehen muss, um auf den richtigen zu gelangen, denjenigen, der ihr ein gewisses Maß an Glück beschert, denn für volle Glückseligkeit trägt sie einfach zu viel Melancholie in sich. Ein Erbstück ihres Vaters, was soll sie dagegen tun? Bis hin zur Frau, die so viel Leben in sich aufgenommen hat, dass sie diesem irgendwann überdrüssig wird.


    „'Wir alle sehen die Welt mit eigenen Augen. Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Genau darum geht es ja im Grunde – wir alle haben eine eigene, einzigartige Sichtweise.'“


    Mir war Boyd bisher nur vom Namen bekannt. Doch nun möchte ich gerne weitere Werke des Autors lesen, der mich beeindruckt hat mit seinem Vermögen solche eine polarisierende Figur zu entwerfen und zeitgleich einen Roman zu schreiben, der Fotografie bzw. die Möglichkeit mehr in einem Menschen zu sehen, als der erste Blick vermag, aufzuzeigen. Damit schafft er zwischen den Zeilen die Verbindung zur Arbeit eines Schriftstellers, der ebenso Szenen erkennt, wo andere vorbei schauen und diese so zu inszenieren, dass etwas daraus entsteht. Dass sie lebendig und zu einem großen Ganzen verflochten werden.


    „Die Fotografin“ ist der einnehmende Roman über eine Persönlichkeit von großer Präsenz. Sprachlich an die darin angestimmte Atmosphäre angepasst, mit wechselwirkenden Stimmungslagen ausgefüllt, war es für mich der pure Genuss, Amory Clay auf ihrem Lebensweg zu begleiten.

    Dante Walker ist Seelensammler. Sein Boss ist der Teufel. Sein Auftrag: die Seele von Charlie Cooper. Binnen 10 Tagen. Für Dante eigentlich kein Problem, denn er ist einer der besten in seinem Job. Er ist so gut, dass ihm mit Ablieferung von Charlies Seele eine Beförderung bevorsteht. Lässig geht er an die Sache heran. Wer hoch steigt, kann tief fallen. Irgendetwas stimmt mit der abgedrehten Charlie nicht.


    Was es ist, kann sich Dante nicht erklären. Auch nicht, warum er dieses nerdige Mädchen mit der Brille, den schrägen Freunden und dem mangelnden Selbstbewusstsein mag. Und als ob ihm das nicht genug zu denken geben würde, hat er auch noch das Gefühl, dass er und Charlie verfolgt werden. Doch Dante wäre nicht Dante, wenn er nicht auch diese Probleme aus der Welt schaffen könnte. Oder …?


    Ich muss gestehen, ich habe es Dante nicht leicht gemacht. Mein Wunsch war es einen richtig lässigen Roman mit einem coolen Macho vorgesetzt zu bekommen, der mich locker unterhält und mit rasanter Spannung durch die Geschichte zieht. Uff … gar nicht mal so wenige Anforderungen, die ich gestellt habe und die von Victoria Scott tatsächlich auch nur zum Teil erfüllt werden konnten.


    Kommen wir zunächst zu den Figuren. Dante ist ein cooler Typ. Ein Bad Boy. Keine Frage. Aber er kann auch richtig nett sein. Nicht nur, um sein Ziel zu verfolgen, sondern auch, weil es in ihm steckt. Hallo??! Er arbeitet für den Teufel. Wo ist sein mieser Charakter? Sein Faible für düsteres und Dunkelheit? Dass irgendwo in ihm ein guter Kern steckt, war klar, sonst wäre er kein Jugendbuchheld geworden, aber diesen zu offenbaren hat Victoria Scott meiner Meinung nach etwas zu voreilig gehandelt. Mit der guten Charlie bin ich leider so gar nicht richtig warm geworden. Bei beiden Protagonisten hätte ich mir etwas mehr Umfang bei der Ausarbeitung der Charaktere gewünscht.


    Die Handlung ist ganz nett, man liest sich schnell durch, aber die große überraschende Spannung fehlt leider so ein bisschen. Ich habe permanent auf das gewisse Quäntchen Salz in der Geschichte gewartet, das leider ausblieb. Erst zum Ende des Romans hin, erreicht die Story das Tempo, das ich mir von Anfang an gewünscht hätte.


    Victoria Scott hat mich mit „Dante Walker. Seelensammler“ ganz nett unterhalten. Der gewünschte Suchtfaktor ist jedoch leider ausgeblieben. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es Leser gibt, die einen besseren Draht zu Dante und Charlie und damit auch viel Freude am Roman finden werden.

    „Die Traumknüpfer“ ist das spannende, von Magie und Geheimnissen durchzogene Debüt, der jungen deutschen Autorin Carolin Wahl. Den Inhalt dieses Romans zusammenzufassen fällt mir etwas schwer, denn wichtige inhaltliche Details werden dem Leser erst nach und nach offenbart und ich möchte der Autorin hier nicht vorweg greifen.


    Zu Beginn macht der Leser Bekanntschaft mit zwei Hauptfiguren des Romans. Naviia, einem Clanmädchen aus dem Wintervolk, und Kanaael, dem Thronfolger der Sommerlande. Beide ahnen, dass sie über besondere Fähigkeiten verfügen, doch etwas genaues wissen sie nicht, denn zu ihrem eigenen Schutz hat man sie jahrelang in Unwissenheit gehalten.


    Als Naviias Vater getötet wird, ändert sich plötzlich alles. In seinem Tagebuch entdeckt sie das Geheimnis, das sie schon so lange in sich trägt. Von nun an befindet sie sich ebenfalls in Gefahr, denn machtgierige Menschen trachten ihr nach dem Leben. Auch Kanaaels Geheimnis wird gelüftet. Mit diesem neuen Wissen ausgestattet, macht er sich auf eine lange Reise voller Gefahren, während irgendwo Undinaa – halb Mensch, halb Göttin – im Schlaf über die vier Jahreszeiten Länder wacht. Wird dieser Schlaf bedroht, so dass die Halbgöttin aufwacht, wird ihr Traum in etliche Splitter zerfallen, die dem Besitzer eines solchen unvorstellbare Macht verleihen.


    720 Seiten umfasst dieses Fantasywerk. 720 Seiten, die ich innerhalb von zwei Tagen verschlungen habe. Autorin Carolin Wahl schreibt in ihrer Danksagung darüber, dass sie vier Jahre an dem Text gearbeitet und ihn etliche Male überarbeitet hat. Eine Arbeit, die sich wirklich gelohnt hat, denn diese intensive Mühe macht sich an der Qualität von Text und Handlung deutlich bemerkbar.


    Ich fliege geradezu durch die Geschichte, die einen so straffen Spannungsbogen hat, dass ich gar nicht bemerke, wie die Zeit vergeht. Immer wieder wirft Carolin Wahl neue Geheimnisse ins Geschehen, lässt den Leser gar nicht zur Ruhe kommen und kann das Interesse problemlos über diese vielen Seiten halten. Die Grundidee des Romans ist nichts ganz Neues, noch nie dagewesenes, aber so gut umgesetzt, dass der Leser gar nicht auf den Gedanken kommt, irgendwelche Vergleiche zu ziehen, was meiner Meinung nach wieder sehr für die gute Schreibe der Autorin spricht.


    Die von ihr kreierten Figuren sind sympathisch, einnehmend und von dem Kaliber, wie sie in solchen Heldenabenteuern gebraucht werden. Ebenso stark ist der Roman mit Schurken und Bösewichten ausgestattet, die für reichlich Belastung des Nervenkostüms sorgen.


    Wenn ich eine klitzekleine Kritik aussprechen könnte, dann ist es die Tatsache, dass der Leser das für den Handlungsverlauf wichtige Geheimnis, die Idee des Begriffs „Traumknüpfers“ und die damit verbundenen Hintergrundinformationen erst relativ spät erfährt. Ich kann so etwas immer schlecht aushalten, viele andere Leser mögen es aber gern, weil so natürlich auch eine große Spannung entsteht.


    Alles in Allem hat mir „Die Traumknüpfer“ sehr gut gefallen. Mit Spannung habe ich die Geschichte verfolgt, die vom Verlag mit einem so hübschen und passenden Cover ausgestattet wurde. Ich habe das Buch schon mehrfach weiterempfohlen und hoffe, dass Carolin Wahl für ihre gründliche und wirklich beachtliche Arbeit mit vielen begeisterten Lesern belohnt wird.